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Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 11:25
von Sky4ever
@ bubi
Alles, was du jetzt gerade im letzten Beitrag schreibst, kommt mir absolut vertraut vor.
Als ich meinen Jungspund 3jährig zu mir nahm, kam er direkt von der Jungpferdeherde, hatte keine schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht.
Er kannte somit aber auch keine Basics, wie Führen lassen, Hufe geben, usw.
Ich würde mich auch als eher zaghaft bezeichnen, und er nahm mich wirklich nicht ernst. Er riss sich los, verschwand in einer Staubwolke am Horizont, und beim Hufegeben stand er fest auf allen Vieren...
Ich bekam von einer Nachbarin "Hilfe". Sie ist seit jahrzehnten Züchterin, außerdem Zuchtwartin in einer Vereinigung hier im Norden. Sie machte auch einen auf Dominanz, das funktionierte aber Null. Mein Pferdchen war dadurch nicht zu beeindrucken, riss sich nur umso schneller los. Und dann kam der Satz, der mich heute noch auf die Palme bringt "Tja, das war bei der Abstammung ja zu erwarten. Bei DEN Eltern konnte sich ja nur ein bösartiger Charakter bei ihm durchsetzen".
Ich habe den Kontakt zu der Person abgebrochen. Und mir dann Hilfe gesucht, die langsam in kleinen Schritten vorgeht und vor allen Dingen gewaltlos, aber trotzdem konsequent.
Das Ergebnis ist ein Pferd, was freilaufend neben mir geht, auf dem ich vor kurzem den zweijährigen Sohn meiner Kollegin gesetzt habe, dass bei Ausritten an "Gefahrstellen" vorausgeht und die ganzen alten Hasen anführt, welches auch Kinder von A nach B führen können, und was im Umgang ein Engel ist.
Was ich für mich daraus gelernt habe:
Suche dir durchaus Hilfe, aber achte darauf, wie sie mit deinem Pferd umgeht, denn das liegt in deiner Verantwortung.
Gehe wirklich absolut kleinschrittig vor (ich fand meine Schritte schon klein, aber für meinen Youngster waren so doch noch zu groß).
Gewalt blockiert das Lernen.
Wenn du selbst eher zaghaft bist, dann bringt es nichts, so zu tun, als wenn du energisch bist, das kauft dir dein Pferd nicht ab. Und somit hilft es auch nicht wirklich, wenn dein Hilfe mit viel Kraft/Energie arbeitet, denn du kannst es nicht nachahmen.
Denke positiv, wenn du mit ihm umgehst. Also im Kopfkino nicht das Bild haben, wie er sich losreist, sondern das feste Bild, dass er immer bei dir bleibt. Ist schwer, hatte bei mir aber durchgreifende Wirkung.
LG Rabea
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 11:52
von Lottehüh
bubi9191 hat geschrieben:
Bevor sie tritt droht sie auch. Da ich das mittlerweile weiß, beobachte ich sie stets so gut es geht und unterbinde jede kleinste Kleinigkeit, lenke sie ab.
Unterbinden und ablenken sind zwei sehr unterschiedliche DInge, was davon tust du denn?
bubi9191 hat geschrieben:Mit ihren 1,78m habe ich überhaupt keine Chance. Immer wieder rennt sie zum Ausgang, reißt sich los, etc.
Ich würde sagen, da stimmt die Basis nicht. Wieso arbeitet das Pferd nciht gerne mit Dir? Was macht sie gerne? Sie sollte sich doch freuen, wenn Du kommst und was schönes mit ihr unternimmst. Vielleicht kannst Du erstmal mehr DInge tun, die IHR Spaß machen. Immerhin ist sie auch jetzt noch ein Kind.
bubi9191 hat geschrieben:Am Anfang habe ich das auf ihren Übermut geschlossen. Es kann aber sein, dass sie 4 Runden brav neben mir her geht und plötzlich dicht macht.Überforderung kann nicht sein.
Das IST aber doch der Moment der Überforderung.
bubi9191 hat geschrieben:Ich kann dieses Pferd nicht festhalten wenn sie aus dem Nichts (und damit meine ich aus dem Nichts. Ich beobachte sie so genau und merke kein Anzeichen und plötzlich ist sie weg) losspringt.
