Seite 3 von 6
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 14:00
von Schnucke
Seitdem die Frau eines bekannten Trakehnerzüchters im Koma lag, weil das Pferd beim Trockenreiten gestolpert ist, reite ich nur noch mit Helm. Vorher hab ich mir nichts dabei gedacht, mein Pferd ist brav, scheut vor nichts, wir sind ein eingeschworenes Team, ich bin ziemlich Sattelfest......
Der Sturz hat mir einfach vor Augen geführt, daß alle Erfahrung, Sattelfestigkeit und Zuverlässigkeit eines Pferdes nichts hilft, wenn es denn stolpert und es doof kommt.
Ich hab festgestellt ich merke meinen Helm gar nicht mehr, obwohl ich Jahrzehnte ohne unterwegs war. Ich fühl mich sogar nackig "oben ohne". Die Sicht schränkt mein Helm nicht ein, er ist leicht, gut belüftet und bei Minusgraden gibts einfach Earbags auf die Ohren. Ich hab mich für ein englisches Modell entschieden weil dort der Sicherheitsstandart größer ist als bei CE gestesteten Helmen.
Weil wer die Sicherheitswesten angesprochen hat, so eine habe ich auch, trage ich aber nur im Gelände, beim Springen oder auf Jung- bzw Fremdpferden. Ich habe aber auch schon mit einer Hit Air geliebäugelt, wobei ich die nicht als Ersatz für die Sicherheitsweste, verwenden würde, sondern eben dann wenn ich keine Weste trage und zusätzlich zur Weste.
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 14:02
von WaldSuse
Als ich als Jugendliche vor über 40 Jahren zu reiten begonnen habe,gabs Helme nur aufm Turnier.Ich kann mich nicht daran erinnern,daß wir beim Reitunterricht Helme getragen hätten.....Als ich dann 2009 wieder aufs Pferd bin,gabs da gar keine Diskussion,in einem Reitbetrieb ist Helmpflicht.
Ich habe diese ganze Helm-Diskussion schon mal durch,als die Helmpflicht für Motorradfahrer kam.Was für ein Gezeter....
Ich sags mal so:Wenn jemand unbedingt sein Hirn auf die Straße schmieren will,bitte.
Ich habe ein Pferd,das man mit Fug und Recht als Lebensversicherung bezeichnen kann.Er ist aber ein PFERD und somit keine Maschine,sondern ein Lebewesen.Erst gestern hat er einen Satz in die Wiese gemacht,weil er sich erschrocken hat.Im Schritt und ich hatte natürlich meinen Helm auf und ich bin auch droben geblieben.Hätte aber auch im Galopp passieren können.
Meine SB ist immer ohne Helm auf dem Platz geritten,wozu auch?Ist ne sehr gute Reiterin.Bis es sie mal runter gehauen hat.Ist nix schlimmes passiert,aber seitdem geht sie nie mehr "oben ohne" aufs Pferd.
Ich habe meinen Helm einmal vergessen,ich bin umgedreht,kam mir total nackig vor.
Ich IMMER MIT!

Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 14:27
von ehem User
Ramona hat geschrieben:Der größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch!
Da sind wir uns auch einig, deswegen ist das auch der Punkt an dem ich persönlich eher ansetze.
Ramona hat geschrieben:Selbstverständlich bleibe ich angeschnallt. Da mein Auto nicht von Null auf Hundert beschleunigt oder bremst, bin ich gezwungen, bei jeder Fahrt auch langsam zu fahren. Ebenso, weil ich nicht nur auf der Autobahn fahre, sondern auch innerorts, also nicht so schnell. Und ich schnall mich doch während der Fahrt nicht ständig an und ab.

Aber du hast schon das Gefühl, dass du dich bei höheren Geschwindigkeiten ebensogut abschnallen könntest, so rein vom Sicherheitsgefühl her? Du empfindest bei 70 km/h o.ä. keinerlei Sicherheitsgewinn durch den Gurt?
