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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 09:11
von Cate
Ich will euch ja auch nicht den Spaß an der Diskussion verderben :engel: , ich muß nur nachher echt mal was arbeiten .... :motz:


Für mich macht es einen großen Unterschied, ob es sich um meine, mir vertrauten, Pferde handelt oder um fremde, deren Reaktionen ich erst ausloten muß. :nix: Ich hab ein großes "Talent" :tuete: , als Einsteller immer Leute mit eher speziellen Pferden auszuwählen. :oops: Bisher hatte ich alles vom nicht herdentauglichen PRE, über nicht zaunrespektierenden Alpenpanzer :roll: , gründlich ge-horsemanshipte Marionetten bis zum völlig unerzogenen Endmaßpony, dass sich nicht mal führen läßt, wenn es nicht will. Mittlerweile sind sie zu einer Herde zusammengewachsen, und wenn eins kommt, und Streicheleinheiten fordert, kriegt es sie auch :herzi:, aber bei manchen Dingen im Alltag geht Mitspracherecht einfach nicht :nix:

EDIT - ich persönlich habe nicht gegen alternative Wege, habe sie mit meiner Prinzessin ja auch beschritten, ich hab immer nur dann was dagegen, wenn damit Unwissen oder gar Unfähigkeit des Pferdebesitzers entschuldigt werden sollen ;)

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 09:37
von kolyma
Alternative Wege sind doch super...
So lange BEIDE damit glücklich sind... Leider hab ich meistens nicht den Eindruck, dass dieses allumfassende Mitspracherecht des Pferdes wirklich alle Parteien glücklich macht.
Entweder weicht die Meinung des Pferdes sehr von der der Besi ab... Und man hirnt krampfhaft danach, wie man es doch von seiner eigenen Meinung überzeugen kann (was in meiner Ansicht nach, das ganze Prinzip auf den Kopf stellt - denn dann muss ich die Meinung des Pferdes auch so stehen lassen wie sie ist.)
Oder die Euphorie des Pferdes über diese Freiheit hält sich in Grenzen
Oder es entartet so deratig, dass das Pferd eine Gefahr für sich und andere darstellt.

Aber wenn zwei Lebewesen einen probaten Weg gefunden haben der funktioniert ist doch alles wunderbar!

Ich bin ja ein eher pragmatischer Tierhalter. Ich versuche wirklich alles damit er sich wohl fühlt. Wir machen mindestens ein bis zweimal die Woche Dinge die er gerne hat. Ansonsten wünsche ich mir einen verlässlichen Partner, welches sich im Zweifel an mir orientiert und bei mir bleibt. Dressur muss sein, damit er gesund bleibt. Und auch ansonsten gibts einige Regeln an die wir uns beide halten müssen. Ich finde, das funzt wunderbar und ich hab nicht den Eindruck, er wäre jetzt totunglücklich. Er unterbreitet dennoch Vorschläge und ich kann darauf eingehen oder auch sagen: "Och du - das machen wir jetzt lieber nicht..."
Und ich finde er ist so erfrischend normal... ^^

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 09:48
von Sheitana
Ich finde, das ist oft ein Ansatz, den viele Pferdebesitzer in meinen Augen falsch verstehen. Da wird von gesprochen, dass das Pferd es schön haben soll und bloß nichts getan werden soll, was das Pferd einengt.
Was ist aber, wenn das Pferd mich einengt. Soll ich dann schlucken bloß, dass das arme Tier so leben kann wie es will.
Grenzen gehören nun mal zum Leben eines jeden Indiviuums dazu. Ich muss Grenzen akzeptieren, mein Pferd muss Grenzen akzeptieren. Müsste es sogar, wenn es wild leben würde. Wie die Grenzen verlaufen, das ist wieder eine ganz andere Frage.

