Ohne Pferd

Moderator: Stjern

Abendsonne

Ohne Pferd

Beitrag von Abendsonne »

Hallo, ich steh jetzt kurz davor mein Pferd einschläfern zu lassen (27 Jahre).
Sie ist mein 1. eigenes Pferd gewesen und ich hatte sie fast 12 Jahre lang.
Ist hier jemand, der auch sein Pferd verloren hat und dann ohne dastand?
Sie war mein Kindheitstraum und ein Leben ohne Pferde kann ich mir nicht vorstellen.
Ich weiß aber, dass ich mir kein weiteres Pferd im Moment leisten kann. Weder finanziell noch zeitlich.
Wie war das bei euch, ist doch ein doofes Gefühl? Die andren reiten zu sehen und selber nicht zu können...

Ich weiß, dass ich ab und zu das Pferd meiner Tante reiten darf (was die Tochter meiner Stute ist, was mir widerum bestimmt die erste Zeit auch noch das Herz in die Hose rutschen lässt, weil es mich an meine Stute erinnert), aber das alles ist ja nicht das selbe!

Wie ging es euch in dieser Phase
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Maxima
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Re: Ohne Pferd

Beitrag von Maxima »

Erstmal wünsche ich Dir viel Kraft für diese schwere Entscheidung!

Ich war nach 15 Jahren mut insgesamt 3 eigenen Pferden dann 5 Jahre ohne, aus Zeit- und Vernunftgründen. Es war einfach furchtbar, ich hab mich in tausend andere Sachen gestürzt, hab mich trotzdem immer wie ein Tiger im Käfig gefühlt, hab aber nue recht begriffen daß da wirklich nur die Pferde fehlen. Jedem Feldweg hab ich im Auto nachgeschaut, mir vorgestellt drauf entlangzureiten, mir nach jedem Pferd den Kopf verdreht.
Also ich weiß inzwischen daß ich definitiv nicht ohne Pferde kann, und dabei geht es gar nicht ums Reiten, sondern um das Wesen der Pferde selber, um das innige Zusammensein mit ihnen.
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Liebe Grüße
Ulla

Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben. (Mark Twain)

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Abendsonne

Re: Ohne Pferd

Beitrag von Abendsonne »

Ja das fürchte ich auch so. Meine Stute konnte man auch nicht mehr so oft reiten und eigentlich nicht so, wie ich es mir immer vorgestellt hab. Aber eine prima Seelentrösterin (nebst den schönen, wenn auch anstrengenden Ausflügen hoch zu Ross mit ihr), war sie mir allemal. Sie hat mich durch eine sehr schwere Zeit geschaukelt und ich hab wirklich viel von und mit ihr gelernt.
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Fionnlagh
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Re: Ohne Pferd

Beitrag von Fionnlagh »

Es tut mir sehr leid, dass du dein Pferd einschläfern lassen musst! :(
Viel Kraft dafür wünsche ich dir! :hug:

