Also hier nochmal:
TINKER SIND TOLL
Wirklich charakterstarke Persönlichkeiten, mit denen nicht jeder kann.
(nicht, dass hier irgendwer Falsches über mich denkt)
Aber auf eine Sache wollte ich noch zurückkommen.
Romy hat geschrieben:Heupferdchen hat geschrieben:Ist 'Unerzogenheit' für euch ein Gütekriterium für eure Beziehung zum Pferd?
Ja.
Beim Lesen in den Tagebüchern bin ich gestern nachdenklich geworden. Schrieb da jemand von seinem Pferd, das seit neuestem beim Spazierengehen sehr entschlossen abdreht und nach Hause läuft. (Ich hoffe Laura, du bist nicht böse deshalb. Aber das lässt mir keine Ruhe).
Ohne die Situation genauer zu kennen, nehmen wir doch folgendes an:
Das Pferd läuft nicht aus Angst heim, sondern ist beim Spazierengehen schlicht gelangweilt, bzw. hat aus anderen Gründen keine Lust auf diese Beschäftigung. Es greift nicht an, verletzt den Menschen nicht, sondern macht nur einen deutlichen Vorschlag und setzt diesen dann auch um.
Nehme ich positive Verstärkung und die Emotionen meines Pferdes wirklich ernst, muss ich doch - abgesehen davon, dass ich in einer solchen Situation eh keine Wahl habe - mich
1.) freuen, dass mein Pferd mir so deutlich die Meinung sagt
2.) die Meinung meines Pferdes respektieren. So lange, wie ich keine Möglichkeit finde, meinem Pferd Spaziergänge schmackhaft zu machen, muss ich diese dann auch bleiben lassen.
Romy, Scheckenfan, was sagt ihr? Bewertet ihr das auch positiv?
Gestern abend war ich mit meinem Pferd an einem ähnlichen Punkt. Wegen Stromausfall war unsere Einheit in der Halle ungewohnt kurz (plötzlich wars zappenduster). Meine Mitreiterin und ich haben dann beschlossen, noch einen kurzen Spaziergang um die nächtlichen Koppeln zu machen. Als es dann am Abzweig Richtung Rundweg ging (und nicht heim zum Stall), hat Pony durch Stehenbleiben deutlich gemacht, dass er darauf keine große Lust hat (gemischt mit Unbehagen - Dunkelheit, der rutschige Weg, komisches, plötzliches Ende unserer Einheit). Ich habe ihn dann nach Weitergehen gefragt und auf sein 'nee, mag immer noch nicht' deutlicher aufgefordert. Ich hatte - über die Laune meines Pferdes hinweg - beschlossen, dass mein Neu-Boxenpferd noch 2 km Schritt gehen sollte. Pferd hat sich wieder in Bewegung gesetzt.
Ich mach mir da keine Illusionen. Pferd ging los, weil er von mir durch negative Verstärkung gelernt hat, dass 'jetzt trotzdem nicht losgehen' unangenehm wird. Und, weil er weiß, dass ihn keine schlimmen Dinge erwarten.
Nach einer Minute (bei solchen Sachen beobachte ich mein Pony aufmerksam. Kleinigkeiten sind nach 30 Sekunden vergessen, ist es was 'ernsteres', auf das ich weiter eingehen muss, dauerts länger) waren im Schritt und im Gesichtsausdruck keine Probleme mit dem Spaziergang mehr zu erkennen.
Ich habe nichts getan, um ihm den Spaziergang irgendwie schmackhaft zu machen. Keine Schnüffel-Spielchen, kein Gekekse (nur zwei Möhrchenscheiben, als der Gesichtsausdruck weniger skeptisch und das Tempo flotter wurde). Wir waren ja zu zweit unterwegs. Ich wollte mich mit meiner Mitreiterin unterhalten und nicht den Entertainer geben.
Mir geht es nicht darum, eine Trainingsmethode zu diskreditieren, sondern mich interessiert ehrlich, wie ihr mit Unlustbezeugungen im täglichen Training umgeht. Natürlich kann man viele Dinge sowohl mit positiver als auch mit negativer Verstärkung lösen. Es gibt aber sicher Situationen, in denen auch euer Pferd sagt: Nee!
Wie geht ihr dann vor?