Und wieder beginnt es von vorne...

Moderator: Sheitana

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Nelchen
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Nelchen »

Vielfach machen sich Einsteller auch überhaupt kein Bild davon, wieviel Arbeit manche Dinge machen, weil sie es selbst noch nie taten. Abendsonne hat da schon die richtigen Gedanken. :-d
Gestern z.B. holt ein Einsteller sein Pferd vom Paddock in die Box. Es regnete und das Pferd stand mit einem anderen auf dem Paddock und fraß gerade seine Heuration. Kurzerhand wurde das andere Pferd auch in seine Box gestellt. Die ich gerade gemistet hatte und wo auch noch kein Heu war. Es regnete ja, igitt.
Er hatte es gut gemeint, aber für mich bedeutete es mehr Arbeit, ich musste die Box nochmal misten und das Pferd hatte nichts zu fressen. Dabei hatte ich morgens bedacht, dass das eine Pferd zum Reiten geholt würde, was eh schon zu dick ist und extra viel Heu rein getan, damit die Maus in Ruhe viel Heu fressen kann, wenn der Vielfraß nicht da ist.Das hatte dann wohl nicht geklappt! :? So Sachen gibt es vielerlei. Manchmal muss man auch als SB Kompromisse eingehen, von denen die Einsteller garnichts ahnen. Der Dicke und die Maus verstehen sich sehr gut. Ich möchte sie nicht trennen. Beides sind Einstellpferde, beide haben unterschiedliches Fressverhalten, unterschiedlicher geht es kaum. Zusammen sind sie glücklich. Da bedarf es manchmal solche Kunststückchen, welche auch immer mit mehr Arbeit verbunden sind. Unbezahlter, versteht sich. Eine halbe Stunde ist pro Pferd kalkuliert täglich, für nicht mal 5 € die Stunde .Würde ich das höher kalkulieren, käme ich auf einen Pensionspreis von über 240 €. Das ist in unserer Gegend viel. Das bezahlt kaum einer. Da hätte ich auch nichts gekonnt. Also tue ich vieles für nasse. Das wird vielen SB so gehen und wenn ich dann so Sätze lese, ich will dies, oder jene Extrawurst, ich bezahle ja dafür, dann macht mich das wütend und traurig. Meistens ist das nämlich nicht so, dass das keineswegs alles auch entlohnt, was für das fremde Pferd geleistet wird. Es gibt sicher auch Ausnahmen. Es ist auch sicher eine Ausnahme mit Pferdepension seinen Unterhalt verdienen zu können. Wenn da nicht noch was Anderes angeboten wird, wie Reitunterricht, oder Urlaub etc. trägt sich sowas gerade mal, wenns gut läuft. Nicht dass hier Jemand glaubt, man würde davon reich!
LG Katrin

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Neddie
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Neddie »

Bist du noch da, Weibi? ;)

Auch ein schriftlicher Vertrag ist nicht viel wert. Letztlich ist es eben der Stall der SB, und (entschuldige Cate), die aller meisten Stallbetreiber sind schon auch der Meinung, dass sie es am allerbesten wissen und machen das dann halt. Oder es kommen wirtschaftliche Zwänge hinzu und dann geht halt auch die Kuhweiden-Nachsaat, ist ja billiger.

P.S.: Im alten Stall sagte die SB immer, dass sie keine Verträge macht, weil sie keine Kündigungsfristen haben will ("Wenn der Gaul am Montag noch nicht weg ist, binde ich ihn dir unten an der Straße an"). Hat für einen als Einsteller den Vorteil, dass man erst ein/zwei Tage vor einem Umzug des Pferdes was sagen muss, sonst könnte es passieren, dass das betreffende Tier nicht mehr mitgefüttert wird :tisch:

P.P.S.: Sie hat die Pacht mittlerweile an ihre Eltern zurück gegeben :-d
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Sheitana
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Sheitana »

Und manchmal liegt es nicht mal an den SB, sondern z.B. daran, dass Nachbarn sich über irgendwas beschweren, der Verpächter der Weiden plötzlich irgendwas nicht mehr möchte, die Stadt/das Land irgendwas anders haben will. Das geht manchmal ganz schnell. :nix:
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Neddie
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Neddie »

@Nelchen: Ich bin sozusagen "Vollbluteinsteller" und sehe das so: Ich muss mich als SB hinsetzen und kalkulieren, und das korrekt. Dann komme ich auf einen Wert X. Den muss ich dann auch nehmen. Schließlich möchte ich als Einsteller, dass der SB von seinem Betrieb leben kann.

Leider scheinen sich die SBs das Geschäft gegenseitig kaputt zu machen, denn ich habe schon zigfach das Argument von SBs gehört "den Preis zahlt doch keiner". Ich sag dazu jetzt mal vereinfacht "na und?". Soll heißen: Es geht auf Dauer nicht anders. Nimmt der SB weniger, als er benötigt, läuft es entweder darauf hinaus, dass der Stall zugemacht wird, weil der SB sich was suchen muss, dass ihm eine Altersversorgung ermöglicht, oder es wird durch Heuverkauf (das dann von der Futterration für die Einsteller abgezogen wird) oder durch RU und Co. (die Zeit steht dann natürlich nicht für Weidepflege etc. zur Verfügung) finanziert.

