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Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Di 8. Jul 2014, 19:07
von sacramoso
Vielleicht noch was zum Thema Pferdeverkauf:
Ich habe in den letzten 2 Jahren 4 Pferde verkauft (das 5 demnächst dann). Dabei handelt es sich um Schulpferde aus dem Reitverein, da wir unsere Schulpferde regelmäßig nach einigen Jahre Schulbetrieb in Privathände verkaufen (häufig auch an Reitschüler) so daß sie nicht zu lange als Schulpferde arbeiten müssen.
Wichtig ist uns/mir dabei die Pferde in wirklich gute Privathände zu geben wo sie eine schöne und angenehme Zukunft haben.

Die erste Auswahl treffe ich dabei schon beim Erstkontakt über Telefon/ Mail. Wenn zB jemand als erstes fragt ob der Preis verhandelbar ist, brauchen wir gar nicht weiterreden. Des weiteren bin ich am Telefon sehr deutlich und sage den Interessenten, daß ich mir:
a: die Person anschaue
b: ihren Umgang mit dem Pferd anschaue
c: schaue wie sie reiten
d: vor Verkauf den neuen Stallplatz kontrolliere
e: das Pferd auch nach Verkauf noch besucht wird

Durch dieses Telefonat habe ich dann schonmal gut 2 Drittel der Interessenten aussortiert, die sich nicht mehr melden.

Die, die ich dann persönlich treffe, mehrfach zum kennenlernen, probereiten, Stall anschauen, da geht dann viel nach Bauchgefühl und wie das Pferd auf die entsprechende Person reagiert.

Summa summarum kann ich sagen es braucht Zeit und Geduld, aber letztlich hat bisher jedes Pferd seinen neuen Besitzer gefunden.

ps:
Falls interesse besteht kann ich dich gerne auch mit detailierteren Infos versorgen

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Mi 9. Jul 2014, 11:46
von Heupferdchen
@Sacramoso:
supi, wir haben ja Experten im Forum!

Beim nächsten Stammtisch wär doch ne gute Gelegenheit, mich an deinem Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen :-)

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Mi 9. Jul 2014, 13:19
von sacramoso
Gerne. Wird eh mal wieder Zeit für den nächsten Stammtisch :cantina:

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 08:25
von Neddie
Es ist ja schon sehr viel geschrieben worden, aber weil mich eben diese Frage die letzten 1 1/2 Jahre auch beschäftigt hat, wollte ich auch mal meinen Senf dazu geben (auch wenn dann die Gefahr besteht, dass ich ein Würstchen bin ;) )

Ich habe Beau gekauft, in schlechtem Zustand, zu 50 % weil er mir Leid tat.

Dann habe ich im April 2013 angefangen ihn zu reiten, und er ist mir ein paar Mal richtig saftig durchgegangen. Ich hatte null Vertrauen zu ihm und habe meine Entscheidung, ihn zu kaufen, mit einigen Tränen bitter bereut.

Im neuen Stall haben wir alles langsam mit der RL wieder aufgebaut, und es wurde auch besser, aber trotzdem fühlte ich mich nicht sicher auf ihm, und der Gedanke ließ mich nicht los.
Die RL meinte zwar, was ich denn habe, der wäre doch total einfach, aber ICH hatte ja Angst, nicht sie.

So ging das hin und her, einerseits wollte ich nicht "aufgeben", andererseits hatte ich keinen Spaß am reiten und war deshalb kreuzunglücklich. Ich habe ihn natürlich nicht als Sportgerät gesehen, aber manchmal kamen die Gedanken "man, wenn ich nicht reite, weil ich Angst habe, habe ich da einen verdammt teuren Hund stehen" :tuete:

Die Wende kam dann so:

Ich hatte überlegt, mir ein Pferd anzuschaffen, bei dem ich mich gleich beim ersten Moment im Sattel wohl fühle, und dann über den Sommer beide zu reiten und zu sehen, mit wem ich besser klar komme. Nach ein paar Monaten hätte aber aus finanziellen Gründen einer gehen müssen (sonst würde es heute bestimmt ein Zweitpferd geben, aber das ist nicht drin).

Ich habe mir einen Wallach angeschaut, der aber in so einem desolaten Zustand war, dass wir den Tierschutz eingeschaltet haben.

Ich habe mir die Seite des Pferdeschutzvereins immer wieder angeschaut, und von den schlimmen Pferdeschicksalen gelesen.

Und da war plötzlich klar:

Er bleibt!!!!

Man kann den Menschen nur bis vor den Kopf schauen!

Es ist MEIN Pferd, und damit MEINE Verantwortung.