Ich hab den größeren Teil meines Lebens ohne Pferde verbracht anstatt mit. Als Kind durfte ich nicht reiten und habe in Fantasien geschwelgt wie es wohl sein könnte. Als ich mich dann mit 13 oder 14 doch mal durchgesetzt hatte und 10 Reitstunden geschenkt bekam, war ich ziemlich enttäuscht und als die 10 Reitstunden rum waren, hab ich nicht um mehr gebettelt ;) .
Mit 19 oder 20 hab ich dann "richtig" begonnen. Da bin ich einige Jahre viel geritten, hatte Unterricht (mal mehr, mal weniger guten ;) ), bin viele verschiedene Pferde geritten und haben auch sonst viel mit den Pferden unternommen (Kutschen fahren, Gaststätten besuchen, Tagesausritte, kleine Turniere usw. ). War eine schöne Zeit, aber nach einigen Jahren hat sich alles geändert, mein Leben wurde kompliziert, die Gruppe rund um die Pferde zerbrach und ich hab das Reiten und die Pferde wieder aufgegeben. Irgendwie hab ich mich schon danach gesehnt, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich in der Zeit so im Chaos steckte, dass ich einfach gar keine Zeit und keinen Kopf hatte um die Pferde zu trauern :nix: .
Als ich mein Leben wieder auf die Reihe bekam, fing ich wieder an zu reiten und kaufte ja dann relativ schnell mein eigenes Pferd. Jetzt kann ich es mir ohne Pferde gar nicht mehr vorstellen. Eigentlich dreht sich alles bei mir um mein Pferd ;) . Allerdings weiß ich nicht, wie es wäre, wenn er nicht mehr wär. Ich glaube, mir geht es weniger um Pferde an sich als um dieses eine Pferd. An das bin ich gebunden bis an unser Lebensende. Aber wenn er eines Tages nicht mehr sein sollte, glaub ich nicht, dass noch mal unbedingt wieder ein Pferd in mein Leben käme.
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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lea...
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Re: Ohne Pferd

Beitrag von lea... »

:hug: viel Kraft für den kommenden Weg!

Ich bin jetzt seit ca 6 Jahren ohne Vollzeitpferd, kein Geld, Studium, Fernbeziehung... da hätte ein eigenes nie reingepasst. Allerdings ganz ohne habe ich es vielleicht ein Jahr ausgehalten. Durfte immer wieder bei anderen reiten und habe eine Pflegebeteiligung an zwei zuckersüßen Ponys. Und das hilft mir meine Sehnsucht im Griff zu haben. Bei den Ponys haben wir auch eine junge Mutter als Pflegebeteiligung, die inzwischen einmal in der Woche wieder kommt und sonst vorbeischaut, wenn sie Zeit und Lust hat. Vielleicht gibt es so eine Lösung auch für dich?
Aber ich kenne das auch, in der Bahn jedem Stoppelfeld nachhängen, Pferdeanzeigen im Internet durchstöbern, Pläne schmieden. Lange werde ich es wohl nicht mehr aushalten :-) Aber manchmal ist es einfach vernünftiger, und wenn die Zeit reif ist, kommt auch ein passendes Pferd. Das sag ich mir immer wieder! Du schaffst das!
Jeden Tag passieren tausend winzige Ereignisse, und wenn du nicht aufpasst, wenn du nicht vorsichtig bist, (...) könntest du es verpassen. Könntest du dein ganzes Leben verpassen Toni Jordan - Tausend kleine Schritte
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wiassi
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Re: Ohne Pferd

Beitrag von wiassi »

ich wünsche dir viel Kraft und das du weißt, dass die Liebe zu deinem Pferd sich in deiner schweren Entscheidung widerspiegelt. :hug:

Ich mußte mein erstes Pferd viel zu schnell gehen lassen, die Vorschäden aus zu frühem und zu heftigem Anreiten ließen uns später eine zu kurze gemeinsame Zeit. Ich wurde damals von Freunden schnell zu einem neuen Pferd gedrängt und auch wenn er inzwischen mein Herzenspferd ist kann ich nur sagen: lass dir Zeit. Leg das Geld beiseite, dass du sparen kannst und nimm dir die Zeit herauszufinden, wer zu dir passt. Zu Reiten findet sich meist irgendwo was, ob gegen Mithilfe oder als RB, aber bevor du dein Herz neu vergibst kannst du in dich reinhorchen, was du möchtest und nach und nach dich gezielt umgucken. Vielleicht findet "es" dich, aber andersrum geht es eben auch. Rasse, Alter, Ausbildung....was liegt dir, woran hast du Spaß und was wäre schön, wenn sich "es" dafür eignet...du hast nach deinen Worten dein Reiterleben nach deiner Stute ausgerichet. Das ist richtig und gut, aber genauso hast du das recht, dir jetzt über Deine Vorstellungen im Klaren zu werden und dir dein zukünftiges Pferd entsprechend und in Ruhe auszusuchen.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
Abendsonne

