Riff, mich würde eine rationale Begründung interessieren
Also wie du ausser "gefühlsmässig" darauf kommst, dass er gereizt/nur am Leckerli interessiert ist. (und wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast: Es ist überhaupt nicht so).
Und ja, es ist a) sehr einfach mit diesem Pferd zu spielen, b) habe ich ihm mit ihm selbiges auch schon gemacht, als er zwei Jahre alt, auf riesigen Weiden mit Pferdekumpels allen Alters war und noch gar kein Futter nahm. Er spielt aber dann ganz ähnlich.
Das Futter dient zwei Aspekten: a) Den Pausen, damit er nicht überdreht und b) Der Verstärkung gezeigter Übermut, der Energie, des Selbstbewusstseins. Ein "Ja, du darfst das!"
Der zweite Teil des Videos ist übrigens nicht mehr spielen, sorry, hab ich vergessen. das ist mit dem Clicker erarbeitete Freiarbeit.
Zur wissenschaftliche Seite - vorab: Ich finde, Behavourismus hat seine Grenzen, es lässt sich nicht alles über Verstärkung erklären - Aber sehr Vieles und ich denke, auf die Situation passt das Modell recht gut.
Wie schon erwähnt: Futter ist ein Verstärker. Ein mächtiger Verstärker. Ein anderer Verstärker ist dieses "selbst Belohnen", von dem ihr oft redet. Das ist ja nichts, was aus dem Rahmen fällt, es ist auch eine Art Verstärker: Pferd spielt und wird (anstatt durch Futter) z.B. durch eine gelungene Bewegung und die Freude daran belohnt.
Es stimmt, dass Futter zu stark sein kann und dann den subtileren Verstärker (z.B. genannte Freude an der Bewegung) vernichtet. Mit meinem extrem verfressenen Hund z.B. ist ein Spiel NICHT möglich, wenn Futter im Spiel ist. Bei meinem Pferd ist das anders, weil Futter weniger wichtig ist. Dann wiederum gibt es Tiere, die sich für Futter nur sehr mässig interessieren, und wo dann plötzlich das Spiel wichtiger als das Futter ist.
Kurzum: Futter reiht sich nahtlos in eine Reihe möglicher Verstärker ein. Und deshalb ist diese emotionale Wertung und "Extrastellung" von Futter in meinen Augen falsch. Richtig ist es m.E., sich bewusst zu sein, was Futter auslösen kann, dass es andere Dinge durchaus in den Hintergrund drängen kann. Aber es "muss" nicht, vor allem nicht, wenn es überlegt angewandt wird.
Ich bin mir relativ sicher, dass es mit dem Clickern und genügend Geduld möglich wäre, ein Pferd wieder zum freieren Spielen mit einem Menschen zu bringen - einfach, weil es Vertrauen bringt und ein Pferd ermutigt, sich selbst zu zeigen, wie es sich gerade fühlt
- Also quasi eine Krücke dahingehend, dass das Spielen wieder so toll wird, dass es auch ohne Clicker funktionieren *könnte*, weil das Pferd den "selbstbelohnenden" Aspekt (wieder) entdeckt. Dann begleitet der Clicker das Spiel, ohne es zu zerstören
Besser verständlich?