Re: Schnullern
Verfasst: Mo 1. Feb 2016, 17:14
Ich hole mal ein bisschen aus, um zu erklären, warum ich frage.
Pablo wurde auf einem Bauernhof geboren, stand dort im Offenstall (wie offen oder groß das tatsächlich ist, weiß ich nicht), wurde eigentlich als Kinderpony gezüchtet. Seine Mutter ist eine Welsh Cob Stute und sein Papa ein Pinto. Er stand dort mit seiner Mutter, seinem Halbbruder (1 Jahr älter) und zwei oder drei anderen Pferden und man merkt auch, dass er super sozialisiert ist. Er war dort – denke auch aufgrund des Alters – der rangniedrigste.
Nun stand er dort 3 Jahre rum, dann war er alt genug, man nahm einen Sattel, wollte ausreiten gehen und – uh – welche Überraschung – das Pferd wollte nicht laufen, hatte vor allem Angst. Wobei dieselbe Handhabung wohl bei Pablos Halbbruder gut funktioniert hat.
Da das also mit dem Kinderpony nix wurde und die Dame von Bodenarbeit keine Ahnung hatte (hat sie selbst gesagt), hat man ihn verkauft. Ein Mann hat ihn gekauft, der mit ihm ganz neu anfangen wollte, nach einigen Wochen hat der ihn aber wieder verkauft.
Dann hat ihn eine Dame gekauft, die mit Problempferden arbeitet. Sie hat irgendwann die „Züchterin“ angerufen und ihr gesagt, dass Pablo wohl geistig behindert sein muss. (klaaaar….)
Dann sollte er irgendwo als „Spaßpferd“ bleiben – was auch immer das bedeutet, dann wurde er von einem wohl nicht ganz unbekannten Ausbilder in der Gegend dort zum Beritt übernommen, nach 3 Monaten für 1900 EUR verkauft.
Dann kam der letzte Ex-Besi, der meinte, er reitet ihn einfach so lange, bis er sich normal reiten lässt. Der Typ – ein ansonsten echt sympathischer Kerl muss ich sagen – geht passioniert Wanderritte und das an jedem freien Tag. Pferde in den Hänger – ab geht’s mehrere Tage / Wochen durch Gebirge usw. Als ich dort ankam um Pablo kennenzulernen (er wollte ihn dann letztlich verkaufen, weil er durch Pablos „gezuppel“ (extrem schnelle klitzekleine Schritte) so Rückenschmerzen bekam). Pablo unter ihm: Mega gezappel, nicht ruhig zu halten (schon auf der Stelle, aber halt quasi auf der Stelle gerannt), Haltung Katastrophe – Kopf fast im Schoss des Reiters.
Ich hab ihn jetzt zweieinhalb Jahre, etwas mehr. Wir haben erstmal gelernt, spazieren zu gehen. Das war würde ich sagen eineinhalb Jahre unsere Hauptbeschäftigung. Pablo hat sich nichts angeschaut – hat alles auf Durchzug gestellt und ist losgerannt (Stechschritt). Oder – und jetzt zum Thema – er ging hinter mir und hat an mir rumgespielt – mit den Lippen an der Kapuze zum Beispiel.
Ich habe ihn alle paar Meter stehen lassen, er hat sich alles angeschaut, dann ging’s so 5-10 Meter normal, dann wieder entweder losrennen oder hinter mir rumschnullern.
Nach 10 Minuten war er platt, da konnte er auch nicht mehr schauen.
Ich habe dann entschieden, wenn ich die Runden zu groß geplant oder ihn mal wieder überschätzt hatte, dass es mir lieber ist, er schnullert hinter mir rum, als er rennt mir immer mit Strick am Anschlag. So haben wir es dann gemacht, wenn ich gemerkt habe, er konnte nicht mehr, zum Beispiel, weil irgendwas außergewöhnliches passiert ist unterwegs, hab ich ihn hinter mich geholt und schnullern lassen. Er ist mega fein im Halfter, hält schon an, wenn ich nur die Hand hebe, auch wenn er neben mir geht.