An Deiner Stelle würde ich mich mal beim Arbeiten filmen lassen. Ist wirklich interessant, was man da manchmal (an sich selbst!!) feststellt. Wir Menschen wissen unseren Körper oft nicht so git zu beherrschen, wie wir es glauben oder gerne hätten.
bubi9191 hat geschrieben:Die Stute wird jetzt 5, sie ist noch nicht lange unterm Sattel, Kinderarbeit kannte sie also definitiv nicht..
Wie lange hast Du sie? Wo war sie vorher? Wir wurde sie dort gehalten? Wie lange war sie bei ihrer Mutter? Wie wurden Mutter und Fohlen gehalten? Wieviel Stress hat die Mutterstute in ihrem Dasein?
bubi9191 hat geschrieben:Ich habe versucht, es ihr nie krumm zu nehmen.
Das versucht sie andersherum sicher auch.
bubi9191 hat geschrieben:Und ich bin eben sehr zaghaft und wenn ich sie dann mal "antitsche" dann zeigt sie keinerlei Reaktion! Wirklich null..
Wie sicher bist Du Dir mit Diener eigenen Körpersprache?
bubi9191 hat geschrieben:Ihr Vollbruder ist genauso und eben die ganzen Pferde aus dieser Linie. Ich weiß einfach nicht, ob ich nicht doch dran glauben soll, dass die Linie ihr übriges dazu tut. Springvermögen hat sie für den ganz großen Sport. Oft hört man ja, dass solche Pferde so gezüchtet werden, dass sie Leistung bringen. Der Chrackter bleibt auf der Strecke...
Stimmt, das hört man oft. da ist nun die Frage, ob es genetisch bedingt ist, ob es irgendein Stoff ist, der dem Pferd fehlt, ein Problem in der AUFzucht oder eventuell "einfach" ein Verhalten, dass die Fohlen von der Mutter haben (weil die Mutter gestresst war, das Fohlen evtl. nicht richtig wollte, die Aufzuchtbedingungen nicht gut waren etc, das ist ja kaum auszumachen, woher das alles kommen kann).
Die Frage ist, warum hast Du das Pferd gekauft, was willst Du von ihr? Was erwartest Du? Willst Du einen Freund, oder ein funktionierendes Hochleistungsspringpferd?
Was auch immer, Du hast Dich dafür entschieden, dieses Pferd zu kaufen trotz der Linie und Du wirst Dir ja irgendwas dabei gedacht haben. Dann versuche bitte, fair zu sein und nicht "hart durchzugreifen", nur weil irgendwelche Leute meinen, dass man das bei der Linie müsste. Vielleicht ist sie schwierig und vielleicht ist es genetisch bedingt oder hat eine von 1000 anderen möglichen Ursachen. Dann solltest Du sie so akzeptieren wie sie ist, denn Du hast Dich für dieses schwierige Pferd entschieden. Wegen der Größe - ich hab ein 900kg Kaltblut, die kann ich auch nicht halten, wenn sie nicht will. Der Weg ist, sie dazu zu bringen, freiwillig mitmachen zu wollen. Dann habt ihr beide Spaß.
In der Herde ist sie auch so. Mal super lieb und anhänglich, plötzlich total frech. Sie steht ihr Leben lang in der Herde, hatte immer Pferde mit denen sie sich verstand und ich deute ihr Verhalten sicher nicht als "hat schlechte Erfahrung" gemacht.
Ich kann euch verstehen, wie ihr darüber denkt, dass ich sie aus den Händen gebe. Aber mittlerweile ist es mir zu gefährlich. Für mich, für das Pferd und für die anderen Leute am Stall.[/quote]
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 12:29
von Schnucke
Ich bin der gleichen Meinung wie Sheitana, die Abstammung sagt schon viel über das Pferd aus. Was dazu noch kommt ist das kollektive Gedächtniss, nicht nur die "Scholle prägt", sondern auch der Umgang mit den Vorfahren.
Über die Jahre hinweg habe ich mit vielen Pferden gearbeitet, nur eines fiel komplett aus der Reihe von dem was Abstammungsmäßig zu erwarten war.
