Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterwegs???

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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Ja, da hast Du natürlich recht. Eine gute Gymnastizierung des Pferdes interessiert viele einfach nicht. Denen ist es schlichtweg zu langweilig, der Gaul muss funktionieren, das reicht ihnen. Und genau darauf haben sich viele RS auch eingestellt, die wollen und müssen ja Geld verdienen. An der Ausbildungsskala liegt es wahrlich nicht. Die ist durchaus so ausgelegt, dass das Pferd auch vernünftig und gesund geritten wird. Das Problem sitzt dann einfach oben drauf, mit einer Einstellung, die mit Fun und nicht so viel mit dem Pferd selbst zu tun hat. Wenn die Seitengänge aber vielleicht schon bei E oder A abgefragt werden würden, also auch bei der FN mit an den Anfang der Ausbildung gesetzt werden würden, würde es so manchem Pferd vielleicht doch besser gehen. Bei der Isireiterei ist es sogar noch viel schlimmer, als bei der FN. Da ist das einfach mal gleich ganz vom Plan gestrichen. Nicht, dass man Geraderichten nicht kennen würde aber es gibt kaum einen RL, der das in irgendeiner Weise mit einbeziehen würde, nicht mal sie selbst reiten ihre Schulpferde wenigstens vernünftig Korrektur. Da geht wirklich alles richtig auf Verschleiß. Die Devise ist, das ist den Leuten zu kompliziert, wer Isis reitet, will gar nicht groß was lernen, der will sich raufsetzen und durch den Wald schottern und da die Isländern nicht so empfindlich wie andere Pferderassen sind, sondern sich erst melden, wenn sie schon wirklich kaputt geritten sind, meint man, die können das ja auch gut ab. Als Alibi wird dann ausgiebig Schenkelweichen gemacht, trotzdem hapert es bei vielen deutlich mit dem Schenkelgehorsam. Das ist bei denen dann das Gaspedal. Dass SW keinen gymnastizierenden Effekt hat, weil sie am Schwerpunkt vorbeitreten, interessiert nicht weiter, das wird als Dressurlektion, in der Regel sogar die einzige, die bei Isis gemacht wird, verkauft.
Viele Grüße
Hina

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kolyma
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von kolyma »

Also wenn ich mich so umschau, ist das was andere unter Dressur verstehen allenfalls ein reiten auf dem Zirkel - meist nicht einmal korrekt gestellt und gebogen - und - was mir wirklich mittlerweile ein absoluter Graus ist und worauf ich extrem achte - völlig untertourig. Das ist es auch, was mich an vielen Videos von Leute die sich AR verschrieben haben, nicht gefällt. Denn eine echte Versammlung sieht man da nicht. Sondern man sieht meistens (egal ob AR, FN oder Barock) meistens Pferde die mit hängenden Rücken irgendwie rumtrippeln.
Da ist es mir lieber, jemand entdeckt seine Leidenschaft für Barock, AR oder sonst eine Reitweise und tut mal wirklich was Gutes für sein Pferd als dieses Alibi-mäßige rumgegurke auf dem Zirkel. Lieber gar nicht Dressur reiten als falsch.

Ich glaube mittlerweile, man kann ein Pferd im Gelände nicht halb so schlimm verschleißen als mit einer falsch verstandenen Dressur. Dann lieber raus in den Wald am langen Zügel als die ständige Fehlbelastung von Bändern, Sehnen und Gelenken auf dem Platz.
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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

kolyma hat geschrieben:Ich glaube mittlerweile, man kann ein Pferd im Gelände nicht halb so schlimm verschleißen als mit einer falsch verstandenen Dressur. Dann lieber raus in den Wald am langen Zügel als die ständige Fehlbelastung von Bändern, Sehnen und Gelenken auf dem Platz.
Das ist sogar mittlerweile nachgewiesen :). Leider weiß ich nicht mehr, wer das erforscht hat, ich glaube, es war der Heuschmann. Es ist tatsächlich so, dass die rein Wald- und Wiesen-Bummelpferde recht wenig Verschleiß zeigen aber die schlecht sportlich gerittenen aller Disziplinen um so mehr. Bei den Isländern ist es allerdings etwas anders, weil die wirklich im Tölt, der eine sehr verschleißträchtige Gangart ist, wie die Bekloppten durch den Wald geschottert werden.
Dieses vollkommen energielose "Versammeln" ist tatsächlich ein Problem, weil es eben nur eine scheinbare aber nicht wirkliche Versammlung ist. Da ist es in der Klassik, wie in allen Sparten, wenn es nicht korrekt gemacht wird, gehts nach hinten los. Und wieder ist man bei der Frage, wo die guten Lehrer sind ;).
Viele Grüße
Hina

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kolyma
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von kolyma »

Das ist allerdings wahr. Ich bin sehr froh, dass ich meine Trainerin habe. Die hat uns auch erst mal aufwecken müssen, denn ich war auch eine von denen, die viel zu untertourig unterwegs waren und sich schon gefreut haben, wenns Pferdle überhaupt getrabt ist... Dass das auf Dauer den Trageapparat kaputt macht, wenn ich ihn so durch die Gegend zuckeln lasse, hat sie mir sehr drastisch und sehr klar gesagt.

