Scheckenfan hat geschrieben: ↑Mi 8. Jun 2022, 18:24
Dass wir am liebsten "einfach zusammen stellen" hat nichts mit Faulheit oder Unwissenheit zu tun, sondern damit, dass es unserer Erfahrung nach an unserem Stall mit unseren Pferden so am Besten ist. Wir haben es auch and es versucht und sind immer auf die Nase gefallen damit
Mir ist nicht ganz klar, wie man mit einer stufenweise Zusammenführung auf die Nase fallen kann. Wie ist das dann gelaufen?
Ich denke, man muss auch u.U. einen Unterschied zwischen großen Pensionsställen, kleinen Haltergemeinschaften und reine Privathaltung machen. Wenn ich für die eigene Herde ein neues Pferd hole, wähle ich mit Bedacht und gucke, dass es zu mir passt. Das habe ich dann wohl schon bei den Pferde davor gemacht und von daher holt man sich - sofern man sich nicht in völliger Verliebtheit vom ursprünglichen Muster abbringen läßt - immer ähnliche Typen.
Hier läuft es in 95% aller Ställe so, dass die Pferde ohne Vorbereitung zusammen gestellt werden

. Mag ja sein, dass es hier extrem ist und woanders besser läuft, aber nach der Wende haben hier ein Großteil der Bauern von Kuh auf Pferd umgestellt, bringt mehr Kohle. Leider haben Kühe und Pferde unterschiedliche Bedürfnisse, ist auch nach 30 Jahren noch immer nicht in allen Köpfen angekommen

. Ich kann auch nur den Zustand hier in meinem Bereich beobachten. Große Ställe hier haben extremen Wechsel in den Beständen, das ist hier normal, die Haltbarkeit liegt bei vielleicht durchschnittlich 3 Jahren. Hier gibt es aber auch gefühlt in jedem Dorf 10 Ställe, da hat man Auswahl und braucht man lange, bis man alle mal probiert hat und das macht den Wechsel einfacher. Kleinere Haltergemeinschaften vermehren sich hier extrem, leider ist nicht jede Haltergemeinschaft auch mit Wissen gesegnet, oder die Zuverlässigkeit Einzelner läßt zu wünschen übrig. Auf unserem Hof erlebe ich es das erste mal, dass ein großer Betrieb (ca 80 Pferde) sich jedes mal die Mühe macht und neue Pferde absperrt. Die Dauer der Eingewöhnung richtet sich ohne Kompromiss nach den Pferden. Es ist wohl auch schon mal vorgekommen, dass ein neues Pferd ohne Eingliederung die Gruppe gewechselt hat, weil erkennbar war, dass das nicht funktionieren wird. Hier gibt es aber auch einen sehr stabilen Grundbestand, teilweise stehen die Einsteller da schon über 10 Jahre. Der SB hat pro Auslauf eine Obergrenze festgelegt, die sich an der Größe der Fläche orientiert. Es gibt kleine Ausläufe mit 2 Pferden, das Maximum liegt (glaube ich) bei 15 Pferden.
Angela, ich hatte noch nie das Problem, dass ein Pferd sich überhaupt nicht eingliedern ließ. Allerdings haben wir auch in der Regel einen sehr stabilen Bestand und sind leider nur auf Suche, wenn eins unserer Pferde gehen muss. Bei den neuen Pferden können wir leider nicht wirklich gucken, ob die nun passen oder nicht, dazu bräuchte ich dann doch länger mit intensiver Beobachtung, das ist einfach nicht machbar. Wir fragen die Besitzer nach dem Pferd aus und wenn es einigermaßen passen könnte ist entscheidend, ob der Mensch passt. Dabei kann man sich auch irren, aber viel mehr Möglichkeiten, Fehlgriffe auszuschalten haben wir nicht und wenn das Pferd passt sind wir sehr dehnbar, was den Besitzer angeht

. Da die Welt hier ein Dorf ist, wissen wir bei manchen Interessenten schon ohne zu gucken, dass wir die nicht nehmen werden
Aber egal wie man es macht, die Tatsache, dass wir wildfremde Pferde zusammen würfeln, bleibt bestehen. Beim Schinken ist es in der Regel so, dass er neue Pferde immer freundlich willkommen heißt. Er entscheidet nach ca. 1 Woche, ob er freundlich bleibt, oder der Neue doof ist. Ist der doof wird er ignoriert, er bleibt dabei aber immer nett. Der Traber war da ganz anders aufgestellt. Der wußte nach 1 Minute, wie der/die Neue aufgestellt ist und an seiner Reaktion konnte ich sehr genau erkennen, ob die Eingliederung lange dauert oder es schnell gehen wird. Ich finde einfach, dass die Pferde es verdient haben, dass sie einander vorgestellt werden und sie Zeit bekommen, sich, die Gruppe und auch das Umfeld mit all seinen Abläufen in Ruhe kennen zu lernen. Von daher bestehe ich grundsätzlich auf eine Absprerrung. Wenn ich die nach einer Nacht abbauen kann, super. Wenn nicht, warten wir eben, bis die Pferde signalisieren, jetzt ist es ok.