Pferdehaltung - Luxus?

Moderator: Stjern

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Cashew
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Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von Cashew »

Hallo liebe Forum'ler,

Als junges Mädchen dachte ich immer, dass Pferde gar kein Luxus sind. Die brauchen nur Weide, gute Pflege und jede Menge Liebe. Heute weiß ich's besser :lol:

Gestern hatte ich eine Diskussion mit meinem Schwiegervater, die mich zum Denken gebracht hat. Es ist ein Thema, das mich schon länger beschäftigt, von daher würde ich es gerne mit euch teilen.

Was, wenn durch den steigenden Druck von immer mehr Menschen auf der Erde und immer weniger landwirtschaftlicher Fläche die Haltung von Pferden zu einer anderen Art Luxus wird als heute: nämlich der tatsächlichen Entscheidung "Essen für uns oder Fressen für unsere Tiere?"

Viele Grüße,

Sarah
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ehem User

Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von ehem User »

Interessante Frage :clap:

Tatsache ist aber doch, daß auch der Mensch zum überleben landwirtschaftlich unbebaute Flächen braucht. sprich, Wiesen, Wälder, Moor und Heide, Seen, Flüsse, Auen und dergleichen mehr.

Warum: Wegen dem ökologischem Gleichgewicht, ohne das nix wächst und gedeiht, also auch die Nahrung des Menschen nicht.

Im Prinzip ist es eine "Win-Win"-Situation, soviel Fläche wie möglich der Pferde, Schaf, Kuh und sonstiger Freilandhaltung zugute kommen zu lassen.

Hab ja mal Landwirt gelernt, sprich, eine 3jährige Ausbildung gemacht...... 1 Jahr war Berufsschule, das 2. hab ich bei einem konventionellen Bauern gelernt, das 3. auf einem Öko-Hof.
Da kriegt man einiges mit und überdenkt sein Weltbild mal ganz neu :?:
Reitmaus
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von Reitmaus »

Ich würd mal sagen, dass es in ferner Zukunft (wenn es sich dann tatsächlich so weit zuspitzt), die Entwicklung dahin geht wo sie auch schon vor -zig Jahren war : Pferde nur noch in Reitbetrieben, wo man dann gegen Entgelt reiten kann. Ich finde die Tatsache, dass Jeder unbedingt ein eigenes Pferd haben muss (bzw mehrere, wenn in Eigenregie) schon ein bisschen Luxus. Und das nicht immer zum Nutzen der Pferde, die dadurch viel zu wenig Bewegung bekommen, viel zu lange auf (meist ungeeigneten) Weiden stehen, fett und krank werden.

Ich habe in den letzten Jahren so einige Storys gehört von Pferden, die von Privat wieder in Reitbetrieben landeten, und die dort gesundheitlich wieder fit wurden : Husten weg durch sehr viel Ausritte (mehr als ein einzelner Reiter in unserer Lebensform es leisten könnte), Hufe und Stoffwechsel wieder top durch das viele Laufen im Gelände.... Oft sind die Pferde in solchen Betrieben auch in grösseren Herden als bei privater Haltung in Eigenregie, werden in Gruppen ausgeritten statt alleine, was den Pferden psychisch besser bekommt als 2-er Haltung und Einzelausritte.

Also für die PFERDE fänd ich es gar nicht schlecht, wenn die Entwicklung weg von "Jeder hat ein Pferd am Haus" hin zum Reitbetrieb mit mehreren Reitern pro Pferd geht. Nur müsste die Masse der Betriebe umdenken in Bezug auf Haltung etc. Ich hoffe dass dieses Umdenken bis dahin stattgefunden hat, angekurbelt durch die heutigen Eigenregie-Halter, die eine Generation heranzieht, die fordert, artgerecht gehaltene und verständig behandelte Pferde zu reiten und alles Andere boykottiert.

