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Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 1. Aug 2015, 17:46
von Scheckenfan
Puh... gut, dass du dich in die Hufbearbeitung einlesen willst, da kannst du viel zum Guten wenden.
Vorne links sehe ich eine deutliche Imbalance, die innere Wand ist deutlich steiler & höher als die äußere. Im oberen Bereich ist die Wand schon fast nach innen geneigt - keine gute Tendenz :-ü Was da bis vor ca. 3-6 Monaten noch ein anderer Bearbeiter dran? Sieht ein bisschen so aus :kratz:
Zudem sehe ich deutlich hochgeschobene Kronränder, tendenziell recht lange Trachten die aber eher wenig untergeschoben scheinen.
Das Bild von unten ist leider nicht ideal da so schräg aufgenommen, aber der Strahl sieht mickrig aus (gerade bei nem Sehnenpatienten finde ich das nicht ideal :-ü ) , sehr starke aber ungleichmäßge Eckstreben und wie es scheint rundum unterschiedlich hohen Tragrandüberstand. Außerdem sieht der Huf asymmetrisch aus, was zum äußeren Erscheinungsbild gut passen würde.
Der Huf ist gründlich aus der Balance, und diese Balance hat mit einer Fehlstellung nicht unbedingt was zu tun. Auch mit einer Fehlstellung kann man einen gleichmäßig belasteten Huf haben, der dann zwar vielleicht nicht bilderbuchmäßig aussieht, aber nicht so verzerrt ist wie dieser.

Vorne rechts sieht ganz ähnlich aus, allerdings ist dieser Huf offenbar deutlich steiler, und hier sind die Trachten deutlich untergeschoben. In der äußeren Wand deutet sich ein Riss an.

Die hinteren Hufe sind (wie üblich) unauffälliger, da besser balanciert. Mir erscheinen sie zu flach, die Zehe zu lang, da muss man schauen, wohin die Hufe wollen. Auch hier ist die jeweils innere Wand höher als die äußere, die Sohlenansicht zeigt dort auch mehr Überstand.

Grundsätzlich sind die Hufe in keinem dramatisch-schlechten Zustand, da hab ich schon weit schlimmere gesehen, aber m.E. sollte da dennoch was dran getan werden, gerade wenn sich das Pferd immer wieder selbst streift. Raum zur Verbesserung gibt es auf jeden Fall!

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 1. Aug 2015, 18:37
von DamiP
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Ja da war vor ca. 4 Monaten noch ein anderer Schmied dran. Den konnte ich leider wegen des Stallwechsels nicht mitnehmen. Der hat meines Erachtens den Huf auch besser bearbeitet. Ich werde mich mal weiter einlesen und versuchen etwas dran zu ändern bzw. doch im Eck noch einen Barhufbearbeiter aufzutun.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 1. Aug 2015, 19:50
von Scheckenfan
Schwer zu sagen, ob der andere besser war, aber ich würde mal darauf tippen, ja :-n
Die aktuelle Tendenz der Hufe gefällt mir gar nicht :-ü

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 12:35
von Steffi86
Hallo zusammen,

ich würde gerne mal eure Meinung zu folgender Sohlenansicht hören:

Bild

Bild

Bild

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 12:55
von Maxima
Steffi86 hat geschrieben:Hallo zusammen,

ich würde gerne mal eure Meinung zu folgender Sohlenansicht hören:
Desinfizieren, desinfizieren, desinfizieren - täglich und gründlich mit einem Mittel das fungizid und bakterizid ist (Boraxbäder, Sterillium etc.)
Parallel Bearbeitung in Minischritten um alle Hebel möglichst klein zu halten (durch die massiv befallene weiße Linie sind sie wohl erstmal nicht komplett auszuschalten).
Die tiefe Strahlfurche richtig fest tamponieren mit desinfizierendem Mittel, solange bis keine Tamponade mehr drin hält.
Fütterung/Stoffwechsel sehr kritisch prüfen und optimieren.

