ADHS und Reitunterricht

Moderator: Stjern

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b.e.a.s.t
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Re: ADHS und Reitunterricht

Beitrag von b.e.a.s.t »

Natürlich verschwindet das ADHS nicht gänzlich, aber mein Sohn kann es ohne Medis inzwischen steuern, immer noch ist er schneller abgelenkt als ein gesundes Kind, Emotionen kann er heute noch schwer sehen oder selber zeigen, auch ist er schnell auf 180 und fühlt sich oft persönlich angegriffen, aber im Vergleich zu früher viel viel besser.

Vielleicht ist es das Alter, die jahrelange Verhaltenstherapie oder eine Mischung aus allem...bei uns wurde das ADHS in der Kinderneurologie festgestellt und behandelt
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Nelchen
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Re: ADHS und Reitunterricht

Beitrag von Nelchen »

b.e.a.s.t.,in vielem, was du beschreibst erkenne ich mich auch wieder und ich habe kein ADHS oder ADS. :| :nix:
Der ADSler versucht dem Gespräch zu folgen. Im Kopf hat er aber noch sein Spiel worüber er gleichzeitig nachdenkt. ADSler nehmen aber noch die Gespräche der Menschen vor, neben und hinter ihnen wahr. Dann kommt noch das Busgeräusch und eventuell schreit noch ein Kind im Bus rum. Alle Geräusche werden gleichzeitig aufgenommen und abgespeichert.Das ist eines der Synapsenprobleme die ADSler haben. Wenn sie dann versuchen dem Gesprächspartner weiter hin zu folgen werden sie oft hibbelig und bekommen eine innere Unruhe. Oder das Gehirn schaltet ab man hört dem Gesprächspartner nicht mehr wirklich zu. Der ADSler wirkt Geistesabwesend.
James Bond wäre doch neidisch! Habt ihr Betroffenen oder eure Kinder auch sowas wie ein "Verhaltenstraining" gemacht, um sowas evtl. besser steuern zu können/verarbeiten zu können?

Ich hatte mal eine Reitschülerin mit Asperger, die konnte keineswegs auf die Gefühle des Pferdes eingehen. Sie gehörte fast schon zur Familie, weil sie so oft kam und auch manchmal half, aber irgendeine Nähe kam nicht zustande. Für mich war das damals schwer zu ertragen. Ich hatte immer das Gefühl, wir machen was falsch. Es kam einfach nichts zurück. Bis ich dann auf Asperger stieß. Sie hatte es nicht mal selbst gewusst, auch die Eltern nicht. Sie haben sich auch immer nur gewundert und waren oft ratlos über ihr Verhalten. Mit dem Wissen aber ließ es sich aushalten, mit dieser Gefühlskälte, für die sie nichts konnte.
LG Katrin

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Berry
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Re: ADHS und Reitunterricht

Beitrag von Berry »

Nelchen, ein Verhaltenstraining oder anderes habe ich nie gemacht, ich wusste erst, als ich meine Kinder hatte und mir sooo vieles bekannt vor kam, dass ich ADHS habe. Ein Arzt hat es dann bestätigt ;)
Ich habe nur schon immer gemerkt, dass ich z.B. mehrere Dinge gleichzeitig kann. In der Schule wurde ein Gedicht auf Kassette vorgespielt, ich habe nebenbei gemalt und mit meiner Nachbarin geschwätzt. Die Lehrerin hat mich die ganze Zeit beobachtet und wollte mich dann "vorführen". Ich sollte sagen, um was es in dem Gedicht ging... Tja, und das konnte ich einwandfrei, ich konnte sogar ganze Passagen original aufsagen :twisted: Ich kann auch jetzt noch TV schauen, chatten und mich mit jemandem unterhalten und kriege von allem 99 % mit :-D Nur mit Lesen klappt es nicht mehr so, da habe ich inzwischen lieber keine Ablenkung mehr, damit ich den Inhalt genau verstehe.
So wie es Luke beschreibt, ging es meinen Kindern in der Schule. Sie sollten dem Lehrer zuhören, haben aber ungefiltert jedes Stuhlrücken, Papierrascheln, Flüstern, Auto draußen usw. gehört. sie konnten sich nicht auf den Lehrer konzentrieren und haben entsprechend nur einen Teil des Gesagten mitbekommen. Mein Sohn hat die Reizüberflutung mit Stuhlwippen (und umfallen), Füsse scharren, Aufstehen usw. kompensiert, meine Tochter war "brav", hat den Lehrer angeschaut und ihr eigenes Ding geträumt.
Beide hatten Therapien, sie haben z.B. ein Spiel gespielt und die Psychologin hat sie immer wieder direkt angesprochen, berührt und "zurück geholt", wenn sie abwesend waren oder zu zappeln anfingen. Wenn jemand dazwischen gerufen oder gestört hat, wurde ein STOPP-Schild gezeigt. Diese Therapie wurde mehrere Jahre wöchentlich gemacht und sie hat ein bisschen geholfen, die Konzentration auf das Wesentliche zu lenken. Wobei sich der Erfolg erst dann eingestellt hat, als meine Kinder Medikamente genommen haben...
Geimpft (gegen Tetanus) wurden meine Kinder erst mit ca. 10, aber das kann ja schon Generationen vorher entstanden sein.
Ein Arzt hat mir mal gesagt, seine eigene Erfahrung ist, dass in Familien, in denen Depressionen vorkommen, fast immer auch AD(H)S in nachfolgenden Generationen vorkommt. Mein Opa, sein Bruder und meine Tante hatten/haben Manische Depressionen....
Ursprünglich eigenen Sinn lass dir nicht rauben! Woran die Menge glaubt, ist leicht zu glauben.
Wolfgang von Goethe aus: Zahme Xenien
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Nelchen
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Re: ADHS und Reitunterricht

Beitrag von Nelchen »

Berry hat geschrieben: Ich kann auch jetzt noch TV schauen, chatten und mich mit jemandem unterhalten und kriege von allem 99 % mit :-D
Das gelingt mir auch und nebenbei noch lesen ist auch kein Problem. Ich kann auch gleichzeitig mit zwei Händen schreiben. Rechts richtig und links Spiegelschrift, ohne nachzudenken. Kannst du das auch?
Wie hat der Arzt das bei dir denn festgestellt? :shock:
Vieleicht habe ich das auch, ohne es zu wissen? :-o Ich war als Kind aber nicht irgendwie auffällig, glaube ich, im Gegenteil. :?
Ich bin jedenfalls froh so multitaskingfähig zu sein. Es ist praktisch bei der Arbeit mit Pferden und Menschen. ;)
LG Katrin

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ehem User

Re: ADHS und Reitunterricht

Beitrag von ehem User »

Mit meiner Schülerin ist der Unterricht leider eingeschlafen. :? Warum, weiß ich nicht so richtig.
Zum einen wird die Schule daran "schuld" sein. Und zum anderen der relativ weite Fahrweg für die Eltern.
Finde ich sehr schade, da ich glaube, dass es dem Mädel gut getan hat.
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Nelchen
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Re: ADHS und Reitunterricht

Beitrag von Nelchen »

Ach wart mal bis zum Frühjahr, da kommen die Weicheier wieder! ;) :lol:
LG Katrin

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