Ein Luxus für die Super-Reichen sollte der Kontakt zum Pferd jedoch nicht werden, denn Pferde haben einen heilsamen Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit des Menschen, auf die Persönlichkeitsentwicklung, und eigentlich sollte es fast Zuschüsse vom Staat/Krankenkassen o.ä. geben, um Menschen in Kontakt zum Pferd zu bringen. Das würde sicher gesellschaftliche Probleme an anderen Stellen vorbeugen und dem Staat etc Kosten ersparen, wenn Menschen physisch und psychisch gesünder sind, sich verantwortungsvoller und rücksichtsvoller benehmen usw.
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Cashew
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von Cashew »

Hmm, ich hoffe mal, dass ich dich richtig verstanden habe...

Ich finde "offene" unbebaute Flächen ja auch sehr wichtig. Für mich fallen alle Arten Pferdekoppel, Kuhweide o.ä. aber in landwirtschaftlich bebaute Flächen und sind dann nicht mehr offen/"wild".

Meinst du, es ist wichtig, Weide im Wechsel mit Acker zu installieren? Eine richtig gute Wiese braucht doch einige Zeit, bis sie zu einer artenreichen Weide geworden ist?

:kratz:

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Srah
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okaydalang
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von okaydalang »

Hallo,

also ich bin einer von den 2-Pferde-am-eigenen-Hof-Halter und für mich wäre die Haltung in einem Reitstall wirklich ein Luxus, den ich mir nicht leisten könnte. Ich habe jetzt alles so eingestellt, das es finanziell passt ohne das es den Pferden an etwas fehlt. ich habe bis vor einem 3/4 Jahr mein älteres Pferd sogar in Einzelhaltung mit Ausblick auf andere Pferde gehalten und bin jetzt schon froh, das er nen Kumpel bekommen hat. Und da gesundheitlich angeschlagen ist, ist es zur Zeit auch zeitlich kein Problem den beiden Bewegungstechnisch gerecht zu werden. Der Jüngere ist auch noch so, das er nur schwer mit mehreren reitern umgehen könnte, da er wirklich Vertrauen zum Reiter braucht um locker zu lassen. (nur soviel kurz dazu)

Ich denke, solange Flächen unnutzbar gemacht werden indem Solarpaneel aufgebaut werden, die ohne Probleme (nur mit etwas mehr Aufwand) auch auf bestehende Bauten gestzt werden könnten, oder wenigstens so hoch gebaut werden könnten, das eine zusätzliche Nutzung der Fläche darunter denkbar ist (weide zB), brauchen wir uns nicht darüber unterhalten, ob pferde wegen Futter und Weideflächenbedarf Luxus werden. Zumal immer mehr landwirtschaftliche Fläche zur Energiegewinnung (BIOGASANLAGEN !!!!) statt zur Nahrungsgewinnung genutzt werden.

ich denke wenn die Diskussionen in den LandesRegierungen weiter Form annehmen, dann droht von einer anderen Seite der Pferde-halten-ist-Luxus-faktor, denn wenn tatsächlich eine Pferdesteuer eingeführt wird, dann kann ich es mir zB nicht mehr leisten Pferde zu halten. (ich hab da immer wieder die zahl 750 €/Pferd/Jahr gehört/gelesen)
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larla
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von larla »

Also wenn ich jetzt nicht total falsch liege werden aktuell 17% der Ackerflächen zum Vergasen bebaut - als Biogas -> wird benötigt weil der Mensch einfach keine Lust hat auf Engergiesparen.

Und 60% der Ackerfläche zur Fütterung an Nutztiere -> also zur Fleisch-, Milch-, Eiererzeugung -> Essen für den Menschen.

Und 2% der Flächen zur Pferdehaltung und -fütterung.

