Ich hab mich unter anderem mal von dir inspirieren lassen

, und folgendes ist dabei rausgekommen:
Konsequenz einmal genauer betrachtet
Immer wieder höre ich Pferdemenschen betonen, wie wichtig Konsequenz im Umgang mit Pferden ist. Angeblich ist dies unerlässlich um ihnen Sicherheit zu vermitteln und unerwünschtes oder gefährliches Verhalten zu verhindern.
Doch was ist Konsequenz eigentlich?
Schlägt man einmal nach, findet man als Synonyme Folgerichtigkeit, Beharrlichkeit oder auch Zielstrebigkeit. Alle drei Begriffe kann man gut verwenden um den Umgang mit Pferden zu beschreiben.
Der Mensch soll folgerichtig, also zur Situation passend auf das Pferd reagieren. Eine Belohnung oder Bestrafung, die das Pferd nicht mit seinem Verhalten verknüpfen kann oder die es anders verknüpft als vom Menschen beabsichtigt, kann schnell zu Missverständnissen führen. Daher ist es wichtig sich genau zu überlegen, welches Verhalten des Pferdes erwünscht und welches unerwünscht ist. Auch ein möglichst genaues Timing ist notwendig. Das Pferd sollte nicht aus Versehen belohnt werden, wenn es bettelt und bestraft werden, wenn es gerade höflich auf Abstand geht.
Gerade wenn man dem Pferd eine neue Übung vermittelt, ist Beharrlichkeit von Vorteil. Um eine Reaktion zu erzielen muss ein Reiz oftmals sehr häufig wiederholt werden. Jedoch sollte man auch hinterfragen, ob die Aufgabe für das Pferd auf andere Weise verständlicher vermittelt werden kann.
Um feste Regeln durchzusetzen und somit den Umgang zu erleichtern benötigt man oft einen langen Atem. Durch häufige Wiederholungen und geschickt eingesetze Belohnungen können Regeln jedoch dauerhaft etabliert werden. Dies scheint einer der wichtigsten Punkte zu sein, für die Konsequenz notwendig ist.
Eine genaue Zielvorstellung und einen Plan zu haben, wie man zum Ziel gelangt, hilft um für das Pferd verständlich und klar zu handeln. Durch Zielstrebigkeit werden wir authentisch. Durch klare Signale und eine gewisse Energie dahinter, fällt es dem Pferd leichter auf uns zu reagieren.
Konsequenz bedeutet also, dass der Mensch
durchdacht und selbstsicher reagiert. Konsequenz kann nicht funktionieren, wenn der Mensch sich unsicher ist, was er möchte und wie er das erreichen kann.
Einmal erlaubt - immer erlaubt, einmal verboten - immer verboten?
Ich höre auch oft, dass der Mensch für das Pferd vorhersehbar werden soll, da dies dem Pferd Sicherheit gibt. Feste Regeln sollen dazu führen, dass das Pferd einen konstanten Rahmen hat, in dem es agieren kann. Das bedeutet, dass ich mich entscheiden muss, ob eine Verhaltensweise immer erlaubt oder immer verboten ist.
Dazu ein Beispiel:
Das Pferd kommt zu mir und tritt nahe an mich heran. Normalerweise ist das für mich kein Problem, gerade heute bin ich jedoch genervt und ich fühle mich nicht wohl, wenn mir das Pferd so auf die Pelle rückt.
Handele ich in dem Sinne konsequent, dass ich in derselben Situation immer das gleiche erwarte und verlange, dann muss ich mich nun entscheiden, ob ich das Pferd jedes mal auf Abstand schicke, oder nah an mich heran lasse. Dadurch würde mein Verhalten vorhersehbar und das Pferd wüsste in jeder Situation genau, was es darf und was es nicht darf.
Wie entscheide ich mich nun?
Wenn ich mich entscheide, das Pferd wegzuschicken, dann bedeutet das, dass es nicht mehr das Recht hat sich mir unaufgefordert zu nähern. Das fände ich sehr schade, weil ich damit meinem Pferd die Möglichkeit nehme seine Bedürfnisse auszudrücken.
Entscheide ich mich jedoch, die Nähe des Pferdes zu ertragen, dann muss ich dies immer tun, egal wie es mir dabei geht. Das bedeutet, dass ich mir das Recht abspreche meine Bedürfnisse auszudrücken.
Beide Lösungen halte ich für suboptimal und von einer Gleichberechtigung und einer authentischen Kommunikation kann hier auch keine Rede mehr sein. Ich gehe also davon aus, dass Konsequenz noch auf eine andere Art möglich ist.
Authentische Kommunikation
Pferde haben sehr feine Antennen, was die Gefühle anderer Lebewesen angeht. Kommt das Pferd nun zu mir und ich verspüre dem gegenüber Unwillen, dann wird das vom Pferd bemerkt. Da ich eine Kommunikation und Beziehung zum Pferd anstrebe, bei der beide Parteien sich ihren Gefühlen und Bedürfnissen gerecht verhalten dürfen, darf in dieser Situation auch der Mensch vom Pferd Abstand einfordern. Natürlich muss dies fair und ohne Gewalt geschehen. Ebenso wie der Mensch auf seinen Wünschen beharren darf, ist auch das Pferd dazu berechtigt.
Schicke ich mein Pferd nun also mit sanften, aber klaren und eindeutigen Signalen ein Stück weg oder stoppe ich es, bevor es mir zu nah gekommen ist, so wird es sich beim nächsten Mal trotzdem noch trauen sich mir zu nähern und mich entscheiden lassen, ob ich diese Annäherung akzeptiere oder nicht.
Konsequenz kann also auch darin bestehen, dass ich mich immer der Situation und meinen Gefühlen entsprechend verhalte, anstatt mich und das Pferd Regeln und Abläufen zu unterwerfen.
Daraus ergibt sich wiederum ein, wie ich finde, ganz wichtiger Punkt: das Pferd lernt, sich nicht nur an äußeren Umständen und konstanten Regeln zu orientieren, sondern auf mich und meine feinen Signale zu achten. Neue Situationen können leichter gemeistert werden, da keine festen Regeln, die langwierig gefestigt werden müssten, notwendig sind - klare Kommunikation reicht.
Ein weiterer Aspekt der Konsequenz ist es, dass die gleichen Signale auch die gleiche Bedeutung haben. Der Mensch muss seine Körpersprache beherrschen, um sich gerecht verhalten zu können.
Ich muss also nicht verlangen, dass das Pferd immer hinter mir geht. Auch ohne eine immer gültige Führposition ist das Pferd nicht gleich verwirrt. Wichtig ist nur, dass ich für jede Position ein passendes Signal habe. Damit kann ich das Pferd problemlos vor, links, rechts oder hinter mir laufen lassen. Ein weiteres Signal könnte bedeuten, dass das Pferd sich die Position selbst aussuchen kann.
Ich stimme also zu, dass Konsequenz im Umgang mit Pferden wichtig ist, denn sie führt zu einer feinen Verständigung. Sie sollte jedoch nicht so ausgelegt werden, dass sie Pferd und Mensch in ihrer ehrlichen Kommunikation behindert.
Natürlich können trotzdem Regeln festgelegt werden, die sowohl vom Pferd als auch vom Menschen zu jeder Zeit eingehalten werden müssen. Nehmen sie jedoch Überhand, zwingen sie die Kommunikation in ein Korsett aus vorbestimmten Abläufen. Und da sowohl die Pferde uns, als auch wir ihnen, viel zu erzählen haben, wäre das doch sehr schade.