Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Moderator: Stjern

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sacramoso
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von sacramoso »

OK, ich habe auch nur gelesen und nichts dazu geschrieben :langweilig:

Dann gibt es jetzt ein Statement:
Ein Pferde Führerschein bzw Befähigungsnachweis wäre sicher eine tolle Sache. Was ist mit allen anderen (Haus-) Tieren die gehalten werden? Ich meine wenn schon, dann sollte man generell über Tierhaltung sprechen, egal ob Hund, Katze, Maus, Pferd oder sonst was. Stellt sich halt dann immer auch die Frage der Organisation und Kontrolle, von daher denke ich das ist eher unrealistisch...

Und was kann ich als einzelner tun?
Ich kann mit offenen Augen durch die Welt gehen und anderen Leuten mit Rat- und Tat zur Seite stehen und unterstützen. Und wenn es dadurch ein paar Tieren besser geht, oder sich jemand nochmal gründlich überlegt bevor er/sie sich ein Pferd anschafft, dann habe ich schon etwas erreicht. Bei an sich beratungsresistenten Menschen hilft leider eh nichts.
Was speziell Pferde angeht sind m.E. Reitvereine, Schulbetriebe (und vielleicht auch Stallgemeinschaften?) gefragt. Hier sollte nicht nur das bloße Reiten sondern auch das ganze Drumherum rund ums Pferd vermittelt werden. Da denke ich erreicht man eine große Breitenwirkung.
Und btw: ich habe sowohl Reiten als auch alles rund ums Pferd bei mir im Reitverein gelernt und hier auch die nötigen Entscheidungshilfen und Unterstützung bekommen als ich mein Pferd damals gekauft habe. Und ich kenne ettliche andere bei denen das genauso und ziemlich erfolgreich verlaufen ist. Und genau hier setze ich auch mit meinem persönlichen Engagement an...
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Neddie
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Neddie »

Ja sprichst du auch noch etwas an, Sacramoso.

Ich habe mir ein Pferd angeschaut, dass von einem Reitverein verkauft wurde. Die kaufen die Pferde ca. 8 bis 10jährig und verkaufen sie nach 4 Jahren wieder, damit sie sich zum einen noch nicht total tot gelaufen haben und zum anderen auch, weil es auch für den Verein wirtschaftlich clever ist. Sie haben keine alten (=manchmal kranken) Pferde im Stall und wenn sie es geschickt anstellen, haben sie zwischen An- und Verkaufspreis kaum Verlust.

Dagegen hat mir eine Freundin einen Link vom Hofgut Aiderbichl geschickt, dass dort Paten für ein altes Schulpferd gesucht werden, das wohl nicht mehr kann und sonst zum Schlachter muss.

Das muss doch nicht sein! O.k., die obige Lösung ist auch nichts, was ich einem Pferd jetzt wünschen würde, aber alle mal besser, als die Pferde laufen zu lassen bis sie zusammen klappen und dann zum Schlachter fahren.
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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Neddie
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Neddie »

Und ich bin auch froh, dass die Cousine von meinem GöGa sich gegen den Kauf ihrer RB entschieden hat (auch wenn sie an ihrem 18. Geburtstag geweint hat, als auch ein Foto mit diesem Pferd in der Power-Point-Präsentation auftauchte, aber es war besser so :cry: )
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Kurt Tucholsky
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Neddie
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Neddie »

Und natürlich verdienen auch alle anderen Tiere Schutz und eine artgerechte Haltung, aber bei Pferden ist es schwieriger, weil man sie definitiv nicht im Haus halten kann.

Und es gibt für "echte" Haustiere auch eine breiter aufgestellte Hilfe als für Pferde. Aber auch bei anderen Tieren wäre eine Art "Führerschein" hilfreich.
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
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faraway
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von faraway »

Erst mal unterschreibe ich bei Sacramoso.

