So angenehm ich die Art des Umgangs hier im Forum sonst eigentlich finde, aber in diesem Thread frage ich mich öfter, wie einige Leute eigentlich dazu kommen, ihre Erfahrungen und Ansichten derartig zum Maß aller Dinge zu erheben. Ich persönlich würde mir nicht zutrauen, anhand von ein paar Beiträgen aus der Ferne beurteilen zu können, was LaLuu kann und tun muss und wie sich die ganze Sache mit dem eigenen Pferd entwickeln wird. Klar, Menschen sind dafür optimiert, sich aus einem Minimum an Informationen eine schlüssige Geschichte zur Interpretation von Situationen zusammenzuzimmern und dann hochgradig überzeugt davon zu sein. Aber hier frage ich mich doch, ob das nicht ein bisschen weit geht.
LaLuu, ich persönlich kann nicht einschätzen, ob du mit einem eigenen Pferd zurecht kommen wirst oder nicht und wie einfach oder schwer es für dich sein wird, die passende Hilfe zu finden. Noch weniger kann ich entscheiden, ob es gut oder schlecht ist, dir ein Pferd anzuschaffen. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass meine Entscheidungen beim Pferdekauf und im Umgang mit meinen Pferden nie so waren, wie es scheinbar alle hier Schreibenden als selbstverständlich empfinden.
Ich hatte in meinem Leben nur ein halbes Jahr lang Reitunterricht und habe seit ich zwölf war nur noch von den Pferden selbst gelernt (und viele Jahre später dann noch aus einem Forum). Mein erstes Pferd habe ich mir zu meinem fünfzehnten Geburtstag gekauft und seit meinem sechzehnten Lebensjahr war ich Selbstversorger (allerdings hatte ich damals finanzielle Unterstützung von meinen Eltern). Mittlerweile habe ich vier Pferde. Bisher habe ich beim Kauf immer direkt das erste genommen, das ich mir angesehen hatte. Probereiten war für mich nie relevant, weil ich entweder ohnehin wusste, dass ich die Ausbildung von Grund auf neu beginnen werde (Pferd 1), weil das Pferd noch zu jung zum Reiten war (Pferd 2) oder ohnehin nicht zum Reiten gedacht war (Pferde 3 und 4, Shetlandponys).
Ich bin mit dreien meiner Pferde überglücklich und habe es nie bereut, sie gekauft zu haben (das vierte Pferd lebt noch nicht bei uns, daher kann ich dazu erst ab November was sagen) - hier ein
aktuelles Video, das einen kleinen Einblick in unser Leben gibt. Und nein, das ist trotzdem keine Einladung zur Nachahmung. Ich denke, dass die Strategie bei der Auswahl eines Pferdes zu dem passen sollte, was man mit dem Pferd dann später vor hat. Hätte ich ein Reitpferd mit einer Spezialbegabung in irgendeiner Disziplin gesucht, hätte ich die Eignung des Pferdes dafür sicherlich vorher sorgfältig getestet. Hätte ich auf irgendeine bestimmte Charaktereigenschaft Wert gelegt, hätte ich das Pferd danach ausgewählt usw. Aber das war nicht so. Mir war immer klar, dass ich mich mit der Situation gut arrangieren werde, egal wie es kommt. Für mich sind meine Pferde eher sowas wie Freunde oder Kinder, wo es vielleicht auch weniger um die Auswahl des Perfekten geht sondern man eben einfach zusammenwächst.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen Pferdekauf und die gemeinsame Zeit mit deinem neuen Pferd. Aus eigener Erfahrung als Pferdebesitzerin kann ich nur Folgendes sagen: Ja, Schwierigkeiten und Probleme kamen und meistens waren sie unerwartet. Aber für uns waren sie bis jetzt alle lösbar und keines hat mich jemals auch nur annähernd dazu gebracht, meine Entscheidung zum Pferdekauf in Frage zu stellen.
