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Re: Hufbeurteilung

Verfasst: So 28. Apr 2013, 11:35
von Scheckenfan
HP-Manu hat geschrieben:
Ich habe das Hauptaugenmerk in der Fußungsfläche
d.h. du arbeitest nach der Fussungstheorie? So habe ich ursprünglich mal gelernt, aber das ganze ist mir absolut nicht logisch. Es wurde damals dort weggenommen, wo das Pferd auffusst. Sprich bei einer Aussenfussung hat man lateral von unten noch mehr genommen....Pferd wird dadurch immer schiefer. Theorie und Praxis der GdHK.
Hm, nee, ganz so einfach dann doch nicht.
Zumal SilentDee denke ich mit der Fußungsfläche in diesem Fall meint, wo unterm Pferd der Huf steht. Bei langen Zehen und untergeschobenen Trachten ist die Fußungsfläche stark nach vorn verschoben. Bei kurzen Trachten und kurzer Zehe, beide gut aufgerichtet, ist die Fußungsfläche weit hinten.
Als Richtwert gilt, das der letzte belastete Punkt der Trachten auf Höhe der breitesten Stelle vom Strahl sein sollte - als Endziel.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: So 28. Apr 2013, 11:39
von HP-Manu
dann hab ich das sicher falsch verstanden ;)

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: So 28. Apr 2013, 22:25
von Tayga
Ui ich hab ja ier eine richtig Diskussion ausgelöst :shock: :lol: Aber sehr interessant.
Danke für die Beurteilungen und so :)

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: So 28. Apr 2013, 23:37
von ehem User
Ja, die Fussungstheorie ist nicht meine. Vielleicht auch etwas falsch ausgedrückt! ;)

Ich beurteile, welche Strukturen am Huf nicht gesund sind, und die müssen dann dabei unterstützt werden, wirklich gesunden zu können, denn gesunde Hufe können schmerzfrei über jeden Boden laufen! Wenn sie das nicht können, ist etwas am Huf krank! Und muss gesund gemacht werden!

Ein großer Faktor für gesunde Hufstrukturen ist der Abrollpunkt und der Punkt, wo das Pferd auffußt. Meist ist mindestens einer dieser Punkte zu weit vorn, oft beide.
Der Bewegungsbogen des Pferdes verändert sich dementsprechend. Was wiederum zu Problemen oberhalb der Hufe und rückwirkend wieder auf die Belastungs- und Balancesituation am Huf zurückfällt.

Allerdings darf man nicht versuchen, einen Huf wie einen Hornklotz auszubalancieren, immehin ist am ganzen Huf nur ein Bruchteil der Hornüberzug, das meiste im Huf sind Knochen, Bindegewebe, Sehnen, Bänder, Knorpel, Schleimbeutel, Adern, Nerven usw. Lediglich außen herum ist ja Horn. Oft sind innere Strukturen schmerzhaft oder einfach "nur" unterentwickelt. Leider.

Oft spielen Primärerkrankungen (Stoffwechsel z.B.) eine große Rolle, z.B. bei Rehehufen, wovon ganz viele chronisch-latente ja gar nicht erkannt werden. :(

In Deutschland wird leider immer noch, sobald ein Pferd nicht laufen kann, ein Beschlag empfolen. Dass da vielleicht Hufkrankheit vorliegt, die man gesunden lassen kann, wie man es bei Sehnengeschichten ja auch macht, darauf kommt kaum ein Pferdebesitzer, Tierarzt usw.
Das macht mich sehr traurig. Denn die Pferde tun mir unglaublich leid.

Aber ich drifte ab. Wir waren ja bei der Fesselstandtheorie. ;)

Sind die Trachten zu weit vorn, dann hebeln sie einmal unangenehm nach vorn oben, sobald das Pferd auffußt, haben Auswirkungen auf die hydraulische Stoßdämpfung über die Hufknorpel, und lassen die inneren Strukturen im hinteren hufbereich noch weiter zurückentwickeln, denn alles, was man nicht braucht und benutzt, wird zurückgebildet. (z.B. unser Blinddarm ;) ) Außerdem wird die gesamte Fußungsfläche verkleinert.
Es sei denn, der Abrollpunkt wird auch nicht zurückgesetzt, dann wird das alles noch unangenehmer für's Pferd.