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okaydalang
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von okaydalang »

larla hat geschrieben:Also wenn ich jetzt nicht total falsch liege werden aktuell 17% der Ackerflächen zum Vergasen bebaut - als Biogas -> wird benötigt weil der Mensch einfach keine Lust hat auf Engergiesparen.
noch .... die Biogas anlagen waren eigentlich aber mal mehr dafür gedacht, das eh anfallende rohstoffmasse auf landwirtschaftlichen Betrieben dann zu energie umgewandelt werden kann und dadurch eingeschlossener kreislauf entsteht, weil der Betrieb sogar die energie erzeugt, die er verbraucht in dem er den mist und sonstige abfälle vergast und die schlacke zusätzlich noch als stickstofflieferant für die Flächen nutzen kann (was ja ein guter plan ist) aber durch den monokulturenanbau für die biogasanlagen wird den Flächen mehr geschadet als es selbst die doppelte anzahl pferdehalter je könnte... ich kann mir auch nicht vorstellen das die Biogasanlagenauch nur ansatzweise den energiebedarf decken könnten... ich schau von unserm Grundstück aus auf 46 Windkraftanlagen... die packen das wohl schon ehr...achso und wir haben hier auch das weltweit erste hybridkraftwerk zu stehen wo Biogas dann auch wieder sinn macht, denn mit Hilfe von Biogas und überschüssiger Windenergie wird Wasserstoff erzeugt der im Gegensatz zur Windenergie (die ja immer nur bei Wind anfällt) speicherbar ist.
ich schweife ab... jedenfalls denke ich das es andere ansatzpunkt zur Nahrungsmittelflächengewinnung gibt als die Aufgabe der Pferdehaltung....
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larla
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von larla »

jedenfalls denke ich das es andere ansatzpunkt zur Nahrungsmittelflächengewinnung gibt als die Aufgabe der Pferdehaltung....
:five:
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Cashew
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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von Cashew »

Reitmaus hat geschrieben:Also für die PFERDE fänd ich es gar nicht schlecht, wenn die Entwicklung weg von "Jeder hat ein Pferd am Haus" hin zum Reitbetrieb mit mehreren Reitern pro Pferd geht. Nur müsste die Masse der Betriebe umdenken in Bezug auf Haltung etc. Ich hoffe dass dieses Umdenken bis dahin stattgefunden hat, angekurbelt durch die heutigen Eigenregie-Halter, die eine Generation heranzieht, die fordert, artgerecht gehaltene und verständig behandelte Pferde zu reiten und alles Andere boykottiert.

Ein Luxus für die Super-Reichen sollte der Kontakt zum Pferd jedoch nicht werden, denn Pferde haben einen heilsamen Einfluss auf die physische und psychische Gesundheit des Menschen, auf die Persönlichkeitsentwicklung, und eigentlich sollte es fast Zuschüsse vom Staat/Krankenkassen o.ä. geben, um Menschen in Kontakt zum Pferd zu bringen. Das würde sicher gesellschaftliche Probleme an anderen Stellen vorbeugen und dem Staat etc Kosten ersparen, wenn Menschen physisch und psychisch gesünder sind, sich verantwortungsvoller und rücksichtsvoller benehmen usw.
Ich glaube auch, dass der Ansatz: "Mein Pferd für mich auf Meiner Weide" vielleicht auf Dauer nicht vertretbar ist. Dasselbe gilt wohl für unsere Wohnungen/ein großes Haus mit Garten "für jeden". DAS ist nämlich ein großer Haken, zumindest in Belgien (ich glaube Deutschland ist doch etwas weniger dicht besiedelt): Hier wird einfach alles zugebaut!

Ich hoffe auch, dass Pferde unsere Partner bleiben können. Bin ja Equitherapeutin, was Pferde mit Menschen "anrichten" können mache ich jede Woche mit und finde ich wunderbar. Ob der Staat da subsidieren sollte weiß ich nicht, vielleicht sollten sie es uns einfach nicht so schwer machen Pferde überhaupt vernünftig zu halten, das wäre schon mal ein Anfang...

okaydalang hat geschrieben:Ich denke, solange Flächen unnutzbar gemacht werden indem Solarpaneel aufgebaut werden, die ohne Probleme (nur mit etwas mehr Aufwand) auch auf bestehende Bauten gestzt werden könnten, oder wenigstens so hoch gebaut werden könnten, das eine zusätzliche Nutzung der Fläche darunter denkbar ist (weide zB), brauchen wir uns nicht darüber unterhalten, ob pferde wegen Futter und Weideflächenbedarf Luxus werden. Zumal immer mehr landwirtschaftliche Fläche zur Energiegewinnung (BIOGASANLAGEN !!!!) statt zur Nahrungsgewinnung genutzt werden.

