Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterwegs???

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Riff
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Riff »

Na, siehste, bei mir gab es bis auf die AR-RL noch keinen Trainer, der das nicht im Aufwärmprogramm hatte ;)

Aber es ist doch gut, dass es verschiede Wege gibt und jeder den seinen wählen kann :clap:
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Schattenstern
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Schattenstern »

Ich werf mal kurz einen Unterrichtsbericht ein:
Freitag Abend hatte ich eine Stunde bei der AR-Ritterin S.M.
Die kenne ich ja schon vom Kurs in Flieden, wo ich Zuscaher war.

Die Stunde war großartig, jeden Cent wert und ich bin hellauf begeistert und motiviert!
Am Boden haben wir kurz gezeigt was wir so üben, damit war S. eigentlich ganz zufrieden. Für SH und KH hat sie mich ganze Bahn geschickt. Und was soll ich sagen: Mein Pony kann KH! Er ist noch sehrunausbalanciert zwischen den Schultern, beim SH fällt er zu sehr nach innen, beim KH extrem nach außen. Deshalb soll ich ihn immer wieder in die andere Richtung korrigieren, wenn er also im SH nach innen fällt ins KH gehen, wenn er dann zu sehr nach außen fällt wieder SH. So wechseln wir an einer langen Seite drei, vier mal zwischen den Seitengängen hin und her, bekommen immer drei, vier sehr sehr gute Schritte, dann Wechsel weil er fällt. Das war so prima! Bilbo hat die Hilfe am aüßeren Hinterbein super umgesetzt und war sehr bei der Sache obwohl er am Putzplatz extrem geschnabbelt hatte.
Dann gings nochmal ans reiten. Da war ich sehr gespannt, weil ich je mit der reiterlichen Umsetzung in der AR auf Kriegsfuß stehe. Aber es lief echt gut und als ich angemerkt habe dass ich ihn eigentlich lieber auf Trense reite, weil er sich am äußeren Zügel orientiert und deswegen mit Anlehnung schönere Kreise läuft haben wir alles auch nochmal auf Trense gemacht. Also mehr als "wir gehen Zirkel im Schritt und versuchen Stellung und Biegung zu erhalten" war nicht drin, aber das hat S. mit so ausführlich erklärt dass ich das super in mein eigenes Konzept ergänzen konnte. Am Ende bin ich eigentlich so geritten wie immer, nur mit mehr Blickfokus nach innen und einer stark nach innen weisenden Zügelhand (Bild: sich selbst longieren)
S. meinte dass er sich ohne Hilfe von unten noch schwer tut mit der Balance aber dass wir das bestimmt hinbekommen werden.
All in all bin ich total begeistert von der Stunde und hoffe auf eine baldige Wiederholung.
Ich fand genau das an der Stunde so faszinierend, dass wir zwar nur kringel geritten sind, ich das aber komplett in meine Art zu reiten integrieren konnte. Und dass ich das erste Mal das Gefühl hatte, ich übe SH und KH nicht, damit mein Pferd SH und KH kann sondern weil mein Pony sich eben mit der Balance schwertut und diese Bewegungen ihn eben so lockern, dass ihm das leichter fällt.
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Hina_DK
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Hina_DK »

Schattenstern hat geschrieben:Und dass ich das erste Mal das Gefühl hatte, ich übe SH und KH nicht, damit mein Pferd SH und KH kann sondern weil mein Pony sich eben mit der Balance schwertut und diese Bewegungen ihn eben so lockern, dass ihm das leichter fällt.
Und nur darum gehts und nicht darum, wer die Lektion am hübschesten und längsten reiten kann. Leider wird das aber gerne da reininterpretiert, also ein reiner Selbstzweck daraus gemacht. Und eben, weil es darum geht, erübrigt sich eigentlich auch die Frage, die bei vielen aufgeworfen wird, ob sie jetzt nur noch Kringel reiten müssen, von selbst. Nein müssen sie nicht aber sie können dadurch gezielt helfen, dass das Pferd auch für und bei anderen Aufgaben, in eine gute Balance kommt.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
milli
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von milli »

Ich habe hier noch einen wunderbaren Bericht über die Akademische Reitkunst und Bernd Branderup gefunden.
Ganz besonders schön finde ich Bents Zitate, auch wenn man darauf nicht reiten kann. Zumindest nicht per Pferd ;).

http://chevalie.de/bent-branderup-feine ... sse-reden/
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Heupferdchen
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Heupferdchen »

:shy: bisschen was mag ich doch noch schreiben.

Ich hab mich ja eine ganze Weile recht intensiv mit dem BB-Kram auseinandergesetzt - angefangen mit dem Online-Kurs, mehreren Kursen und Stunden bei einem BB-Meister, an die sich ein viermonatiges PR anschloss. Nicht zu vergessen, ich hab auch bei BB himself mehrmals zugesehen. Noch vor zwei Jahren hielt ich sein System für das Gelbe vom Ei.