Wenn man sich solche Pferde mal genauer anschaut, z.B. in Slow-Motion-Gangbeurteilungsvideos, dann erkennt man deutlich, dass sie zehenfußend laufen. Und DAS ist super ungesund für sowohl die Gelenke, deren Bänder, die Sehnen, Knochen usw.
Verschleißerscheinungen sind nur eine der möglichen Folgen. Und Arthrose haben ja nun doch viele Pferde. Eebenso wie Veränderungen im Strahlbein, leider. Da gibt es ja auch Untersuchungen zu, dass wohl die Zehenfußung erst Hufrollenprobleme herbeiführt. :? Wenn ich mich in den Reithallen umschaue, fußen die meisten Pferde zehenfußend. :shock:

Dabei lieben die Besis ihre Pferde, kaufen das beste Futter, ermöglichen den teuersten Sattel und auch Spezialbeschlag nach Lahmheit, aber dass man mit einfacher Hufbearbeitung gaaanz viele Probleme wegmachen kann, das ist leider noch gar nicht so bekannt.

Wir hatten gerade am letzten Wochenende bei unserer Fachtagung ein Pferd vorgestellt bekommen mit hohen Trachten, dass gar zehenfußend im Viertakt trabte. :shock: Da gibt es ein Slow Motion Video zu. Die Trachten wurden runter genommen, usw. am nächsten Tag war es nahezu im Zweitakt. Echt krasseste Verbesserungen nur durch relativ einfache Mittel.

Ich schweiffe schon wieder ab, sorry! :-D

LG

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 29. Apr 2013, 08:27
von Cate
Ich finde das super spannend hier :dance1: und sage DANKE für eure faire Diskussion! :voila:

Gerade gestern habe ich versucht, einer neuen Einstellerin zu erklären, dass die Hufe ihres Ponys nicht gut sind, und warum - und dass man gute Hufbearbeitung nicht an der "Schule" festmachen kann, sondern nur am einzelnen Bearbeiter und seinen Ergebnissen. :-)

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 29. Apr 2013, 08:43
von HP-Manu
Dabei lieben die Besis ihre Pferde, kaufen das beste Futter, ermöglichen den teuersten Sattel und auch Spezialbeschlag nach Lahmheit, aber dass man mit einfacher Hufbearbeitung gaaanz viele Probleme wegmachen kann, das ist leider noch gar nicht so bekannt.
Ooooooooooooooooooooohhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh jjjjjjjjjjjaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!!! Habe erst vor wenigen Tagen eine Absage von einer Kundin bekommen, die sich 3 Hengst und 1 Wallach hält, sie selber arbeitet bei einem Tierarzt. Bisher hat Papa die Rechnungen beglichen, aber der ist nun woanders. Als ich sie auf einen neuen Termin ansprach kam als Antwort: sorry, aber das kann ich mir bei 4 Pferden nicht mehr leisten, werde wohl doch wieder zum Hufschmied zurück gehen.

