Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Moderator: Stjern

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Schnucke
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Schnucke »

Das seh ich ähnlich, für mich muß ein Reitpferd ( Richtung Dressur) auch einen kleinen Sprung machen können, im Gelände geritten werden können ohne sich gleich die Haxn zu brechen und es sollte in meinen Augen auch genug Ausdauer und ein Gangmaß haben, daß man auch mal einen längeren unter Umständen auch flotteren Ausritt machen kann.
Der kleine Sprung ist bei viele Dressurspezialisten heute leider nicht mehr drin, die sind mit einer auf dem Boden liegenden Stange schon überfordert. In meinen Augen gehört der Gehorsamssprung, den es nach jeder Dressurprüfung mal gab wieder eingeführt, das fördert die Vielseitigkeit von Reiter und Pferd, zudem schiebt es den Sitzprothesen etwas einen Riegel vor :mrgreen: .
Geländetauglich sollte auch jedes Pferd sein, nicht nur vom Kopf her, auch vom Körper und Bewegungspotential sollte Ausreiten im normalen Maße möglich sein. Ich sag ja nicht es sollte jedes ne Gelände A durchhalten,- aber bergauf, bergab, verschiedene Böden, mal eine Graben oder Baumstamm überwinden, längere Trab- und Galoppstrecken sollten ansich jedes Pferd bewältigen können.

Also das wär für mich die Vorstellung von meinem Wunschpferd,- Dressurveranlagt gern eher in Richtung Versammlung als Verstärkung, aber dabei auch fähig nen kleinen Sprung zu machen, nen netten Ausritt und vielleicht auch mal eine kleine Jagd oder O-Ritt mit zu gehen.

Bisher in allen Punkten erfüllt hat das Famosa udn da bestätigt sich auch was Tina vorher schrieb mit der Kruppe, wobei es bei Famosa die komplette HH und auch Nierengegend betrifft. Sie kann ganz einfach die HH ganz anders senken als das zB eine Polly macht. Das beginnt in der Nierengegend mit Aufwölben und geht bis zum Senken der Hanken durch. Daraus folgt auch eine andere Aufrichtung, nämlich einer die nicht zu Lasten des Spannungsbogens geht. Leider gibt es dazu keine Fotos von ihr. Verstärken kann sie, dank netter Schulter auch, aber da muß man etwas aufpassen, damit sie nicht ins laufen kommt. Denn ein Problemchen haben wir sie recht lang, man kann sie aber super leicht zusammenschieben, dennoch sind Verstärkungen noch nicht dran, die muß man einfach langsamer entwickeln.
Ich sag immer Famosa ist das Gegenteil des modernen WB, bei denen bekommt man Verstärkung geschenkt und muß sich Versammlung erarbeiten udn bei ihr ist das umgekehrt. Anders ausgedrückt Famosas Energie geht eher senkrecht, das vom WB eher waagrecht. Das zeigt sich auch in Momenten wo sie "erschreckt" das ist ein Minihüpf auf der Stelle, beim WB gehts eher nach vorn. Ob das nun Interieur ist oder Exterieur hab ich noch nicht festgestellt.

Bild

Gut zu sehen die lange etwas schräge Kruppe, ein gutes Hinterbein mit ausreichenden Winkeln um auch tragen zu können und nicht so sehr zu schieben. Dazu eine Schulter die zwar groß ist, aber etwas schräger ein könnte, das würde noch mehr Schulterfreiheit in den Verstärkungen zulassen, das wird aber kompensiert durch einen langen Unterarm und einer kurzen Röhre. Sie hat einen tollen Widerrist und einen im Aufsatz für ein Reitpferd fast perfekter Hals´(man bedenke sie ist gerade in Dösestellung). Für mich auch fein genug, sie hat keinerlei Probleme im VA und genauso wenig in der Aufrichtung, hat genug Ganaschenfreiheit ist wunderbar fein und leicht zu reiten.
Was das Bild noch etwas trübt ist der immer noch hängende Bauch, der natürlich beim Dösen noch mehr hängt :tuete: Sie hat eine tolle Gurttiefe (die nix mit Fett zu tun hat) und deckt auch einen großen Reiter gut ab.
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Schnucke
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Schnucke »