Das ist sicher relativ radikal, weil ich selbstverständlich nicht die einzige verantwortungsbewusste Pferdebesitzerin bin :blue:

Aber, es war echt verrückt, seit dem Zeitpunkt hatte ich keine (oder kaum) noch Angst. Ich habe mir ein paar Mal leise gesagt, dass wir NICHT sterben werden, wenn er mal los rennt, und seit dem ist es ziemlich vorbei.


Sehr lange Rede, kurzer Sinn: Natürlich gestehe ich jedem zu, einen neuen Besitzer für sein Pferd zu suchen. Aber für mich gehört Beau für immer zu mir, ob ich reite oder nicht, denn ich habe ihn zu meinem Pferd gemacht, ohne ihn zu fragen.

Das ist der Unterschied zu einer menschlichen Beziehung: Da entscheiden täglich beide Partner sich nicht zu trennen, bei Pferd/Mensch kann das aktiv nur einer!

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 09:53
von Heupferdchen
Neddie hat geschrieben:Ich habe mir die Seite des Pferdeschutzvereins immer wieder angeschaut, und von den schlimmen Pferdeschicksalen gelesen.

Und da war plötzlich klar:

Er bleibt!!!!

Man kann den Menschen nur bis vor den Kopf schauen!
Das sind auch meine Ängste beim Pferdeverkauf. Sicher mache ich selbst auch nicht alles perfekt (wissend und unwissend), aber im Vergleich hat es mein Pony doch recht gut bei mir.

Trotzdem gibts da draußen ne Menge Leute, die unglaubliche Mühe in das 'Projekt Pferd' stecken und viele Dinge noch deutlich besser machen als ich. Ich kenne mehr gute als schlechte Pferdleute. Und was viele nicht an Wissen, Händchen und Erfahrung haben, ersetzen sie mit Herzblut und Einsatz.

Einiges geschieht ja auch aus Unwissen. So gut wie alle Reiter, die ich kenne, meinen es ja gut mit ihrem Pferd und merken nicht, was sie ihrem Tier an Schaden zufügen. Das ging mir am Anfang doch genau so, und vielen hier wohl sicher auch.

Angst, mein Pferd in die falschen Hände zu geben, habe ich natürlich schon. Aber diese krassen Tierschutzfälle kommen doch recht selten vor, oder?

Wie schützt man sein Pferd am besten davor? Hilft neben der sorgsamen Auswahl des Käufers eine gute Ausbildung? Wenn mein Pony unterm Sattel gut läuft, hoffe ich, dass sich auch 'vernünftige' Reiter für mein Pony interessieren.

Kommen diese Tierschutzfälle - also dass Pferde misshandelt, schlecht gefüttert, nicht artgerecht gehalten und nicht ausreichend medizinisch versorgt werden - in allen Preisklassen vor, oder betrifft das vor allem die 'Billigpferde', also Pferde bis ca. 2500 Euro? Findet man in dieser Preisklasse (in der mein Pony nun mal ist) überhaupt vernünftige Käufer?

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 10:02
von Lottehüh
Heupferdchen hat geschrieben:[Kommen diese Tierschutzfälle - also dass Pferde misshandelt, schlecht gefüttert, nicht artgerecht gehalten und nicht ausreichend medizinisch versorgt werden - in allen Preisklassen vor, oder betrifft das vor allem die 'Billigpferde', also Pferde bis ca. 2500 Euro? Findet man in dieser Preisklasse (in der mein Pony nun mal ist) überhaupt vernünftige Käufer?
Also ich kenne Ställe, da zahlt man 700 Eur im Monat und das Pferd steht in ner Box. Die denken sicher, dass das toll ist, was sie ihrem Pferd bieten, immerhin bietet der Stall Solarium und Pferdedusche und 80 verschiedene Reitplätze- und Hallen. Die Pferde werden geschoren, damit sie nicht so schwitzen, dafür werden im Winter alle Fenster geschlossen, die Pferde eingedeckt. Ist meiner Meinung nach nicht pferdegerecht, am Geld liegt's aber nicht.

Da finde ich einen Freizeitreiter, der 2000 oder 2500 EUR für ein Pferd zahlt und einen guten Offenstall hat viiiel sympathischer.

Ich würde mir glaub ich besuchsrecht laut Vertrag einräumen lassen - wenn's geht auch Rückkaufsrecht oder Vorkaufsrecht oder so. Aber dann ist man halt nie völlig frei, weil man immer irgendwo noch die Verantwortung hat, wenn auch "abgeschwächt". Ich denke, ich würde versuchen, im Bekanntenkreis zu verkaufen. Wobei ich ehrlich gesagt denken würde, dass niemand gut genug für meine Pferde ist -so arrogant es sich anhören mag. ich hätte an jdem was auszusetzen. Aber ich will ja auch meine Pferde nicht verkaufen.

