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Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 28. Mär 2015, 11:44
von Der Muckel
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Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 28. Mär 2015, 12:39
von Scheckenfan
Die Bilder von vorn sin zu unschraf, und das Sohlenbild VR ist (hoffentlich) nicht parallel zur Sohle aufgenommen worden sondern schräg von oben.

Ein bisschen kann man dennoch sagen:
Das sieht nach einem typischen High-Low-Syndrom aus. VL ist sehr steil, fast bockhufig (wobei ich stark vermute, dass das kein "echter" Bockhuf ist) mit sehr hohen Trachten während VR eher flach ist mit untergeschobenen Trachten und einer langen Zehe.
Das muss unbedingt ausgeglichen werden, so eine Ungleichbelastung führt gern zu Schäden an Sehnen, Gelenken etc. Stell dir vor, du hast auf einem Fuß einen Stöckelschuh und auf dem anderen Ballerinas. :oerks:
Zudem ist VL der Kronrand enorm hochgeschoben und richtig nach oben gerundet statt gerade. Da müsste über eine Schwebe (die vermutlich mehrfach deutlich nachgeraspelt werden muss) Abhilfe geschaffen werden, damit der Kronrand sich wieder entspannen kann.

Auch sehr auffallend: Die deutlichen Ringe im Huf. Weißt du, wo die herkommen? Hat das Pferd ein Stoffwechselproblem? Kannst du die Ringe auf etwas anderes zurückführen?

Die Arbeit des Schmied ist schwer zu beurteilen, weil man nicht weiß, wo die Hufe herkommen. Gar nicht gefällt mir aber der stark beschnittene obwohl arg verkümmerte Strahl - auf beiden Hufen, aber VL besonders! Da ist doch bestimmt 1cm Luft zwischen Strahl und Boden? :ohhh:
Dieses orange gefärbte Horn und auch die Tatsache, dass sich an beiden Hufen scheinbar eine doppelte Sohle bilden möchte, zeigen für mich, dass die Hufe arg im Stress sind.

Ich würde vom Schmied sehen wollen, dass er die Trachten an beiden Hufen zurücksetzt, besonders VL, und VR deutlich die Zehe von vorn kürzt, falls möglich ggf. auch von unten. Den Strahl sollte er möglichst in Ruhe lassen (bis auf Gammel/Fetzen) und VL Schweben in der hochgeschobenen Wand anbringen.

Ich vermute, dass VL viel komprimiertes Zerfallshorn hat, das müsste man auch unbedingt rausnehmen, damit man die Trachten überhaupt ausreichend kürzen kann.

Auf jeden Fall muss der Schmied so arbeiten, dass die Hufe angeglichen werden!!!

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 28. Mär 2015, 13:21
von Der Muckel
Okay, dann versuche ich von den Hufen von vorne neue Fotos zu machen. Ich hatte nur eine Hand frei zum Fotografieren. Die Aufnahmen sind schräg von oben entstanden.
Ja es stimmt, der VL ist sehr viel steiler als der VR. Der Rücken ist auch ungleich bemuskelt. Ich weiß selbst, dass die Hufe nicht optimal sind :(
Ringe im Huf: also im Oktober sind die Hufeisen ab gekommen, das müsste der ausgeprägteste Ring sein. Stoffwechseltechnisch ist er eigentlich unauffällig. Unser Raufutter ist dieses Jahr nicht das beste (komplett selbst hergestellt).

Ich bin echt am verzweifeln mein "alter" Schmied, meint man könnte die Hufe nicht anders bearbeiten und ich wollte einen HO nach Biernat kommen lassen, der aber überhaupt nicht zuverlässig ist :heul: Der HO hat 1x die Hufe bearbeitet und ich fand, Ilano lief danach etwas besser.
Mit dem Schmied kann ich leider nicht reden, ob er was anders machen könnte, das habe ich schon versucht.

