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Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Verfasst: Fr 26. Okt 2012, 20:11
von Lewitzer Flummi
Danke für Deine Antwort.

Den Bearbeiter werde ich auch noch aus einem anderen Grund wechseln (müssen).
Heute war die Physio für das zweite Pony da, welches u.a. einen schiefen Huf hat. Ihr gefällt nicht, wie die Hufe bei beiden seit ca. 6-7 Monaten nachwachsen/bearbeitet werden. Ich habe leider bisher von diesem Thema ziemlich wenig Ahnung... merkt man sicherlich. ;)
Jedenfalls wollte sie sich umhören, ob nicht ihr Schmied (der wohl sehr gut sein soll) bei uns in der Nähe jemanden kennt, der wirklich was drauf hat.
Außerdem werde ich bei besagtem zweiten Pony Röntgenaufnahmen der beiden Vorderhuf machen lassen... damit wir wissen, woran wir sind.
Ich hoffe, dass dieser neue Bearbeiter dann auch mit Flummis Hufen was gutes anzufangen weiß.

Was ich oben geschrieben hatte, bezog sich darauf, dass ja rundherum noch gleichmäßig Wand steht und wenn ich die nun gleichmäßig rundherum weg nehme (also auf Sohlenniveau), bleibt doch theoretisch der Winkel der gleiche...
Schon 4.5 Jahre bezog sich darauf, dass man sagt, dass man bei Fohlen und Jährlingen diesbezüglich noch gut korrieren kann. Später (ab 2,5 - 3 Jahre) ist aber die Sehne schon zu fest und man würde sie dann u.U. zu sehr reizen und Schäden riskieren.
So die Standardaussage von 2 HO und mind. einem Schmied.

Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Verfasst: Sa 27. Okt 2012, 09:29
von Scheckenfan
Hallo Flummi,
bei einem ANGEBORENEN Bockhuf muss man innerhalb des ersten Jahres ungefähr etwas machen, weil dort tatsächlich eine Kürzung der Sehne vorliegt. Bei erworbenen Bockhufen (und davon gehe ich bei deinem Pferd ganz stark aus) ist die Sehne nicht die Ursache, sondern eine Imbalance in den Hufen. Diese Imbalance führt meist nicht zu einer Verkürzung der Sehne, denn so flexibel ist das Material gar nicht, sondern vor allem zu einer Verkürzung des Muskels.
Stell es dir so vor: Wenn du von flachen Latschen auf Stöckelschuhe umsteigst, kompensieren das die Muskeln, indem sie sich anspannen= verkürzen. Trägst du die Schuhe nur selten, hast du maximal etwas Muskelkater oder müde Beine. Trägst du nur noch Stöckelschuhe, passen sich die Muskeln, die ja nun dauerhaft angespannt sind, früher oder später an, indem sie tatsächlich kürzer werden. Diese Verkürzung, die du dann beim Umstieg auf Latschen deutlich merkst, ist aber nur in den Muskeln passiert, nicht in der Sehne, denn Muskeln sind was das angeht deutlich wandelbarer (vergleiche mal die Heilungszeit von Muskelriss vs. Sehnenriss...)

So ist es auch bei deinem Pferd. Also JA, es hat sich was verkürzt, aber das ist reversibel.

Dies ist aber auch der Grund dafür, dass ein sehr vorsichiges, stufenweises Runtersetzen der Trachten manchmal kein bisschen funktioniert: Weil erst der Muskelwiderstand überwunden werden muss. Daher sind manchmal deutlich größere Maßnahmen erforderlich. Und somit ist "Abrieb fördern" im hinteren Bereich der Hufe relativ nutzlos, meiner Meinung nach, denn der verkürzte Muskel wird dafür sorgen, dass der hintere Hufbereich weiter entlastet wird.

Nimmt man dagegen die Trachte runter, MUSS sich der Muskel dehnen. Das gibt evtl. ein-zwei Tage Muskelkater, aber dann ist's ok, und der Huf kann tatsächlich wieder eine Balance finden.