Ah Tina hat die richtigen Bilde wie es aussieht wenn eine " Versammlung" schon in der Nierengegend beginnt, das zeigt Bilbo sehr schön.
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Shieldmaiden

Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Shieldmaiden »

direkt vergleichbar vielleicht nicht, aber bei pip hatte ich immer den eindruck: der schiebt sich nach vorne, drueckt den widerrist nach unten und nimmt den kopf hoch:

Bild

oh, ich bin froh dass das verstaendlich war mit der dressurrichtung :freu: und das hast du super formuliert, das meine ich genau mit pip: DAs schieben und dann den hals aufrichten tat pip mit 'lasten auf den spannungsbogen' - bilbo kann sich aufrichten, aber dazu drueckt er den widerrist nicht herunter und nimmt den hals hoch (dieses 'in der mitte durchbrechen' sondern senkt die huefte, beugt die hanken und kommt gleichzeitig im widerrist hoch!

Was du sagst zum senkrecht eher als waagerecht trifft es auch sehr gut. Die spanier, aber auch andere barocktypen haben diese hankenbeugung ganz von natur aus, aber verstaerkung eher negativ - und genau, beim WB ist's umgekehrt.
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Schnucke
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Schnucke »

http://www.rimondo.com/horse-details/557129/Memelstolz

Mal ein Trakibeispiel wo ich schreiben kann wie sich das aufs reiten auswirkt. Memel war ein für seine Zeit ein recht moderner Hengst, ansich zu modern fast schon. Geschlechtstypisch kurz, toller Widerrist, schön geschwungener Rücken, tolle Kruppe und HH. Der Hals sehr lang und schön gebogen, allerdings auch mit der Fähigkeit so richtig dagegen zu gehen. Durch die sehr gute HH konnte er auch die VH mit dem sehr langen Hals kompensieren, er kam nie ins schieben hinten raus treten war auch nicht seines.
Er war ein toller Allrounder, der in jeder Disziplin hätte glänzen können, bei ihm paßte auch Versammlungs- und Verstärkungsvermögen, das hielt sich ungefähr die Waage.
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von lunimaus »

Darf ich Laie mal fragen, ob zu dem gewinkelten Hinterbein beim Last aufnehmen hinten (Bilbo) sich die Kruppe nicht auch deutlich mehr senkt, als sie das bei einer schiebenden Hinterhand tut (Pip?)?
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Schnucke
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Schnucke »

Anne ja tut sie, das ist das was ich meine die Versammlung/ Senkung der HH beginnt weiter vorne im Rücken weil sich der Rücken dazu aufwölbt um das Becken noch mehr abkippen zu können.

Das sieht man hier auch ganz nett
https://c1.staticflickr.com/3/2217/2000 ... 38d3c6.jpg

Dr. Piduch auf Koran ( Vollblutaraber)

Das ist so ein wenig der Unterschied den man gerade bei Pip und Bilbo so gut sieht, Pip stellt ein Bein weiter raus um hinten flacher zu werden, tritt dann zwar auch schön unter, aber er schiebt eben mehr über das lange stehenlassen den Hinterbeins. Interessant wär gewesen zu sehen wie Pip sich später mal in richtiger Versammlung macht, ich stell mir das unheimlich schwer vor dieses Bewegungsmuster wegzureiten.

Noch ein Nachtrag zu Memelstolz, er war nicht ganz Sitzbequem, aber auch kein Katapult.
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Lalilu
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Lalilu »

Mir ist immernoch unklar, wann eine Hinterhand gut gewinkelt ist :tuete:
Das Dinotagebuch :sigh:
:herzi: Lunis Tagebuch
Lebe jeden Tag als ob es dein letzter wäre! :voila:
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Fionnlagh
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Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Fionnlagh »

Vielen Dank ihr zwei! :dankeschoen:

Schön langsam krieg ich einen Blick dafür und verstehe auch, worum es geht :-n

Tina, hat Bilbo also bessere Reitpferdepoints als Pip sie hatte??? Ich muss immer daran denken, dass im alten WzP-Forum mal jemand gesagt hat, dass Pip vom Exterieur her das beste Pferd im Forum sei, aber so wie du das beschreibst, war er eigentlich nicht unbedingt durch sein Exterieur als Reitpferd gesegnet.