Dann ist es bei Ilano so, dass er mit den Füßen vorne "schlurft". Bei Asphalt zieht er die Zehe über den Boden. Es war mal eine sehr gerade Kante im Huf. Der HO hatte es mir so erklärt, dass durch Zehenabweiser das Pferd den Huf nicht richtig abrollen kann.

Hier machen ja relativ viele Leute die Hufe selbst bei ihren Pferden, aber ich trau mich da irgendwie nicht dran. :tuete:

Edit sagt: kannst du mir theoretisch erklären, wie man einen zu steilen Huf flacher bekommt?

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Sa 28. Mär 2015, 22:14
von Scheckenfan
Den Schmied würd ich eher nicht dran lassen :nix: denn ändern kann man da schon was :-n
Wie ein HO ein High-Low-Syndrom bearbeitet weiß ich gerade gar nicht :nix: , konnt ich mir nie merken weil Biernat mir nie logisch erscheinen wollte :nix: ich "kann" nur NHC.

Das Schlurfen kann viele Ursachen haben aber vermutlich sind einfach die Zehen zu lang und das Pferd kürzt sie sich selbst ;-) und wenn du in der Bewegung genau hinschaust, kann das Pferd sehr wohl drüber abrollen :nix: Allerdings schränkt eine deutliche Zehenrichtung die Abrollbewegung in alle anderen Richtungen ein. Daher würde ich die Zehe einfach so berunden, dass das Pferd wieder in alle Richtungen abrollen kann.

Am steilen Huf würde ich - wenn's keine Besonderheiten oder Abnormitäten gibt ;-) die lebende/echte Sohle finden wollen (da gibt's einen Unterschied in der Konsistenz) und entsprechend alles Zerfallshorn, ob lose oder komprimiert, wegnehmen.
Dadurch dürfte ein mehr oder weniger starker Wandüberstand entstehen. Diesen würde ich wegnehmen, und gerade die Trachten würde ich einkürzen wollen. Gleichzeitig aber eben auch die seitliche Wand, die so hochgeschoben ist. Die Zehe könnte vermutlich so bleiben, je nach Zustand würde ich da etwas abrunden.
Falls der Strahl verpilzt/vergammelt wäre müsste man das unbedingt behandeln, bevor er richtig Last übernehmen muss.

Zum Trachten kürzen gibt es diverse Theorien, einige davon sehr haarsträubend. Es wird oft davon geredet, dass ein Trachtenkürzen die Sehnen stark belasten würde. Rein physikalisch irgendwie auch logisch. Allerdings muss man bedenken, dass im derzeitigen Zustand der gesamte Sehnenapparat vom Pferd überbelastet/nicht physiologisch belastet wird. Ich kenne auch einen Verfechter der Theorie, dass man gerade bei High-Low oder unechten (= erworbenen, nicht angeborenen) Bockhufen die Trachten in einem oder zwei Schritten radikal runter setzen sollte, damit man dem Wachstum nicht ewig hinterher läuft - er bearbeitet u.a. Distanzpferde und sagt, dabei wäre noch nie irgendein Schaden an der Sehne entstanden :nix:
Das will ich gar nicht weiter befürworten, ein Runtersetzen der Trachten in mehreren Schritten funktioniert fast immer genauso gut und das Gewebe hat mehr Zeit sich anzupassen. Ich will nur ein wenig die Angst vor der bösen tiefen Beugesehne nehmen ;-)

Genauso wichtig ist aber auch, dass gleichzeitig der flache Huf aufgerichtet wird!
Dazu auch hier die Trachten kürzen, weil diese untergeschobenen Trachten sich sonst gar nicht wieder aufrichten können - wie auch, bei der Hebelkraft, die auf sie wirkt. Auch hier ist also funktionale Sohle suchen angesagt, und dann Tragrand kürzen. Danach dann unbedingt die Zehe von außen beraspeln, mindestens bis zur Water Line (Ende der pigmentierten Schicht der Hufwand), je nach Fall auch weiter (tw. bis weiße Linie). In Extremfällen könnte man einen Toe Rocker machen, also in die Sohle hinein von unten kürzen. Das führt aber bei falscher Anwendung schnell zu Fühligkeit etc., also damit eher Vorsicht.