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 10:23
von WaldSuse
Danke,Lizari,für deine klaren und dennoch freundlichen Worte!Ich hab mich mit so einigen Äußerungen hier nicht wohl gefühlt,wie du auch.Aber ich sag erst mal lieber nichts,weil ich mich nicht so gut ausdrücken kann. :oops:

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 10:35
von Gladdis
Ich bin da schon irgendwie härter. Gladdis hat kein Mitspracherecht. Aber sie hat eine Stimme.
Und ich gehe darauf ein. Wenn sie sich in einer Situation unwohl fühlt, z.B. eine Übung, die ihr nicht zusagt,
dann beende ich und frage neu an, meistens flutschts dann, und ich lobe viel, was sie zufrieden stimmt.
Wenn sie mit mir zusammen ist, dann muss sie auf mich aufpassen und auf mich hören, weil es mit ihr einfach gefährlich werden kann. Und sie weiß, dass ich ihr viel Unsinn durchgehen lasse, wie zum Beispiel Tisch abräumen, Sachen untersuchen und umwühlen, weil mir sehr wichtig ist, die Neugier auf neues zu fördern und ihr vor allem zeigen, dass mutig sein nichts schlimmes ist.
Je mehr Führung und bestimmtes Handeln, umso ruhiger und entspannter ist sie. Lass ich sie mit den Entscheidungen allein, wird sie hysterisch.
Das hat nichts mit Gewalt oder Zwingen zu tun, denn das würde sie nicht zulassen, da geht dann gar nichts mehr, wir können beide nicht großspurig unsere Grenzen überschreiten, so gehen wir kleine Schritte, manchmal auch rückwärts, aber es geht uns gut..

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 10:55
von Heupferdchen
Lizari hat geschrieben:Und die beigefügten Wertungen.
Naja, das reicht vielleicht, in dieser Richtung hat an den voranstehenden Beiträgen so einiges gestört, denn hier wird geurteilt, abgetan und belästert, was ich aus eigener Erfahrung kenne, schätze und liebe, die Schreiber einiger Beiträge weiter oben aber eben nicht ....
Ich liiebe Diskussionen! Darum bin ich im Forum. Wenn jemand mich oder die Trainingsmethoden, die ich gut finde, nicht mag, ärgert mich das manchmal. Aber gut. Damit muss ich leben. Trotzdem finde ich es hier immer am spannendsten, wenn die Leute ihre geistige Komfortzone verlassen und auch den "ich bin ok, du bist ok"-Modus.

Ich mag an diesem Forum die Vielfalt der Trainingskonzepte. Und könnte mir - wie Cate auch sagte - schon vorstellen, dass unser aller Umgang mit unseren Pferden gar nicht so stark voneinander abweicht. So kenne ich Muriels Trainingsplan in einem der Threads hier 1:1 aus dem P*relli-Programm. Die sind ja auch nicht blöd und haben auch rausgefunden, bei welchen Pferdetypen welche Techniken funktionieren und welche nicht.

Das Pferd gibt den Weg vor.

Mir sind zur Überprüfung meines Weges Resultate sehr wichtig. Die stehen bei der täglichen Arbeit nicht im Vordergrund, sollten sich aber im Laufe der Zeit einfach so ergeben. Und da sehe ich z.B. bei Kr**nberg und bei PP Pferde, die mir von Ausdruck her außerordentlich gut gefallen. Anderen gefällt das nicht. Sicherlich haben wir auch unterschiedliche Zielbilder (obwohl ich mir da auch nicht so sicher bin, ob sich da nicht vieles gleicht).

Häufig sehe ich aber Leute, die irgendwie seit Jahren nicht weiterkommen. So auch ich. Und für mich war der Weg über positive Verstärkung (ohne parallel auf andere zentrale Dinge zu achten) so eine Sackgasse. Und dann sage ich das auch. Vielleicht profitieren ja andere aus meinen Erfahrungen. Genau so , wie ich aus den Erfahrungen anderer profitieren möchte.

