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Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 13:55
von kolyma
Mir wurde auch mal irgendwo gesagt, dass eine früher und energischer auffußende Hinterhand sogar als positiv zu werten ist. Möchte mich da aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Meine RL hat mir mal zu unserer schlimmsten Zeit gesagt, dass dieses falsche reiten (mein Pferd ist ja Sternengucker) die Oberhalslinie sich mehr und mehr verkürzt wodurch die Unterhalslinie immer länger wird (da sich der Unterhals hier heraus wölbt) - in wie fern das physiologisch nachvollziehbar ist, weiß ich nicht. Optisch gesehen hatte sie auf alle Fälle recht.

Ober- und Unterhalsmuskulatur sind hierbei unabdingbar miteinander verknüpft. Ein voller Unterhals ist immer ein schlechtes Zeichen. Bei uns war es phasenweise so heftig, dass man keine Drosselrinne mehr erkennen konnte. Und auch heute hat er noch viel zu viel Unterhals. Ein prominenter Unterhals macht eine korrekte Dehnung fast unmöglich. Muskulatur die da ist wird auf alle Fälle bevorzugt genutzt. Nicht genutzte Muskulatur verkümmert. Da Ober- und Unterhals Gegenspieler sind kann man daran sehr gut erkennen ob man richtig oder falsch arbeitet.
Ein Pferd mit schönem Oberhals ist eigentlich auch immer ein korrekt gerittenes Pferd.

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:09
von jella
Spannendes Thema, ich verfolge Eure Diskussion schon seit Tagen ;)

Also ... Ich fange an mit Dehnungshaltung im Schritt, sicher 15 Minuten. Locker den Kopf nach vorne lassen, Genick ist offen. Meine Stute neigte dazu, den Kopf Richtung der Füße zu halten, so kam sie mir extrem auf die Vorhand. Ich hab sie mir immer wieder ein bißchen höher geholt, damit sie sich streckt. Dann geht das im Trab weiter, leichte gebogene Linien wie Zirkel oder einfache Schlangenlinie.
Erst dann nehme ich sie auf u. arbeite im Schritt Schulterherein u. Volten, das ganze dann auch im Trab.
Wenn ich merke, dass sie aus irgendwelchen Gründen verspannt ist, mache ich weiter mit dem vorwärts/abwärts.
Dann arbeite ich ca. 5 - 10 Minuten am Galopp u. beende die Reiteinheit wieder mit Galopp in Dehnungshaltung (fühlt sich genial an) u. Trab ebenfalls in Dehnungshaltung.

Auch zwischendrin lasse ich die Nase immer wieder bewußt vor. Meine Stute verkriecht sich gerne u. kommt häufig zu tief. Sie wieder ein bißchen frischer zu machen u. sich an den Zügel heranzustrecken, ist für mich sehr wichtig.

Ich habe irgendwo ein Video, das prima zeigt, wie sie anfangs an der Longe lief (gruselig) u. ich bastel die Tage mal ein Video zusammen, wie sie heute läuft.

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:11
von Scheckenfan
Oh ja, das wäre ja toll, Jella! :goforit:

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:37
von Scheckenfan
Ach, Muriel - könntest du bei Gelegenheit deine Aussage ein wenig weite erläutern? Mir fehlen da einfach die Kenntnisse...
Muriel hat geschrieben:In dem Artikel von Frau Krischke stecken eine Menge Aussagen drin, die aus physiotherapeutischer Ansicht einfach Quatsch sind *kopfschüttel* Insofern würde ich persönlich den nicht unter "fachlichem Nutzwert" einsortieren. :roll:

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:41
von ehem User
Oh, sehr spannende Diskussion (im TB hab ich nur mitgelesen) - ausgerechnet jetzt, wo ich wenig Zeit hab :motz: :lol:

Für mich ist Dehnung ein ganz wichtiger Punkt im Training, gerade weil er so eng mit Takt und vor allem Losgelassenheit zusammen hängt.
Und ohne Losgelassenheit ist für mich das Training wertlos und die Bewegung ungesund.
D.h. je nach Ausbildungsstand kann auch die Dehnung schon das Ziel der Arbeit sein.
Natürlich darf man sich dabei nicht auf die Halshaltung beschränken - gleichzeitig muss der Rumpf angehoben werden und die Hinterhand aktiv nach vorn greifen.