Wenn du sagst, dass das Pferd deutlich ungleich bemuskelt ist, die Auswirkungen der Hufe also im Körper manifestiert sind, würde ich die gleichzeitig zur Hufbearbeitung auch zu Massage/Physiotherapie/Osteopathie raten, damit nicht die Muskeln die Hufe im alten Muster festhalten.

Ich hoffe, ich konnte halbwegs verständlich erklären :shy:
Für Basiswissen bzgl. Huf & -bearbeitung kann ich sonst nur noch mal das Buch von Frau Gottwald empfehlen, kostenfrei runterzuladen auf www.pro-barhuf.de

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: So 29. Mär 2015, 09:20
von Maxima
Ich kann bei Scheckenfan nur unterschreiben, sie hat alles super erklärt.
Mir ist auch der Strahl viel zu stark beschnitten, so kann er keine Funktion übernehmen. Am Verlauf der Rillen sieht man auch sehr deutlich daß starke Stauchungen in der Wand vorliegen die durch Schweben entlastet werden müssen.
Die Hufe sehen sehr hoch aus, was auch für zu viel Material in der Sohle spricht.

Ich kann nur raten, sich nach einem guten Bearbeiter nach NHC umzusehen, HOs sind oft nicht zielführend, ums mal vorsichtig auszudrücken.

Zu den untergeschobenen Trachten und dem Kürzen derselben: Es besteht immer der Denkfehler daß man den Huf (und damit auch das Pferd drüber) als statisches, geometrisches Gebilde sieht. Tatsächlich ist es aber so, daß das Pferd den Huf mit den gekürzten Trachten dann einfach anders hinstellt weil es nun bequemer ist und damit sind der berühmte Zug auf die tiefe Beugesehne und die Belastungen auf die Muskeln wieder gleich.

Probiert das einfach mal aus - stützt euch mit ausgestrecktem Arm auf die flache Hand und guckt wo euch das bequem ist. Nun legt ihr hinten unter die Handballen ein dünnes Buch o.ä. Sofort werdet ihr die Hand etwas anders plazieren, weil die Zugverhältnisse im Handgelenk und im ganzen Arm sich geändert haben. Genauso läuft es auch mit dem Pferdebein. Man sieht es auch an Fotos, Pferde mit hohen Trachten stehen z.B. oft deutlich rückständig, haben die Vorderbeine weit unter dem Körper. Sind die Trachten gekürzt, nehmen sie sofort eine physiologischere Position ein und stellen die Beine weiter vor. Das hat dann noch den zusätzlichen positiven Effekt daß nun der hintere Bereich des Hufs mit Strahl und Ballenpolster auch gesünder belastet wird und sich diese Region wieder besser entwickeln kann.

Also keine Angst auch vor größeren Eingriffen am Huf (natürlich immer vorausgesetzt daß man grundsätzlich weiß was man tut)!

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Di 31. Mär 2015, 16:34
von Ayira
Zum Trachtenkürzen: Ich MUSSTE meinem damals 10-jährigen Lipi die Trachten kürzen. Als ich ihn kaufte, hatte er 10cm (!!!) hohe Trachten. Wir haben ihm natürlich nicht von heute auf morgen 6,5cm weggschnitten, aber beim ersten Mal waren es schon gut 1-1,5cm. Er hat weder gelahmt noch sonst wie Beschwerden gezeigt. Und in den darauffolgenden Wochen wurde halt peu a peu wieder weggenommen, bis er annähernd zu einer normalen Trachtenhöhe kam.
Wie viel und schnell man wegnimmt, hängt vom Alter des Pferdes ab. Je jünger, desto "radikaler" kann man schauen, eine gute Stellung zu erreichen. Je älter, desto kleinschrittiger, da natürlich die Sehnen und Bänder etwas zeit brauchen, sich umzustellen. Eine Frau, die ihr Leben lang nur Highheels trug, kannst auch nicht von jetzt auf gleich barfuss hinstellen. Sie rennt dann, als trüge sie noch immer Absätze ...

