Hufgeschwür

[Lisa-Marie]

Kann mir einer der Hufprofis bitte erklären, wie es überhaupt zu Hufgeschwüren kommen kann?

Das würde mich sehr interessieren. Ich danke schonmal sehr herzlich im Voraus

[Reitmaus]

Bin zwar kein Profi, aber hab mich leider schon ziemlich mit diesem Thema beschäftigen müssen.

Ein Hufgeschwür ist die eitrige Version einer Entzündung. Wenn es nur eine Entzündung ohne Eiter ist, nennt man das Hufprellung, - ein "blauer Fleck" unter der Hornschicht, sozusagen. Warum Entzündungen manchmal Eiter bilden, kann ich leider nicht erklären, da ich nicht die medizinischen Kenntnisse dazu hab.

Eine Entzündung im Huf kann entstehen durch einen Schlag, wenn z.B. der Huf in schneller Gangart auf einen Stein aufschlägt. Für hartbodengewohnte Hufe kein Problem, aber wenn das Pferd zumeist auf Weichboden lebt, kann es sein dass die Sohle nicht genug abgehärtet ist für einen solchen Aufprall.

Ein weiterer Grund für Entzündungen kann sein, dass der Huf nicht ausbalanciert ist, und "steter Tropfen höhlt den Stein", - irgendwann entzündet sich der fehlbelastete Bereich im Huf.

Wenn der Strahl oder die weisse Linie marode ist (entweder durch falsche Hufbearbeitung oder durch Stoffwechselprobleme), können da auch leicht Bakterien eindringen, die dann Entzündungen verursachen.

Und schliesslich kann die Ursache von Hufproblemen auch im Stoffwechsel liegen. Die Lederhaut entzündet sich u/o der Huf kann stoffwechselbedingt nur noch weiches Horn bilden, das den Huf nicht ausreichend schützt und stabilisiert, und dann sind wir wieder bei obigen Ursachen : ein Schlag hat schneller Folgen als bei einem gesunden Huf, und bei zu weiches Horn verformt sich der Huf auch leichter. Dann gibt es auch wieder Entzündungen, und die können mit viel Glück ohne Eiter ausheilen, aber oft eben auch mit Eiter, der dann irgendwie da raus will, und solange er das nicht geschafft hat, schmerzt es. Je nach Menge des Eiters hat das Pferd damit kleinere oder grössere Probleme.

[Lisa-Marie]

Danke schonmal. Dann scheint bei uns die Stofwechsel-Version vorzuliegen, denn auf allen 4 Hufen "Prellungen" sind dann vielleicht eher unwahrscheinlich...wobei er NIE lahm war dabei
Hm....

[Fionnlagh]

Hat er denn Hufgeschwüre auf allen vier Hufen?

Du weißt ja, dass wir auch immer wieder das Vergnügen haben mit Hufgeschwüren und ehrlich gesagt, das einzige, was ich bisher raus gefunden habe, ist eigentlich, dass keiner so richtig was weiß .
Alle die Gründe von Reitmaus sind sicher richtige Gründe, aber ob einer davon wirklich das jeweilige Hufgeschwür ausgelöst hat oder nicht, keine Ahnung...
Und die Geschichte mit dem Stoffwechsel - naja - ich hab grad gestern in meinem Tagebuch eine alte Diskussion gelesen als es eben genau um Stoffwechsel ging. Stoffwechsel scheint mir eine Mode-Diagnose zu sein, die irgendwie recht schwammig ist. Und ich persönlcih frag mich, ob es überhaupt möglich ist, wirklich stoffwechsel-gesunde Pferde zu haben. Keiner von uns schafft es, sein Pferd mehrere Stunden täglich zu bewegen, das Futter ist meistens zu reichhaltig, die Bewegung zu wenig... . Naja, wir kennen das ja alle. Aber trotzdem kriegen manche keine Hufgeschwüre und andere andauernd .
Schwierige Sache finde ich.

[Lisa-Marie]

Ja, ich denke schon, dass es Prädispositionen gibt dafür. Ich wußte ehrlich gesagt bis vor kurzem gar nicht, wie Hufgeschwüre aussehen. Meine Hufpflegerin hat mir letztens gezeigt, dass Elysion wohl an allen vier Hufen hinten unter dem Ballen seitlich Hufgeschwüre hat. Frisch aufgegangen hab ich sie nie gesehen, und wie gesagt, es hat ihn auch nie gestört
Seeeehr seltsam. Bei seinen weißen Hufen sah und sieht man manchmal vorne an der Wand (vor allem an den Hinterhufen) rosa Stellen, da war auch die Überlegung, ob das Entzündungen sind. Und dann KANN es doch eigentlich nur von innen kommen.
Oh mann - wahrscheinlich packt selbst mein Pferd die Weide nicht

[Fionnlagh]

War das direkt am Strahl? Können es nicht einfach Strahlmilchtaschen gewesen sein?

Ich meine, ich kenne das schon auch, das Hufgeschwüre unbemerkt vergehen, aber an allen vier Hufen und du hast nie was gemerkt, finde ich jetzt schon recht ungewöhnlich.

Die rosa Stellen an den weißen Hufen sind Einblutungen, die es mal aus irgendeinem Grund vor längerer Zeit gegeben hat. Wenn du sie an den Hufen siehst, sind die schon dabei raus zu wachsen. Der Bär hat so was auch hin und wieder mal. Ehrlich gesagt denk ich, das haben die meisten Pferde immer wieder mal, nur sieht man es halt bei dunklen Hufen nicht . Einblutungen können schon auch von der Weide kommen, aber genauso gut können sie sich mal wo angehauen haben, oder am Kronrand ist ein anderes Pferd drauf getreten oder oder oder....