Jetzt ist es so, dass er beim Laufen im großen und ganzen ganz gut dabei ist. Er hat so Tage / Wetterlagen oder Unlustmomente, aber das passt soweit. Ab und an schnullert er aber jetzt auch aus „das passt mir nicht“ (zum Beispiel: Hey, da hat’s Gras, lass mich jetzt da hin). Beim Führen halte ich ihn mir dann einfach auf Abstand – er muss dann zum Beispiel mit etwas Abstand neben oder hinter mir laufen, wenn ich denke, dass das Schnullern (aus meiner Sicht) unnötig ist (also nicht zur Beruhigung wegen Angst vor irgendwas, sondern aus Frust weil er nicht ans Gras darf z.B.) – das klappt gut.
Reiten geht nicht. Ich hab’s ein paar mal versucht. Es ist so, dass ich aufsitzen darf, aber in dem Moment, in dem er loslaufen soll, wird das Pferd nen halben Meter kürzer und ein falsch gefärbter Grashalm regt ihn dermaßen auf, dass er losbuckelt. Tut er das nicht, geht dieser Huddelstressgang wieder los. Da ich nie abschätzen kann, was kommt (Stressschritt oder Buckel), ist es mir einfach zu gefährlich und ich lass es für den Moment sein. Interessant ist aber, dass ich jemanden draufsetzen kann, solange ich ihn führe ist es zwar total blöd, er ist mega gestresst und will wieder Stechschritt gehen und schnullert die ganze Zeit, aber er buckelt nicht. Die letzte, die so auf ihm saß, meinte, sie könne seinen Herzschlag durch den Sattel spüren, so würde das pochen. Er hat einfach total schiss und ich werde dieses Thema wohl auch nicht mehr alleine angehen.
Aber ich denke, wenn ich mit ihm laufe, fühlt er sich sicherer, als wenn ich auf ihm sitze.
Um mich jetzt etwas aus seinem Sichtfeld zu entfernen fahren wir jetzt vom Boden.
Erstmal fand er’s ganz furchtbar, ist wieder im Strechschritt losgehuddelt, als er dann aber gerafft hat, wie es läuft, dass eigentlich alles gleich ist, ich nur hinter ihm bin (erstmal neben ihm natürlich und dann immer weiter hinter) war’s auch echt schnell ok. Wir haben das jetzt erst 5 mal gemacht und ich bin begeistert. Wir machen nur kurze Stücke und Strecken, die ihn sonst eher langweilen natürlich, gestern zum ersten mal ein bisschen durch den Wald. Wenn ich merke, dass es ihm zu viel wird, führe ich ihn normal.
Und dann kommt ES wieder – das Schnullern. Und zwar diesmal am Zügel.
Er kaut dann auf dem Zügel rum.
Er hat kein Gebiss im Mund und tut sich daher auch nicht weh. Er versucht es nicht, wenn ich ihn fahre, nur, wenn ich ihn führe (weil da mehr Zügel rumhängt, der hängt beim Fahren zwar auch durch, aber nicht so weit). Ich sehe momentan keinen Grund, ihm das zu verbieten und würde es eigentlich gerne einfach ignorieren. Mir ist es lieber, er schnullert am Zügel rum als an mir (kann manchmal echt nerven).
Trotzdem überlege ich, ob es nicht ein Alternativverhalten geben könnte. Er kann ja schlecht irgendwann mal beim Reiten am Zügel rumkauen… Ich könnte ihm nen großen Schnuller basteln Gut, das Thema Reiten ist eh meilenweit entfernt, aber über kurz oder lang müssen wir das vermutlich irgendwie anders lenken, oder? Hat jemand Ideen?
Bei Pablo ist der Grat zwischen fordern und überfordern extrem schmal. Super wäre natürlich, ich könnte genau den Punkt abpassen, an dem er noch nicht nervös ist und er müsste erst gar nicht schnullern. Ist aber irgendwie unmöglich, ich glaube, es gibt bei ihm nur „kenn ich schon - passt“ und „Hilfe“. Alles, was neu ist, ist einfach zum Schnullern.
