Ohren anlegen bei Freiarbeit

Moderator: Keshia

Benutzeravatar
Heupferdchen
Sportpferd
Beiträge: 2238
Registriert: Mo 18. Feb 2013, 13:12

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von Heupferdchen »

Ramona hat geschrieben:Spielen ist selbstbelohnend. Wenn du als Kind gespielt hast, dann musste dich niemand dafür mit Schokolade oder Bonbons belohnen. Das Spiel selbst war dir die höchste Freude, du brauchtest keine Belohnung für "gutes" Spielen.
:-n
Empfinde ich auch so. Beide Videos zeigen kein 'Spiel' in diesem Sinn. Was aber nicht heißt, dass es dem Pferd keinen Spaß macht.

In Snöflis Video hat Aegir definitiv Spaß. Und ich teile die Einschätzung, dass er ohne Kekse auch so mit dir spielen würde - vielleicht kürzer und mit weniger Bemühen als gekekst.

Jakari ist deine große Pferdeliebe, gell, jella? Ich finds zuckersüß, wie du flötest! :kicher: Trotzdem finde ich, dass Jakari recht wenig Spaß hat. Sie möchte dir gefallen, sie möchte Kekse, aber insgesamt zeigt sie eine Mischung aus defensivem und teils auch forderndem Verhalten (so weit man das bei einem halben Pferd auf verwackeltem Handyvideo erkennen kann) - obwohl sie im Außen recht 'brav' ist. Sie ist sehr sehr fein, oder? In Kombination mit ihren Vorerfahrungen eine anspruchsvolle Mischung, da hat es Snöfli vermutlich leichter ...
Benutzeravatar
Riff
Pegasus
Beiträge: 12118
Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von Riff »

Witzig, wie man es verschieden wahrnimmt. Ich finde, der Isi wirkt gereizt. Er macht mit, weil es eben Futtert gibt, aber es wirkt auf mich nicht so, als hätte er da Viel Spaß dran. Sieht aus wie: jetzt gib schon das Leckerli.

Womit ich nicht sahen will, dass das so ist! Für mich sieht es eben so aus. Wahrscheinlich ist das live anders-oder, wenn man ihn live kennt.
That's the way the cookie crumbles :keks:
ehem User

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von ehem User »

Riff, mich würde eine rationale Begründung interessieren :-e
Also wie du ausser "gefühlsmässig" darauf kommst, dass er gereizt/nur am Leckerli interessiert ist. (und wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast: Es ist überhaupt nicht so).

Und ja, es ist a) sehr einfach mit diesem Pferd zu spielen, b) habe ich ihm mit ihm selbiges auch schon gemacht, als er zwei Jahre alt, auf riesigen Weiden mit Pferdekumpels allen Alters war und noch gar kein Futter nahm. Er spielt aber dann ganz ähnlich.

Das Futter dient zwei Aspekten: a) Den Pausen, damit er nicht überdreht und b) Der Verstärkung gezeigter Übermut, der Energie, des Selbstbewusstseins. Ein "Ja, du darfst das!"

Der zweite Teil des Videos ist übrigens nicht mehr spielen, sorry, hab ich vergessen. das ist mit dem Clicker erarbeitete Freiarbeit.


Zur wissenschaftliche Seite - vorab: Ich finde, Behavourismus hat seine Grenzen, es lässt sich nicht alles über Verstärkung erklären - Aber sehr Vieles und ich denke, auf die Situation passt das Modell recht gut.

Wie schon erwähnt: Futter ist ein Verstärker. Ein mächtiger Verstärker. Ein anderer Verstärker ist dieses "selbst Belohnen", von dem ihr oft redet. Das ist ja nichts, was aus dem Rahmen fällt, es ist auch eine Art Verstärker: Pferd spielt und wird (anstatt durch Futter) z.B. durch eine gelungene Bewegung und die Freude daran belohnt.

Es stimmt, dass Futter zu stark sein kann und dann den subtileren Verstärker (z.B. genannte Freude an der Bewegung) vernichtet. Mit meinem extrem verfressenen Hund z.B. ist ein Spiel NICHT möglich, wenn Futter im Spiel ist. Bei meinem Pferd ist das anders, weil Futter weniger wichtig ist. Dann wiederum gibt es Tiere, die sich für Futter nur sehr mässig interessieren, und wo dann plötzlich das Spiel wichtiger als das Futter ist.

