Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Moderator: Stjern

ehem User

Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von ehem User »

würde das Schlachten EU-weit verboten, hätten wir hier ganz schnell amerikanische Verhältnisse, wo Schlachtpferde jetzt über 1000e von Kilometern nach Mexiko gekarrt werden um dort geschlachtet zu werden.

Wenn ein Pferd geschlachtet werden soll (nicht die Fohlen aus der "überproduktion") so gibt es dafür immer einen Grund. Diese Pferde sind zu 99% psychisch oder physisch krank.
Schlachtpferde-Rettung wäre in allen Fällen, dafür zu sorgen, dass das Pferd auf dem nächstgelegenen Schlachthof geschlachtet wird und nicht auf den Transport geht.
Das ist Tierschutz, nicht irgendwelche Pferde so lange wie möglich am Leben zu lassen.

Noch mehr Tierschutz wäre Schlachtviehtransporte über mehr als z.B. 100 km / grenzüberschreitend generell zu verbieten. Ebenso wie das Schlachten im Akkord. Aber dann würden ja die Fleischpreise steigen.
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Neddie
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Neddie »

Ich habe das jetzt darauf bezogen, dass de Leute die Pferde "entsorgen" können und noch Geld dafür bekommen.

Einschläfern lassen würde nämlich noch Geld kosten. Und ich habe selbst schon erlebt, dass Leute die Pferde lieber zum Schlachter bringen, als sie für den gleichen Preis zu verkaufen.

@elja: Da muss ich dir leider widersprechen. Ich weiß selbst aus meinem persönlichen Umfeld, dass bei WEITEM nicht alle krank sind, die geschlachtet werden.

@lottehüh: Du hast Recht, ich finde auch beide toll (der Weg zum Veganer ist aber noch SEHR lang :tuete:)
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

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Sheitana
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Sheitana »

Neddie hat geschrieben:Ich habe das jetzt darauf bezogen, dass de Leute die Pferde "entsorgen" können und noch Geld dafür bekommen.

Einschläfern lassen würde nämlich noch Geld kosten. Und ich habe selbst schon erlebt, dass Leute die Pferde lieber zum Schlachter bringen, als sie für den gleichen Preis zu verkaufen.
Wobei.... :shy:
Also ich stehe jetzt wieder vor der Wahl, dass ich für unsere beiden Zwerge die Pässe beantragen will. Und da muss ich angeben ob Schlachtpferd oder nicht. Die Besitzerin von dem Sohn meiner Stute hat schon gesagt, bitte Schlachtpferd. Und ich denke Feendrache und ich könnten das auch so entscheiden.
Denn im Zweifel möchte ICH entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist. Viel zu oft habe ich auch gehört, dass der TA nicht einschläfern möchte etc....
Allerdings weiß ich von mir selbst natürlich auch, dass ich mein Pferd nicht einfach entsorge, sondern wenn meine guten Gründe haben werde (wobei ein Einschläfern in der Herde für mich immer noch Vorrang hätte, sofern es geht). Ändern lassen (Verkauf z.B.) könnte ich es immer noch.
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Sheitana
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Sheitana »

Ich denke fast, dass kein Gesetz der Welt etwas an der Mentalität der Menschen ändern kann. Und die ist doch vor Allem das Problem...
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november
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von november »

Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage dieses Threads wären. Wie kann man den Menschen bewusster machen, was es bedeutet, ein Pferd anzuschaffen. ;)

Ich denke, das Wichtigste ist, überhaupt etwas zu tun. Und wenn es nur "Kleinigkeiten" sind, wie reden mit Leuten etc.
So oft hört man Särtze wie "Ich finde dieses und jenes ganz schlimm, aber ich kann ja nichts ändern." Aber wenn viele Leute Kleinigkeiten ändern, summiert sich das ja.

"Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, kann das Antlitz der Welt verändert werden. "
(aus Afrika)

Meine Pferde sind übrigens beide als Schlachtpferde eingetragen. Die Absicht, sie schlachten zu lassen, habe ich jedoch nicht. ;)
Little by little, one travels far.
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Lottehüh
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Lottehüh »

Ich hab's bei Lotti mal geändert, eben wegen ihrer Vergangenheit und weil ich weiß, dass sie schon genug für Menschen gegeben hat und das nicht will.

Pablos Pass hatte ich erst am Wochenende in der Hand und hab da auch das erste mal gesehen, dass er auch als Schlachtpferd eingetragen ist. Ich hab kurz überlegt und es dann so gelassen. You never know - aber ich habe ebenfalls nicht die Absicht, das zu tun. Trotzdem hab ich's mal drin gelassen, geändert ist es gleich.

Ich finde das afrikanische Sprichwort zwar gut, aber mit den anderen ist es immer so eine Sache. Man muss bei sich selbst anfangen und anderen dadurch ein Beispiel sein. Ohen sich aufzudrängen, sie müssen es von selbst wollen. Überreden kann man eh niemanden.

Am Wochenende gerade eine Diskussion mit einem Stallkollegen geführt - 1 Pferd, 2 Esel (waren anfang zwei Pferde, eines durfte auf die immergrüne Weide, und das war wirklich an der Zeit). Der ältere Esel hat furchtbare Zähne, Backne total geschwollen auf der einen Seite. Die Isistute hat mit quasi absoluter Sicherheit Cushing (so langes Fell hat kein Isi der Welt, auch wenn sie Teddys sind). Dem jungen Esel hat bestimmt noch nie iener ins Maul geschaut. Seit Monaten sag ich ihm immer mal wieder, dass Esel alt nen Dentisten braucht. Jaja, wenn's Urlaubsgeld kommt. Jaja, wenn... nächsten Monat plaplapla. Hab ihm gestern auch gesagt, dass er sich mal überlegen müsste, ob er sich die Tiere leisten kann. Ja, kann er, denn er hat ja die 200 EUR für den Stall. Hm, dass Die Hufe von Isi wurden seit Monaten nicht gemacht, die Rechnung nicht bezahlt. Dass noch Heu, Stroh, Tierarzt, Hufmensch etc. dazu kommen, das hört der gar nicht. Er kann sich das leisten. Punkt! Da brauch man gar nicht zu diskutieren, hab ich auch nicht, bringt nix. Solche Leute hören das nicht. Er weiß es selbst, dass das alles gemacht werden muss. Aber es geht halt grad nicht. Und als ich dann noch erfahren habe, dass die Esel noch nicht mal bezahlt sind… Seit fast einem Jahr….
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
Shieldmaiden

Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Shieldmaiden »

Ich hab nicht alles gelesen (ehrlich gesagt nur die ersten beiden posts) aber ich schreibe dennoch mal was dazu, da ich viel mit dem Tierschutz zu tun habe hier in GB und vielleicht von dort ein bischen berichten kann.

Das Thema ist natuerlich schwierig, aber ich finde man kann, und sollte, tun was man kann. Ich tue meinen Teil so gut es geht, und im moment ist es, wie einige sicher wissen, schon recht schlimm hier in GB.

Zum thema fuehrerschein - davon halte ich nicht viel. Denn die meisten Besis, die ihre pferde vernachlaessigen, zumindest hier, tun das nicht am anfang, sondern weil sich die Situation aendert und sie in schwierigkeiten kommen. Das haette sich oft nicht vorraussehen lassen, passiert nicht unbedingt aus unwissenheit, und kontrollierbare waere sowas nicht, bzw es waere unglaublich teuer.