Ich finde das deswegen so interessant, weil ich für meinen Teil diesen deinen Gedanken wiederum nur sehr schwer nachvollziehen kann. Ich bin selbst im Umfeld eines KfZ-Betriebes aufgewachsen und habe viele, viele Unfallfahrzeuge gesehen, Crashtests, Autosendungen, usw und weiß daher, dass der Gurt
gerade bei höheren Geschwindigkeiten absolut lebenswichtig ist. Nicht bei einem Frontalaufprall (darauf bezieht sich wohl dein Siherheitsgefühl), aber er schützt ja auch gegen das Fliegen durch die Scheibe, herumgeschleudert werden im Fahrzeuginneren etc.
Ich selbst bin mal mit ca 80 km/h von der Straße geflogen (Blitz-Eis) und habe mich überschlagen und dann einen kleinen Abgrund runtergerollt. Ohne Gurt hätte man mich vom Asphalt kratzen können - dank Gurt bin ich vollkommen unverletzt ausgestiegen, das Auto war komplett matsch und ich habe nur überlebt, weil mich der Gurt im Sitz gehalten hat.
Es unterstreicht sozusagen meine These, dass das individuelle Sicherheitsgefühl doch eben eine sehr individuelle Sache ist.
Du kannst es so GAR nicht nachvollziehen, wie sich jemand ohne Helm auf dem Pferd sicher fühlen kann - ich für meinen Teil kann es so GAR nicht nachvollziehen, wenn jemand sich bei höheren Geschwindigkeiten in einem Auto unangeschnallt sicher fühlt.
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:00
von BiJu
Ich kann ehrlich gesagt irgendwie nicht verstehen, wie man das reiten mit dem Auto fahren vergleichen kann.
Ein Auto ist ein Fahrzeug, was ich selber steuere und welches keinen eigenen Willen hat. Klar, was ich nicht beeinflussen kann ist das Wetter und die anderen Menschen auf der Straße, aber durch vorausschauendes Fahren kann man auch Unfälle mit rücksichtslosen Menschen vermeiden und wie das Wetter wird, weiß man im Normalfall vorher und fährt entsprechend vorsichtiger.
Ein Pferd dagegen ist ein Lebewesen mit eigenem Willen, es kann sich erschrecken, es kann stolpern oder sonst was ohne das wir den geringsten Einfluss darauf nehmen können.
Ich möchte nicht sagen, dass das eine oder das andere, mehr oder weniger gefährlich ist. Ich finde nur, dass man das nicht miteinander vergleichen kann.
Und Unfälle können immer passieren. Der Freund einer Bekannten war auf dem Weg zur Arbeit (zu Fuß), ist von einem Auto überfahren worden und gestorben. Ganz ohne Pferd oder Fahrrad. Also wenn wir nicht in einer isolierten Kapsel leben wollen, kann es immer zu Unfällen kommen und ich finde es liegt an jedem selbst, wie er diese Unfälle vermeiden möchte. Sei es durch tragen von einem Helm, oder eben nicht tragen, weil man sich damit wohler fühlt. Das muss doch jeder selbst entscheiden.
LG Bianca
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:05
von ehem User
Code: Alles auswählen
Es unterstreicht sozusagen meine These, dass das individuelle Sicherheitsgefühl doch eben eine sehr individuelle Sache ist.
das ist es sicher, aber ganz oft hat es eben nichts mit den objektiven wahrscheinlichkeiten zu tun.
und wenn man so verworrene gedankengänge (sorry, nicht bös gemeint) hat wie: wenn ich einen helm aufsetze, erinnert mich das an das risiko und ich verspanne mich, ohne helm vergesse ich es (sorry, aber das ist son bisschen wie: ohne kondom denke ich nicht an HIV) - dann sollte man sich mit den echten wahrscheinlichkeiten auseinandersetzen.
an kopfsachen kann man arbeiten.
was die sicht angeht gibt es modelle zB ohne schirm, bzw muss man einfach mal schauen, ob es nicht ne helmvariante gibt, mit der deine periphere sicht nicht eingschränkt wird. vielleicht ist auch unterschwellig diese wahrnehmung der eigentliche grund für deine verspannung und du suchst mit deinem unlogischen gedankengang dafür eine erklärung auf bewusster ebene.
ich fühl mich zB in egal welcher situation unbehaglich, wenn meine periphere sicht eingeschränkt wird.
