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Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Mo 18. Feb 2013, 18:40
von Hina_DK
Vielleicht müsste man den Begriff "frühreif" und "Spätentwickler" überhaupt erstmal genauer definieren, denn da liegt wahrscheinlich der Hund begraben, dass so ziemlich jeder etwas anderes darunter versteht. Das eine ist ja das Schließen der Wachstumsfugen, da gibt es innerhalb einer Rasse ja auch schon immer die von-bis-Angaben und sogar von Knochen zu Knochen ist das verschieden. Die Spannen liegen zwischen dem 18. und 36. Monat, wenn man idividuelle Unterschiede noch berücksichtigt, teilweise sogar darüber. Aber das sagt ja noch nicht viel mehr aus, als dass das Pferd danach belastet werden könnte, ohne dabei das Knochenlängenwachstum negativ zu beeinflussen. Mehr sagt das dann aber eben auch nicht weiter aus. Von "ausgewachsen" in jeder Hinsicht kann mit Schließen der Wachstumsfugen ja auch noch längst nicht die Rede sein.

Ein kluger Kopf (leider habe ich vergessen, wer es war) hat mal gesagt: "Alle Pferde sind Spätentwickler, wenn man sie nur lassen würde".

PS: Ich habe leider den am Anfang erwähnte Beitrag mit den Tabellen mit den rassebedingten Unterschieden bisher nicht wiedergefunden. Letztendlich waren das aber keine so gravierenden Unterschiede, dass es sich dabei um Jahre handeln würde.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Mo 18. Feb 2013, 21:58
von HP-Manu
das Knochenwachstum ist bei allen Rassen fast gleich, es gibt leichte Unterschiede, diese sind aber geringfügig. Ich glaube auch nicht ganz, dass es Frühentwickler ansich gibt, die meisten werden dazu gemacht, indem sie rund gefüttert werden, damit sie "erwachsener" aussehen. In den meisten Robustrassen ist das eben nicht der Fall und es ist sicher auch eine große Frage des Geldes ...und meiner Meinung nach auch der Einstellung ansich

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 07:44
von Sheitana
Das mit dem "rund gefüttert" ist tatsächlich ein Problem. Meine Abby wurde immer für ein Jahr jünger gehalten. Sie ist es eben nicht hochgefüttert.

Allerdings finde ich auch, dass bei Belastung viel zu schnell ein Aufschrei erfolgt.
Sicherlich, Pferden zu früh intensives Training zuzumuten ist sicher falsch.
Wenn ich aber sehe, was Abby mit ihrem Bruder manchmal für Stunts hinlegt, da schlackern mir die Ohren. Da wird gestiegen, gestoppt, enge Kurven gedreht, auf engen Zirkeln gekreiselt, aufeinander rumgeturnt, gerempelt, geschubbst.... Es ist ja nun nicht so, als wären die Pferde aus Zucker.
Und dann stelle ich mir die Frage, ob es wirklich so schlimm ist, wenn man einmal die Woche für wenige Minuten drauf sitzt.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 07:52
von ehem User
Wie immer, es kommt auf das richtige Maß an! Ich denke auch, dass man je nach Pferd auch schon mal auf einem 3jährigen Sitzen kann. Man darf ja auch nicht vergessen, dass sich wilde Pferde in dem Alter schon deutlich mehr bewegen - ja, ohne Reiter, aber davor steile Abhänga rauf und runter und sonstiges unwegsames Gelände.

Wichtig ist doch, dass wir die Bedürfnisse des jeweiligen Pferdes nicht aus dennAugen verlieren. Ein leichter erster Reiter und ein sehr gut passender Sattel sind vielleicht viel entscheidender für die zukünftige Entwicklung als das tatsächliche Alter. Wir haben auch mit ca. 3,5 angefangen, aber es hat praktisch das erste Jahr nur meine Tochter draufgesessen und wir gehen bis heute, er wird jetzt 5, fast nur ins Gelände. Erst seit ein paar Wochen hat er auch "Unterricht" in der Halle.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 07:57
von Wallinka
Ich denk einfach, das ist wieder eine Definitionssache, was Anreiten eigentlich ist.
Wenn für dich Anreiten heißt: einmal die Woche für ein paar Minuten drauf sitzen, dann ist das sicher nicht schädlich.
Wenn Anreiten heißt: Turnierfertig in ein paar Monaten, dann ist das sicher nicht gut fürs so junge Pferd.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 10:59
von ehem User
Wallinka hat geschrieben:Ich denk einfach, das ist wieder eine Definitionssache, was Anreiten eigentlich ist.
Wenn für dich Anreiten heißt: einmal die Woche für ein paar Minuten drauf sitzen, dann ist das sicher nicht schädlich.
Wenn Anreiten heißt: Turnierfertig in ein paar Monaten, dann ist das sicher nicht gut fürs so junge Pferd.
Unterschreib :-D

