Ich möchte hier auch mal kurz meinen Senf dazu geben

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Einfach ein paar Gedanken von mir, die ich zu diesem Thema habe:
Wie schon mehrfach geschrieben, kann man Reiten nur lernen, wenn man reitet. Das ist wie Autofahren, das lernt man auch nur (und auch erst nach Jahren) wenn man regelmäßig fährt und alle Abläufe in seinem Hirn abgespeichert hat und die Bewegungen und Reaktionen ohne bewußtes Nachdenken abrufen kann. Beim Reiten kommt noch erschwerend hinzu, dass der Untergrund (= Pferd) sich oft genug unkontrollierbar bewegt

. Dieser Punkt ist eine Tatsache, an der kommt niemand vorbei.
Deinen Hinweis, dass Du Reiten als etwas intimes empfindest, kann ich absolut nachvollziehen. Ich lehne es grundsätzlich ab, "mal eben" auf ein Pferd eines Reitschülers zu steigen, um etwas zu zeigen oder auszuprobieren. Ich finde, reiten hat etwas mit sehr viel Vertrauen und Nähe zum Individuum zu tun, und ich mag es auch nicht, wenn mich fremde Leute, oder Menschen, die mir nicht so vertraut sind, einfach andatschen

. Aber das Problem ist wäre für mich lösbar, da bis zu dem Zeitpunkt, bis es dann "ernst" wird, zwischen Deinem Pferd und Dir, noch Jahre vergehen werden. Dann suche eine RB, baue Vertrauen auf und lerne dann dort, was Du zwingend brauchst, um ein Jungpferd gesund auszubilden.
Ich finde aber, zwischen all den Antworten, die schon gegeben wurden, fehlt noch etwas ganz Elementares.
Das eigene Pferd auszubilden ist ein Traum, den sehr viele träumen. Ich habe aber schon sehr viele Leute dabei scheitern sehen, oft zu einem hohen Preis. Da ging es nicht nur um körperliche Verletzungen, die man sich zuzog, sondern um massiven Vertrauensverlust und Ängsten, die sich nur schwer und teilweise gar nicht - sowohl beim Pferd als auch beim Menschen - wieder abbauen ließen. Man ist emotional einfach so nah dran, dass solche Rückschläge nur selten spurlos verkraftet werden können und man kann aus purer Selbstüberschätzung aus einem frechen und neugierigen Jungtier ein labiles und ängstliches Wesen machen.
Dann sollte man sich sehr deutlich und ohne rosa Brille vor Augen führen, dass zwischen reiten können und ein Jungpferd einzureiten Welten liegen, darüber muss sich jeder, der glaubt das zu können, klar sein. Das ist ein Arbeitsbereich, bei dem es nur selten reicht, dass man sich mag und versteht. Da geht es um ganz ursprüngliche Dinge, die ein Pferd zu verkraften hat (z.B. das Raubtier auf dem Rücken) und die aus einem ungeduldigen Jungspund einen Partner machen soll, der in späteren Jahren mit seinem Besitzer durch dick und dünn geht und auch versteht, was von ihm gefordert wird.
Ich will damit niemanden angreifen, aber die Verantwortung ist so unglaublich groß, dass man es gar nicht deutlich und oft genug erwähnen kann.
Deinen Einwand, dass Du Probleme hast, einen geeigneten Partner für diesen wichtigen Lebensabschnitt zu finden, kann ich ebenso nachvollziehen. Ich suche seit mind. 2 Jahren einen neuen Reitlehrer (meine alte RL macht nur noch Behandlungen und hat keine Zeit mehr für RU). Die die sich hier anbieten, sind entweder schlecht oder vermitteln eine Reitweise, die so gar nicht mit meiner übereinstimmt, oft genug finde ich beides vereint

. Und dann gibt es noch die, die ich persönlich nicht ertragen kann, da teste ich nicht mal, ob sie gut sind

. Nichts desto trotz bin ich davon überzeugt, dass es einen passenden Partner gibt, ich habe nur noch nicht überall gesucht. Das ist auch ein Rat, den ich Dir an dieser Stelle geben möchte. Es ist noch eine ganze Zeit hin, bis Dein Pferd alt genug ist, dass man ans Einreiten denken kann. Nutze diese Zeit und suche und versteife Dich nicht darauf, es alleine zu stemmen. Und ich meine damit, dass Du einen fähigen Bereiter suchen sollst, der nach der Anfangsphase Dir RU mit Deinem Pferd gibt und zwar über einen sehr langen Zeitraum und regelmäßig. Man kann im Übrigen bestimmte Probleme schon dadurch verhindern, dass man bei jeder Einheit, in der der Bereiter das Pferd reitet, einfach mal dabei ist und zuguckt und auswertet, was gefallen und was gar nicht ging. Nicht jeder Bereiter ist schlecht, ich habe schon einige sehr Gute kennen gelernt, die auch nicht unbedingt zu 100% meine Überzeugung geteilt haben, aber ihre Sache im Sinne des Pferdes sehr gut gemacht haben. Und es ist nicht unüblich, Pferde gebißlos einzureiten, das machen sehr viele Bereiter.
Das nächste, was jeder Pferdehalter immer bedenken sollte: wir können alle nicht in die Zukunft gucken

. Du weißt nicht, ob Du Dein Pferd bis zu seinem Ende behalten kannst. Es gibt Situationen im Leben, die lassen keinen Raum für ein eigenes Pferd und dann muss man sich trennen. Jetzt stell Dir vor, Du hast es alleine irgendwie ausgebildet, ihr kommt recht gut miteinander klar, aber niemand anders kann das. Was hat das Pferd dann zu erwarten? In den seltensten Fällen einen neuen Besitzer, der mit all den "Macken" klar kommt und es toleriert, bzw. versteht, wann er was wie machen muss. Dein Pferd ist schon jetzt als Fohlen recht speziell, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, das wird sich sicherlich in der Zukunft nicht ganz geben. Wenn jetzt noch eine sehr individuelle Ausbildung hinzukommt, hat so ein Pferd im Grunde keine Chance, seinen Lebensabend friedlich zu verbringen, wenn der Erstbesitzer es nicht mehr behalten kann. Es gehört zu der Verantwortung des Pferdebesitzers, sein Pferd so "aufzustellen", dass es auch mit einer anderen Bezugsperson problemlos klar kommen kann. Dass es normal geritten werden kann und dass es keine körperlichen Probleme mit sich herum trägt, die es durch falsches oder schlechtes Reiten bekommen hat oder irgendwelche psychischen Befindlichkeiten, die sich durch falsch verstandene Liebe ergeben haben. Ich hatte schon einige solcher Pferde an der Hand und es war weder für das Pferd noch für den Menschen einfach. Ich glaube, dass es für ein Pferd leichter zu ertragen ist (ganz besonders mit Blick auf die Zukunft) wenn ein fremder Mensch die Grundbegriffe des geritten werdens prägt, als eine sehr persönliche Ausbildung des eng vertrauten Besitzers.
Das soll kein Vorwurf sein (und ich habe die vorherigen Beiträge auch nicht als Vorwurf aufgefasst, sondern als sehr gut gemeinten Rat

) und nur ein weiterer Rat, einmal aus dieser Richtung das Thema "ich reite es alleine ein, weil ich es so sehr liebe" zu betrachten.