Sorry, aber ich muss noch mal kurz auf den O-Ton eingehen (und irgendwie finde ich, dass es zu dem Thema passt, es hängt ja irgendwie zusammen)
Integra hat geschrieben:
seine Konzentrationsspanne liegt bei maximal 15 min und das Pferd wird 4...
Die Konzentrationsfähigkeit eines Erwachsenen Pferdes ist nach 20 Minuten erschöpft....... für einen 4jährigen sind 15 Minuten unendlich viel.
Ich arbeite jetzt seit ein paar Monaten mit einem Pony, der 3jährig an eine Reitschule verkauft wurde, dort "politisch" korrekt nach gängigen Regeln ausgebildet wurde und im Schulbetrieb gehen musste. Mit 7 hat man ihn als Hallenuntauglich und Dauerbuckler aber als "nettes" Freizeitpferd verkauft. Als ich ihn kennen gelernt habe, ließ er sich keinen Meter führen sondern riß sich sofort los, unter dem Sattel hat er gebuckelt dass es filmreif war, an der Longe ging er gar nicht erst los und in der Freiarbeit ging er nach spätestens 2 Minuten durch jeden Zaun, egal ob Strom drauf war oder nicht, Hauptsache so viel Entfernung zum Menschen schaffen wie es irgend geht, Schmiedtermine waren der reinste Horror.
Ich habe ihn im ersten Monat für jeden Zentimeter den er bei seiner Besi (damals 12) geblieben ist belohnt, jeglicher Druck - egal in welcher Ausprägung - wurde konsequent vermieden. Kam Widerstand haben wir sofort nachgegeben, damit kein Zug aufkam. In der Freiarbeit wurde jeder Schritt, der nicht Richtung Zaun ging belohnt. Je hektischer er wurde, desto höher wurde die Clickerrate. Er ließ sich irgendwann ein paar Meter führen und riß sich dann erst los. Es wurde hübsch über unsere Arbeit gelästert, dass mein Wattebauschgetue ja super funktionieren würde...... Die ersten Longierversuche sahen so aus, dass wir ihn hysterisch gefeiert haben wenn er sich traute auf den Zirkel zu gehen, da waren wir noch lange nicht bei los laufen, Reitversuche haben wir erst gar nicht versucht. Seine Konzentrationsfähigkeit lag in den ersten Wochen bei unter 5 Minuten und wieder lästerte die Meute....
Inzwischen sind wir gemeinsam mit dem Pony und einem weiteren Pferd zu dritt in einen eigenen kleinen Offenstall gezogen. Das Pony kommt im Galopp auf sein Besi zu wenn sie ihn ruft und will was mit ihr machen. Die beiden gehen inzwischen regelmäßig im Gelände spazieren (ok er reißt sich ab und an immer noch los, läuft aber nie weg, sondern wartet auf das Mädel, ich glaube er findet das ein tolles Spiel - wir arbeiten daran, dass das auch besser wird

) sie reitet ihn inzwischen regelmäßig auf dem Platz und seit gut zwei Wochen ist da sogar der Galopp an der Longe mit bei. Bei der LK - Arbeit entwickelt er streberartige Züge und ist einfach nur genial

. Seine Konzentrationsfähigkeit liegt inzwischen bei max. 15 Minuten bei der Bodenarbeit/LK, beim Reiten schafft er inzwischen gut 45 Minuten mit entsprechenden Entspannungspausen dazwischen (er ist gerade 9 geworden). Hat er schlechte Tage (die immer seltener werden) wird die Clickerrate erhöht bis er wieder bei uns ist und dann wieder nach unten geschraubt. Ich habe angefangen ihn im Gelände zu reiten und man merkt, dass er noch große Ängste in sich trägt, aber wir kommen jedesmal ein Stück weiter. Unser letzter Ausritt brachte uns sogar über die Bahnschienen, ein Monster auf dem Boden

. Aber er fängt an, den Menschen wieder zu vertrauen und läßt sich auf neue Ideen ein. Er ist ein ausgesprochen nettes Pony, frech und überdurchschnittlich intelligent, mit der Berufung zum Zaun testen (unser Stall wurde schneller "schön" als wir das eigentlich vor hatten

). Aber wenn er zu grob angepackt wird, dann kommt das alte Muster sofort durch: Hals wegdrehen und weg ist er. Deutliche Ansagen von mir, wenn mal wieder ein Fehler im Zaunsystem gefunden wurde

, kann er dagegen super ab und läuft mir wie ein Hund hinterher. Was er immer noch nicht verträgt ist angebunden sein, da muss einiges schief gegangen sein, also wird er frei geputzt und gesattelt, geht auch

beim Schmiedtermin steht er jetzt völlig entspannt und muss nicht mal mehr festgehalten werden.
Was ich damit eigentlich sagen will: das Pony war unglaublich verstört, wirkte aber auf alle nur widerspenstig mit einem extrem dicken Kopf und starkem Willen, also wurde er immer härter angepackt. Aber er ist ein Sensibelchen und wehrte sich nur gegen ungerechte oder für ihn unverständliche Behandlung. Hätte ich ihn mit Druck gearbeitet, wäre er heute wahrscheinlich schon verkauft oder Hundefutter. Ach ja, er wiegt mind. 450 wenn nicht 500 Kilo, die halte ich genauso wenig wie 720 Kilo