Zum Kürzen der Wandüberstände: Sohle und Sohle sind nicht ganz gleich. Es gibt die funktionale Sohle (auch "lebende" genannt) und das Zerfallshorn. Zerfallshorn ist das, was rausbröselt, wenn du feste mit dem Hufkratzer schabst. Dieses Horn könntest du bei Reiten über Schotter etc. loswerden, kann somit auch bei der Hufbearbeitung entfernt werden. Darunter liegt (meist) die funktionale Sohle, anhand derer man den tatsächlichen Wandüberstand bemessen kann. Ich vermute, dass dein Pferd hinten im Eckstrebenwinkel eine gute Menge Zerfallshorn hat.
Wenn nicht, gibt es immer noch die dritte Variante, wegen der auch das (meist) oben steht. Es gibt nämlich auch noch komprimiertes Zerfallshorn und übergelegte Eckstreben, beides kann als "doppelte Sohle" bezeichnet werden und sollte entfernt werden. Und komprimiertes Zerfallshorn kann verdammt ähnlich wie funktionale Sohle aussehen!

Hui, solch ein Roman sollte es gar nicht werden, sorry dafür.

Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Verfasst: Sa 27. Okt 2012, 20:33
von Cat_85
kanuffel hat geschrieben:Und zum Stichwort "Mustanghuf" -> das ist jetzt meine Meinung:man kann einen Mustanghuf nicht einfach so auf unsere hier lebenden Pferde übertragen.Das fängt beim Untergrund an und hört beim Futter auf.
Ja, aber die Art, wie bestimmte Herden von Mustangs leben, ist das, wofür unsere Pferde gemacht sind. Das hat sich trotz Zuchtauslese kaum geändert. Der Boden hier mag anders sein, aber ist deshalb ja nicht besser für die Pferde. Pferde sind Steppenbewohner. Und Steppenboden ist recht hart.
kanuffel hat geschrieben:Als Mustanghufe mal seziert wurden,sah man zwar von außen diese tolle Hufform,aber die Hufbeine wiesen wesentliche reheartige Veränderungen auf(Senkung/Rotation)...
Das ist aber auch nur vom hören sagen, oder hast du die Studie gelesen? Ich habe sie auch nicht im Original gelesen. ;) Hatte aber die Gelegenheit jemanden zu fragen, der es getan hat.
Er meinte, es gibt Mustangs die Rehesymptome hatten. Aber diese Tiere waren nicht ohne Grund tot und zum aufschneiden da... Sie lebten in sehr trockenen Gebieten und mussten extrem viel laufen, um Futter und Wasser zu finden, bis zu 70 km Pro Tag. Und das ist auf die Dauer auch für widerstandsfähige Hufe scheinbar zu viel. Die Pferde bekam eine Belastungsrehe.
Und es gibt nur eine Situation, wo ich mir vorstellen kann, dass man den Hufen das äußerlich noch nicht ansieht. Wenn die Rehe akut war, der Huf also noch nicht chronisch verformt wurde. Denn ansonsten sieht man definitiv eine Rotation oder Senkung auch von außen.

Re: Hufpfleger NHC vs. Huforthopäde

Verfasst: Sa 27. Okt 2012, 22:46
von HP-Manu
kann Schekcnefan oben nur zustimmen!!! Ich hatte vor kurzem mit ein Paar HO´ler eine Diskussion über Bockhufe und die Ausssagen die von allen kamen war, dass die HO´ler einen Bockhuf einfach akzeptieren. Hätte ich das bei Friesenkind hier im Forum auch gemacht, dann stünde der Bub heute noch bei 72°. Ich habe es wie Scheckenfan beschreibt gemacht und Carvello steht heut ebei 58° (das ganze hat aber ca. 1,5 Jahre gedauert incl.TA und Osteo) Der Muskel muss sich dehnen und das dauert.

Zu NHC: es gibt bei NHC soviele verschiedene methoden. Pete Ramey arbeitet ganz anders wie Jamy Jackson. Mir persönlich liegt dann die Pete-Methode um einiges mehr, vorallem weil er die Hufe individuell ansieht und nicht aus unseren Stallpferden ein Wildpferd macht.
Cat, diese Studie habe ich auch gelesen. Belastungsrehe haben ganz viele von den Mustangs.