Kurzum: Futter reiht sich nahtlos in eine Reihe möglicher Verstärker ein. Und deshalb ist diese emotionale Wertung und "Extrastellung" von Futter in meinen Augen falsch. Richtig ist es m.E., sich bewusst zu sein, was Futter auslösen kann, dass es andere Dinge durchaus in den Hintergrund drängen kann. Aber es "muss" nicht, vor allem nicht, wenn es überlegt angewandt wird.

Ich bin mir relativ sicher, dass es mit dem Clickern und genügend Geduld möglich wäre, ein Pferd wieder zum freieren Spielen mit einem Menschen zu bringen - einfach, weil es Vertrauen bringt und ein Pferd ermutigt, sich selbst zu zeigen, wie es sich gerade fühlt :nix: - Also quasi eine Krücke dahingehend, dass das Spielen wieder so toll wird, dass es auch ohne Clicker funktionieren *könnte*, weil das Pferd den "selbstbelohnenden" Aspekt (wieder) entdeckt. Dann begleitet der Clicker das Spiel, ohne es zu zerstören :-e

Besser verständlich?
jella
Pegasus
Beiträge: 14835
Registriert: Mo 28. Mai 2012, 09:04

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von jella »

Ramona hat geschrieben:@jellaIch finde, deine Stute sieht genervt aus, aber aggressiv finde ich das nicht. Schade ist natürlich, dass man nur so wenig sieht.
Hi!!! Nein, auf diesem Video ist sie definitiv nicht aggressiv. Genervt ? ....hm ... Das Video ist das einzige, was ich aus diesem Bereich habe. Ich hatte eine Pietsch dabei, weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob ich sie da noch in der Hand hatte.
Heupferdchen hat geschrieben:Jakari ist deine große Pferdeliebe, gell, jella? Ich finds zuckersüß, wie du flötest! T


:lol: Ja, ich lieb sie sehr!!! :-D
Heupferdchen hat geschrieben:Sie ist sehr sehr fein, oder?
Sie ist ausgesprochen sensibel. Sie ist absolut kein Pferd für jedermann. Was ich damit sagen will, sie ist nicht unbedingt ein Symphatie-Träger. Mein großer Sohn war heute mit im Stall u. wollte sie streicheln und sie grätzt einfach los. Ohren ins Genick u. Zähne zeigen. Das tut mir immer so leid für meine Mitmenschen. Möchte ja auch, dass sie nett u. freundlich ist und dass sie jeder mag ... aber das ist nicht so leicht bei ihr.
Deswegen habe ich wohl vielfach einen anderen Blick für sie. In dem Video ist sie nett. Für viele mag das anders aussehen :oops: Das Video zeigt nicht, was ich unter der Fred-Erstellung meinte. Wenn das schon auf die meisten von Euch aggressiv erscheint, werdet ihr geschockt sein, wenn ihr seht, was sie macht, wenn ich persönlich sage, dass sie gestreßt aussieht. :lol:
Nelchen hat geschrieben:Ich hatte auch irgendwie das Gefühl beim angucken, dass sie Probleme hat im Hals - Schulterbereich hat. Sind die Hufe ok?
Ja, die Hufe sind derzeit okay. War lange unsere Baustelle, aber ich habe eine nette Hufpflegerin, die sich um ihre Hufe anständig kümmert. Wie genau meinst du das mit Hals/Schulterbereich? Ich vermute mal, weil sie so ein bißchen kurz tritt, oder? Das macht sie beim Longieren nicht. Und auch nicht beim Reiten.

Das Video von Snöfi finde ich total niedlich und ich finde ihr Pony nicht gestresst. Komisch, wie unterschiedlich das wirken kann. Meine ich jetzt völlig wertfrei.

Tja und das mit dem Keks oder nicht ???!! Wenn mein Pferd permanent in meinen Taschen wühlen würde, wäre ich auch genervt. Aber das tut Jakari nicht u. auch bei Snöfi sehe ich das nicht. Aber auch da kann u. darf man unterschiedlicher Meinung sein.