Was mich wirklich krank macht sind übersättigte Menschen, die nur aus ihrem eigenen Egoismus heraus Tierleid verursachen. Damit meine ich auch Menschen, denen das Geld für ein Pferd fehlt, die aber ja trotzdem in unserem Erste-Welt-Paradies leben. Das Gleiche gilt übrigens für von uns übersättigten Menschen verursachtes Menschenleid. Stichwort in Billigjeans eingenähte Hilferufe.
Damit wären wir bei dem Dilemma, in dem ich persönlich mich befinde, und das mich immer wieder einholt: Gebe ich das, was ich geben kann, für die Rettung von Tieren, oder stecke ich mein Engagement in eine Hilfsorganisation für Menschen?
Letztlich eine Frage, die jeder für sich klären muss.

Für mich persönlich ist die Antwort auf die Eingangsfrage: In meinem direkten Umfeld gehe ich mit offenen Augen durch die Welt und versuche zu helfen, wo ich es für nötig erachte. Darüber hinaus habe ich, um dem angesprochenen Dilemma zu entkommen, den Verein Equiwent für mich entdeckt - meine Pferdeosteo ist dort aktiv. Dort gehen Hilfe für Mensch und Tier Hand in Hand und letztlich ist das der Weg, wie Tierschutz nachhaltig umsetzbar ist, finde ich. Bei Interesse: http://equiwent.eu/?page_id=10
Da kann man übrigens nicht nur mit Geld- und Sachspenden helfen, sondern sogar durch Einkaufen.
Wenn nur die Liebe, die Liebe existiert - so ist Zeit ein absurdes Konzept.
Forugh Farrokhzad an Ebrahim Golestan


Frau Vina - Piratin unterm Edelweiß
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Abendsonne

Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Abendsonne »

Leider ist Pferdehaltung so teuer. Die Leute realisieren das nicht oder wollen es nicht wahr haben. Sie möchten mit einem Pferd zusammen sein, entweder weil sie sich hingezogen fühlen, weil sie im TV so edle Tiere bestaunen und selbst eins haben wollen, oder weil es auf den Messen, Vorführungen etc. so leicht aussieht ein Pferd zu besitzen und mit damit umzugehen. (Nicht jeder ist als Horseman geboren).

Für dieses und jenes Problem helfen vermeintliche Pferdeflüsterer, Videos, Schauprogramme mit Profies...
Außerdem sieht Reining/Springsport/Dressur oder Fahrsport (die Liste kennt ihr ja) so gut aus.

Einerseits verstehe ich die Menschen, danach zu streben sich mit einem Tier zusammenzutun. Aber allein der gute Gedanke ist es halt dann nicht.
Allein die Kandare ist es nicht, die das Problem lösen wird, dass dann entsteht, wenn man nicht genügend Geld hat, sich einen vernünftigen Unterricht, bzw. den passenden Sattel zu leisten.
Die Sporen bringen dann auch nichts mehr, der Gaul wird von seinen Rückenschmerzen immer unzugänglicher.

Sind nicht die Dinge (Shows, Messen, Präsentationen, Werbungen von vermeintlichen Pferde-Fachleuten) die den Umgang mit Pferden so mit Leichtigkeit darstellen auch etwas dran schuld, dass über weitere Konsequenzen nicht nachgedacht wird?
Wenn ich mir das teure Auto leisten kann, dann kann ich mir auch ein Pferd für 2000,- Euro leisten, oder der Tochter/dem Sohnemann den sehnlichen Wunsch des Ponys erfüllen.

