Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Moderator: Sheitana

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Fionnlagh
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Fionnlagh »

Sheitana hat geschrieben: Uhhh, lass das so aber nicht die Züchter von Arbeits-Border-Collies hören ;-)
Schon klar ;)
Der jetzige Border hat mit dem ursprünglichen hart arbeitenden Border einer Schaffarm auch nicht mehr viel gemeinsam ;)
Und ich hab auch nicht gesagt, dass in der Hundezucht nicht genauso viel schief läuft wie in der Pferdezucht. Das tut es nämlich ganz sicher.
Ich persönlich finde diese Trends sowieso furchtbar. Momentan beobachte ich gerade einen Trend zum Weimaraner :irre: . Das muss mir mal wer erklären, wieso ein geschniegelter, gestriegelter Stadtmensch mit einem Auto, dessen Räder fast so hoch sind wie ich, auch noch unbedingt so einen Hund haben muss. Nur, weil sein äußeres Erscheinungsbild dazu passt! In meinen Augen absolut bedenklich.
Aber so ist der Mensch :nix: . Aller wollen immer "was besonderes" haben, etwas, das sich von der Masse abhebt. Da kann sich auch von uns vermutlich keiner so richtig von freisprechen :nix:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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Sheitana
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Sheitana »

Naja und vor allem, was ist mit den Pferden die eben dann nicht perfekt genug sind zum Weiterziehen? Oder mit denen, bei denen dann ein Mist rauskommt?
Ich finde wir haben genauso Verantwortung den Generationen der anderen Lebewesen gegenüber wie unserer Gesellschaft oder der Umwelt - unabhängig ob reinrassig oder nicht, wenn der Markt überschwillt und die Anzeigen sich grade zu überhäufen mit allgemein - Pferden - finde ich es unverantwortlich immer noch mehr rauszu"hauen" nur weil der Rest nicht aus Linie XYZ ist und man aber das gerne hätte.

Tante Edit sagt - wobei ich natürlich nicht komplett gegen die Zucht bin - ich versteh auch den Sinn dahinter - aber doch nicht in solchen exorbitanten Mengen, dass sobald ein Fizzelchen falsch ist die Tiere gleich zum Schlachtpreis in den Markt gehen.
Da gehe ich völlig mit dir. Die Züchter machen sich ihre Preise selbst kaputt mit ihrer Massenzüchterei. Ganz beliebt ist ja auch der Satz "günstig zu verkaufen, da der nächste Jahrgang jetzt erwartet wird und der Platz benötigt wird". Ganz falscher Ansatz m.M.... :nix:
Deswegen züchte ich nur wenn ich entweder a) eine explizite "Bestellung" habe oder b) das Fohlen behalten könnte oder c) geplant für mich selbst.
Und dann auch nicht mit dem neuesten Modehengst, sondern mit dem wo ich denke das passt und bringt das gewünschte Ergebnis.

Die Geiz ist geil Mentalität - sowohl auf Käufer-, als auf Verkäuferseite - bringt keinen weiter.

Übrigens geht es mir gar nicht darum, dass jedes Pferd wo ein Fitzelchen falsch ist direkt Ausschuss ist. Es geht da wirklich um grobe Fehler.
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Never Mind
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Never Mind »

.. aber alleine schon der Ausdruck "grobe Fehler" ist ja irgendwie .. unwürdigend oder? Mich erinnert das immer an das pränatale Screening .. und dessen Konsequenzen - mal unabhängig von dem, dass niemand die Last auf sich nehmen muss so bezeichnet zu werden.

Ich verstehe natürlich was du mit deiner Aussage meinst ;) aber so als Prinzipiensache..
Reiten ist eine Schule von Verzicht und Demut.

Never Mind. Haflinger für Fortgeschrittene. - Blog. Wir haben Zeit.
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Sheitana
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Sheitana »

Never Mind hat geschrieben:.. aber alleine schon der Ausdruck "grobe Fehler" ist ja irgendwie .. unwürdigend oder? Mich erinnert das immer an das pränatale Screening .. und dessen Konsequenzen - mal unabhängig von dem, dass niemand die Last auf sich nehmen muss so bezeichnet zu werden.

Ich verstehe natürlich was du mit deiner Aussage meinst ;) aber so als Prinzipiensache..
Ja, das ist natürlich auch eine der Sachen, wo ich immer wieder mit hadere. Dieses knallharte Denken gegenüber einem Lebewesen.

