.Anni. hat geschrieben:
Rennfisch hat geschrieben:Mittlerweile kann ich von mir sagen, dass ich viel gelassener geworden bin, mir mehr zutraue, mehr Biss habe. Ich nehm eigene Fehler und Niederlagen nicht mehr so tragisch
Es wäre toll, wenn du auch noch erläutern könntest, wie dein Pferd dich dahingehend beeinflusst hat?
Tja... zum Teil, weil ich plötzlich "musste"- die Variante "hinterm Computer verstecken und die Welt kann mich mal" funktioniert nicht mehr, wenn man ein Pferd hat. Nachdem ich ihn gekauft hab, hab ich auch meinen ersten Vollzeitjob angenommen, alles vorher waren Praktika oder ein Teilzeitjob in der elterlichen Firma.
Funky selber hat mir dann recht bald beigebracht, dass ich mit halbherzigem rumprobieren bei ihm nicht weit komme. Am Anfang hat er mich nicht die Bohne ernst genommen. Er hat mich herumgestoßen, mir seinen Kopf drübergezogen, ist mir auf die Füße gestiegen, hat mich in die Finger gebissen. Führen sah so aus, dass er vorne lief, und ich am gespannten Strick hinterhergezogen wurde...
Sich darüber aufzuregen und einen auf Rumpelstilzchen zu machen, oder ihm fürs beißen eine mitzugeben, hat sowas von gar nicht funktioniert. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich angefangen hab, mich zu verändern, so zu werden, dass er mich ernst nehmen und mir vertrauen konnte, aber nachdem es angefangen hatte, hab ich gemerkt, wie er sich mir gegenüber auch ändert. Dadurch bin ich umgekehrt wieder selbstsicherer geworden. Zwischendurch hätte ich das ganze dann mal fast zerstört, weil ich unsere Beziehung auf clickern aufbauen wollte, Funky darin aber offensichtlich nur Bestechung sah, und aus meinem unsicheren Verhalten geschlossen hat, dass doch besser er wieder die Führung übernimmt. Die Krönung war eine Attacke auf mich vom anderen Longenende, als er Schluss machen wollte, ich aber nicht...
Danach konnte ich nochmal von vorn anfangen, nur mit dem zusätzlichen Handicap, dass ich mich jetzt vor meinem Pferd auch noch gefürchtet hab. Aber zumindest wusste ich jetzt, wo ich hinwill. Das clickern wurde für eine Weile aufgegeben, die Erkenntnisse daraus hab ich aber behalten. Wie bei so vielen hier hat es mir nämlich auch sehr geholfen, das Positive zu sehen, und ein paar interessante Einblicke, wie Pferde denken, hab ich dadurch auch gekriegt.
So langsam hab ich mich dann auf meine jetzige Linie eingependelt. Ich hab Mark Rashids Bücher für mich entdeckt, der mir viel von meiner Angst genommen hat. Davor war ich mir nicht sicher, ob der sanfte Weg wirklich funktioniert, oder ob ich uns damit gleich wieder direkt in die Ka*** reite.
Ich merk grad, ich kann gar nicht so genau beschreiben, WIE mich Funky so beeinflusst hat... es war glaub ich vor allem die Erkenntnis, dass ich eben doch irgendwas richtig machen kann, weil unsere Entwicklung im Großen und Ganzen doch in die gewünschte Richtung ging. Das clickern hat meinen Blickwinkel verändert weg vom Fehlersuchen, die Katastrophe, dass ich besser ganz genau wissen sollte, was ich will, und wie wichtig eindeutige Grenzen sind. Ich hab ziemlich viel verbockt bei Funky, aber er hat mich immer wieder neu anfangen lassen, dadurch waren Rückschläge plötzlich nicht mehr ganz so schlimm. Früher hab ich beim kleinsten Hindernis alles hingeschmissen. Mich selber im Griff zu haben, nicht jedes Mal in die Luft zu gehen, wenn was nicht funktioniert, hab ich so auch gleich mit gelernt, meistens hab ich ihn nämlich recht unfein behandelt, was mir hinterher dann Leid tat. Wenn pferd dann am nächsten Tag nicht mal beleidigt ist, kommt dann noch die Scham dazu- und das Versprechen, es nächstes Mal besser zu machen. Und ich musste gezwungenermaßen das Dranbleiben lernen, weil ein Pferd halt nicht von heute auf morgen perfekt bemuskelt und super ausgebildet wird...
Momentan bringt er mir grade bei, Entscheidungen nicht immer aufzuschieben (ich hätte ihm COB ersparen können, wenn ich früher von unserem alten Stall weggezogen wäre), nicht gleich in Panik zu verfallen weil mir etwas an ihm komisch vorkommt (ich dachte er hätte Spat- war dann eine geprellte Trachte
), meinen Mund aufzumachen, wenn ich etwas will (Heu gewässert und das alte Heu NICHT unterm neuen liegengelassen wenn frisch gefüttert wird
), und ja... reiten