Wenn das Pferd mit diesen Hufen fühlig läuft, Hufschuhe anpassen. Unter einem permanenten Hufschutz würde ich dieses Desaster auf keinen Fall verschwinden lassen.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 13:21
von Ramona
Scheckenfan hat geschrieben:Der Huf ist gründlich aus der Balance, und diese Balance hat mit einer Fehlstellung nicht unbedingt was zu tun.
Ergänzend dazu: Solch starke Imbalancen können aber durchaus zu scheinbaren Fehlstellungen führen, weil der Huf einfach so unbequem ist, dass das Pferd den Huf falsch belastet. Kann also durchaus sein, dass die (vermeintliche?) Fehlstellung verschwindet, wenn der Huf wieder ausbalanciert ist.

@Steffi86
Hatte das Pferd ein Hufgeschwür? Für mich sieht das nach einer doppelten Sohle aus, keine seltene Erscheinung nach einem Hufgeschwür. Doppelte Sohle kann aber auch eine Folge der extremen Trockenheit sein. Ich würde den Huf mal gründlich baden und dann mal an der Sohle kratzen. Dann sollte zumindest feststellbar sein, ob da Zerfallshorn vorhanden ist.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 13:30
von Scheckenfan
Stimmt, Ramona :-n

@ Steffi: Die Löcher, sind die zum Eröffnen eines Hufgeschwürs gemacht worden? Oder woher kommen die?
Doppelte Sohle könnte gut sein :-n , da ist so ein komischer Riss in der Sohle der da drauf hin deutet. Es sieht aber aus, als wäre da jetzt schon massig Tragrandüberstand... :kratz: Hast du mal Bilder von allen Seiten?

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 13:59
von Memüsi
Hallo
Das dürften keine Löcher von Geschwüren sein sondern so was wie Tinkerhufe die nach ewiger Trockenheit das Zerfallshorn los werden wollen. Mit dem Hufauskratzer wirst du ganze Platten lösen können. Sobald das Zeugs rausgebrochen ist hast du massig Wandüberstand.

VG
Sigi

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 14:31
von Steffi86
Ramona hat geschrieben:Hatte das Pferd ein Hufgeschwür?
Scheckenfan hat geschrieben:@ Steffi: Die Löcher, sind die zum Eröffnen eines Hufgeschwürs gemacht worden? Oder woher kommen die?
Ja. An der Stelle seitlich rechts unten auf dem Bild wurde Mitte Juni ein Abszess eröffnet. An der gleichen Stelle wurde bereits im März ein Abszess eröffnet. Im März ging das Pferd vom einen auf den anderen Tag komplett lahm, stand auf 3 Beinen. Nach Eröffnung verheilte alles scheinbar gut, das Pferd lief schnell wieder normal. An der weißen Linie bildeten sich aber auch zunehmend solche "Krater", wie sie oben auf den Fotos zu sehen sind, sowie eine doppelte Sohle. Leider hab ich das alles nicht ernst genug genommen und erstmal abgewartet. Ende Mai/Anfang Juni ging das Pferd dann immer mal wieder nicht ganz klar, also vorsorglich Angussverband gemacht, am Tag später lief das Pferd wieder gut, ohne dass man etwas gesehen hätte, dass irgendwo wieder ein Abszess aufgegangen wäre. Also erstmal weiter abgewartet. Als dann sowieso der TA am Stall war, hab ich ihn gebeten, sich den Huf nochmal anzuschauen, Diagnose erneut Hufgeschwür, die ganze Sohle stand unter Eiter. Zunächst kam sehr zähflüssiger, gräulicher Eiter (laut TA abgestorbenes Hornmaterial), ein paar Tage später kam "echter", von Bakterien verursachter Eiter. Da das Loch einfach nicht trocken werden wollte, schlug der TA vor, ein Antibiotikum zu spritzen. Das haben wir dann auch getan und nach der 2. Spritze haben wir die Behandlung erfolgreich beendet. Der TA riet dazu, das Pferd vorübergehend beschlagen zu lassen, da seiner Meinung nach die relativ breite, bröselige weiße Linie Ursache für die immer wiederkehrenden Abszesse sei, da würden halt immer mal wieder Steinchen hochwandern. Also Termin mit einem Huftechniker gemacht (das Pferd wurde bis dato von einem Hufpfleger bearbeitet, der keine Beschläge anbringt), dieser war vor 2 Wochen da und meinte, das Pferd benötigt keinen Beschlag, die weiße Linie sei nicht die Ursache für die Abszesse. Also stimmte ich zu, das Pferd barhuf zu lassen und er hat alle 4 Hufe "nur" ausgeschnitten. So weit, so gut.