Ihr Spruch war: "Wenn Sie nicht dazu bereit sind das Pferd umzuformen, sollten Sie das Reiten ganz bleiben lassen und am Boden bleiben..."

Das ist sicher nicht jedermanns Art - aber mir ist Klartext lieber als Schöngerede und das Relativieren von Problemen. Aber ich glaube das ist auch ein Problem unserer Gesellschaft - wir packen uns und unsere Pferde gerne in Watte und erhalten dadurch einen völlig verschleierten Blick auf die Realität. Wir meinen alles theoretisch zu wissen (das Pferd von hinten nach vorne reiten/über den Rücken reiten/an die Hand heran reiten/Hinterhand aktivieren......), aber können es oft nicht richtig umsetzen, weil wir noch nie gesehen haben wie es wirklich aussehen muss, bzw. sich anfühlen muss. Nicht alles was sich "gut" anfühlt ist auch richtig - ein Pferd welches mich hübsch sitzen lässt, geht längst noch nicht über den Rücken... Und dazu gibts tatsächlich in allen Sparten zu schlecht ausgebildete Schulpferde....
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Schnucke »

kolyma hat geschrieben:Nicht alles was sich "gut" anfühlt ist auch richtig - ein Pferd welches mich hübsch sitzen lässt, geht längst noch nicht über den Rücken... Und dazu gibts tatsächlich in allen Sparten zu schlecht ausgebildete Schulpferde....
:-D Genau ein weggedrückterHängerücken kann nämlich bequemer sein, als ein rell über den Rücken gehendes Pferd.

Wenn ich hier so lesen, glaub ich ich hatte ziemliches Glück mit meinen FN RL´s bzw dem Unterricht den ich bekam.
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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Ja, irgendwie gibt es in der Mehrheit wohl vor allem diese beiden Extreme. Entweder die totale Wattebäuschchenreiterei oder ordentlich mit Druck. Man sieht einfach viel zu selten wirklich harmonisches gutes Reiten und wenn man es dann wirklich mal sieht, dann fällt einem das sogar auf, dass das einfach stimmig ist. Ansonsten fällt der Blick immer als erstes auf die Probleme, auch die man natürlich selbst hat, wenn man sich mal filmen lässt. Aber man wird ja nunmal nicht als guter Reiter geboren und ist auf gute RL und Schulpferde angewiesen, die es leider viel zu wenig gibt. Und nicht jeder wirklich gute Reiter ist auch ein guter Lehrer.

Dieses bequeme Reiten auf einem bombenfesten Rücken ist ja das Grundproblem beim Tölt. Je fester der Rücken, desto bewegungsloser und super bequem. Das Schiff gleitet nur so dahin, da kann man ja gleich noch etwas mehr Tempo machen *autsch*. Das ist die eine Sache aber dass die Leute dann auch noch vehement behaupten, dieses im Rücken regungslose Pferd würde, weil es eben so bequem ist, wunderbar über den Rücken gehen, erschreckt mich dann doch immer sehr. Die haben dann tatsächlich noch nie auf einem Pferd gesessen, was wirklich durchlässig war und über den Rücken geht. Der ist ja nun alles andere als bewegungslos und dennoch sitzt man super bequem in der Bewegung, sofern man nicht dahinter sitzt.
Viele Grüße
Hina

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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von ehem User »

kolyma hat geschrieben: Ich bin ja viele, viele Jahre in diversen FN-Reitschulen geritten. Mir hats auch gestunken, dass ich da nix gelernt habe. Das lag aber m.M.n nicht am System sondern am Stellenwert in der Gesellschaft, die die FN-Reiterei zum Mainstream degradiert haben. Ich hatte hauptsächlich Mitreiter, die an Dingen wie Seitengängen überhaupt kein Interesse hatten. Mag es am fehlenden Interesse, fehlendem Talent oder sonstwas gelegen haben. Ich glaube den Meisten ging es nur darum einmal auf der Woche auf nem Pferd zu sitzen.