Sorry, dass es mit dem Video so lange auf sich warten läßt. Am Sonntag dürfte ich Platz in der Halle kriegen und dann kann ich das endlich mal filmen. Für mich auch wichtig, dass ich mich dann mal von außen sehen kann u. möglicherweise Rückschlüsse ziehen kann. Und vor allem bin ich auf Eure Meinung gespannt.
ehem User

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von ehem User »

Jella, wenn sie in dem Video verhältnismäßig freundlich ist, würde ich mal ausprobieren, wieviel feiner man selbst noch werden kann.
Es wäre möglich, dass du wirklich noch zu viel Druck (da reicht schon die Grundanspannung) machst, ohne es zu merken und Jakari dir eigentlich die Chance geben wollen würde, noch sehr viel feiner mit ihr umzugehen.
z.B. denke ich, dass eine Peitsche - sofern du eine nutzt - bei ihr überhaupt nicht nötig ist und dass sie wohl sehr gut auf deine Beckenausrichtung, Körperspannung, Atmung, ... reagieren wird.
Ich weiß nicht, was ihr so macht im freien Umgang (wobei die Anfänge sich von den Führgrundlagen nicht wirklich unterscheiden - man hat nur keinen Strick in der Hand), aber ich würde wohl erstmal nebeneinander hergehend Antreten, Halten und Abwenden ausprobieren und zwar wirklich auf leiseste Hilfen. Wieviel brauchts wirklich? Das kann ein, zwei Einheiten dauern, bis man sich neu aufeinander eingespielt hat, weil ihr ja schon eine gemeinsame Kommunikation habt. Aber ich denke, die könnte man noch auf einen anderen Level bringen.
Der Fokus wäre dann erstmal weg vom Pferd und viel mehr beim eigenen Körper, aber man gibt der ganzen Kommunikation eben die Möglichkeit, feiner zu werden. Körpersprachlich gut zu kommunizieren ist ja nun nichts, was Pferde lernen müssen - das sind lediglich wir. :-)

Meine Stute kann auch grätzig sein (von meiner RB, die den Umgang mit Pferden noch lernt, ist sie manchmal genervt und zeigt das dann auch), andererseits reicht bei ihr so wenig, um eine Reaktion zu bekommen. Also selbige RB hat neulich zum ersten Mal longiert und Fayola ist flüssige Übergänge zwischen Halt, Schritt und Trab nur auf veränderte Körperspannung, Schwerpunkt und Atmung gegangen. Sobald die RB vergaß, fein zu bleiben, kam auch eine deutlich zähere oder auch leicht grätzige Reaktion.


Kolyma, nur weil ich damals den Fehler gemacht hab, ist es aber nicht pauschal so.
So ein Schluss wäre doch dasselbe, wie wenn man z.B. Longieren per se für schädlich erklärt, weil man es selbst nicht macht und/oder nur mal jemanden gesehen hat, der es eben nicht gut macht.
jella
Pegasus
Beiträge: 14835
Registriert: Mo 28. Mai 2012, 09:04

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von jella »

Hey Plüschtiger, tolle Antwort, Danke!!! Das werde ich mal probieren. In wie weit ich tatsächlich Druck ausübe, weiß ich gar nicht. Ich kann das auch nicht einschätzen.

Fahre gleich hin u. checke die Situation, vielleicht krieg ich ja ein Plätzchen in der Halle.
ehem User

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von ehem User »

Für meine Begriffe kann man sehr viel aus der eigenen Körpermitte steuern:
Also Abwenden übers Becken (wie beim LK auch), mehr 'setzen' durch eigene Hankenbeugung (Becken kippen, Knie winkeln, mehr Spannung im Rumpf), fürs Durchparieren den Schwerpunkt aus den Füßen in den Boden sinken lassen, für Seitengänge eigenes Becken und Schultern korrekt sortieren.
Die Verbindung zum Pferd kann man recht gut aus dem Bauchnabel halten (ein dickes Gummiband geht von dort zum Brustkorb des Pferdes) und entsprechend durch ein 'Anspannen des Bauchnabels' das Pferd heranziehen oder antraben lassen.
Wenn man noch weiter ist, kann auch ein kurzes, ruckartiges Anspannen der Bauchmuskulatur für ein Angaloppieren reichen.