Zum Thema zuechten - das Problem loest sich ein wenig von selbst - und auch dieses Thema ist sehr schwierig. Fieser weise hat das wirkliche Elend hier damit angefangen, dass man nicht mehr ohne pass schlachten darf. Die Idee war (und ist) hervorragend, weil man ja wissen will, wo das Pferd herkommt usw - nur, so ein Pass kostet £50, und das sind viele der Fohlen einfach nicht wert. Auf lange sicht hat es hoffentlich einen positiven effekt - auf kurze sicht hat es die konsequenz das ungewollte (hengst) fohlen auf dem muell, am strassenrand, im fluss landen. Man entledigt sich der ungewollten nun auf viel pferde-unfreundlichere Weise als vorher. Man kann nur hoffen, das sich das schnell aendert, im moment ist es ein grosses problem fuer den Tierschutz.

Was ich damit sagen will - massnahmen muessen gut durchdacht sein oder sie koennen ins Gegenteil umschlagen.

Mit den aktuellen umstaenden hat niemand gerechnet - der Markteinsturz 2008, die schlechten Winter und noch schlechteren Sommer - Pferde, die sonst gut und gerne mit ein bis zwei ballen heu durch den Winter gekommen waeren brauchen auf einmal 10 stueck weil sich die Weiden nicht erholt haben und der schnee 2013 bis april anhielt. Und im sommer nicht genug speck auf die Rippen kam. Und der preis fuer brauchbares heu hat sich verdoppelt.

Es ist oft leicht, auf die Besitzer zu zeigen, aber leider haben es die Menschen im Moment auch sehr schwer. Viele tun ihr bestes, aber koennen beim besten willen nicht mehr tun. Da gehoert staerke dazu, das zuzugeben, aber viele wollen das auch nicht wahrhaben, und es bedarf einen Eingriff vom Tierschutz, um ihnen klar zu machen dass der Zustand der Pferde nicht mehr akzeptabel ist.

Das nur zum Hintergrund hier in GB. Ich habe in den letzten paar Jahren oft beim Tierschutz (der hier den job des vet amtes macht) angerufen und Pferde gemeldet. Ich spreche die Menschen nicht direkt an, davon halte ich nichts. Es hat mehr gewicht, wenn es vom Tierschutz kommt. Es gibt noch eine weitere Gruppe die ich leider oft melden muss - ohne jetzt rassistisch klingen zu wollen - aber bedauerlicherweise sind beim fahrenden Volk in der gegend oft zustaende, die ich inakzeptabel finde. Es ist hier noch nicht verboten, pferde anzubinden (strick um den hals, ende vom strick/kette in den boden gerammt und gut) - aber wenn sich das verwickelt, dann melde ich das. Und wenn kein Wasser zu sehen ist auch. Und wenn die PFerde auf grossen weiden herumlaufen die Gelb sind von JKK dann ebenfalls.

Fuer mich sieht meine Unterstuetzung wie folgt aus:

- ich lege wert auf meinen guten Draht zum Tierschutz. Die kennen mich, und wissen, das wenn ich etwas melde, es hand und fuss hat. Ich melde nichts, was nicht wirklich bedenklich ist (auch wenn ich es nicht gerne sehe das fohlen angebunden allein stehen - das ist nicht tierschutz relevant)

- ich wuerde immer wieder versuchen, pferde vom tierschutz zu adoptieren. Es gibt sehr sehr gute Pferde und ponys dort, und mir schwebt noch immer vor, sowas mal professionell aufzubauen. Dazu muss ich sagen - nein, man sollte nicht alle retten. Ein pferd mit schweren koerperlichen und psychischen maengeln sollte man besser einschlaefern. Es gibt unheimlich viele gute, 'brauchbare' pferde (so hart das klingt) und man tut den anderen nicht unbedingt einen gefallen, da diese oft herumgereicht werden usw. Dann lieber einschlaefern :-(

- ich nehme aktiv an aktionen teil, spende altes zubehoer (vor allem decken usw) an den Tierschutz und gelegentlich auch Geld

Und da hoert es bei mir aber auch auf. Ich versuche, niemanden zu missionieren, niemanden reinzureden. Mit gutem Beispiel vorran - und zur not eben melden, oder aber dem stallbesitzer melden. Wenn's der SB selbst ist, muss man halt gucken. Ist es wirklich tierschutz relevant, definitiv melden. Bedauerlicherweise ist vieles halt grenzwertig. Aber manchmal reicht so ein besuch vom vet amt auch aus, um die umstaende zu aendern.