Aber da gibt es ein paar Punkte, die mir zu denken gaben:

1.) Die reiterliche Qualität derjenigen, die nach BB unterrichten, ist recht durchwachsen - und teilweise, hmm, recht bescheiden. Das liegt wohl am Prüfungssystem: Um Wappenträger, Ritter usw. zu werden, muss man halt ein paar bestimmte Lektionen vorzeigen. Wenn man die systematisch paukt (und das passende Pferd hat), gehts recht schnell, auch wenn man vielleicht noch nicht die Voraussetzungen dazu hat. Im Süden ( :winky: zu Schnucke ) gibts da so ein Beispiel davon.

Das Problem hatte ich nicht: Ich habe die meisten meiner BB-Kenntnisse von einem hervorragenden, feinfühligen Reiter. Trotzdem zog auch der für JEDEN Gaul dasselbe Programm durch.

2.) Die BB-Lehre ist durchdacht, von BB mit reichlich Anekdoten und Fakten unterfüttert - und trotzdem wollte es nicht so recht funktionieren mit mir und meinem Pferd. Am Anfang hab ich das noch nicht so gemerkt, später aber doch recht deutlich.

Mein Pferd hat diese 'Manipulationen' am Kopf so gar nicht vertragen. Das steht bewusst in '', weil am Pferdekopf nie tatsächlich gezogen wurde. Trotzdem wird dem Pferd vermittelt, dass es doch Hals und Kopf deutlich nach innen nehmen soll. Ein stabiles, eher festes Pferd wird das weniger stören. Vielleicht profitiert es sogar davon. Aber meinen hat dieses Verbiegen nachhaltig destabilisiert.

BBs sind häufig 'biegungs-fixiert' und vergessen, dass es neben der Biegung auch noch das Geradeaus gibt. Und es geht oft unter, dass Biegung was recht subtiles ist, was man als Reiter nicht erzwingen kann - auch nicht durch dauerndes innen zuppeln und Sporngepiekse innen. Und das sieht man (zwar sehr subtil, aber deutlich!) bei sehr vielen BBs.

Ähnlich läufts mit den Schulter- und HH-Manipulationen. Für ein festes Pferd vielleicht eine super Sache :nix: Bei einem instabilen Pferd, das in jeder Kurve mal auf die linke, mal auf die rechte Schulter fällt, kann das heftig nach hinten losgehen. Durch diese Art von Training habe ich mein Pferd so derart in der Balance gestört, dass er auch heute noch emotional wird, wenn er denkt, er muss jetzt Schritt-Travers zeigen.

Pony und ich haben vier Monate lang nahezu jeden Tag 2x trainiert. Danach sah das Pony muskulär geringfügig(!) besser aus als vorher. Die GGA hatten sich gar nicht verbessert. Ich hab das halt so hingenommen: Mein Pferd ist halt kein gutes, ich bin nicht besonders talentiert usw. Da muss man halt noch ein paar Jahre weiterüben.

Bei dieser Ansicht wäre ich auch geblieben, hätte mein Pferd nicht mit einer anderen, viel schlichteren Trainingsmethode innerhalb von Wochen deutlich aufgemuskelt. Und dann saß ich zum ersten Mal auf meinem Pferd, und der hatte plötzlich 'Gummi' und 'dooiiing' :shock:

Seitdem bin ich aufmerksamer geworden und habe bei vielen Pferd-Reiter-Paaren den Eindruck, dass sie unter BB stagnieren. Man macht dann die Seitengänge im Schritt, irgendwie, aber die Fortschritte lassen auf sich warten. Viele Kleinpferde mit gutem Gleichgewicht laufen die SGs dann noch im Schnarchtrab ganz nett, aber dann dünnt es sich schon gewaltig aus. Richtig schick sind meist nur die Kracher. Ein BB-Freizeitpferd erkennt man - überspitzt gesagt - häufig daran, dass es, trotz fleißigem Training und vielen (teuren! Man macht ja schließlich Kunst!) Unterrichtsstunden, irgendwie unterbemuskelt aussieht :whistle:

Dazu passt vielleicht gut, dass viele BBs 'Material-Fetischisten' sind. Da macht der Großmeister schon mal eine abfällige Bemerkung über den Hafi im Kurs. Bei meinem Traberchen, der aus Balanceproblemen Taktfehler in den Seitengängen im Schritt machte, hieß es von anderer Seite, er habe halt einen schlechten Schritt :nix: Bei sehr gut versammelbaren und hoch talentierten Pferden funktioniert die Arbeit nach BB hervorragend - wenn sie denn genug Go haben. Aber was geht mit denen nicht?
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Riff
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Riff »

Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du meinst. Unterschreibe das. Auch für eine iberische Schlange kann z.B. die Schulter- und Hinterhandkontrolle wichtig sein-kann aber bei einem sensiblen Pferd auch noch mehr die Schlange hervorbringen und den Reiter zu echten Denk-und Reaktionssport anhalten. Jeder Schritt muss überwacht werden. Man muß bei jeder Milimeterveränderung im Sitz mit einer deutlichen Reaktion und damit Korrektur rechnen.