Aber die Trachten - und die Eckstreben, die meines Erachtens bis zur Strahlspitze wachsen (!) gehören deutlich gekürzt. Und das ist nicht schwer ... aber ich kann mir schon vorstellen, dass der HS nicht begeistert ist, wenn man seine Arbeit bekrittelt :-/

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Di 31. Mär 2015, 16:37
von Ayira
@Maxima:

Das mit dem Eigenversuch ist ein tolles Beispiel =) Mir wurde es theoretisch erklärt - ich habs verstanden und verinnerlicht - aber dass man es so "praktisch" auch testen kann - sehr interessant =)

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Di 31. Mär 2015, 19:27
von Schnucke
Ich hab ja auch ein High- Low Pferd und habe eine HO (DHG) dran, bzw bearbeite nach ihrer Anweisung selber. Als sier zu uns kam war sie beschlagen und der Schmied hatte versucht auszugleichen, ich habe selbiges versucht allerdings wars barhuf trotz Abriebsteuerung und andauerndem Trachten nachkürzen recht schwer. Zudem bildete sich je mehr ich von den Trachten wegnahm an der Zehe ein "Schnäbelchen" und Polly fing an auf dem Bein einfach etwas klamm zu laufen, ob dieser Problematik hab ich dann meine HO ins Boot geholt.
Meine HO meinte klassischer Fall von High- Low- Syndrom, wobei der Low Huf zumindest keine untergeschobenen Trachten hat, auch nicht zu flach sondern recht gut ist und drastisch runterstellen des Highhufs egal ob kleinschrittig oder auf einmal bringe eben das was ich eh schon feststellte und wär nicht anzuraten. Zu dem Thema gibts bei der DHG auch was zu zu lesen was die Ansicht da nicht stärker einzugreifen erklärt. http://dhgev.de/fileadmin/content/downl ... kelung.pdf
Seitdem schauen wir die Hufe gegenseitig etwas anzugleichen um den Unterschied möglichst gering zu halten, das funktioniert seit mitlerweile einem Jahr ganz gut und Polly geht es damit prima. Klar hat sie keine Bilderbuchhufe mit Normwinkeln, aber wir haben keine Rillenbildung, keine hochgeschobenen Kronränder, keine schnabelnden Teile und das Gangbild hat sich deutlich verbessert.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Di 31. Mär 2015, 21:23
von Scheckenfan
Hast du davon Bilder, Schnucke?

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Di 31. Mär 2015, 21:34
von Scheckenfan
Hab gerade den Artikel gelesen - m.E. ist da ein grundlegender Trugschluss drin. Nämlich dass ein High-Low-Defizit nur angeboren/frühzeitig erworben oder durch eine größere Verletzung entstehen kann.
Angeborene und daher "echte" Bockhufe sind in der Tat nach den ersten paar Lebensmonaten kaum mehr zu korrigieren.
Aber bei den meisten Pferde erkennt man auf frühen Bildern keine solche Fehlstellung, sondern die Fehlstellung ist später erworben - und dann auch problemlos korrigierbar.

Das ist wieder so ein Artikel, der mich echt aufregt :keule: weil da mal wieder drin steht, dass etwas nicht ginge, was schon diverse Hufbearbeiter hinbekommen haben. Und wenn man das dann gegen hält heißt es nebulös: Ja, aber das geht sicherlich auf die inneren Strukturen, die Sehen haben sich ja verkürzt :augenroll:

Fakt ist: Sehnen können sich (nach Ende des Wachstums & wenn keine zu Vernarbungen führende Verletzung vorliegt) NICHT verkürzen. Was sich verkürzen kann, sind die Muskeln am Ende der Sehnen. Und diese können sich auch wieder dehnen - abrupte Umstellungen machen somit Muskelkater.