[Reitmaus]

.... Bei seinen weißen Hufen sah und sieht man manchmal vorne an der Wand (vor allem an den Hinterhufen) rosa Stellen, da war auch die Überlegung, ob das Entzündungen sind. Und dann KANN es doch eigentlich nur von innen kommen.
...

Wenn die rosa Stellen relativ deutlich begrenzt sind und eher dunkles Rosa ist, dann kann das von einem Schlag kommen, meist hauen sie sich mal den Kronrand an, und dann gibt's dort einen "blauen Fleck", der sichtbar wird wenn er runterwächst.

Wenn das Rosa heller ist und ziemlich flächig mit verschwommenen Rändern, dann kann das von nicht-ausbalancierten Hufen kommen, wobei der rosa Bereich überlastet war.

Dass die heutigen Haltungsbedingungen oft nicht pferdegerecht sind, stimmt sicher. Ich glaub, ich hätte mir mit all dem Wissen, das ich mir in den letzten Jahren angelesen habe, heute auch gar keine eigenen Pferde mehr zulegt. Die Welt ist so anders geworden seit unserer vorigen Pferdehaltung vor 30 Jahren....

Warum manche Pferde Probleme haben und manche nicht, - vielleicht gibt es da doch noch Unterschiede. Einerseits genetische Veranlagung, - viele unserer heutigen Freizeitpferde gehen auf genügsame harte Rassen zurück, die mit unserer Wohlstandshaltung nicht zurecht kommen. Andere Pferde, die auf Rassen zurückgehen, die schon immer schwerfuttriger waren, kommen damit evtl besser zurecht. Dann muss man auch schaun, wie alt das jeweilige Pferd ist, das man zum Vergleich heranzieht. Junge Pferde kompensieren vieles besser, und je älter sie sind, umso anfälliger werden sie. Man muss schaun, ob das Vergleichspferd vielleicht doch mehr sportlich bewegt wird, ob die Hufbearbeitung bei ihm besser passt, usw.

Ein Pferdezüchter aus einem Nachbarort meinte mal, er habe noch nie Probleme mit Rehe gehabt. Er züchtet allerdings Warmblüter. Seine Pferde stehen 24/7 auf der Weide ohne Rehe zu bekommen, aaaber - er sagte, bei ihm stehen nur die Fohlen und die Jungpferde auf der Weide. "Die Dreijährigen kommen ja nicht mehr auf die Weide," sagte er als ob das doch die selbstverständlichste Sache der Welt sei. Ab 3 J. werden sie halt als Sportgeräte in Boxen aufbewahrt, werden geritten, und bekommen allenfalls 1-2 Std Beineverterten in Mini-Paddocks....

[Lisa-Marie]

Ich hab ein eher schwerfuttriges Pferd, Warmblut mit Vollbluteinschlag. Daher hatte ich gehofft, dass da keine Schwierigkeiten resultieren mit dem Stoffwechsel auf unseren Böden - und ganz ehrlich: ER hat ja wohl auch bisher keine Schwierigkeiten gezeigt
Und nein, Fionnlagh, die Hufgeschwüre sind außen an der Wand! Genau wie die rosa Stellen vorne an den Wänden. Prellungen sind ausgeschlossen, dazu sind sie zu diffus und zu "dauerhaft". Also, nicht immer sichtbar, aber besonders im Sommer immer wieder vermehrt da.

Ich wollte halt nur eine Erklärung haben, was innen so abläuft, bis so ein Hufgeschwür entsteht.

Hier mal ein Bild von einem besonders "großen" Geschwür:

[Fionnlagh]

Sicher, da gibt es Unterschiede . Rasse, genetische Disposition, Nutzung der Tiere, Alter usw. Deshalb ist es ja eben so schwer zu sagen, ein Hufgeschwür kommt genau davon, genau DAS ist die Ursache, leider. Sonst wär´s ja einfach und man könnt´s einfach abstellen, aber einfach ist bei Pferden ja doch irgendwie nie irgendwas


Ah ja, Lisa, das sieht für mich tatsächlich auch nach Hufgeschwür aus. So sieht das bei uns auch aus, das geht am Kronrand auf. Davon hatten wir auch schon welche, die ohne offensichtliche Schmerzen verliefen.
An allen vier Hufen finde ich trotzdem schon seltsam . Aber gibt ja nix, was es nicht gibt, nicht wahr.

[lungomare]

wobei er sich da auch den Kronrand angedotzt haben kann. tendentiell würd ich aber auch meinen, das war ein Geschwürchen.

was die Einblutungen angeht: ich habe mehrere Pferde, bevorzugt Füchse und noch bevorzugter mit einem oder mehreren weißen Beinen, die im Sommer schlcith sonnenbrand am Kronrand zu bekommen scheinen. da hat man dann drei weiße Bein, vier helle Hufe und an den drei hufen der weißen Beine hat es in den Sommermonaten plötzlich Einbutungen. gern Vorderseite/Außenseite des Hufs, seltenst Innenseite. eine Kundin hat spaßeshalber ihrem Hüh dieses Jahr im Frühjahr ne Weile Neoprenglocken angezogen - all die Jahre davor eben diese Einblutungen, dieses Jahr nciht. Kronrand war ja abgedeckt.
kann das nciht wissenschaftlich belegen, aber scheint es zu geben.