Ich glaube, das liegt aber teilweise schon auch am System. Es würden sicherlich ein paar mehr Menschen Interesse und auch Ehrgeiz entwickeln, wenn sie mal hätten spüren können, wie sich das anfühlen kann.
Reite ich immer auf relativ stumpf reagierenden Pferden und lerne, mit Kraft einzuwirken, ist natürlich auch beim Reiter die Motivation nicht so hoch.

Dazu brauchts keine S-Schulpferde, aber einfach Pferde, die wirklich gut geritten sind und dem Reiter zeigen können, wie wenig er eigentlich machen muss und wie es ist, mit dem Pferd 'eins' zu sein.
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kolyma
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von kolyma »

Das Problem ist aber hierbei wohl, dass viele Reitbetriebe kein Geld haben ihre Schulpferde ständig Korrektur zu reiten, aufgrund dessen, dass die Leute der Meinung sind, dass 13,00 Euro für ne Reitstunde wohl genug Geld ist.

Die Frage die ich mir stelle - kann reiten Massensport (Massenhobby) sein???
Meine Antwort: nur auf Kosten der Pferde - denn die breite Masse wird sich keinen exzellenten RU nehmen können, der einfach sein Geld kostet....

Früher war reiten Luxus. Ich finde das ist es heute noch - aber wir versuchen uns vorzumachen, dass jeder reiten lernen kann, egal wie viel sein Geldbeutel hergibt. Schau ich mir so die Reitschullandschaft an, halte ich das für einen Trugschluss, der auf dem Pferderücken ausgebadet wird.

Aber ich glaube das schweift zu sehr vom eigentlichen Thema ab....
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Ja, das läuft dann auf die Grundsatzdiskussion raus, Reiten ist Luxus für Leute mit Geld aber das Recht auf Reiten sollte jedem zustehen ...
Naja, da habe ich auch meine Meinung. Ich finde auch, jedem sollte Fliegen lernen zustehen aber auch da sind u.a. deutliche finanzielle Grenzen gesetzt, nicht weil es ein Luxus ist, sondern weil die tatsächlichen Kosten auch hoch sind und nur weil Reiten ein schönes Hobby ist, kann man nicht sagen, dass das irgendjemandem übrehaupt "zusteht". Es ist kein Grundrecht. In erster Linie sollte es aber den Pferden zustehen, dass sie ordentlich gehalten und geritten werden und das gibt es nunmal nicht für geschenkt auch nicht guter Reitunterricht, denn den hat man in der Regel nicht auf Schulpferden, die weder selbst vernünftig gezogen und ausgebildet sind, noch die im Dauergebrauch mit 20 verschiedenen Reitern pro Woche ihre Runden drehen und vor allem in der Gruppe wie die Automaten gehen und nicht Korrektur geritten werden. Wie oft sieht man Suchanzeigen nach billigen Pferden, die umgänglich sind als einzige Bedingung für neue Schulpferde. Das Schicksal der Pferde ist doch in der Regel schon von vorn herein besiegelt, nur ob auf diese Weise jemand ordentlich reiten lernt ? Es gibt aber eine ganze Menge Reiter, die nur einmal im Monat oder nur 6 mal im Jahr zum Reitunterricht gehen oder das nur im Kurssystem machen, die dann aber sehr genau schauen, mit wem sie es überhaupt zu tun haben. Die Masse will aber eben nur ein Appel und ein Ei bezahlen und bekommt dann auch entsprechendes geboten, was in der Preisklasse halt drin ist und das auf Kosten der Pferde.
Viele Grüße
Hina

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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von kolyma »

Das ist richtig.

Mich hats immer zu den Pferden hingezogen - aber Reitunterricht fand ich als Kind schon schrecklich. Aber irgndwie ging ja das Eine ohne das Andere schlecht. Meine Nachbarn hatten Shettys - mit denen hatte ich täglich Umgang. Aber eine Reitschule gabs nicht - und wenn dann nur Abteilung mit einem brüllenden Reitlehrer in der Mitte. Das kostete damals 5 Mark - was für meine Mutter schon viel Geld war. Zumal meine Mutter immer der Meinung war, das Kind sollte nicht reiten sondern ein Instrument lernen.... Lieber hätte sie das Geld für Musikunterricht ausgegeben...

Erst jetzt - mehr als 25 Jahre später kann ich versuchen reiten zu lernen... Jetzt wo ich nicht mehr so schnell und leicht lerne wie ein Kind. Irgendwie schon unbefriedigend ab und zu...
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