Eigenregie, Selbstversorger

Moderator: Sheitana

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Abendsonne

Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Abendsonne »

Mich würde es interessieren, ist nun die Haltung zweier Pferde, oder eines Pferdes mit 1 Einsteller in Eigenregie, also zuhause am Hof
kostengünstiger
als das Einstellen in einem Pensionsstall?

Speziell in meinem Falle, es ist zwar noch meilenweit weg und finanziell sowieso derzeit nicht der Rede wert, interessiert mich, wie ihr das so gemacht habt, sind hier Leute dabei die keinen Hof fertig gekauft haben, sondern erstmal einen kleinen Stall mit 2 Boxen und einem "Vorplatz", eine Art kleiner Paddock gebaut haben?
Ich steuere gedanklich die Weidefläche gegenüber unseres Grundstückes an, das wäre 1 Hektar für 2 Pferde. Ich möchte nicht mehr, weil eben die Weidefläche so klein ist und weil ich ursprünglich einfach mein nächstes Pferd am Hause haben will und da entweder 1 Pferd und 1 Pony einziehen sollte, oder 1 eigenes und 1 Einstellerpferd. Das muss dann schon passen, es müsste ein einfach gestrickter Einsteller sein, der weder Halle noch Reitplatz braucht.
Wie sind da so eure Erfahrungen? Ich denke, wenn man die Arbeit wegrechnet, kommen da keine 250 Euro im Monat reine Haltungskosten vor, so wie es in einem Stall der Fall ist, da zahlt man ja bei uns in der Gegend 200 Euro aufwärts... Das ist spottbillig für manche, in meinem Fall aber nicht.
Ich bräuchte Heu, Stroh, Wasser, Strom, Späne, Kraftfutter je nach Arbeitsleistung des Pferdes und alle 8 Wochen nen Schmied und den TA für Impfungen und Wurmkuren.
Das wären die Fixkosten.
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Muriel
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Muriel »

Ein nicht unerheblicher Teil sind die Erstellungskosten für das ganze Drumherum, wenn da nur nackte Wiese ist. Sprich, Zaun, Wassertank? Bottiche, Stromgerät, Weidehütte, Unterbau, Futterbehälter, viele Kleinigkeiten wie Mistgeräte, Schubkarren, Gabeln, allgemeines Werkzeug... Wenn man dann noch eine Weidehütte aufstellen muss, ist man schnell bei ein paar Tausend Euro, die man ja auch wiederum monatlich umlegen muss.

du wirst ein Heulager brauchen und eine Möglichkeit zur Mistlagerung/Abtransport.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
Abendsonne

Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Abendsonne »

Ja Mistabtransport weiß ich schon, nimmt ein Bauer im Nachbardorf. Heulager wird dann warscheinlich unsre Maschinenhalle. Da mein Mann Landwirt im Nebenerwerb ist, haben wir einen Traktor mit Frontlader und Gabel. Maschinen hat auch sein Bruder.
Stjern
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Stjern »

Was schnell Geld kostet, sind Drainagearbeiten, Befestigungsarbeiten. Oberflächenbelege wie Matten, Kies, ggf. Randbefestigungen.
Kommt auf den Untergrund des Grundstueckes an, wieviel da anfällt an solchen Arbeiten.
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Cate
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Cate »

Erst mal klären, ob auf dieser Weidefläche überhaupt eine nicht-landwirtschaftliche Tierhaltung erlaubt ist!
Auch wenn dein Mann Nebenerwerbslandwirt ist, bedeutet das nicht unbedingt, dass ihr Zäune und Unterstände, von Bodenbefestigung gar nicht zu reden, bauen dürft, besonders der sog. "Außenbereich" ist heikel.
Wie Muriel schon schreibt, gehen Zäune, Unterstand, Heuraufe, Wasserversorgung und Bodenbefestigung richtig ins Geld, und auch die Instandhaltung kostet jedes Jahr Geld (und leider beginnt die meist direkt nach der Errichtung ... :roll: ).
Wenn ihr das Grundstück über deinen Mann pachtet, fallen zusätzliche Kosten für TSK und BG an, und vermutlich auch in der Betriebshaftpflicht.
Mistlagerung ist ein weiterer Kostenpunkt, den Mist einfach nur auf die Weide kippen ist nicht erlaubt :nix:
Dazu dann der "Kleinkram" wie Schubkarre, Heunetze, Mistgabel, Schaufel, Besen, Mistboy, Bottiche, Eimer .... und dann kommen dazu die Kosten für Futter und Einstreu, TA, Hufbearbeitung usw.
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
Wallinka
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Wallinka »

