HorsingAround hat geschrieben:
Bringt ihr eurem Pferd zur Liebe viele Opfer, oder bekommt ihr Alles, was euch wichtig ist, unter einen Hut? Geht das ohne Stress?
Ich empfinde es ehrlich gesagt eher so, dass ich Zeit für mein Pferd oder für andere Hobbys, die mir auch noch Freude machen würden, für den Frieden mit meiner Chefin und meinem Ehemann sowie für die Aufrechterhaltung eines Minimums an freundschaftlichen Beziehungen opfere.

Ich liebe meinen Mann und mache auch meinen Job sehr gern, aber wenn ich auf niemanden ausser mir Rücksicht nehmen würde, hätte ich noch mindestens 3 weitere abendfüllende Hobbys. Früher bin ich wochentags nie vor 10 nach Hause gekommen, weil ich immer was los hatte, das habe ich nun meinem Mann zuliebe eingeschränkt, der sähe mich sonst kaum.
Mein einziges Opfer fürs Pferd, das ich wirklich so empfinde, ist dass ich wegen der Springstunde am Samstagmorgen nicht ausschlafen kann.
Mein Alltag mit Pferd hat sich etwas entspannt, seit ich eine RB habe, die zwei Mal die Woche kommt. Es hat mich zuvor zwar nicht gestresst, jeden Tag zum Pferd zu gehen, aber im Haushalt und so ist halt schon einiges auf der Strecke geblieben, obwohl mein Pferd in Vollpension steht. Nun gehe ich an diesen Tagen sehr selten noch zum Pferd, sondern scheffle dann die Überstunden, die bei meinem Vollzeitjob in der Regel 1x die Woche nötig sind, kaufe in einem richtigen Laden und nicht bloss an der Tankstelle ein

, mache etwas mehr im Haushalt, koche richtig oder tue etwas, wofür ich mir sonst keine Zeit nehme, z.B. ausgiebig in der Stadtbibliothek schmökern, zum Baden an den See gehen usw.
Sonst versuche ich, wann immer möglich, das Pferd in meinem Tagesprogramm unterzubringen. Nötigenfalls indem ich früher aufstehe und vor der Arbeit reiten gehe. Ich muss spätestens um viertel vor neun im Büro sein, das reicht gerade für einen kurzen Ritt oder für Bodenarbeit. Das klappt aber leider nur einmal pro Woche, danach fehlt mir der Schlaf und ich komme nicht mehr rechtzeitig aus dem Bett. Ich bin eine Nachteule und kein Frühaufsteher.
Ausserdem geniesse ich den Vorteil, dass ich bis zu 2 1/2 Stunden Mittagspause machen kann und mit dem Auto vom Büro aus in 20 Minuten im Stall bin. Das reicht gerade um einen einstündigen Ausritt zu machen, was gerade im Winter super ist, da ich weder Halle noch Reitplatz in unmittelbarer Stallnähe habe. Zum Mittagessen gibt dann ein Sandwich im Auto. Das ist nicht jedermanns Sache, mir machts nichts aus.
Der klassische Arbeitstag mit Pferd sieht bei mir so aus:
7.20 Aufstehen
7.30 Aus dem Haus (ja, nur 10 Minuten, manchmal auch noch weniger)
8.15 Büro
17.00 Feierabend
18.00 im Stall
20.30-21.30 bin ich meistens wieder zu Hause
Um Mitternacht ist dann Schlafenszeit
Habe ich da Auto, bin ich früher zu Hause, mit ÖV wirds später, das stört mich aber nicht, weil ich im Bus und Zug dafür Zeit zum Lesen habe.
Abendessen gibt es halt erst spät und teilweise hat mein Mann dann schon gegessen, wenn ich nach Hause komme. Er musste sich damit abfinden, dass ich mit Pferd nicht bereit bin, wegen des Abendessens um 18.30 zu Hause zu sein. Inzwischen haben wir "Kochwochen" eingeführt und das funktioniert sehr gut. Jeweils eine Woche lang bin ich oder er an der Reihe mit Einkaufen, Kochen, Tisch decken, Abräumen und Abwaschen. Die andere Woche hat man frei und muss essen, was auf den Tisch kommt.

Einzige Regel: Wer in seiner Kochwoche an einem Abend wg ist oder spät heimkommt, muss zumindest dafür sorgen, dass der andere trotzdem was zu Essen findet. Direkte Arbeitsteilung hat mit dem Pferd nicht mehr funktioniert, hat aber auch davor schon immer für Diskussionen gesorgt.
Ich haushalte sehr pragmatisch: Ich bügle die Wäsche nicht, ich putze was im Bad, wenn ich eh grad dort bin und es mich stört, gestaubsaugt wird, wenn Staub liegt, nicht prophylaktisch. Mir reicht das. Für meinen Mann, der vom perfekten Haushalt träumt und schon lange sagt, er würde gern als Hausmann zu Hause bleiben, mache ich hingegen wirklich nur das Minimum.
In der Regel schaffe ich es an 4-5 Tagen zum Pferd. Aber klar: Manchmal gibt es einfach Wochen, wo so viel läuft, dass das Pferd zu kurz kommt. Das stört mich allerdings mehr als das Pferd. Die ist im Offenstall mit ihren Kumpels auch so glücklich und Fressbremse sei Dank muss ich mir ums Übergewicht auch keine grossen Sorgen mehr machen. Fast am regelmässigten klappte es mit dem Reiten tatsächlich im Winter. Über Mittag will keiner was von mir und Carsharing in Büronähe sei Dank habe ich auch immer ein Auto zur Verfügung. Aber an Hitzetagen im Sommer ist das keine Option.
Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden damit, wie es läuft. Ich muss mir nur bei weiteren Hobbywünschen wie Katze, Aquarium, Yoga, Chor und Klavierunterricht sehr genau überlegen, in wie weit das mit meinem Leben tatsächlich vereinbar ist. Ich habe die Hoffnung, dass jetzt, wo wir dann ein eigenes Auto haben, etwas mehr drinliegt.