Was mir bei den ganzen WB´s die letzten Jahre auffiel, sie brauchen klare deutliche Ansagen, was nichts mit Gewalt zu tun hat um dann immer feiner zu werden. Dabei geh ich jetzt vom normalen gute erzogenen unverdorbenen Pferd aus.
Schau ich mir dagegen die Araber, PRE, Lipis usw. ,die ich kennenlernen durfte und mit denen ich gearbeitet habe, war da alles wesentlich feiner. Da reicht oftmals denken und sie machen. Was aber gleich bleibt die Signale müssen verständlich sein, auch ein feinfühliges Pferd braucht klare Ansagen, nur eben viel feiner.
Wenn ich nun lese du bist zaghaft, ist das nicht unbedingt von Vorteil wenn man ein Jungpferd arbeiten möchte. Zaghaft, hat einen "Beigeschmack" und impliziert bei mir zögerlich, schwammig/ undeutlich, unsicher. Alles das sind Dinge die dein Handeln dem Pferd gegenüber unverständlich werden lassen. Aber dabei wär es egal mit welcher Art Pferd du zu tun hast.
An Deiner Stelle würde ich also erstmal an mir arbeiten um fester und standhafter zu werden. Es bringt nichts wenn du mit härte ans Pferd gehst, wenn du es nicht stehen kannst, dein Pferd wird dich lesen und diese Maskerade sofort aufdecken. Was dann folgt ist eine Spirale des Zwangs, in der du immer mehr Druck brauchen wirst um das Pferd unter Kontrolle zu halten.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 13:00
von bubi9191
Hallo,
ja das ist das Pferd was operiert wurde. Sie hatte aber keinen Griffelbeinbruch sondern "nur" eine Chip-Op.
Sie kommt wieder raus und darf wieder normal gearbeitet werden.
Überforderung sprach grad Lottehüh an - aber wie kann ich ein Pferd überfordern wenn ich nichts fordere außer neben mir her Schritt gehen?
Sie musste in der Reithalle nie viel arbeiten. Sie musste nur neben mir her gehen, im Schritt, meist waren andere Pferde dabei weil ich dann das Gefühl hatte sie ist etwas ruhiger. Kann aber auch an Einbildung liegen.
Sie macht es nicht nur bei mir. Ich hatte zwei Bodenarbeitstrainer da. Keine Chance. Denen ist es zu gefährlich. Bei uns am Stall sind erfahrene Pferdeleute, die haben auch ihre Probleme.
Also kann es nicht ausschließlich an mir liegen. Sicher, auch. Mittlerweile auch weil ich riesen Respekt vor ihr habe. Aber ich kann sie mittlerweile etwas besser einschätzen als andere, was mir einen riesen Vorteil verpasst.
Das einzige was ich nicht verstehe: Ich arbeite mit so vielen Pferden. Warum verstehen die mich alle (obwohl mein Pony damals auch ein absoluter Satansbraten war) und bei meiner Stute mache ich scheinbar alles falsch?
Mein Pony als Beispiel, der war auch ein Beißer und Treter und am Ende das bravste Pferd der Welt, den konnte ich ohne alles ausreiten etc.
Schnucke, du bringst es auf den Punkt. Aber ich meinte mit zaghaft eher, dass ich mir 5x überlege ob ich das Pferd jetzt zurechtweisen muss oder ob es einen anderen Grund hat.
Wegen dem Unterbinden: Sie stupst mich ständig an. Also schubst. Beim Putzen. Das merke ich relativ früh wenn sie anfangen will, schiebe gleich ihren Kopf weg und sage energisch "Nein".
Gleichzeitig bekommt sie aber Click+Lob wenn sie von sich aus auf Handzeichen den Kopf wieder wegnimmt.
Das ist jetzt nur ein Beispiel.
Es gibt trotzdem niemanden der sie führen kann. Der Weg zum Paddock ist jeden Tag aufs Neue sehr aufregend. Es geht schon ein ruhiges Leitpferd neben ihr her. Trotzdem führt sie der Stallbesitzer und mit Hengstkette, weil es mir zu gefährlich ist wenn sie abhaut und auf die Strasse rennt.