Ich versteh das auch immer nicht....aber der Hauptgrund liegt oft daran, dass unsere Pferde meistens eben doch "laufen".
Ich habe es bewusst in Gänsefüßchen gestellt, weil Laufen und Laufen ist ein großer Unterschied. Bei den TA´s muss ich leider sagen, kennen sich die wenigsten wirklich aus was das Thema Hufe betrifft. Habe vor einem halben Jahr eine Kundinn übernommen, deren Pferd ständig gestolpert ist. Sie hatte 2 TA´s dran und beide wollten das Pferd in die Klinik schicken und operieren. Tatsächlich aber war die Zehe zu lang und das Pferd konnte garnicht anders laufen. ich kürzte diese also und siehe da das Pferd stolpert seit dem Tage nicht mehr.
und dass man gute Hufbearbeitung nicht an der "Schule" festmachen kann, sondern nur am einzelnen Bearbeiter und seinen Ergebnissen.
Jain. Kommt drauf an, wie lange der Schüler schon von der Schule ist. Anfangs gehen die meisten nach dem was sie gelernt haben und erst nach und nach sammeln sie ihre erfahrungen und da beginnt dann sich die Spreu vom Weizen zu trennen. Schwer finde ich es natürlich als Pferdebesitzer einen wirklichen guten Hufbearbeiter zu finden. Oft höre ich von Empfehlungen, di eich persönlich niemals an meine Pferde dran lassen würde.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 29. Apr 2013, 09:14
von Cate
HP-Manu hat geschrieben: Jain. Kommt drauf an, wie lange der Schüler schon von der Schule ist. Anfangs gehen die meisten nach dem was sie gelernt haben und erst nach und nach sammeln sie ihre erfahrungen und da beginnt dann sich die Spreu vom Weizen zu trennen. Schwer finde ich es natürlich als Pferdebesitzer einen wirklichen guten Hufbearbeiter zu finden. Oft höre ich von Empfehlungen, di eich persönlich niemals an meine Pferde dran lassen würde.
Ich guck mir einfach die Hufe an - ja, auch als Nicht-Vollprofi guck ich mittlerweile bei allen Pferden fast als erstes auf die Hufe :mrgreen: - und dann weiß ich, was ich von dem Bearbeiter zu halten habe, unabhängig, aus welchem "Lager" er kommt.
Am Sa war ich wieder in einem anderen Stall, und dort fiel mir als erstes auf, dass fast alle Pferde für meine Begriffe viel zu lange und nicht gut bearbeitete Hufe hatten .... da kannst du mir dann erzählen, was du willst, den Hufbearbeiter würde ich nicht an meine Pferde ran lassen :-ü
Umgekehrt wurde mir erzählt, "unser" Hufmensch würde keine Stellung korrigieren :-? , da frag ich mich, warum er einen Spanier mit den typischen katastrophenhufen auf Barhuf umgestellt bekommen hat, mein Rehepferd wieder läuft obwohl der TA meinte, ein KB mit Rehe könne NIE barhuf laufen :roll: und ein anderes Rehepony in unserem Stall kann plötzlich wieder gerade stehen und laufen .... zufrieden laufende Pferde sind die besten Zeugnisse für einen Bearbeiter! :gut:

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 29. Apr 2013, 12:08
von HP-Manu
Ich guck mir einfach die Hufe an - ja, auch als Nicht-Vollprofi guck ich mittlerweile bei allen Pferden fast als erstes auf die Hufe - und dann weiß ich, was ich von dem Bearbeiter zu halten habe, unabhängig, aus welchem "Lager" er kommt.
das macht auch Sinn! Wobei auch die normalen Reiter oft zuwenig Ahnung von Hufen haben :(
zufrieden laufende Pferde sind die besten Zeugnisse für einen Bearbeiter!
yes :-d

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Mo 29. Apr 2013, 12:19
von Kolur
Ich muss mich mal kurz als stiller Mitleser dieses Threads einklicken,
ich finde die Diskussionen anhand von Fotos hier super! :clap: Habe selbst in der Ausbildung zwar auch das Thema Hufe gehabt, aber natürlich nicht so ausführlich wie ein Hufbearbeiter/Schmied und kann daher bei meinen Kunden immer nur grobe Mängel ansprechen. Was mir leider oft fehlt sind Hufpfleger an die ich die Leute schicken kann. Da gibts noch zu wenige.

Re: Hufbeurteilung

Verfasst: Di 30. Apr 2013, 18:39
von ehem User
Hallo Kolur,

gerade unsere "Gewerke" am Pferd sollten sich gegenseitig derart schulen, dass Hufmenschen erkennen können, wann was weiter oberhalb nicht stimmt, und "ÜberdemHuf-Praktiker" erkennen können, wenn was an den Hufen nicht stimmt.

Wir hatten bei unserem letzten Treffen (Interessengemeinschaft Hufe im Fokus) schon eine interessierte Osteo dabei. Und wollen in naher Zukunft mal mehr Austausch themenbezogen in Treffen anstreben. Vielleicht interessiert es Dich ja auch.

Ich mache mittlerweile bei 6 Tierärzten ihre Pferde, teilweise in krassen Brhufumstellungen, eine Rehebehandlung, und alle diese echten Fachleute als Besitzer sind immer wieder auf's Neue erstaunt, was man Barhuf doch alles bewirken kann. ich habe damals selbst tiermedizin studiert, und habe kaum einen echt gesunden Huf zu sehen bekommen. Man gewöhnt sich an gewisse Pathologien, wenn sie die breite Masse ausmachen. ;)

Wir können alle noch soooo viel lernen! :lol: Wichtig ist der Austausch. Dann können wir alle dem Pferd am besten helfen, denn es bedingt sich ja alles gegenseitig, nicht wahr?

LG