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 10:17
von Heupferdchen
Lottehüh hat geschrieben:Also ich kenne Ställe, da zahlt man 700 Eur im Monat und das Pferd steht in ner Box.
Das hasse ich auch, dieses Stall-Verrammeln, weil man nicht auf die Reihe bekommen hat, die Wasserleitungen entsprechend zu isolieren. Gift für Pferdelungen. Vormittags ne Runde auf den Einzelpaddock und dann ab in die Box.

Aber darüber, dass sich mein Pferd später mal in einem Nobelstall vor sich hin langweilt, brauche ich mir wohl keine Gedanken zu machen: Traber sucht man in solchen Ställen sicher vergebens. Ich hab eher Angst vor Hutzel-Offenstallhaltung mit viel zu wenig Platz und jeden Tag ein bisschen schimmliges Heu im Matsch.

Was man glaub ich machen kann, ist ein Vorkaufsrecht, oder?

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 10:22
von A.Z.
Also ich kann sagen, es suchen auch vernünftige Leute in diesem Preissegment. :-n

Ich würde in diesem Preissegment suchen, weil ich ehrlich gesagt für ein reines Freizeitpferd noch dazu "gebraucht" nicht mehr ausgeben mag. :shy:
Aber ich halte mein Pferd durchaus vernünftig und mach mir Gedanken.

Nieten kannst du überall ziehen.

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 10:51
von Neddie
Vorkaufsrecht kann man machen, aber ob das auch eingehalten wird... Wenn das Pferd erst mal vom Käufer weiter gegeben wurde, wird´s schwierig.

Ich habe schon recht viele Anzeigen gesehen, wo vor allem unreitbare Pferde gesucht wurden, die als Beisteller abgegeben wurden und dann plötzlich weg waren.

Aber nochmal zum Tierschutz: In den meisten Fällen wird nicht mehr rekonstruierbar sein, welche Abstammung die Pferde haben, bzw. was sie ursprünglich gekostet haben.

Sehr häufig sind Depressionen verbunden mit Geldmangel und fehlender Einsicht die Ursache für Vernachlässigung. Also, die Leute vernachlässigen ihre Tiere oft nicht direkt absichtlich (es gibt auch Ausnahmen!), sondern weil sie sich nicht trennen können, obwohl es schon viel zu spät ist.

Das kommt zwar schon gehäuft im Niedrigpreissegment vor, aber natürlich gibt es immer Ausnahmen, wie A.Z. schon schrieb, und ich habe auch nur 1.800,- € für Beau gezahlt.

Du musst für dich selbst entscheiden Heupferdchen! Auch wenn ich genau weiß, dass das leichter gesagt als getan ist :umaermel:

P.S.: Eine Geschichte war dabei, da fange ich schon beim Gedanken dran fast an zu heulen, aber das ist GOTT SEI DANK die absolute Ausnahme

Re: Unzufrieden mit dem eigenen Pferd

Verfasst: Fr 11. Jul 2014, 11:01
von Shieldmaiden
Doch, die gibt es absolut. Wichtig ist zb, ihn nicht gleich billig zu inserieren und gut zu ueberlegen, wo du inserierst. Wenn du ein pferd fuer sehr wenig geld bei ehorses einstellst, kannst du davon ausgehen, dass du eine ganze menge unsympathische (haendler auch) bekommst.


Inserierst du aber in foren, die schon deinem geschmack entsprechen - damit meine ich nicht nur dieses, sondern auch andere, wie zb clicker foren, gangpferde foren usw - ist die chance sehr viel groesser, jemanden passendes zu finden.

Ich haette pip ja damals auch fast verkauft, hatte ihn schon inseriert (neddie, uebrigens war auch da ein grund das ich damals angst vor ihm hatte, nach dem sturz, und das gefuehl, er habe so wahnsinnig viel talent in einem bereich, den ich nie 'nutzen' wuerde - als buschpferd halt). Es kamen auch viele menschen - aber gsd hat alex ja der sache ein ende gemacht, nachdem ich tagelang nur geheult hab, weil ich ihn nicht hergeben wollte.

Ich wuerde sagen - inserier ihn. Schreib all die Dinge in die Anzeige, die du wichtig findest, auch, was du dir von einem neuen besi unbedingt wuenscht - und dann guck mal, wer sich meldet. Du wirst ziemlich schnell merken, wie es dir damit geht.