Auf der Stallgasse und in der Reithalle, also ihr vertrauter Umgebung ist sie brav und lässt sich mittlerweile führen (wenn sie nicht grad wieder ihre "Du kannst mich mal" Phase einsetzen lässt).
In so Situationen wo sie sich ablenken lässt (sehr umweltorientiertes Pferd) keine Chance....
Aber ich will nicht dass sie drinbleiben muss. Dann lieber mit Kette zur Weide.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 13:41
von Lottehüh
Du widersprichst Dir ein bisschen - sie soll nur neben Dir herlaufen. Dann wird sie aber longiert und ist leicht angeritten.
Es ist natürlich unmöglich, solch ein ausgeprägtes Verhalten auf die Ferne zu deuten, aber ich finde wie schon angesprochen wurde, dass Du Dir evtl. Hilfe holen solltest. Aber bitte nicht von denen, die Du im Eingangspost beschrieben hast. Für mich jedenfalls wäre die Situation so absolut nicht tragbar und mit ein paar guten Tipps von den lieben Forumianern kann Euch wohl eher nciht geholfen werden.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 13:54
von bubi9191
Okay, das ist auch ein bisschen verwirrend.
Wir haben ja bis vor Kurzem nur Schritt geführt in der Halle.
Da hat sie das auch schon gemacht. Da habe ich nichts von ihr gefordert.
Longiert wird in einer anderen Halle, wir haben extra eine Longierhalle.
In der großen, hellen Halle wird nicht longiert.
Ihr Verhalten ist in den beiden Hallen absolut gleich.
Nur auf der Stallgasse, da ist sie brav beim Hin- und Herführen.
Der Tierarzt sagte mal, dass das normal ist, weil es gepflastert ist.
Aber draußen der Weg ist auch gepflastert, da ist sie auch nicht ruhiger.
Hilfe suche ich ja, aber wie gesagt, die zwei Bodenarbeitstrainer die für mich in Frage kamen suchten auch schnell wieder das Weite. Ich bin zur Zeit auf der Suche.
Unterm Reiter ist sie übrigens deutlich braver als an der Hand.
Klar kann sie da an manchen Tagen auch mal Rodeo spielen. Da glaube ich aber eher an Übermut. Denn wenn sie einen Tag vorher wirklich gearbeitet hat und ausgepowert wurde, macht sie das am nächsten Tag nicht.
Ich möchte aber ein 4jähriges Pferd nicht jeden Tag "auspowern", dafür soll die Weide da sein.
Und wenn sie halt einen Tag nicht "ordentlich gearbeitet" oder "ausgepowert" wurde spielt sie auch mal ein bisschen Rodeo. Aber alles in Maßen. Von oben fühle ich mich definitiv zur Zeit sicherer (weil ich sie einfach besser kontrollieren und einschätzen kann und ziemlich sattelfest bin).
Was ich suche war ein Nachfolger für mein Pony, was in Rente durfte. Ich bin schon "Turnierreiter", allerdings etwas anders gestrickt. Mein Pony beherrschte den Longenkurs, jegliche Freiarbeit, Zirzensik, Gelassenheitsprüfungen, etc. pp. Das volle Programm. Er ließ sich mit Halsring reiten und springen usw.
Mir ist das Miteinander mit dem Pferd in erster Linie auf jeden Fall wichtiger als sportliche Erfolge. Ich reite Turniere nur weil sie mir Spaß machen. Mein Pony war ein Pferd, das ist immer gerne zum Turnier gefahren. Er war nie aufgeregt oder nervös, sondern genauso entspannt wie vorher.
Auf Turniere fahren mit einem Pferd, was ich auf den Hänger zwingen muss, weil es weiß was ihm "blüht" kommt für mich nicht in Frage. Da würde ich dann zurückstecken. Möchte mein Pferd nicht zwingen.
Andererseits kam ich eben davon, von diesem Turnierreiten ohne Bodenarbeit, etc. Dass es sowas gibt wusste ich gar nicht und hielt das immer für Dinge, die "Freizeitreiter" machen, die "nicht reiten können".