Wie seht ihr das?
Pablo wurde auf einem Bauernhof geboren, stand dort im Offenstall (wie offen oder groß das tatsächlich ist, weiß ich nicht), wurde eigentlich als Kinderpony gezüchtet. Seine Mutter ist eine Welsh Cob Stute und sein Papa ein Pinto. Er stand dort mit seiner Mutter, seinem Halbbruder (1 Jahr älter) und zwei oder drei anderen Pferden und man merkt auch, dass er super sozialisiert ist. Er war dort – denke auch aufgrund des Alters – der rangniedrigste.
Nun stand er dort 3 Jahre rum, dann war er alt genug, man nahm einen Sattel, wollte ausreiten gehen und – uh – welche Überraschung – das Pferd wollte nicht laufen, hatte vor allem Angst. Wobei dieselbe Handhabung wohl bei Pablos Halbbruder gut funktioniert hat.
Da das also mit dem Kinderpony nix wurde und die Dame von Bodenarbeit keine Ahnung hatte (hat sie selbst gesagt), hat man ihn verkauft. Ein Mann hat ihn gekauft, der mit ihm ganz neu anfangen wollte, nach einigen Wochen hat der ihn aber wieder verkauft.
Dann hat ihn eine Dame gekauft, die mit Problempferden arbeitet. Sie hat irgendwann die „Züchterin“ angerufen und ihr gesagt, dass Pablo wohl geistig behindert sein muss. (klaaaar….)
Dann sollte er irgendwo als „Spaßpferd“ bleiben – was auch immer das bedeutet, dann wurde er von einem wohl nicht ganz unbekannten Ausbilder in der Gegend dort zum Beritt übernommen, nach 3 Monaten für 1900 EUR verkauft.
Dann kam der letzte Ex-Besi, der meinte, er reitet ihn einfach so lange, bis er sich normal reiten lässt. Der Typ – ein ansonsten echt sympathischer Kerl muss ich sagen – geht passioniert Wanderritte und das an jedem freien Tag. Pferde in den Hänger – ab geht’s mehrere Tage / Wochen durch Gebirge usw. Als ich dort ankam um Pablo kennenzulernen (er wollte ihn dann letztlich verkaufen, weil er durch Pablos „gezuppel“ (extrem schnelle klitzekleine Schritte) so Rückenschmerzen bekam). Pablo unter ihm: Mega gezappel, nicht ruhig zu halten (schon auf der Stelle, aber halt quasi auf der Stelle gerannt), Haltung Katastrophe – Kopf fast im Schoss des Reiters.
Ich hab ihn jetzt zweieinhalb Jahre, etwas mehr. Wir haben erstmal gelernt, spazieren zu gehen. Das war würde ich sagen eineinhalb Jahre unsere Hauptbeschäftigung. Pablo hat sich nichts angeschaut – hat alles auf Durchzug gestellt und ist losgerannt (Stechschritt). Oder – und jetzt zum Thema – er ging hinter mir und hat an mir rumgespielt – mit den Lippen an der Kapuze zum Beispiel.
Ich habe ihn alle paar Meter stehen lassen, er hat sich alles angeschaut, dann ging’s so 5-10 Meter normal, dann wieder entweder losrennen oder hinter mir rumschnullern.
Nach 10 Minuten war er platt, da konnte er auch nicht mehr schauen.
Ich habe dann entschieden, wenn ich die Runden zu groß geplant oder ihn mal wieder überschätzt hatte, dass es mir lieber ist, er schnullert hinter mir rum, als er rennt mir immer mit Strick am Anschlag. So haben wir es dann gemacht, wenn ich gemerkt habe, er konnte nicht mehr, zum Beispiel, weil irgendwas außergewöhnliches passiert ist unterwegs, hab ich ihn hinter mich geholt und schnullern lassen. Er ist mega fein im Halfter, hält schon an, wenn ich nur die Hand hebe, auch wenn er neben mir geht.