Ich sehe das so: Meine Aufgabe als Züchter ist es, dem Fohlen den bestmöglichen Start ins Leben zu geben. Dazu gehören neben entsprechender Haltung und Futter eben auch, dass ich die Abstammung/Vererbung der Elterntiere kenne. Ich muss darauf achten, dass es mit dem bestmöglichen In- und Exterieur auf die Welt kommt und es so prägen, dass es in unserer heutigen Zeit bestehen kann.
Kein Pferd ist perfekt. Muss es auch nicht.
Wenn ich aber grobe Fehler in Kauf nehme, dann nehme ich in Kauf, dass das Pferd u.U. kein schönes Leben hat. Das hat nichts mit fehlender Wertschätzung dem Pferd gegenüber zu tun. Auch mit krummen Beinen kann das Pferd ein tolles Tier sein. Man muss sich nur mal überlegen, was es für das Pferd in unserer heutigen Gesellschaft bedeutet.
Da kann das Pferd nichts für, sondern unsere Gesellschaft. Da ich die aber nicht ändern kann muss ich eben umgedreht die Vorraussetzungen schaffen, dass das Pferd nicht womöglich zum Wanderpokal wird.
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Candyline
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Candyline »

Das Problem dabei sind ja nicht nur die "Hinterhofbauern" die dann das Züchten anfangen, sondern auch die vielen Hobbyzüchter a la "Mein Pferd ist nicht mehr reitbar, aber es ist eine Stute, dann ziehen wir aus ihr eben noch ein Fohlen". Da fehlt zuallermeist das Knowhow um wirklich auch sinnvoll zu züchten und nicht einfach wahllos zu vermehren :seufz:

Ich finde eure Diskussion übrigens sehr produktiv und interessant :-d

Mich würden nochmal weitere Ausführungen zu den Trakehnern interessieren Tina. Vor allem weil ich finde, dass dein erstes Trakki-Beispiel doch eher eine schwierige Sattellage zu haben scheint und dass doch so eher eigentlich nicht gewollt ist, oder? Wobei die letzte Trakki-Stute die du eingestellt hast, auch von der Sattellage nicht ganz einfach zu sein scheint. :haeh:

Und das "Veredeln" mittels verschiedener Rassen in eine feste Rasse versteh ich auch nicht immer. Da geh ich mit Laura mit, dass es doch teils schon willkürlich festgelegt zu sein scheint. Ich kenn mich da nicht wirklich aus, aber allein wenn ich bei meinem Bayrischen Warmblut in den Pferdepass schaue, dann ist da Würrtemberger, Oldenburger, viel XX, Hannoveraner, Oldenburger und Holsteiner drin- kein Wunder, dass sich da viele WB-Rassen nicht mehr so leicht unterscheiden lassen, wenn das so "bunt gemischt" ist, oder?
"Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt ..."
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Shieldmaiden

Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Shieldmaiden »

:kicher: so ein bischen ist der thread ins 'allgemeine Zuchtdiskussionen' thema abgeschweift :kicher: Aber da es ja trotzdem interessant ist, und irgendwie ja schon hierhin passt...

Ich finde die sattellage grundsaetzlich bei den Trakehnern aeusserst schwierig, da hast du absolut recht. Haifischflossen, aeusserst hohe, prominente widerriste, die lang und nicht steil sind, aber halt unheimlich hoch.

Veredeln, na ja. Das ist es halt - die WBs waren frueher ja mal Arbeitspferde, wie auch schon gesagt wurde, und da hat das veredeln ja sehr geholfen, ein huebsches Sportpferd mit mehr haerte zu produzieren.

Und auch die native ponies in GB wurden mit Arabischem Vollblut veredelt, sagt man zumindest, gerade die Welsh - und man kann sich das gerade bei WElsh A gut vorstellen, die gesichter sind eindeutig sehr VB artig - und auch das benehmen :kicher:

Aber warum man aus einem Hafi einen Sportler machen muss, oder aus allen moeglichen anderen Rassen, verstehe ich auch nicht unbedingt. Das Irish Draught waere so beinahe ausgestorben, weil man nur noch VBs zu den Stuten schickte, um dann das Irish sports horse zu produzieren. Die bringen ordentlich geld und sind halt sportpferde...

WBs lassen sich gar nicht mehr unterscheiden, weil es nur darauf ankommt, wo ich das pferd eintrage, welche rasse es letztlich hat. Wenn ich ein WB zuechte dass als vater einen oldenburger und als mama ein hannoveraner hat, aber in muenster wohne und mitglied beim westfalenverein bin, dann kann ich das resultierende pferd mMn als WEstfale brennen lassen. ich mag mich taeuschen, aber ich bin ziemlich sicher dem ist so.