Es ist nicht so fies gemeint wie es klingt, ich habe es eben nie anders gelernt und war noch sehr jung.
Ich habe mich dann eingelesen, viele Kurse besucht, etc. pp. und mittlerweile denke ich (eigentlich) ganz anders.
Nur bei diesem Pferd stoße ich momentan auf meine Grenzen. Und dann höre ich eben immer wieder, von Leuten die wissen wie ich arbeite und mit welchen Pferden (eigentlich liegen mir so "schwierige", sensible Pferde total und machen mir am meisten Spaß), dass es in der Linie nur so Pferd gab, ohne Ausnahme.
Und irgendwann, wenn man alles probiert hat, dann weiß man eben nicht weiter.
In der Situation befinde ich mich gerade.
Momentan bin ich drauf und dran, sie in Beritt zu geben. Aber wo gibt es einen Berittstall, der mit solchen Pferden umgehen kann, sie wirklich vernünftig ausbildet und nebenher aber den Umgang (und das ist mir ganz wichtig!) nicht außer Acht lässt? Wo ich informiert werde und Mitspracherecht habe.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 13:56
von Schnucke
bubi9191 hat geschrieben:
Schnucke, du bringst es auf den Punkt. Aber ich meinte mit zaghaft eher, dass ich mir 5x überlege ob ich das Pferd jetzt zurechtweisen muss oder ob es einen anderen Grund hat.
.
Nicht überlegen machen. Das ist bei vielen Menschen das Problem sie überlegen und machen dann oder machen nicht. Wenn ich aber erst überleg ist meine Reaktion viel zu langsam um fürs Pferd verständlich zu bleiben. Und was dazu kommt, ich muß fürs Pferd berechenbar werden, sprich die und die Aktion vom Pferd muß immer eine gleiche Reaktion von mir nach sich ziehen.
So wie Du dein Stütchen beschreibst, würde ich selbst Kleinigkeiten ahnden, sie nimmt sich ja echt einiges raus. Vorteil wenn man schon auf Kleinigkeiten reagiert, man kommt mit weniger Reaktion aus, aber man "sortiert" das Pferd schon mal ein und evtl. bleiben dann die größeren Dinge schon aus.
Wegen Leckerlis geben, da bin ich bei hapsigen Pferden oder Pferden die einen anstupsen ganz von ab gekommen. Ich hab selber so ein Exemplar stehen, die bei den ersten Clickerversuchen schon zeigte, daß es ein Problem werden könnte mit Leckerlis, weil sie in ihrem Vorleben gelernt hat die Menschen zu beeindrucken und dann was reingestopft zu bekommen. Ich arbeite bei ihr nur mit Stimmlob oder Kraulen, was sie auch sehr gut annimmt. Man muß auch sehr aufpassen was man beclickert.
Bei eurer Situation, anstupsen> Tadel> Kopf wegnehmen> click Leckerli; beginnt die Kette mit einer nicht erwünschten Aktion ihrerseits. Du willst ansich ihre positive Reaktion auf einen Tadel loben. Aber ohne ihre nicht erwünschte Aktion gäbs das gar nicht. Pferd lernt also anstupsen, Tadel, Kopf weg, Leckerli.
Mein Ansatz da wär positives Verhalten ihrerseits loben, bevor sie agiert, negatives tadeln *punkt* Nicht zu stupsen ist etwas normales was meines erachtens nicht groß positiv bestärkt werden muß. Zumal sie ja wahrscheinlich stupst um ans Leckerli zu kommen, kommt sie ja auch über einen kleinen Umweg

.
Was mir noch aufgefallen ist, Dein Pferd klingt recht unsicher, das zeigt sich darin, daß sie in Pferdegesellschaft ruhiger ist, daß sie mal so mal so ist. Dem entgegnet man am besten mit viel Selbstsicherheit und Ruhe, das muß man ausstrahlen. Dein Pferd sucht das und weil es das bei dir und den anderen Personen nicht findet, orientiert sie sich eben an anderen Pferden. Sie muß auch Umweltorientierter sein, weil sie auf sich gestellt ist wenn sie allein ist.