Bilbo erklärt natürlich, warum mein Bär sich so leicht tut. Der hat im Grunde beinahe das selbe Exterieur, nur der Bär in groß :lol: . Der Bär setzt sich immer gut auf die Hinterhand und seine ersten Galoppsprünge an der Longe zeigten genau dieses vorne groß machen und die Hinterhand einsetzen. Auch seine Sprünge zeigen, dass er vor allem aus der Hinterhand heraus arbeitet. Sein Schwachpunkt ist vermutlich am ehesten die doch recht schwere Schulter :kratz: . Wobei ich mich frage, ob das so viel ausmacht, wenn es nur ein nettes, vielseitiges Freizeitpferd werden soll und kein "Dressurstrampler"!? :kratz:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
Shieldmaiden

Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Shieldmaiden »

Also - Bilbo hat sehr viel bessere Reitpferdepoints als pip - wenn wir von einem Dressurpferd sprechen. Pip dagegen war das absolut perfekte Spring und Buschpferd, was er ja auch immer wieder gerne unter beweis gestellt hat.

Fuer ein springpferd ist ein langer, duenner hals durchaus praktisch, weil er damit gut balancieren kann. Die enorme schulter kombiniert mit guter muskulatur ist von vorteil ebenso wie die ellbogenfreiheit, weil er die vorderbeine gut hochbekommt (schulterfreiheit), enorm tiefe brust = platz fuer herz und lunge und das gerade Hinterbein sieht man bei springpferden enorm oft.

Er sprang ja auch aus dem stand locker 1m40, und freiwillig :frech: und, wie sie damals auch gesagt hatte - er konnte rennen wie der Teufel. Dafuer ist diese balance naemlich durchaus vorteilhaft!

Demnach war er durchaus ein sehr wertvolles Pferd, er wurde ja auch einige male von Vielseitigkeitsreitern bestaunt, weil er einen hervorragenden Rhytmus an den tag legte und wirklich hervorragend sprang.

Nur im Sinne des Dressurpferdes war er eine absolute exterieurbaustelle...

Die schwere schulter kann probleme machen, muss sie aber nicht. Ich glaube, da muss man auch noch mal dringend drauf hinweisen - points kann man eigentlich nicht allein betrachten, weil sie immer ins gesamtbild genommen werden muessen, und das interieur ja auch eine bedeutende Rolle spielt.

Ich bin naemlich trotzdem Pip lieber geritten als Bilbo. Einmal der groesse wegen, aber auch, weil er wenn er denn mal schoen lief so richtig schoen lief, mit schwung und raumgriff, einfach :hapseufz: Und weil er so intelligent und willig und einfach toll war (und weil er einfach MEIN pferd war :heul: ) Bilbo hat auch viele dieser eigenschaften, aber vom reitgefuehl einfach vollkommen anders :nix:

Wenn ein Pferd halt keine Reitpferdepoints aufweist, oder nur manche, heisst das halt nur, dass man wissen muss, wie man damit arbeiten kann, dass es laenger dauern kann, dass man gewisse dinge gar nicht erreichen wird oder nur mit grossen problemen.

Mit dem Baeren - kommt halt darauf an was du gerne moechtest. Ich denke ein nettes, vielseitiges Freizeitpferd absolut, und bei ihm waere sicher auch einiges mehr moeglich, wenn du es moechtest :-n
Shieldmaiden

Re: Reitpferdepoints - was sind sie, und wie erkennt man sie?

Beitrag von Shieldmaiden »

LaLiLu - koennen wir ja als naechstes beschreiben wenn du moechtest :-) I
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