Es gibt zb ein paar ponys bei uns um die ecke - toll haben die's nicht. ABer inzwischen wurde das dach repariert (trockener unterstand), JKK entfernt, hufe gemacht bevor sie sich ganz verbiegen, und mehr heu. Toll sehen die nicht aus - aber es ist besser als vorher. Ich habe die 3 oder 4 mal gemeldet, udn jedes mal hat sich wirklich was getan.

Ok, und damals haben wir ja die alte dame selbst gerettet und ihr geholfen mit aktionen und so. Vielleicht errinnert sich noch jemand - chili, das alte polo-pony, die im schlamm steckte? Die alte dame lebt uebrigens immer noch und verbringt ein froehliches rentner dasein (inzwischen wird sie sogar wieder regelmaessig rossig :kicher: )

Ich faend es ja toll, sowas halb-beruflich zu machen, aber noch ist mir keine idee gekommen, wie ich das machen kann. Es muesste schon in mein sonstiges dasein passen - also nicht den ersten schritt (retten und auffuettern) - davon gibt's genug. Eher der zweite teil - ausbilden udn vermitteln. sowas...
Shieldmaiden

Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Shieldmaiden »

Im uebrigen muss man sagen, das es hier in GB und zur zeit auch in Portugal und Spanien usw nicht unbedingt wahr ist, das schlachtpferde auch wirklich schlachtpferde sind.

Das finde ich stark vereinfacht. Hier in GB ist ein solch grosser ueberfluss an pferden und ponys, die sich kein mensch mehr leisten kann - und was soll man tun, wenn man sich das PFerd nicht mehr leisten kann und es nicht verkaufen kann? Es geht dabei sehr oft um 3-4 jaehrige, ungerittene zb. Durchaus auch gute Pferde. Aber manchmal auch ganz einfach normale ponys, die keiner will. Zb ein 18 jaehriges, ganz stinknormales pony. Nichts 'besonderes', kein schleifensammler. Da ist der schlachtpreis oft hoeher als was man dafuer auf dem Markt bekommt, und der Aufwand, ein pony an den mann zu bringen, ist nicht ohne, vor allem wenn man als mensch wirklich in der Tinte sitzt. Oft warten die menschen auch zu lange, in der hoffnung, es wuerde sich was aendern usw

Da ist der Schlachthof der schnellste ausweg. Ist leider so. Ich finde es gar nicht verkehrt, da Pferde zu retten.

Im uebrigen ist das Problem aber auch die ueberversorgung mit jungen pferden - die landen aber am schnellsten dort, nicht unbedingt als fohlen.

Eine gute moeglichkeit, das zu unterbinden, faende ich einen Dienst, der kostenlos kastriert zb. Ein grosses problem hier sind wie gesagt die hengstfohlen, die entweder 'entsorgt' werden, oder aber weiterhin in der herde weiter mitlaufen duerfen, und dann weiterhin fohlen produzieren. DA koennte man zb ansetzen.

Koennte natuerlich sein, dass das in DE anders ist. Da kann ich nichts zu sagen.
Shieldmaiden

Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Shieldmaiden »

Eine Sache ist mir dazu noch eingefallen. Was gut ist, ist auch WErbung fuer die Pferde vom Tierschutz zu machen, um zu zeigen, wie gut die sein koennen.

Ich hab ja damals mit Bilbo zum beispiel auch an oeffentlichen shows teilgenommen. Das kann andere dazu motivieren, auch pferde/ponys zu adoptieren.

Finde ich eine sehr gute idee :-n
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Neddie
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Neddie »

Wah, in GB geht es ja zu wie man es sonst maximal von osteuropäischen Ländern erwartet :panik:

Tina, wer züchtet denn Pferde und hat keine 50 Pfund für einen Pass? :-?

schlimm schlimm :cry:
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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