Schön. Das Pferd zu mehr Selbständigkeit bringen finde ich besser. Kann es schwer beschreiben.

Das mit der Bemuskelung sehe ich auch so.
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kolyma
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von kolyma »

@Heupferdchen, das war wirklich eindrucksvoll und spannend zu lesen. Ich hab mir ja viele Videos angeschaut - welche von BB und auch von Schülern (kaum von Trainern - äh Rittern...) - Ich hatte auch das Gefühl, dass das das "go" fehlt. Mein Pferd ist zwar recht stabil und hat nen guten Gleichgewichtssinn - aber er neigt dazu sehr schnell ins Stocken zu kommen - der muss wieder und wieder wachgemacht werden, daher reiten wir hauptsächlich in höheren Gangarten und machen zwischendurch nur so lange Schrittübungen, wie er noch Schwung hat - wird er wieder zäh - gehts wieder frisch weiter.

Das meinte ich auch mit dem richtigen Pferd für die Reitweise. Mit so nem Spaniogel kann man sowas sicher prima machen. Ich glaube auch, Isländer die ein eingebautes Vorwärts haben, können vom rausnehmen des Tempos profitieren - bei allen anderen sehe ich schon die Gefahr, dass man sich über kurz oder lang in den Hallenboden hinein sedimentiert :lol:
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

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ehem User

Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von ehem User »

Das ist bisher auch mein Eindruck gewesen - mir hat selbst BBs DVD nicht so gut gefallen, weil mir der Spannungsbogen gefehlt hat.
Die Längsbiegung ist sehr gut, ja, aber irgendwie empfand ich die Rücken all seiner Pferde in diesem Film als hängend :nix:

Durch den LK geprägt war ich bisher auch sehr stellungs- und biegungsfixiert und mein Ansatz war immer erstmal das Genick des Pferdes.
Das funktioniert an sich gut und man kann damit viele Pferde gut 'kriegen'. Aber das Vorwärts darf halt nie verloren gehen.

Nun habe ich seit einigen Monaten Fayola und bei ihr funktioniert das auch einfach nicht :nix:
Sie ist zwar sehr steif gewesen, aber neigt gleichzeitig zur Instabilität und ist sehr sensibel. Die bekomme ich tatsächlich am besten über den Takt und über die Hinterbeine.

Von daher glaube ich sofort, dass das BB-System für manche Pferde auch einfach grundsätzlich nicht funktioniert.
jella
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von jella »

Ich habe mich nie so umfassend mit den Seitengängen befasst und meine Stute ist hier sehr willig und muss lernen, ihre Füße koordiniert einzusetzen. Hier hatten wir die größten Probleme. Sie hat vorher alles mit Schub kompensiert und ist davon gelaufen. Seit ich diesen Kurs gewählt habe, kann ich sie zentrieren, das war vorher nicht möglich. Sie ist mehrfach gestolpert, zwischendrin auch mit mir oben drauf. Ein sehr heftiger Sturz im Wald führte dazu, dass ich meinen Kurs ändern mußte. Das ganze ist jetzt 6 MONATE her und ich bin davon überzeugt, dass der Wechsel der RL und der Reitweise uns einen RiesenSchritt nach vorne brachte!
Meine vorherige RL sagte zum Stolpern stets; DRÜBER WEG REITEN!!! Aber das hatte ja eine Ursache!!!

Ich bin mit Herz/leib u. Seele ein klassisch/englischer Reiter. Und wenn wir nicht diese Probleme gehabt hätten, hätten mich keine 10 Pferde auf diesen WEg bringen können. Nicht, weil ich ihn kritisiert habe ... sondern es war einfach nicht meins!

Ich finde nicht alles gut und von daher reite ich auch weiterhin gerade Linien. ich trabe auch leicht, lasse sie zulegen u. abfangen. Aber für mich schließt das eine das andere nicht aus! Ich würde sagen, ich gehe einen gesunden Mittelweg!!!
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Schnucke
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Re: Ist hier noch jemand auf dem Bent-Branderup-Weg unterweg

Beitrag von Schnucke »

Heupferdchen ich weiß nicht wie die im B.B.-stall bei uns reiten würden wenn sie nicht nach BB reiten würden im Schnarchtrab mit deutlich einwirkender Kandare, Sporengepiekse und raushängenden Zungen sieht man das nicht mehr so genauwenn man überhaupt nochhinsehen mag

Hm ob BB für Spaniokel so geeignet weiß ich nicht, wenn sie nur einen Hauch so ticken wie mein Lipi, dann käme irgendwann die große Explosion. Bei der geht der Weg nur übers Genick in Geradestellung und vorwärts, Geraderichtende Arbeit auf der geraden Linie sozusagen, genau das Gegenteil von BB. Erst wenn sie am inneren Bein und am äußern Zügel ist kann man ganz langsam Biegung und Stellung holen ansonsten hat man ein Hibbelpulverfaß unter sich, bei dem zwar akademisch eine Menge ginge aus dem höheren Lektionen ( Trippeltravers, Piafftritte, Levade usw) aber keine Basisarbeit.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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