Nach mehreren Jahren in Eigenregie kann ich sagen: Es ist definitiv nicht günstiger, wenn man alles mit einrechnet, es hält sich ungefähr die Waage, nur das man die ganze Arbeit selber machen kann. Ich bin kein Reiter, ich bin einfach gern mit den Pferden zusammen, insofern ist das für mich ok. Und man sollte die Arbeit nicht unterschätzen, auch mit gutem Gerät geht da mehr Zeit drauf, als man vorher einplant. Und vor allem geht immer was kaputt, wenn man grad keine Zeit dafür hat (Stromgerät, ein "Kurzer" im Zaun, Zaunpfähle......) es aber nicht warten kann.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Lottehüh
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Lottehüh »

Eine ehemalige Stallkollegin bekam mal von Papa zu Ostern nen eigenen Stall.

Der war schon fertig. Der Kaufpreis lag bei 50.000 EUR.

Ich hab mir das mal durchgerechnet. Heu und Stroh muss sie ja trotzdem noch zukaufen. Bei einer Stallmiete von 200 Eur ist ja (bei usn zumindest) oft so, dass man rechnet ca. 100 EUR für’s Pferd und 100 Eur für Heu, Stroh, Strom, Wasser etc.. Ich zahle tatsächlich im Monat 100 EUR pro Pferd (ich mache alles selbst, einschließlich Zaun- und Stallreparaturen bzw. -umbau, Werkzeuge bzw. Mistzeug sind eigene Sachen – ist quasi wie gepachtet, Heu uns Stroh wird extra gezahlt) und habe zwei Pferde habe, muss ich 20,8 Jahre lang zwei Pferde halten, nur um finanziell „gleich“ raus zu kommen. Klar habe ich jetzt bei uns am Stall auch schon im vierstelligen Bereich investiert und es gehört mir nicht, aber dafür kann ich gehen, wenn irgendwas nicht passt. Und ich musste nicht die Stallmiete für 20,8 Jahre im Voraus bezahlen.

Ich finde es an sich schön, die Idee die Pferde am Haus zu halten, aber ich denke, finanziell bringt es definitiv kein Einsparpotential. Und einen Einsteller zu finden, wird dann auch nicht so einfach sein. Vielleicht jemand mit nem Rentnerpferd. Nicht, dass es Reite rmit solchen Bedürfnissen nicht gibt, aber ich kennen eine, bei der war ich selbst mal Einsteller. Wir haben uns getrennt, weil mein Pferd ihrer Meinung nach zu viel gegessen hat – andres Thema. Aber ich weiß, dass sie immer Probleme hatte, jemanden zu finden, weil sie gar keine Arbeitsmöglichkeit hatte. Du bräuchtest glaub schon wenigstens einen mitbenutzbaren Platz irgendwo in der Nähe. Oder einen befestigten Schlechtwetterpaddock, der groß genug ist.

Gut, Du hast das Land (zum teil) schon, ich weiß nicht, wie viel Du tatsächlich investieren musst, aber wie andere schon schrieben ist Bodenbefestigung ein Fass ohne Boden, Zäune gescheit bauen usw. kostet alles Geld. Wird bei Dir sicher keine 50.000 EUR werden, aber es wird sich schon einiges zusammenleppern. Wie gesagt, ich find’s gut, aber finanzielle Vorteile wirst Du nicht haben.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Cate
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Cate »

Hier gabs übrigens schonmal ein ähnliches Thema :-)

EDIT - und hier auch viewtopic.php?f=10&t=6478
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

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J.H.
Remonte
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von J.H. »

Es ist niemals günstiger, als im pensionsstall. Never!!!!! Man denkt das immer so. Auch ich hätte mein Pferd für den Kaufpreis des Stalls für gut 11 Jahre in einen pensionsstall stellen können, wenn ich sehr großzügig mit 300 Mäusen/Monat gerechnet habe. Und da waren noch keine monatlichen laufenden Kosten dabei. Das muss man erstmal reinholen. Zum reiten kam ich vor lauter Nebenarbeiten wesentlich weniger, als im pensionsstall. Mein reitplatz war nur im Frühjahr / Sommer nutzbar. Ansonsten konnte ich mit den Pferden entweder nix machen, oder nur Gelände, oder eben in den örtlichen reitverein eintreten (wieder Kosten).