Re: Ohne Pferd

Beitrag von Abendsonne »

Ja wiassi, ich hab mein Reiterleben nach meiner Stute ausgerichtet, ich konnte eigentlich viel nicht so machen, wie ich es mir vorgestellt hab. Aber ich hätte keins gehabt, wenn ich sie nicht gekauft hätte. Und ich hab ihr versucht, das Pferdeleben unterm Sattel so angenehm wie möglich zu machen. Wir haben uns zusammengerauft und ich hab viel aus und von ihr gelernt.
Sie war seelisch so ziemlich angeknackst und ich wars auch. Was für eine unglaubliche Kraft sie hatte. Sie wurde sich nie, aber auch wirklich nie selber untreu!! Da waren früher Menschen, die hatten sie enttäuscht und das hat sie sich gemerkt! Sie hat es vielleicht mehr und mehr vergessen, aber nie ganz! Sie machte den Anschein, als ob sie völlig selbstbewusst durchs Leben ging. Dabei war sie sich nur völlig unsicher und eigentlich war sie nebst sensibel auch noch ständig gewillt zu überleben. Ich hab es oft als Sturheit interpretiert. Bis ich gelernt hab. Das das Unsicherheit ist und nicht Sturheit.

Ja, jetzt ist sie weg.
Abendsonne

Re: Ohne Pferd

Beitrag von Abendsonne »

Es ist schon jetzt ziemlich mies. Bin heute echt schlecht gelaunt, mein Mann, der ja nix mit Pferden am Hut hat, versteht es gar nicht.
In unsrem Dorf sind ziemlich viele Pferde, immer wieder schau ich in die Ställe rein, ob ich da was seh und vorhin hab ich ein braunes Pferd beobachtet von Weitem, sieht aus wie Docy ausgesehen hat, dachte ich mir. Und stellte mir so vor, wie sie jetzt da steht...
Morgen ist ein Tag wie jeder andre, ums Kind kümmern, Haushalt und mein Mann arbeitet warscheinlich wieder am Traktor oder im Büro.
Ich komm warscheinlich den ganzen Tag nicht weg und Sonntag war immer Ausgleichstag bei den Pferden, mal 3 Stunden kein Kind.

Ich liebe mein Kind, versteht mich nicht falsch, aber ich brauch auch mal was andres. Jetzt ist sie noch nicht einmal 1 Woche tot und ich hänge ihr jetzt schon so nach.
Ich frage mich, es war zum Schluss doch auch kein richtig regelmäßiges Reiten mehr. Ich überleg grad, was mir ab geht. Das Reiten ansich oder eher das Pferd, warscheinlich beides. Und wenn ich mir vorstell, dass ich in 4 Wochen eine Haflingerstute ausprobier als RB, dann freue ich mich einerseits, dass ich die Möglichkeit evtl. hätte, wenns klappt, am Ort in dem Stall, wo eine Freundin auch ihr Pferd hat. Andrerseits fühlt sich der Aufenthalt in diesem Stall so fremd an.
Als ob ich da doch gar nicht zuhause wäre. Wirklich zuhause war ich bei Docy am Stall ja auch nicht, ich war so gut wie nie bei meiner Tante im Haus, also nur misten, füttern, reiten oder spazierengehen oder putzen. Und die Spaziergänge mit Docy waren zum Schluss auch anstrengend, sie wollte wie immer dauernd überholen, sie hat mich auch irgendwie genervt.