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 11:45
von Muriel
Mein Fjordi wurde ja (laut Vorbesi-Angaben) mit 3,5 Jahren angeritten, das geschah wohl im Gelände. Als ich ihn knapp vierjährig kaufte, vermittelte er mir ein stabiles, gutes Gefühl beim draufsitzen (im Gelände).
Erst als ich ihn besser kennenlernte, merkte ich dass sein Rücken völlig festgehalten war - seine Antwort auf "Reitergewicht tragen" war "ertragen und stabilmachen", und das hat wiederum fast zwei Jahre gedauert, das wieder locker zu bekommen. Im Verlauf dieser Zeit war er zwischenzeitlich so instabil im Rücken, dass er gleich 5 Zentimeter den Rücken hängen liess, wenn man sich mal so draufsetzte (wie meine Tochter eben gelegentlich).
Erst jetzt, mit 6,5 Jahren, ist der Rücken mit maßvoller Gymnastizierung soweit, dass er locker und tragfähig ist und ich auch mit gutem Gewissen zusehen kann, wie sie ihn ohne Sattel reitet.

Insofern ist er frühzeitig überlastet worden und ein Spätentwickler - aber ob das jeder gemerkt hätte? Er wäre einfach normal geritten worden mit dem, was er anbot, und hätte das ausgehalten, wäre aber eins dieser schwer zu manövrierenden Pferde gewesen, denen man eben "alles etwas deutlicher erklären muss".

Zum "wachstum" mit 12 Jahren möchte ich sagen, dass viele Pferde das Reitergewicht nicht gut tragen können und erstmal im Brustkorb einsinken. Die muskuläre Trageschlinge im Bereich Brust/Schultern wird permanent überlastet.
wird mit so einem Pferd dann irgendwann förderlich und vernünftig gearbeitet, kann sich das wieder ändern und der ganze Brustkorb kann zwischen den Schultern angehoben werden, was sich natürlich im Messen am Widerist bemerkbar macht und bis zu einem oder zwei Zentimtern ausmachen kann. Ebenfalls durch Training zu beeinflussen ist die Spannkraft der Sehnen der Vorhand, auch dies kann sich bemerkbar machen in der Größe, aber nicht im gleichen Maß wie die muskuläre Schlinge.

Das hat aber gar nichts mit echtem Wachstum zu tun, das ist abgeschlossen, wenn die Wachstumsfugen geschlossen sind. Danach kann man noch die Knochendichte trainieren, aber kein Längenwachstum mehr bekommen.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 12:06
von Hina_DK
Ich denke, der springende Punkt ist wirklich der tragfähige Rücken und der ergibt sich nicht aus geschlossenen Wachstumsfugen und tobenden Pferden auf der Koppel, sondern aus der Art und Weise, wie man das Pferd auf die Gewichtsbelastung durch den Reiter vorbereitet. Natürlich sollte man auch Bänder und Gelenke in ihrer Entwicklung nicht vergessen aber wenn ich einen 5jährigen Kandidaten habe und mich einfach raufsetze und loslege, ohne dabei auch daran zu denken, dass die Wirbelsäule eigentlich nicht zum tragen eines Reiters gedacht ist, dann schade ich dem Pferd nicht weniger, als wenn ich das selbe ein Jahr früher so mache.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 12:18
von Sheitana
Ich denke aber das hängt auch grundsätzlich von der Einstellung zum Reiten ab.

Ich bin bei den Rücken meiner Pferde ziemlich pinibel und arbeite viel daran, dass sie lernen über den Rücken zu tragen. Auch bei den Jungen. Natürlich können sie das nicht von Anfang an, umso wichtiger ist es aber, dass ich neben dem Reiten auch dahingehend Übungen mache.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Di 19. Feb 2013, 12:24
von Hina_DK
Letztens konnte ich mal so ein "tolles" Argument einer RL lesen: Longieren wäre nur etwas für Faule :-o .
Es ist schon erschreckend, dass sogar sog. "Profis" nichtmal wissen, was der Zweck sinnvoller von Bodenarbeit ist.