Jetzt ist es so, dass er beim Laufen im großen und ganzen ganz gut dabei ist. Er hat so Tage / Wetterlagen oder Unlustmomente, aber das passt soweit. Ab und an schnullert er aber jetzt auch aus „das passt mir nicht“ (zum Beispiel: Hey, da hat’s Gras, lass mich jetzt da hin). Beim Führen halte ich ihn mir dann einfach auf Abstand – er muss dann zum Beispiel mit etwas Abstand neben oder hinter mir laufen, wenn ich denke, dass das Schnullern (aus meiner Sicht) unnötig ist (also nicht zur Beruhigung wegen Angst vor irgendwas, sondern aus Frust weil er nicht ans Gras darf z.B.) – das klappt gut.
Reiten geht nicht. Ich hab’s ein paar mal versucht. Es ist so, dass ich aufsitzen darf, aber in dem Moment, in dem er loslaufen soll, wird das Pferd nen halben Meter kürzer und ein falsch gefärbter Grashalm regt ihn dermaßen auf, dass er losbuckelt. Tut er das nicht, geht dieser Huddelstressgang wieder los. Da ich nie abschätzen kann, was kommt (Stressschritt oder Buckel), ist es mir einfach zu gefährlich und ich lass es für den Moment sein. Interessant ist aber, dass ich jemanden draufsetzen kann, solange ich ihn führe ist es zwar total blöd, er ist mega gestresst und will wieder Stechschritt gehen und schnullert die ganze Zeit, aber er buckelt nicht. Die letzte, die so auf ihm saß, meinte, sie könne seinen Herzschlag durch den Sattel spüren, so würde das pochen. Er hat einfach total schiss und ich werde dieses Thema wohl auch nicht mehr alleine angehen.
Aber ich denke, wenn ich mit ihm laufe, fühlt er sich sicherer, als wenn ich auf ihm sitze.
Um mich jetzt etwas aus seinem Sichtfeld zu entfernen fahren wir jetzt vom Boden.
Erstmal fand er’s ganz furchtbar, ist wieder im Strechschritt losgehuddelt, als er dann aber gerafft hat, wie es läuft, dass eigentlich alles gleich ist, ich nur hinter ihm bin (erstmal neben ihm natürlich und dann immer weiter hinter) war’s auch echt schnell ok. Wir haben das jetzt erst 5 mal gemacht und ich bin begeistert. Wir machen nur kurze Stücke und Strecken, die ihn sonst eher langweilen natürlich, gestern zum ersten mal ein bisschen durch den Wald. Wenn ich merke, dass es ihm zu viel wird, führe ich ihn normal.
Und dann kommt ES wieder – das Schnullern. Und zwar diesmal am Zügel.
Er kaut dann auf dem Zügel rum.
Er hat kein Gebiss im Mund und tut sich daher auch nicht weh. Er versucht es nicht, wenn ich ihn fahre, nur, wenn ich ihn führe (weil da mehr Zügel rumhängt, der hängt beim Fahren zwar auch durch, aber nicht so weit). Ich sehe momentan keinen Grund, ihm das zu verbieten und würde es eigentlich gerne einfach ignorieren. Mir ist es lieber, er schnullert am Zügel rum als an mir (kann manchmal echt nerven).
Trotzdem überlege ich, ob es nicht ein Alternativverhalten geben könnte. Er kann ja schlecht irgendwann mal beim Reiten am Zügel rumkauen… Ich könnte ihm nen großen Schnuller basteln Gut, das Thema Reiten ist eh meilenweit entfernt, aber über kurz oder lang müssen wir das vermutlich irgendwie anders lenken, oder? Hat jemand Ideen?
Bei Pablo ist der Grat zwischen fordern und überfordern extrem schmal. Super wäre natürlich, ich könnte genau den Punkt abpassen, an dem er noch nicht nervös ist und er müsste erst gar nicht schnullern. Ist aber irgendwie unmöglich, ich glaube, es gibt bei ihm nur „kenn ich schon - passt“ und „Hilfe“. Alles, was neu ist, ist einfach zum Schnullern.
Wie seht ihr das?