An einen Pferde-Führerschein denke ich schon lange. Ein Bild im Kopf von einem Reiter der dauernd auf der Pferdesegnung (da gehts auch um "seht her was ich habe") die Kandare auf Anschlag angezogen hatte, Pferd offenes Maul und rückwärts drängelnd und er gab ihm noch ein paar mit den Schenkeln mit, verstand also nicht den Zusammenhang zwischen Pferd Schmerz im Maul durch scharfes Instrument und Pferd geht dem Schmerz nach hinten aus dem Weg.
Lange hat mich das Bild nicht mehr so ausgelassen.
Ein andermal schlug ich im RV einen Bodenarbeitskurs vor, weil wir genügend im RV hatten, die Bodenarbeit bitter nötig haben (ich bin da schon auch nicht ausgeschlossen). Der Vorstand meinte, Leute die mit den Pferden an der Hand spazieren gehen sollten sich einen Hund kaufen, er versteht die Reiter nicht, die aus Angst vor ihren Pferden nur mehr spazieren gehen... Sie sollten sich ein neues Pferd kaufen oder gleich nen Hund. Super, einen Hund hab ich mir nicht gekauft, ich habe auch keine Angst vor meiner Stute, nur aus dem RV bin ich ausgetreten obwohl der Vorstand meine Verwandtschaft ist. Solche Leute prägen und leiten uns..
Ich habe trotzdem an dem Bodenarbeitskurs teilgenommen und kann nur jeden dazu raten. Wer die Psyche seines Pferdes nicht kennt, kann nicht wissen wie es tickt und warum es so und so reagiert.
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Neddie
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Neddie »

Das stimmt natürlich auch. Ich muss aber gestehen, dass ich bisher nur über die grundlegenden Bedürfnisse nachgedacht habe.

Viele Menschen sehen nicht mal die Notwendigkeit von Hufbearbeitung.

Es ist wirklich zu traurig :cry:
„Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.“

Kurt Tucholsky
Abendsonne

Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Abendsonne »

Klar und es ist bei Hunden, Schweinen, Katzen so.. Tiere untereinander würden nie so grauenhaft zu sich sein, als Menschen gegenüber Tiere fähig sind, aufzutreten.
Da bin ich schon lange überzeugt davon. Es gibt so viel schandhaftes, was wir den Tieren antun.
Thema Ferkel-Massenzucht.
Ich denke, jeder kann in seinem Bereich was für die einzelnen Sparten tun.

Trotzdem bin ich auch für eine Art Pferde-Führerschein. Wenn ich schaden am Material verursache, schreit jeder Mensch auf. Wenn ein Mensch Schaden an einem Tier verursacht, kann nicht mal das Tier für sich schreien.
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Lottehüh
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Lottehüh »

Abendsonne hat geschrieben:An einen Pferde-Führerschein denke ich schon lange. ...

Der Vorstand meinte, Leute die mit den Pferden an der Hand spazieren gehen sollten sich einen Hund kaufen, er versteht die Reiter nicht, die aus Angst vor ihren Pferden nur mehr spazieren gehen...
Genau DIESE Leute werden dann aber vorgeben, welche Inhalte und in welchem Umgang dieser Führerschien gestaltet wird (weil wer soll’s besser wisse als die, die langjährige Erfahrung haben und immerhin Vorstand eines Vereins sind). Und deshalb bin ich dagegen.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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Sheitana
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Re: Pferde im Tierschutz: Welche Hilfe ist am sinnvollsten?

Beitrag von Sheitana »

Ich bin ehrlich auch gegen einen Führerschein.
Als ich damals meinen großen Hund bekam (Ü40cm und 20kg) musste ich so einen "Sachkundenachweis" machen. Großer, schwerer, gefährlicher Hund halt... :roll: (vor manchem kleinen verzogenen Vieh hätte ich viel mehr Schiss).
Jedenfalls kamen da so fragen wie:

Was braucht der Hund unbegrenzt verfügbar

a) Fressen
b) Trinken
c) ein Spielzeug..

Allgemein muss ich sagen war der Test absolut überflüssig... :nix:
Andererseits, wenn man so einen Test wirklich sinnig gestalten wollen würde, WER würde ihn dann gestalten?
Was müsste ich mir da womöglich aufzwingen lassen, was ich für meine Pferde gar nicht möchte?!?
Ich mein, es gibt immer noch sehr viele Menschen, die meinen ihre Pferde wären mit 23h Box glücklich und Pferde dürfen im Winter nicht draußen bleiben. Müsste ich meine 24h Schlammhoppas dann plötzlich einsperren?
Das nur mal so als Beispiel.
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