Na ja, ob meine Methode unbedingt nachmachenswert ist, weiss ich nicht. Und ob es bei jedem Pferd funktioniert, weiss ich auch nicht.
Ich hatte mich zu der Zeit noch nicht sooo intensiv mit Clickern befasst (und mache auch heute noch einiges so, dass mir die Clickerfraktion - zu recht - unkorrekte Clickerarbeit vorhält. Ich lerne ja weiterhin dazu, und bis zum perfekten Clickerer werde ich sicher weiterhin noch einiges "falsch" machen. Aber hauptsache es funktioniert bei uns

)
Also die Idee ist, dass für ein Tier die ALLERgrösste Belohnung ist, wenn es genau DAS tun darf, was es in dem Moment am meisten wünscht. Beispiel : Hund sieht seinen Freund, will losrasen um ihn zu begrüssen, Mensch aber sagt "sitz", Hund setzt sich (mit einem tiefen seufzer des Bedauerns), - wenn er jetzt zur Belohnung ein Leckerli bekommt, findet er das sicher "nett", aber er schielt weiter nach seinem Freund und möchte "eigentlich" am liebsten immer noch hin. Wenn der Mensch nach dem folgsamen Sitzen jedoch erlaubt "nun lauf hin", dann wird der Hund sich beim nächstenmal wesentlich bereitwilliger hinsetzen, wenn er weiss : ich muss ja nur "eben kurz" sitzen und dann darf ich meinen Freund ja doch noch begrüssen. Gäbe es nur ein leckerli und müsste der Hund dafür auf die Begrüssung seines Freundes komplett verzichten, wäre die Begeisterung zur Ausführung des Kommandos bei den nächsten Malen nicht enthusiastisch. Vielleicht wird er sogar meinen "ich verzichte auf's Leckerli, die Begrüssung meines Freundes ist mir wichtiger", und dann schiesst er unerlaubt davon. Also belohnt man ein Tier (wenn es irgendwie machbar ist) am wirkungsvollsten mit dem, was man ihm kurz zuvor verwehrt hat.
Also mein Pferd war anfangs im Gelände extrem nervös. Achtete kaum auf mich und scannte stattdessen die Umgebung ab, und wenn es etwas entdeckte, war ich erst recht abgemeldet. Wir begannen quasi "meterweise", gingen anfangs nur Ministrecken, Pferd durfte rumgucken, aber wenn er Anzeichen von Unruhe zeigte, versuchte ich, seine Aufmerksamkeit wiederzubekommen. Und wenn es nur für ein Sekündchen war. Dann loben und dann führte ich ihn die 1-2 Schritte zum Wegrand um ihn dort grasen zu lassen. Dann vergass er meist seine Unruhe. Er war durch's Gras abgelenkt, und Kauen beruhigt obendrein. Wenn er dann wieder einigermassen beruhigt war, forderte ich zum Weitergehen auf. Anfangs habe ich das Grasen mit "Nase hoch" beenden wollen (gleichzeitig Zupfen am Strick), aber das erwies sich nicht als optimal. Denn wenn er die Nase oben hatte, hätte ich ihn ja belohnen müssen, aber die Leckerli, Hafer, Apfel, Möhrchen die ich dafür zur Verfügung hatte, waren ja nicht halb so belohnend wie das Gras. Dafür nimmt man nicht so gerne die Nase hoch. Und da ich ihm blöderweise nach dem Lobwort (Clickerwort) das Grasendürfen anbot statt Leckerli aus der Hand, hätte er beim Befolgen von "Nase hoch" > Clickerwort folgerichtig die Nase wieder abgesenkt, da er das vorher ja auch nach dem Click durfte..... Immerhin hatte ich nach einiger Zeit eine absolute Notbremse im Gelände : Clickerwort sagen und er stoppte akut, um ans Gras zu gehen

Na ja, missverstandene Clickertechnik meinerseits.
Ich hab dann erstmal ein neues Clickerwort eingeführt, da ich mir das vorige als Kommando "anhalten und grasen" versaut hatte.
Ausserdem habe ich ihm ab dem Zeitpunkt eine verständlichere Anweisung gegeben : statt "Nase hoch" habe ich vorwärts gehen gefordert. Beim Laufen kann man ja schlecht grasen, und wenn er es doch schafft, eben mehr Tempo fordern. Nach befolgen des Vorwärts-Kommandos (bei uns "lauf") habe ich anfangs nach 3-4 Schritten schon wieder geclickt und er durfte die Nase wieder ins Gras absenken. Aus den 3-4 Schritten wurden nach und nach 5-6, 8-10 usw.... also anfangs in extrem kurzen intervallen, um ihm zu zeigen "du darfst absolut weiter grasen, musst nur GANZ kurz eben was tun und dann darfst du schon wieder. Nachdem das klappte, habe ich nach den Weitergehschritten nicht geclickt, sondern erst anhalten gefordert, und dabei per Führstrick ein Sekündchen verhindert, dass die Nase abtauchte. Dann click und grasen. Dann wurden aus dem Sekündchen zwischen Anhalten und Click 3-4 Sekündchen usw, bis ich ihn auf Gras anhalten konnte OHNE dass er sofort die Nase absenkt, sondern erst auf den Click wartet. Später dann die Kombi : weitergehen, anhalten, warten, noch 5 Schritte weiter, anhalten, warten > click. Oder auch nach dem Anhalten und warten erst noch Rückwärtstreten lassen oder eine Wendung o.ä. kleine Übungen und dann erst Click und grasendürfen. Also dass er nicht nach JEDEM Anhalten den Click und Grasendürfen zu erwarten hat und sich seine Belohnung womöglich eigenmächtig vorzeitig holt und die Nase schon vor dem click ins Gras steckt. Solche Kombi-Aufgaben aber erst bei fortgeschrittenem Training. Zu Anfang soll er sich drauf verlassen können, dass er nach der Einzelleistung den Click bekommt und grasen darf. Wenn sich eine Stelle nicht zum Grasen eignet, z.B. viel Rainfarn oder so, verzichte ich auf Forderungen und gehe zügig vorwärts. Ist in erreichbarer Nähe kein Grün zu sehen, bekommt er Leckerli nach dem click, und wenn kein Grün da ist, ist er mit dem Futter aus der Tasche ja auch zufrieden.
So, ich hoffe ich hab nichts vergessen. Ansonsten nochmal nachfragen, wenn was nicht verständlich ist.