Das klingt jetzt als wär ich ein ganz böser Pferdebesi, der bei seinen Pferden gar nix durchgehen läßt und sie unterdrückt

. Aber ich bin halt der Meinung ein gewisser Rahmen muß sein, sonst wird es gefährlich. Hab ich ein Pferd erstmal eine gewisse Zeit und wir kennen uns kann man diesen doch erstmal sehr engen Rahmen auch langsam lockern. Bei manchen Pferden geht das sehr schnell, bei manchen dauert es etwas länger.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 13:59
von puscheltier
bubi, aus welcher Ecke kommst du? gerne auch per PN, ich hätte da einen Tipp für wirklich tollen Beritt, der auch deinen Bedürfnissen entgegenkommen müsste, in Norddeutschland.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 14:29
von faraway
Mein Ansatz da wär positives Verhalten ihrerseits loben, bevor sie agiert, negatives tadeln *punkt* Nicht zu stupsen ist etwas normales was meines erachtens nicht groß positiv bestärkt werden muß. Zumal sie ja wahrscheinlich stupst um ans Leckerli zu kommen, kommt sie ja auch über einen kleinen Umweg

.
"Nicht stupsen" ist aber doch für dieses Pferd eben nichts Normales, wenn das Verhalten sich bei ihr eingeschliffen hat. Insbesondere, wenn ihr euch u.U. in einer negativen Verhaltenskette à la Stups-Tadel-Wegguck-Keks befindet. Dann ist das mit negativem Verhalten Aufmerksamkeit erzielen ebenso erlerntes Verhalten wie ein bewusst beigebrachtes, erwünschtes. Insofern würde es sich schon lohnen, ruhiges Stehen kleinschrittigst zu bestärken und das auzudehnen. Notfalls erst hinter einem Zaun, damit sie einen nicht umnietet.
Bubi, was du beschreibst habe ich mit meinem Jungstütchen auch durch (nur dass sie nicht so ein Riese ist

)
Ich habe es zuerst normal-freundlich-konsequent bei ihr versucht. Die Aussetzer und Explosionen konnte ich damit nicht abstellen. Nachdem sie mich beim Longenkurs mal gezielt getreten und dann auch meinen Vater krankenhausreif geschlagen hatte, kam als zweiter Versuch die Dominanzschiene (mit Trainerin). Hat alles nur verschlimmert, auch wenn es anfänglich zu funzen schien. Dann stand Pony und ich machte einen GANZ neuen Anfang mit Freiarbeit, und zwar ausschließlich (es war Sommer, 24h Weide, sie musste nicht gehändelt werden). Ich habe das Clickern begonnen und hatte das Problem des hapsenden, fordernden Ponys. Aber statt es gleich wieder zu lassen, hab ich Wochen damit verbracht, Höflichkeit zu üben (Zaun zwischen uns, wenn sie zu heftig wurde Abbruch). Ende des Sommers konnte ich frei mit ihr arbeiten (kein Zaun mehr), LK wieder anfangen, sie zog das Halfter, den Kappzaum freiwillig an.
Beritt haben wir übrigens auch durch, von einem super Bereiter, dem ich jederzeit wieder ein "normales" Pferd anvertrauen würde. Aber mit Stuti ist er nicht klargekommen und hat es auch über Druck versucht, was bei ihr nur das Gegenteil von dem bringt, was man will. War letztendlich also ein Rückschritt...
Aber noch etwas war wichtig: Haltungsänderung. Sie stand in einer kleinen Herde, Sommer ganz draußen, WInter nachts große Box, tagsüber draußen (große Winterkoppel). Das hat ihr nicht gereicht. Entspannen konnte sie erst in ihrer 20-Mann-Herde, in der sie jetzt steht.
Re: Auf dem Papier kann man nicht reiten.....
Verfasst: Mo 9. Dez 2013, 14:43
von Scheckenfan
Wie ist sie zu händeln, wenn sie vorher geritten/bewegut wurde?
Besser?
Ich könnte mir vorstellen, dass sie schlicht und ergreifend nicht genug Bewegung/Beschäftigung hat, trotz Koppel & Pferdegesellschaft.
Kann das sein?