ich denke wenn die Diskussionen in den LandesRegierungen weiter Form annehmen, dann droht von einer anderen Seite der Pferde-halten-ist-Luxus-faktor, denn wenn tatsächlich eine Pferdesteuer eingeführt wird, dann kann ich es mir zB nicht mehr leisten Pferde zu halten. (ich hab da immer wieder die zahl 750 €/Pferd/Jahr gehört/gelesen)
Da hast du sicher recht. Hab das eigentlich nur einmal gesehen, so ein "Solarfeld". Mutet schon recht seltsam an... In D wird echt über eine Pferdesteuern in dem Ausmaß nachgedacht?! Du lieber Himmel!
larla hat geschrieben:Also wenn ich jetzt nicht total falsch liege werden aktuell 17% der Ackerflächen zum Vergasen bebaut - als Biogas -> wird benötigt weil der Mensch einfach keine Lust hat auf Engergiesparen.

Und 60% der Ackerfläche zur Fütterung an Nutztiere -> also zur Fleisch-, Milch-, Eiererzeugung -> Essen für den Menschen.

Und 2% der Flächen zur Pferdehaltung und -fütterung.

Hmmmmmmm :kratz:
Jaaaa... Wie war das mit dem Veggietag einmal pro Woche? (ich esse einmal pro Woche Fleisch/Fisch.... :whistle: )

:futter:

Also, ich bin auch großer Fan von Selbstversorgung! Ich hoffe auch, dass es möglich ist und bleibt. Mein Mann und ich suchen gerade ein Haus mit Weide... Hatte halt nur die Diskussion mit meinem Schwiegervater und hab auch schon öfters selbst drüber nachgedacht. Ich bin mir recht sicher, dass man weltweit mit den richtigen Maßnahmen genügend Nahrung produzieren können müsste, aber die richtigen Entscheidungen werden halt nicht immer getroffen.

Es geht ja um so viel mehr als einfach nur Nahrung... Wasser wird sicher irgendwann auch ein Problem werden. Es wird mir halt fast täglich mehr bewusst, dass wir so einfach nicht weiter können. Und dann stelle ich mir die Frage, wie es in Zukunft aussehen könnte - auch mit der (eigenen) Pferdehaltung.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Re: Pferdehaltung - Luxus?

Beitrag von Reitmaus »

In USA gibt es sogar eine Organisation, die sich landesweit dafür einsetzt, dass nicht jeder Quadratmeter zugebaut wird mit Industriezentren, Strassen usw, sodass es eines Tages keine Fläche mehr gäbe für Weiden und Gebiete zum Ausreiten.
http://www.elcr.org/index.php
Es ist ja so, dass in den Randgebieten etlicher Städte, wo vor 10, 20 Jahren noch Pferde grasten, heute Industriegebiete sind, und die Ausreitgebiete durch grosse Strassen zerschnitten usw. Sicher gibt es grad in USA auch tolle Gegenden für Pferde/Reiter, aber für sehr viele Menschen ist das entfernungsmässig nicht mehr zu schaffen, regelmässig dorthin zu kommen, weil die Städte immer weiter gewachsen sind und die Räume zwischen den Städten mit immer mehr Asphalt und Beton "zugewuchert" sind. Und die Organisation versucht anscheinend, das ein bisschen auszubremsen, damit der Mensch nicht eines Tages in einer kompletten Betonwüste wohnt.

Also wenn jetzt neben meiner Weide ein gewaltiges Industriegebiet entstehen würde, das dafür notwendige Zufahrtsstrassennetz angelegt und ausgebaut würde, das mir das Erreichen eines Ausreitgeländes stark erschwert oder ganz unmöglich macht, wär ich natürlich auch mehr als sauer. Vielleicht würde man mir dann sogar die Weide wegnehmen.....
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