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:16
von Ramona
Nein, ich fühle mich unangeschnallt absolut nicht sicherer und käme auch nie auf Idee mich abzuschnallen, denn wie du richtig festgestellt hast, kann ich ja nicht von einem Frontalaufprall ausgehen, sondern ein Crash ist genauso gut von der Seite oder von hinten möglich. Ich fühle mich sicherer, weil ich zusätzlich zum Gurt noch den Airbag mit drin habe, weil ich weiß, dass ich dadurch mehr geschützt bin als durch den Gurt allein.
Ich kann nachvollziehen, dass sich jemand auch ohne Helm auf seinem Pferd sicher fühlt. (Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich da auch nicht zu 100 % konsequent.) Ich kann nicht nachvollziehen, dass sich jemand ohne Helm sicher
er fühlt.
Ich mache mein Sicherheitsempfinden, aber nicht vom Helm allein abhängig. Ich würde mich auch mit Helm und Weste nicht auf einen notorischen Buckler oder Durchgänger setzen. Helm und Weste allein geben mir überhaupt keine Sicherheit, solange ich das Pferd nicht einschätzen kann und ob meine Fähigkeiten ausreichen mit diesem Pferd klar zu kommen.
Das Gefühl der Sicherheit ist für mich die Summe aus Selbsteinschätzung (was kann ich mir zutrauen, was nicht), der Einschätzung des Pferdes (was kann ich ihm zutrauen, was nicht), Vertrauen (wie sehr vertraue ich dem Pferd, wie sehr vertraut es mir). Bevor ich aufsteige, gehe zunächst mal davon aus, dass uns beiden nichts passiert. Würde ich von vornherein einen Unfall befürchten, würde ich erst gar nicht aufsteigen, das wäre mir dann zu
unsicher.

Den Helm setze ich auf damit ich im Fall , dass
wider Erwarten doch etwas passiert, geschützt bin.
Ich hab den Helm wie gesagt auch schon mal spontanen Eingebungen folgend weggelassen, weil ich mich in der Situation einfach sicher gefühlt habe.
Ich kann auch nachvollziehen, wenn jemand sich und sein Pferd so gut kennt, dass er meint er braucht keinen Helm (mehr). Ich kann nur nicht nachvollziehen, dass man sich ohne Helm sicher fühlt und mit plötzlich unsicher wird. Der Helm stellt doch keine Bedrohung dar? Aber, ich muss auch nicht alles verstehen.

Den Einwand mit dem eingeschränkten Gesichtsfeld finde ich übrigens interessant. Vielleicht solltest du dem nachgehen?
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:31
von Schnucke
mosheline hat geschrieben:
was die sicht angeht gibt es modelle zB ohne schirm, bzw muss man einfach mal schauen, ob es nicht ne helmvariante gibt, mit der deine periphere sicht nicht eingschränkt wird. vielleicht ist auch unterschwellig diese wahrnehmung der eigentliche grund für deine verspannung und du suchst mit deinem unlogischen gedankengang dafür eine erklärung auf bewusster ebene.
ich fühl mich zB in egal welcher situation unbehaglich, wenn meine periphere sicht eingeschränkt wird.
Genau aus diesem Grund hab ich einen Miltary Helm. Der schränkt die Sicht überhaupt nicht ein. Weil mich bei normalen Helmen schonmal das Gurband gekratzt hat, hab ich einen mit Softlederberiemung. Und auch das Problem meiner Kopfform (langoval) ist im Grunde keines. Es gibt im Grunde für jeden Kopf, für jeden Geschmack inzwischen einen Helm.
Die gedanklichen Umwege Helm = reiten ist unsicher hatte ich noch nie. Obwohl ich mit dem "Alter" mehr Sicherheitsbedürfnis habe, aber da hab ich einfach aufgerüstet, Sicherheitsbügel, Weste, Helm.
Das ist aber sicher ein Punkt an dem man psychologisch etwas drehen kann.