Ramona hat geschrieben:Für mich sieht das nach einer doppelten Sohle aus, keine seltene Erscheinung nach einem Hufgeschwür. Doppelte Sohle kann aber auch eine Folge der extremen Trockenheit sein. Ich würde den Huf mal gründlich baden und dann mal an der Sohle kratzen. Dann sollte zumindest feststellbar sein, ob da Zerfallshorn vorhanden ist.
Scheckenfan hat geschrieben:Doppelte Sohle könnte gut sein :-n , da ist so ein komischer Riss in der Sohle der da drauf hin deutet. Es sieht aber aus, als wäre da jetzt schon massig Tragrandüberstand... :kratz: Hast du mal Bilder von allen Seiten?
Nun hab ich am Wochenende wieder verstärkt bemerkt, dass sich an der weißen Linie wieder diese "Krater" bilden und der Teil der Sohle im Bild links von dem Riss ist lose. Mir stellt sich nun einfach die Frage, was tun? Ich hab Angst, dass sich da gerade der nächste Abszess entwickelt...
Ich tendiere dazu, dem Huftechniker die Fotos zu schicken und ihn zu bitten, nochmal vorbeizukommen und den Huf zu bearbeiten. Oder gleich den TA rufen?
Auf jeden Fall könnte ich den Huf aber wohl mal baden und das Stück lose Sohle entfernen...

Bilder von allen Seiten könnte ich heute mal machen und dann auch einstellen.

Maxima hat geschrieben:Wenn das Pferd mit diesen Hufen fühlig läuft, Hufschuhe anpassen. Unter einem permanenten Hufschutz würde ich dieses Desaster auf keinen Fall verschwinden lassen.
Im Gelände (sehr steinig) läuft das Pferd ohne Hufschutz sehr fühlig, da sind wir aber auch nur noch mit Hufschuhen unterwegs. TA hatte zu Beschlag geraten (s.o.)

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 3. Aug 2015, 14:43
von Scheckenfan
Das ist auf den Fotos echt total schlecht zu beurteilen, weil die doppelte Sohle das Bild so verzerrt. Es sieht nach einer unglaublich verbreiterten weißen Linie aus, aber vielleicht ist da auch einfach schon der Außenrand der doppelten Sohle etwas weggebröckelt, und daher sieht es so aus?
Ist auch echt schwer zu sehen, wie groß der Überstand der Wand jetzt ist...

Das Einzige, was m.E. deutlich ist: Der Strahl ist überdimensional ausgebildet. Das ist an sich nicht schlecht, deutet aber in diesem Fall darauf hin, dass der Strahl vermehrt Last von anderen Hufteilen aufnimmt, die dazu nicht in der Lage sind. Das ist sicherlich auch teilweise den Hufgeschwüren geschuldet, aber sicher nicht allein. Dafür spricht ja auch die starke Fühligkeit.
Von daher: :-n unbedingt den Bearbeiter noch mal drauf gucken lassen, wenn du kannst. Und nein, nen Dauerbeschlag würd ich da jetzt auch nicht draufzimmern wollen :-ü aus Angst vor Gammel.

M.E. entstehen Hufgeschwüre übrigens auch eher selten aus Steinen, die irgendwo hochwandern, sondern eher aus falschen Druckverhältnissen, also Imbalancen im Huf. Oder sie sind ein Symptom von Stoffwechselproblemen.