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 11:32
von Lottehüh
Sheitana hat geschrieben:dass das Pferd es schön haben soll und bloß nichts getan werden soll, was das Pferd einengt.
Was ist aber, wenn das Pferd mich einengt. Soll ich dann schlucken bloß, dass das arme Tier so leben kann wie es will.
Ein Pferd lebt niemals so wie es will. Das Pferd hat sich nicht ausgesucht, so zu leben, wie es das tut, sonder Du hast Dich für das Pferd entschieden, Du entscheidest, wo es lebt, wie viel Natur es erleben darf, wie viel Futter es bekommt. Ich finde, das alleine stellt die Pferdemenschen schonmal in die "Bringschuld", dem Pferd zuzuhören und es nicht noch mehr einzuengen.

Ich seh das wie Equester und Cate: Es kommt aufs Pferd und die Beziehung an. Lotti darf fast alles. Es gab Zeiten, da hab ich Lotti fürs Betteln belohnt. Weil sie endlich mal gezeigt hat, dass sie was will. Weil sie endlich überhaupt mal was wollte. Sie war nach außen hin immer ein völlig unkompliziertes Pferd, hat immer alles gemacht. Aber das war's dann auch schon. Lebensfreude - was ist das? Da hätte sicher jeder, dem ich gesagt hätte, dass ich ein "Problmepferd" (=ein Pferd mit großen Problemen) habe, mit Unverständnis reagiert. AUs heutiger Sicht bin ich der Meinung, dass Lotti irgendwo zwischen traumatisiert und depressiv festhing. Körperlich anwesend, geistig ganz weit weg. Sie hat "funktioniert" - aber nur weil das für mich praktisch ist, ging es ihr nicht gut. Ihr ging es ja nichtmal schlecht - ihr ging es einfach gar nicht. Lotti und ich haben jetzt 6 Jahre miteinander verbacht. Wir kennen uns. Sie hat ein gewisses Alter und ich weiß, dass sie an sich sehr vernünftig ist. Sie ist jetzt da - sie hat einen ganz anderen - wachen - Blick. Sie will Dinge tun, manche lieber und manche weniger gern. Sie weiß, was sie will. Ich FREUE mich, wenn sie mal frech ist und was unerwartetes tut. Wenn sie am Strick buckelt, kuller ich mich vor Lachen. Sie passt schon auf mich auf. Meistens sprechen wir uns vor dem Buckler ab. Ich merke, dass sie Hummeln hat, frage "Magst Du?" und dann mag sie auch :) Und wenn sie etwas absolut nicht mag, dann zwinge ich sie nicht dazu. Sie hat so viel an Selbstbewusstsein gewonnen, und wir vertrauen uns blind.

Ganz anders bei Pablo - er ist so unsicher und braucht Regeln, Wiederholungen, gleichbleibendes, um einfach ankommen zu können. Um mich einschätzen zu lernen. Um zu wissen, dass er sich auf meine Aussagen verlassen kann. Er kann nciht mit "Heute darfst Du grasen, morgen aber nicht". Er muss dieses Selbstvertrauen noch gewinnen, deshalb kann er nicht so viele Freiheiten haben wie Lotti. Was nicht bedeutet, dass er total unterdrückt wird. Er darf auch mal austicken und sagen, dass er jetzt mal buckeln muss. Dann wird die Longenstunde hat mit einem Buckelrennspiel unterbrochen - dann geht's aber weiter. Aber er kann MIT Lotti Freiheiten haben und ich versuche die Dinge, die ich von ihm erwarte, die er tun muss, so zu vermitteln, dass er Spaß daran hat und ich ihn nicht überfordere. Ich versuche mich auf seine Probleme einzustellen, seine (aus seiner Sicht berechtigten) Ängste nicht zu unterdrücken, sondern ihm zu helfen, sich ihnen zu stellen.

Ich bin ein TKler, ich habe schon Bioresonanz ausprobiert und das krasseste was ich je hab machen lassen war eine APM auf Distanz (das war ein Versuch und es hat funktioniert). Ich gebe Globuli und Schüssler Salze und bin durchaus davon überzeugt, dass solche Dinge wirken.