Als ich meine Stute noch nicht hatte, war ich auch überzeugt, Dehnung über Stellung und Biegung erarbeiten zu können. Das hatte einfach bei allen Pferden gut funktioniert.
Bei meiner Stute nicht...
Fayola kommt sehr gut über die Beeinflussung des Taktes und des Raumgriffs in die Dehnung, sprich durch Tempoübergänge im Trab und ein Verlangsamen der Trabfrequenz über den Sitz bei Beibehaltung von (positiver) Spannung und Tempo.

Die Aussage deiner RL, Kolyma, zur Länge von Ober- und Unterhals kann ich bestätigen.
Noch vor einem Jahr hatte Fayola einen massigen Unterhals und der ganze Hals wirkte einfach kürzer, weil sie ihn durch ihre Kopfhaltung zusammenstauchte.


...schreibe später weiter, muss erstmal das Kind holen...

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:43
von Scheckenfan
Ich muss auch sagen, dass ich begeistert bin, wie schnell sich der Thread hier füllt - schon 3 Seiten, in nur wenigen Stunden! :staun:
Und ich find's wahnsinnig spannend.

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:48
von brexi
Haben wir hier jemanden aus der Racinet Fraktion? Anyone?
Ich habe das nie ganz verstanden was genau dort dagegen sprach, vielleicht könnte mir das noch mal jemand erläutern :engel:

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 14:59
von Muriel
Der "Unterhals" wird dann massiv und prominent, wenn er mehr arbeiten muss als er eigentlich soll. Eigentlich soll der Brachiocephalicus nur den Oberarm mit nach vorne führen. Im Fall eines Ungleichgewichts kann er den Hals wirkungsvoll stabilisieren und stützen.
Wenn das Pferd aber nicht physiologisch gut läuft, muss der Muskel vermehrt stützen und vermehrt ziehen und halten. Deshalb nimmt er an Umfang zu.

Die Oberen und unteren Muskeln des Pferdes ("obere" und "untere Verspannung") sind meist zusammengeschaltet. Spannt sich eins an, muss das andere loslassen. Was die Halsmuskeln angeht, gibt es da Ausnahmen, nämlich wenn der Hals gleichzeitig mit Ober- und Unterhals gehalten wird. Dann hat man dazwischen ein "Loch" und oben und unten viel Muskeln. Das ist auch nicht gut.
Optimal ist es, wenn die seitlichen Halsheber harmonisch vom Rumpf bis zum Nacken ausgebildet sind. Sind sie unharmonisch, sieht man, welcher Bereich mehr oder weniger arbeitet - zieht das Pferd noch sehr mit dem Nacken ist der Bereich mehr zum Kopf hin stärker.
Es gibt auch komplett runde modellierte Hälse, wo wenig einzeln prominente Muskeln zu erkennen sind. Das ist auch nicht gut *meiner Meinung nach*, denn in der Bewegung sieht man dass diese Pferde sehr selten den Hals lang machen dürfen. So kommt das Nackenband nie in den Zug und die ganze Stabilität muss über die Halsmuskeln erfolgen.
Ich hab da so Pferde vor Augen, ich muss nur mal schauen wann ich ein Bild machen kann *pfeif*

Es gibt viele Pferde die den Kopf hübsch hinstellen können und es sieht fast so aus als gingen sie in Dehnungshaltung. Aber sie dehnen eben nicht, sie stellen den Kopf nur dahin. Das ist auch nicht hilfreich auf lange Sicht.
Hier hab ich ein hübsches Bild von Mirko, nach dem wir eine monatelange Reitpause hatten (ich glaub da hatte ich dann zum vierten Mal wieder getrabt) wo er nur den Kopf dahinhält, sich aber nicht dehnt. Für den Rücken ist das zuwenig und der kommt damit nicht in Arbeit.
Bild

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 15:07
von Muriel
Scheckenfan hat geschrieben:Ach, Muriel - könntest du bei Gelegenheit deine Aussage ein wenig weite erläutern? Mir fehlen da einfach die Kenntnisse...
Muriel hat geschrieben:In dem Artikel von Frau Krischke stecken eine Menge Aussagen drin, die aus physiotherapeutischer Ansicht einfach Quatsch sind *kopfschüttel* Insofern würde ich persönlich den nicht unter "fachlichem Nutzwert" einsortieren. :roll:
Hab leider gerade nicht viel Zeit, evtl in den nächsten Tagen...

Re: Dehnungshaltung - Sinn und Unsinn

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 15:11
von Scheckenfan
Das wäre voll lieb :daumen: *keksspur ausleg* :keks: ..... :keks: ..... :keks: ..... :keks: .....