Hier in der Gegend liegt der Durchschnitt bei 300,- €. Es gibt hier in der Stadt einen Stall, der nimmt 680,- €. Allerdings geht´s den Pferden da auch nicht toll, im Sinne von großen Weiden/Auslauf usw., sondern die Halle ist mit Ebbe/Flut-Bewässerung, der Paddockuntergrund wird alle 6 Wochen ausgetauscht, es wird drei Mal am Tag Kraftfutter gefüttert (die Pferde kommen selbstverständlich auch im Sommer nur zwischen erster und zweiter Fütterung raus).

Ich verstehe das nicht, gibt es denn keine pferdegerechte Pensionsstall-Haltung mit Reithalle? Die darf dann auch was kosten :shy: hach man


So, OT aus ;)
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von ehem User »

Neddie, das mit der fehlenden Kündigungsfrist ist ein Trugschluss.
Auch für mündlich geschlossene Einstellverträge gelten Kündigungsfristen.
Rein rechtlich geht da nicht "von heute auf morgen".
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Neddie
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Neddie »

Schon klar, aber weiß mal bei mündlich irgendwas nach. Mal abgesehen davon waren ja auch mündlich keine Kündigungsfristen vereinbart.
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Kurt Tucholsky
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Neddie
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Neddie »

Um mal den Einstellern, die hier mitlesen, vielleicht eine Idee zu geben: Man muss die Kosten pro Pferd kalkulieren, und dazu gehört alles (Heu, Stroh, Erhalt der Anlage, Renovierung, Abnutzung der Maschinen und Co., eine Rücklage für die Gefahr des zufälligen Untergangs (wie es so schön heißt), Löhne, Versicherungen für den Stall, Pacht für Weiden, Schuldzinsen). Dann nimmt man das mal 2 (die so entstehenden 50 % schimpfen sich Unternehmerlohn, davon muss der SB ja noch seine persönlichen Versicherungen zahlen [also Rente zu 100 %, Krankenversicherung zu 100 %, BG-Beiträge, ggf. Arbeitsausfallversicherung] und seine persönlichen Steuern zahlen.

Auf diese "100 %" kommen dann leider Gottes seit 2012 noch 19 % Mehrwertsteuer drauf.

Da ist man mir nichts, dir nichts bei 600,- € im Monat pro Pferd.
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Kurt Tucholsky
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von ehem User »

Neddie hat geschrieben:Schon klar, aber weiß mal bei mündlich irgendwas nach. Mal abgesehen davon waren ja auch mündlich keine Kündigungsfristen vereinbart.
Klar, der Nachweis ist schwierig.
Wenn mündlich nie eine Frist vereinbart wurde, dann gilt im Grunde sogar eine Kündigungsfrist von drei Monaten. Es sei denn, es ist etwas Schwerwiegendes vorgefallen, was zur fristlosen Kündigung berechtigt. Das weiß nur kaum jemand.

Ich habe mich mit dem Thema befasst, weil ich bisher schon zwei Einstellverhältnisse ohne schriftlichen Vertrag hatte. Für mich als Einsteller war es Glück, ich wurde bei Stallwechsel einfach ohne Frist raus gelassen - beide Male. Aber es hätte eben auch problematischer werden können.
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Neddie
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von Neddie »

Sorry Weibi, bin arg abgeschweift :daumen:
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Kurt Tucholsky
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A.Z.
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Re: Und wieder beginnt es von vorne...

Beitrag von A.Z. »

Wenn da ein stilles Einvernehmen besteht, dass jeder quasi kündigen darf, wie er mag, ists ja gut.

Wenn eine der Parteien streiten will, wirds natürlich schwieriger.

Samtnase - die drei Monate gelten gemeinhin für (Wohnungs-)Mietverträge. Ja, sie werden häufig als Richtwert heran gezogen.
Oft wird aber auch die Frist für einen Dienstleistungsvertrag heran gezogen und die liegt wohl bei 4 Wochen.
Im schlimmsten Streitfall ist man abhängig davon, wie ein Richter den nicht umfassend dokumentierten (da mündlichen) Vertrag bewertet.
Insofern ist schriftlich, auch wenns in etlichen Punkten ggfs. Papierverschwendung ist, immer besser.

Ich sehe das ehrlich gesagt wie Neddie. Der Stallbetreiber muss den Preis nehmen, zu dem er die Leistungen erbringen kann, die man gemeinhin für ein normales, gesundes Pferd erwarten kann.

Ausnahmen müssen dann halt extra kosten.

Wenn einer unentgeltlich was extra leisten will, bitte sehr. Das möchte ich dann aber ehrlich auch nicht mal hinten rum serviert bekommen. Und ich möchte auch nicht, dass darunter die normal zu erwartende oder vereinbarte Leistung leidet.

Ich denke auch, wenn die Stallbetreiber nicht anfangen, sich gegenseitig zu unterbieten um ihre Ställe ggfs. voll zu kriegen, dann entwickelt sich in einer Region auch ein ausreichender Preis.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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