Und ja, ich habe zwei sehr spezielle Pferde, weil beide einiges erlebt haben. Und wie ich schon geschrieben habe, glaube ich auch, dass ein Großteil der Pferde "schon so einiges durchgemacht" hat (was in der Pferdeszene einfach normal ist und man sich gar nicht so viele Gedanken darüber macht) und eine gewissen Rücksichtnahme durchaus angebracht ist. Es ist eine Gratwanderung und von Pferd zu Pferd bewegt sich dieser Grat.

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 11:35
von Sheitana
Lottehüh hat geschrieben:
Sheitana hat geschrieben:dass das Pferd es schön haben soll und bloß nichts getan werden soll, was das Pferd einengt.
Was ist aber, wenn das Pferd mich einengt. Soll ich dann schlucken bloß, dass das arme Tier so leben kann wie es will.
Ein Pferd lebt niemals so wie es will. Das Pferd hat sich nicht ausgesucht, so zu leben, wie es das tut, sonder Du hast Dich für das Pferd entschieden, Du entscheidest, wo es lebt, wie viel Natur es erleben darf, wie viel Futter es bekommt. Ich finde, das alleine stellt die Pferdemenschen schonmal in die "Bringschuld", dem Pferd zuzuhören und es nicht noch mehr einzuengen.
Du, das sehe ich ganz genauso. Aber darf das Pferd deshalb alles mit mir machen?

Ich kenne sie, diese Besis, die nur auf antiautoritäre Erziehung setzen und deren Pferd alles darf. Wenns einem halt auf den Fuß latscht, dann wird gelacht und gesagt "ach Schatzi, hast du wieder nicht aufgepasst".... während der Zeh danach dick und blau wird.
Ich glaube Equester war es, die weiter vorne geschrieben hat: Weg von der autoritären Erziehung ist der richtige Weg. Aber hin zur absolut antiautoritären Erziehung ist genauso falsch. Ein Mittelweg wäre toll. Und den versuche ich zu gehen.

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 11:37
von Cate
bist du sicher, dass deine Lotti kein Doppelgänger meiner Prinzessin ist .... ? :geruehrt:
Wobei wir eine Phase hatten, da hat sie ihr Meinungsäußerungsrecht sehr heftig ge(miß)braucht, bei einem KB nicht witzig

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?

Verfasst: Do 16. Jan 2014, 11:45
von Lottehüh
Sheitana hat geschrieben:
Lottehüh hat geschrieben:
Sheitana hat geschrieben:dass das Pferd es schön haben soll und bloß nichts getan werden soll, was das Pferd einengt.
Was ist aber, wenn das Pferd mich einengt. Soll ich dann schlucken bloß, dass das arme Tier so leben kann wie es will.
Ein Pferd lebt niemals so wie es will. Das Pferd hat sich nicht ausgesucht, so zu leben, wie es das tut, sonder Du hast Dich für das Pferd entschieden, Du entscheidest, wo es lebt, wie viel Natur es erleben darf, wie viel Futter es bekommt. Ich finde, das alleine stellt die Pferdemenschen schonmal in die "Bringschuld", dem Pferd zuzuhören und es nicht noch mehr einzuengen.
Du, das sehe ich ganz genauso. Aber darf das Pferd deshalb alles mit mir machen?

Ich kenne sie, diese Besis, die nur auf antiautoritäre Erziehung setzen und deren Pferd alles darf. Wenns einem halt auf den Fuß latscht, dann wird gelacht und gesagt "ach Schatzi, hast du wieder nicht aufgepasst".... während der Zeh danach dick und blau wird.
Ich glaube Equester war es, die weiter vorne geschrieben hat: Weg von der autoritären Erziehung ist der richtige Weg. Aber hin zur absolut antiautoritären Erziehung ist genauso falsch. Ein Mittelweg wäre toll. Und den versuche ich zu gehen.
Nein, darf es nicht. Und das habe ich glaub ich auch klar geschrieben. Aber ich mag diese Selbstverständlichkeit nicht, mit der Pferde zu Dingen gezwungen werden. Ich glaube, dass wir vermutlich sogar recht ähnlich mit unseren Pferden umgehen. Du hats mir nur eine nette Vorlage geliefert, mal einzuwerfen, wie stark doch der Mensch das Pferd einschränkt.