Dann geht eben auch mal was kaputt, was dann JETZT UND SOFORT repariert werden muss. Kostet auch immer mal wieder Geld. Traktorreifen platt: vorne 100 EUR, hinten locker 500 EUR, je nach Modell. Da kann man dann nicht sagen, och das Mach ich wenn ich Geld hab, sondern das muss sofort gemacht werden, weil man braucht das Teil ja regelmäßig. Dach undicht? Muss sofort gemacht werden, weil eben sonst alles nass wird. Je nach Größe sind da locker mal gschwind n paar Tausender weg.

Vieles kann man als Frau nicht alleine machen/reparieren. Auch wenn man begabt ist. Dann muss man entweder ständig jemanden bitten, zu helfen, oder eben jemanden dafür bezahlen.

Alles sehr aufwändig und anstrengend. Muss man wollen.

Ich hab die SV aufgegeben nach 10 Jahren. Hatte die Nase voll.

Wobei es natürlich auch wesentliche Vorteile gibt in der SV. Keine frage.

Aber wenn man glaubt, man käme günstiger weg...... Vergiss es. Kostet genausoviel wie pensionsstall oder sogar mehr.....
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Berry
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Re: Eigenregie, Selbstversorger

Beitrag von Berry »

Also bei mir ist es definitiv günstiger! Ich könnte mir im Pensionsstall niemals 4 Pferde leisten, nicht mal 2!
O.k., ich hatte die Gebäude schon auf dem Grundstück, drei große Scheunen. Und natürlich kommt mit den Jahren immer etwas dazu wie z.B. der Reitplatz oder neues Zaunmaterial. Aber ich sehe das wie beim Hausbau, es steigert den Wert vom Grundstück und es gehört mir, ich kann damit machen was ich will! Für so etwas spare ich jeden Monat etwas und größere Anschaffungen dauern dann eben mal ein paar Jahre, bis die verwirklicht werden.
Die laufenden Kosten sind nicht mal ein Bruchteil von dem, was ich im Pensionsstall zahlen müsste! Ich lege jeden Monat das Geld weg, das mich EIN Pferd dort kosten würde und das reicht locker für Futter und auch mal für eine Rolle Litze oder ein paar neue Isolatoren. Meine Zaunpfosten habe ich vor über 20 Jahren gekauft, die sind aus Kunststoff und "unkaputtbar". Die sind schon lange "abbezahlt" und sehen noch aus wie neu, halten also garantiert nochmal so lange. Zaunbänder und Isolatoren musste ich schon ein paarmal erneuern, aber sooo teuer sind die auch nicht. Schubkarren, Geräte, Dünger usw. ist auch ein viel kleinerer Betrag im Jahr, als mich die Pferde im Pensionsstall kosten würden.
Natürlich relativiert sich das, je mehr Pferde man hat. Wenn ich nur ein Pferd habe und im Pensionsstall 300 Euro zahlen würde, habe ich natürlich weniger Geld "gespart", als wenn ich vier habe und 1200 Euro zahlen müsste, da ist dann noch viel übrig bei Eigenhaltung.
Wenn man alles komplett neu bauen muss, also Stall, Heulager, Befestigung usw., das ist schon erst mal ein "Batzen". Sehe ich jetzt, wir bauen nach unserem Hofbrand endlich alles neu auf und bei den Angeboten schlackern mir echt die Ohren :shock: Dafür könnte ich alle vier Pferde viele Jahre im Pensionsstall einstellen ;) Aber das ist für mich keine Option. Zu entscheiden, was, wann und wie viel meine Pferde fressen, wann und wie lange sie auf die Weide dürfen, nicht irgendwelche Kompromisse eingehen zu müssen, weil es z.B. kein gutes Heu gibt usw. und überall "mein eigeren Herr zu sein" ist mir das Geld wert! ;)
Ursprünglich eigenen Sinn lass dir nicht rauben! Woran die Menge glaubt, ist leicht zu glauben.
Wolfgang von Goethe aus: Zahme Xenien
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