Ja, schwer zu erklären, das kenne ich.

Ich glaube, es ist auch wirklich schwer, aus der Entfernung da den richtigen "Knopf" zu finden, wenn du weißt, was ich meine. Denn es ist schon auch eine sehr individuelle Sache, warum man verkrampft, wovor man Angst hat, warum man nicht abschalten kann, etc.
Ein wenig etwas dazu, was vielleicht generell anwendbar ist. Es sind Fragen, die du dir selber stellen kannst.
1) Mit welchem Ziel gehst du ans Pferd/reitest du? Sind das deine Ziele oder Ziele von anderen? Meinst du, diese Ziele sind für dich und fürs Pferd angemessen und erreichbar oder steckst du sie, weil du denkst, daß andere sie für angemessen halten oder das von dir erwarten?
2) Wenn du reitest (denn es ging dir ums Reiten, richtig?), ist dir dann warm, tut dir nichts weh? (Siehe körperliche Durchlässigkeit.) Oder gibt es noch anderes, was die Durchlässigkeit stört? Das mentale?
3) Achte mal bewußt auf den Zeitpunkt, ab wann eine Blockade kommt. Ist das in einer Gangart häufiger als in einer anderen? Sind es bestimmte Übungen? Sind es Verhaltensweisen deines Ponys?
4) Hast du genug Zeit, wenn du mit Tarzan was machst? Machst du das, was du machst, für dich und ihn oder für andere?
Du hast geschrieben, daß du glaubst, eigentlich absolute Ruhe im Stall zu brauchen. Was genau stört dich da? Ist es der Traktor, der vorbei fährt oder sind es Zuschauer oder andere Reiter in der Halle? Eventuell findest du auch hier den Punkt, den du ändern kannst oder ausblenden kannst.
Ein kleines Beispiel:
Letzes Jahr entschied Leni im Roundpen irgendwann, es sei jetzt irgendwie alles genug, sie wolle lieber zum Gras und im Kreis laufen ist eh doof. Sie versuchte, über das Roundpentor zu springen und zerstörte es dabei.
In Folge hatte ich erstmal etwas Muffensausen, wenn ich mit Leni in den Roundpen ging. Da konnte ich auch mental nicht loslassen, bzw. hab ich jetzt noch manchmal das Bild im Kopf, wie sie gegen das Tor gedonnert ist. Es war nichts schlimmes passiert, aber ne Wiederholung dessen brauch ich nicht.
Wenn ich nun obige Punkte mal durchgehe: Mein Ziel war ursprünglich, daß ich Leni auch mal durchtraben lasse. Das Ziel war insofern für Leni unangemessen, da sie a) im Kreis laufen ohne viele Wechsel und Vatiationen total äztend findet und b) ihr das Traben jetzt lange Zeit weh tat, was ich damals noch nicht wußte. Also hab ich mein Ziel geändert in "Wir machen Schönes im Roundpen, und jedes Mal trabst du kurz im Kreis, danach ist Pause." Wir blieben damit ziemlich gut in der Komfortzone, die aber nach und nach ausgedeht wurde. Hierbei hab ich zwar darauf geachtet, was das Pony mir anzeigt, wie es mir geht, hab aber zu allererst auf mich geachtet, daß es mir dabei gut geht. Kommentare von außen kamen zum Glück wenig, aber wenn, dann mußten die eben ausgeblendet werden.
Zeitpunkt der Blockade: eindeutig beim längeren Traben. Also hab ich mit wenig angefangen und langsam verlängert. Das Ziel war nicht mehr das Durchtraben sondern ein Traben solange ich und Leni locker dabei sind.
Wenn ich genau daran arbeiten wollte, habe ich drauf geachtet, daß es mir gut geht und wenig bis niemand am Stall ist.

Brauche auch eher meine Ruhe. Ansonsten hab ich eben andere Dinge gemacht, bei denen ich mich sicherer fühlte. Und wenn ich daran gearbeitet habe, dann mit voller Aufmerksamkeit. Wenn ich gemerkt habe, daß mir anderes im Kopf herumspukt (aufgrund der Kürze der Zeit war das aber so gut wie nie der Fall), hab ich aufgehört. Hier ist meiner Meinung nach weniger oft mehr. Kurz, intensiv, und bei Erfolg sofort aufhören.
Aber das war meine Methode, die funktioniert wahrscheinlich nicht einfach bei jedem, weil jeder anders ist. Darum meine Fragen dahingehend, was DU brauchst, damit es dir gut geht beim Reiten.
Noch ein Beispiel:
Als ich damals anfing Smartie zu mieten, war er erstmal recht unter Strom beim Reiten. Er stand vorher 3 Jahre nur auf der Koppel und war irgendwie auf der Hut. Für mich als damals eher ängstilchen Reiter, was Gelände angeht, war das wenig vertraueneinflößend.

Also ging ich die ersten Male ausschließlich im Schritt mit nur wenig Trab mit ihm raus. Ansonsten gabs Bodenarbeit. Ich glaub, wir sind erst nach nem Monat oder länger das erste Mal galoppiert.
Dann hab ich mit ihm geübt, daß er auch in der Halle traben und galoppieren kann. Er kannte bisher nur geradeaus im Gelände, daher war das echt ein Problem. Zunächst kam der volle Frust, und bei Frust verspanne ich auch total. Bis ich dann kapiert hab, daß ich einfach zu viel verlange. Ab da sind wir die langen Seiten getrabt, vor der Kurve in den Schritt, kurze Seite Schritt, dann wieder Trab nach der Kurve. Bis Smartie sich auch mal traute, eine Kurve zu traben (sonst ist er IMMER in der Kurve in den Galopp über gegangen). Mit dem Galopp später dann ähnlich, bis wir Zirkel galoppieren konnten.
Dann kam ne Zeit, als ich ihn linksrum nicht richtig reiten konnte, weil er komplett auf die innere Schulter fiel, ich schief saß, verkrampfte, sauer wurde, ungerecht wurde.
Ich hab mir dann selbst nen Monat Reitverbot in der Halle verordnet.

Und nach der Pause hab ich nochmal von vorne angefangen und hatte das Ziel: Ich höre auf, bevor ich sauer werde und höre auf, sobald ein kleiner Fortschritt da war.
Lange Rede, kurzer Sinn. Eine Methode, die Losgelassenheit bei sich selber zu bekommen oder zu erhalten, ist die, daß man aufhört, bevor man verkrampft. Das heißt, ich gehe nicht mit dem Ziel in die Halle, jetzt ne Stunde zu reiten sondern mit dem Ziel, genau so lange zu reiten, wie es sich für mich noch gut anfühlt. Bis ich genug Selbstvertrauen habe, mich an schwierigeres zu wagen. Oder bis ich mich länger konzentrieren kann oder besser alles andere ausblenden kann, was immer auch für die Blockaden zuständig ist. Das Ziel ist, das Reiten absolut positiv zu verknüpfen und den Frust mal weg zu lassen.