Ggf. musst du das alles erstmal sehr überdeutlich machen, aber meist sind das Körperteile, die man sonst nicht so oft so bewusst einsetzt.
Und wenn man die Bauchmuskeln anspannt, kann man eigentlich den Schultergürtel/Nacken nicht mehr verspannen.

Berichte mal, wenn du es ein paar Mal ausprobiert hast! :-)
Benutzeravatar
kolyma
Lehrpferd
Beiträge: 2625
Registriert: Fr 7. Sep 2012, 23:13
Wohnort: Baden-Württemberg

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von kolyma »

plüschtiger hat geschrieben: Kolyma, nur weil ich damals den Fehler gemacht hab, ist es aber nicht pauschal so.
So ein Schluss wäre doch dasselbe, wie wenn man z.B. Longieren per se für schädlich erklärt, weil man es selbst nicht macht und/oder nur mal jemanden gesehen hat, der es eben nicht gut macht.
So wars auch nicht gemeint - es diente nur als Beispiel warum ich Futter beim Spiel mit Pferden unnötig finde. Ich sag ja nicht mal es ist schlecht - ich finde nur, dass es einem freien Spiel mehr im Wege steht. Denn letztendlich beschäftigt sich das Pferd mit uns wegen Futter nicht wegen dem Spiel. Wer dennoch füttert und sich damit wohl fühlt, der solls machen.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
jella
Pegasus
Beiträge: 14835
Registriert: Mo 28. Mai 2012, 09:04

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von jella »

Tja ... meistens kommt es eh anders als man denkt. Ich habe heute die Kamera mitlaufen lassen. Allerdings, wie man sieht, wurden wir unterbrochen. Deswegen gibt es nur einen Mini-Ausschnitt u. zeigt wenig bis nix. Schade, hätte gerne ein bißchen was ausprobiert von den vielen Tipps die ich hier bekommen habe.

Aber so möglicherweise mal einen Einblick in das, was wir tun. Wenn auch dürftig. :oops:

https://www.youtube.com/watch?v=OL3Y-mT9wLU
Benutzeravatar
Belgano
Einhorn
Beiträge: 6500
Registriert: Mo 30. Mär 2015, 17:48

Re: Ohren anlegen bei Freiarbeit

Beitrag von Belgano »

Denn letztendlich beschäftigt sich das Pferd mit uns wegen Futter nicht wegen dem Spiel
Ein Spiel hält sich dadurch, dass es es ein Spiel ist am Leben. Zwei Wesen spielen miteinander, weil sie spielen wollen.
Vielleicht etwas ab vom eigentlichen Thema, aber ich würde gerne ein paar Gedanken/Fragen zu der Definition von Spiel los werden.
Bei deiner Argumentation von dir Kolyma, schwanke ich irgendwie zwischen "JA, stimmt schon" und "Aber...".

Deine Vorstellung von echtem Spiel bezieht sich glaube ich sehr auf ein reines Bewegungsspiel, also das Rennen, Hinterherlaufen, Fangen oder Raufen was man von Pferden oder auch Hunden und Katzen untereinander kennt.

Wir Menschen haben ja aber auch eine Menge geistige Spiele für uns entwickelt, also die klassischen Brett- oder Kartenspiele.
Was ist denn da der Spielantrieb? Das Gewinnen an sich, das Lösen von kniffligen Aufgaben und manchmal auch das Gewinnen von fiktiven oder realen Belohnungen.
Da fällt mir ein Klassiker der Kindergeburtstagsspiele ein: Topfschlagen. Ohne die Aussicht auf einen Preis fände das jedes Kind wohl ziemlich sinnlos und wenig lustig. Das Wissen, dass es was zu gewinnen gibt, macht das Spiel aber sehr reizvoll und spannend.
Oder zählt das für dich nicht als Spiel?

Kann es das nicht auch bei Pferden geben? Wir stellen ihn einen Gewinn (das Futter) in Aussicht und sie haben Spaß beim "Topfschlagen"=Lösen der Aufgabe.
Gelassenheit, Heiterkeit und viel Geduld sind die Basis jeder harmonischen, respektvollen Beziehung.(Audrey Hasta Luego)
Levi - ein kleiner Held wird groß
Antworten