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:34
von Fionnlagh
Ich hab letztens eine Szene beobachtet:
Ein Rudel Kinder, barfuß, in Sommerkleidern, sich gegenseitig jagend. Eines der Kinder schnappt sein Fahrrad, schwingt sich drauf, die anderen Kinder ebenfalls auf Rädern hinterher. Keines der Kinder hatte nen Helm auf. Nicht mal Schuhe hatten sie an.
Als ich ein Kind war, sind wir ständig so Fahrrad gefahren. Kein Mensch hat sich darum gekümmert, ob wir Schuhe oder Helm dabei trugen.
In meiner Kindheit ist man auch Ski gefahren ohne Helm.
Ich durfte als 4-jährige mit der Nachbars-Bäurin am uralten Traktor mitfahren ohne Sicherheitsmaßnahmen.
Es gab noch keine Kindersitze im Auto und wenn wir auf Urlaub fuhren, haben wir die Sitzbänke unseres Busses umgeklappt und Spiele gespielt, den anderen Autos zugewunken etc.
Beim Reiten, da mußte ich in jeder Reitstunde immer einen Helm tragen. Die Frage, ob mit oder ohne hat sich gar nie gestellt.
Und ich trage immer noch beim Reiten zu 99% einen Helm. Es stört mich auch überhaupt nicht.
Aber hin und wieder setz ich mich auch mal ohne Helm drauf. Nur am Reitplatz, nur im Schritt und nur, wenn die Situation danach ist.
Ich finde Sicherheit extrem wichtig. Und das Treffen von Sicherheitsmaßnahmen (Helm, Anschnallen...) verunsichert mich nciht.
Aber ich finde Freiheit und Spontanität ebenso wichtig. Wenn man sich immer zu allem in einen ganzen Anzug schmeißen muss, dann bleibt das, denk ich, ein bisschen auf der Strecke. Und ich persönlich würde mir diese Spontanität nicht nehmen lassen.
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:39
von Ramona
BiJu hat geschrieben:Ein Auto ist ein Fahrzeug, was ich selber steuere und welches keinen eigenen Willen hat.
Wenn man so manche Fahrerinnen beobachtet (muss ich als Frau leider so feststellen), könnte man da anderer Auffassung sein.
Ich muss Krähe allerdings zum Teil zustimmen, dass das Sicherheitsempfinden doch etwas sehr subjektives ist und nicht immer mit Vernunft zu begründen. Statistisch gesehen, ist das Flugzeug immer noch das sicherste Transportmittel. Trotzdem bin ich nicht frei von Flugangst. Hab zwar nicht die totale Panik, aber mir ist unwohl beim Fliegen.
Beim Autofahren fühle ich mich wesentlich sicherer, obwohl die Statistik da eindeutig gegen mich spricht. Wir fühlen uns immer dann sicher, wenn wir glauben, selbst einen Einfluss auf das Geschehen zu haben.
Re: To Helm or not to Helm?
Verfasst: Mi 21. Nov 2012, 15:50
von Cocoona
Persönlich bin ich ebenfalls der Meinung das muss jeder selber wissen. Ich trage jedoch immer Helm, ohne fühle ich mich ausgeliefert und bin unsicher. Ich wurde halt auch als Kind "geimpft"

Im Gelände trage ich zudem eine Schutzweste denn obwohl ich meinem Pferd vertraue weiss man nie. Ich habe ihm sogar beigebracht nicht zu reagieren wenn im jemand auf den Hintern haut... Ich traue nämlich meinem Pferd (100% Sicherheit bei einem Fluchttier gibt es nicht), ich traue jedoch nicht den Fussgängern oder Radfahrern oder andern Verkehrsteilnehmern. Da habe ich schon alles erlebt
Mal von den persönlichen Vorlieben abgesehen möchte ich hier jedoch mal eine andere Frage in den Raum stellen: Wie ist das in DE mit der Versicherung? Hier in der Schweiz kann die Versicherung je nachdem Leistungen schmälern oder Regress nehmen wenn ich ohne Schutzausrüstung reite! Alleine schon aus diesem Grund würde ich nie auf den Helm verzichten.
Meiner Meinung nach gibt es heute für wirklich jeden den passenden Helm, die Auswahl ist inzwischen riesig. Evtl. muss man halt etwas suchen und viel verschiedenes probieren.