Was will und suche ich eigentlich, ich bin zermürbt weil wir im Moment so viele Schulden durchs Hausbauen haben und weiß, dass mein Traum vom Pferd am Stall, den ich eigentlich mit dem Hausbauen zusammen verwirklichen wollte gerade geplatzt ist, weil der Aufbau der Landwirtschaft meines Mannes so viel Geld kostet und wir im Herbst wissen, wie es weitergeht. Entweder unser Projekt wird was, dann könnte auch in 5 Jahren ein eigenes Pferd am Hof evtl. was werden. Oder es wird nix, dann kann ich entweder auf eine Versicherung warten die ich in 10 Jahren ausbezahlt bekomm, oder ich sterbe tatsächlich mal und denke mir: tja, eigenes Pferd am Hof wurde dann wohl nix....

Ich bin momentan sehr durcheinander und meine Schwiegermutter ist auch schon seit 5 Wochen auf Kur, ich habe keine Zeit zum Trauern, nur gerade jetzt hier zum Schreiben, weil mein Sohn für ca. 1 Stunde mit meinem Mann unterwegs ist.

Diese neue Chance auf eine RB, ich bin da doch gar nicht zuhause auf dem Pferd. Obwohl mich jahrelang eigentlich genervt hat, dass ich mit Docy nie allein und wann ich wollte ins Gelände konnte, weine ich dem Reiten und dem Pferdebesitz nach.

Vielleicht gestehe ich mir auch grade ein, dass ich schon jahrelang eigentlich einfach nur ins Gelände allein reiten wollte oder entspannt spazieren gehen, und es nie wirklich konnte, weil Docy einfach immer so ein Nervenbündel war. Ich habe meine reiterlichen Bedrüfnisse so unterdrückt, dass ich jetzt umso frustrierter bin, weil ich gar kein Pferd mehr hab. Also sogar die Illusion völlig wegbricht???

Ob das hier jemand liest und was dazu schreibt, oder denkt ihr, ich bin grad völlig bekloppt??

In meiner Familie ist auch kein einziger pferdebegeisterter Mensch anzutreffen, ich habe es also wirklich schwer, was den Austausch oder die Sehnsüchte angeht, die mich im Moment plagen.

Ich bin auch insgesamt erschrocken, wie wenig ich eigentlich fertig bin... Als ich noch kein Kind hatte, sagte ich immer zu mir, ich brächte warscheinlich Antidepressiva, wenn ich Docy verlier, weil ich es sonst nicht aushalten könnte. Und jetzt muss ich gelegentlich mal heulen, für mehr ist keine Zeit. Oder bin ich einfach erleichtert, weil das Ranarbeiten an dieses Pferd weg fällt und ich nur mein, dass ich traurig sein muss??

Boa ich glaub ich bin nicht ganz sauber grad..
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WaldSuse
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Registriert: So 20. Mai 2012, 21:52
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Re: Ohne Pferd

Beitrag von WaldSuse »

:hug: :hug: :hug: :hug:
Ich kämpfe grad mit den Tränen....
Ich kann dich einerseits verstehen,denn ich wurde von meinem Lieblingspferd getrennt,bevor ich ihn,gegen den massiven Widerstand meines Mannes,vor vier Jahren endlich kaufen konnte.Ich war vier Monate von ihm getrennt und ich dachte,daß ich in der Mitte auseinander breche.....
Und in meiner Familie hat das auch niemand wirklich verstanden.Sie haben den Pferdevirus nicht.
Ich hoffe so sehr für dich,daß du wieder in deiner Mitte ankommen wirst.Und die RB wird helfen,auch ich habe das nach der Trennung von meinem Buben gemacht.Nun gehört er aber mir und kein Mensch kann uns wieder trennen.
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
Abendsonne

Re: Ohne Pferd

Beitrag von Abendsonne »

wie kann man es denn schaffen, das Pferd mal gehen zu lassen, loszulassen? Soll ich in den Stall fahren und meine Sachen muss ich sowieso noch holen... Mir das Ganze nochmal ansehen. Also mir alles anzuschauen und zu sehen, dass sie da tatsächlich nicht mehr ist, komisch, ich weiß das ja..
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