Von der webseite des stammbuches: http://www.westfalenpferde.de/media/pdf ... tpferd.pdf
Zur Veredelung der westfälischen Reitpferdepopulation werden im Rahmen des
Zuchtprogrammes Hengste und Stuten nachfolgender Rassen eingesetzt:
AES Reitpferd, Hessisches Warmblut, Sachse
Argentinisches Reitpferd Holsteiner Sachsen-Anhaltiner
Amerikanisches Warmblut Irisches Reitpferd Schwedisches Warmblut
Anglo-Arabisches Vollblut Italienisches Warmblut Scottish Sporthorse
Anglo-Araber Kroatisches Warmblut Schweizer Warmblut
Australisches Warmblut Lettisches Warmblut Selle Francais
Baden-Württemberger Litauer Warmblut Slowakisches Warmblut
Bayer Luxemburger Reitpferd Spanisches Sportpferd
Belgisches Warmblut Mecklenburger Thüringer
Brandenburger Mexikanisches Reitpferd Trakehner
Brasilianisches Reitpferd Neuseeländisches Warmblut Tschechisches Warmblut
Bulgarisches Warmblut Niederländisches Warmblut Ungarisches Warmblut
Chilenisches Warmblut Oldenburger Ukrainisches Reitpferd
Deutsches Sportpferd Oldenburger Springpferd Württemberger
Dänisches Warmblut Österreichisches Warmblut Zangersheide Warmblut
Englisches Vollblut Polnisches Warmblut Zweibrücker
Finnisches Warmblut Rheinisches Reitpferd
Hannoveraner Rumänisches Warmblut

Darüber hinaus kann die Delegiertenversammlung andere Rassen nach Genehmigung durch
die Anerkennungsbehörde festlegen, wenn diese zur Erreichung der grundlegenden
Zuchtziele geeignet sind.
Laura hat voellig recht - all diese Pferde koennte man als Westfalen brennen lassen bzw einkreuzen :augenroll:
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Sheitana
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Sheitana »

Ich denke man kann da inzwischen tatsächlich mit dem Oberbegriff "deutsches Warmblut" bezeichnen und dann die jeweilige "Zuchtregion". Plus Trakehner, plus Holsteiner, die ja Beide noch am Ehesten eigenständig sind.
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Fionnlagh
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Fionnlagh »

Ah!!!! Vielen Dank, ihr habt mir gerade eine Erleuchtung beschert! :mrgreen:
So gesehen gibt es also bei den WBs nur wenig Rassen im biologischen Sinne, sondern eine Rasse ist mehr eine Regionsbezeichnung!!!! :patsch:
Ja, das macht die Sache natuerlich grad um einiges klarer!
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Sheitana
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Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Sheitana »

Fionnlagh hat geschrieben:Ah!!!! Vielen Dank, ihr habt mir gerade eine Erleuchtung beschert! :mrgreen:
So gesehen gibt es also bei den WBs nur wenig Rassen im biologischen Sinne, sondern eine Rasse ist mehr eine Regionsbezeichnung!!!! :patsch:
Ja, das macht die Sache natuerlich grad um einiges klarer!
:kicher: Ähnliche Gedanken hatte ich auch eben, als ich so am Tippen war...

Ich habe keine Ahnung, ob das tatsächlich so ist... :kratz: Müsste man die Züchter mal ansprechen, wie sie drauf reagieren.... :P
Ich glaube einem Zuchtlaien würde ich es tatsächlich so erzählen, ja... :-n
Die Holsteiner sind ja doch eher noch durch und durch Springblut.... gibt es da überhaupt Dressurler, Tina?
Aber ansonsten irgendwie doch ein Einheitsgemisch... :nix:
Shieldmaiden

Re: Reitpferdepoints fuer bestimmte rassen - exterieurdiskussionen

Beitrag von Shieldmaiden »

Soweit ich weiss ist Holstein Springblut.

Genau, der Brand ist eher eine Zuchtregion. Es gibt ja auch den ponybrand mit westfale dazu, also zuchtgebiet, und die pferde des gebietes haben schon gewisse zuchtziele, werden gekoert oder nicht usw - aber zugelassen ist so ziemlich alles, was warmblut oder vollblut ist.

Eingetragene Zuchtstuten/Hengste ist dann was anderes, dafuer gibt es dann den 30 Tage test fuer die Hengste, wo dann geprueft wird, ob die Hengste auch dem Zuchtziel entsprechen, aber so rein genetisch macht das glaube ich nix aus. Wobei spanier oder tinker oder so nicht eingezuechtet werden duerfen, sondern halt nur pferde, die, wie sie da auch sagen, dem 'zuchtziel' entsprechen.

Bei Trakehnern ist das was anderes, da sind dann nur Trakehner oder blueter zugelassen, egal wo. Und bei den 'spezialrassen' ebenfalls - also tinker, friesen, islaender usw - die haben ja dann auch tatsaechlich ihre eigene rassebeschreibung.

In GB bezeichnet man einfach so ziemlich alles als 'deutsches WB' - und das trifft die sache schon ganz gut. Hier sind es entweder Britisches warmblut, oder haeufiger halt AES - Anglo-European Sportshorse. Pip zb war ein solches - Papa war Hollaender, mama war ISH ohne papier. Man sagt aber eh bei allen Iren, das sei ID x TB, auch wenn das oft gar nicht stimmt.... aber papiere bekommen die natuerlich dann nicht.
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