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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 11:01
von Lottehüh
Ich denke das Problem liegt einfach darin, dass wir fühlen, wie schlecht es um uns steht und zum Arzt gehen, bevor wir sterben. Die Pferde zeigen uns zwar, dass was nicht stimmt, aber um abschätzen zu können, ob es nun TA-relevant ist oder nicht, braucht es einen guten Erfahrungsschatz in Pferde-Auas gepaart mit einer super Einschätzungsgabe was das Individuum Pferd angeht. Ansonsten können wir das ganze schlecht einschätzen und sind dann natürlich lieber vorsichtig, als uns hinterher Vorwürfe zu machen.
Dazu kommt noch, dass es ja tatsächlich Pferde gibt, die erst Aua sagen, wenn sie wirklich heftige Schmerzen haben. Da muss man besonders aufpassen. Von daher finde ich den Vergleich Pferd – Mensch in diesem Fall etwas schwierig.
Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 11:04
von bubi9191
Denkt doch mal so:
Ohne eure Übervorsicht hätten viele Menschen (Heilpraktiker, Chriopraktiker, Physiotherapeuten, Sattler, Tierärzte, Ostheopathen,...) Existenzprobleme; denn sie hätten viel weniger zu tun.
Mein Pony hatte ich ja jetzt über etliche Jahre, den kannte ich und konnte durch beobachten genau erkennen wann er was ernstes hatte und wann nicht.
Wenn ich merkte der Rücken hakt wurde ein paar Tage nur vorwärts/abwärts locker geritten/longiert oder einfach mal Pause gegeben.
In den ganzen 9 Jahren hatte ich genau 2x nur zur Kontrolle weil ich neugierig war verschiedene Rückendoktoren da dran (glaube einmal Physio, einmal Ostheo - kann das nicht auseinander halten) und beides Mal war wirklich nichts.
Der Sattler hat meinen Sattel eingestellt als ich ihn gekauft habe und in 9 Jahren einmal leicht verändert. Das war's.
Mein Pony läuft und läuft und läuft. Der Tierarzt kommt zum Impfen. Das war's. Zähne macht eine Dentistin. Das wars dann aber auch schon und mein Pony strotzt trotz seiner 16 Jahre und chronischen Lungenproblemen, Ekzem und Stoffwechelproblemen vor "Gesundheit". Hört sich doof an, aber er hustet nicht, er ist fast voll belastbar, er sieht gut aus und er läuft ordentlich, entspannt und locker. Lahm war er in all den Jahren gott sei Dank nie.
Jetzt habe ich ein neues Pferd, was wesentlich teurer war, als das Pony damals vom Metzger. Klar bin ich da etwas vorsichtiger, aber im Grunde genommen beobachte ich auch da genau was ist. Sie hat jetzt drei Tage gehustet. Ich habe einfach abgewartet, sie abhusten lassen; jetzt ist wieder gut.
Ihr Ticken im linken Hinterbein habe ich beobachtet und ihr eine Woche Pause gegönnt - alles wieder okay.
Ich bin zum Glück (vielleicht auch wegen meines noch so jungen Alters) zum Glück da recht unbekümmert.
Wo ich allerdings sofort den Tierarzt holen würde wäre bei Augengeschichten. Wenn am Auge was ist, da zögere ich nicht.
Ansonsten bin ich da (zum Glück?) doch locker; habe aber manchmal auch ein schlechtes Gewissen, weil der Sattel, der Rücken und das gesamte Pferd lange nicht so oft durchgecheckt werden bei mir wie bei anderen Leuten.
Bisher waren meine Pferde aber immer gesund und ich habe damit nie negative Erfahrungen gemacht.
Ich glaube dadurch dass ich mir nicht sofort Sorgen mache, kann ich noch ganz gut dabei klar denken und auch richtig entscheiden, wann es wichtig ist, jemanden zu holen.
Auch Pferde haben schlechte Phasen/schlechte Tage und nur weils mal nicht läuft muss ja nicht sofort irgendwie was blockiert sein im Rücken oder der Sattel nicht passen.
Einfacher wird es, je länger man sein pferd hat und je besser man es kennenlernt.
Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 11:46
von Berry
Ich glaube, ich bin auch ziemlich unbekümmert bei den Pferden. Den TA hole ich erst, wenn ich selber nicht mehr weiter komme. Wenn der TA dann doch mal kommen muss, lasse ich mir die Medikamente geben und behandel selber weiter. Da mich mein TA gut kennt, weil wir mal zusammen in einer Klinik gearbeitet haben, bekomme ich auch die Medikamente zum i.v. spritzen von ihm. Bei Wunden, die nicht genäht werden müssen, hole ich keinen TA, bei Husten probiere ich auch erst selber Schleimlöser und Homöopathie aus und bei Lahmheiten warte ich erst mal ab. Mein Araber ist ein Montagsmodell, der war früher ständig verletzt oder krank. Seit einigen Jahren ist meine "Behandlung": einfach mal nicht so genau hinschauen und abwarten - seitdem ist er gesund und hat nur noch ganz selten irgendwas!
Zahnarzt kommt einmal im Jahr (und auch zwischendurch, wenn ein Pferd nicht mehr fressen kann, klar!). Da hatte ich früher den "Super-Dentisten", den alle empfohlen haben. Meiner Meinung nach hat sich seine Arbeit aber in den letzten Jahren so verschlechtert, dass ich jetzt einen günstigeren Zahnbehandler habe, der auch sehr gute Arbeit macht. Genau so mit Physiotherapeuten/Osteopathen, da musste es früher auch "der ganz tolle von weiter weg" sein, inzwischen suche ich welche aus der Umgebung, die nur halb so viel kosten. Und probiere vorher auch selber aus, das Pferd durch verschiedene Übungen wieder fit zu kriegen.
Futter gibt es nur Heu bzw. Grascobs und Mineralfutter. Nur fürs EMS-Pony gab es jetzt Extramittelchen, spezielles Mineralfutter, Kräuter usw., aber das wird jetzt langsam "ausgeschlichen".
Natürlich bin ich auch "krank", wenn eines meiner Pferde was hat, ich schaue dann ständig nach, auch nachts und kümmere mich viel, das ist selbstverständlich, wenn man keinen TA holt, finde ich. Aber wegen jedem Pieps gleich irgend einen Fachmann zu holen, habe ich mir (zum Glück für den Geldbeutel

) schon lange abgewöhnt.
Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 12:21
von Cate
Ich geh da eher mit Maxima, Berry und Piebald

, denke aber auch, dass ein Gutteil einfach eben die eigene Erfahrung ist, und natürlich hingucken, das eigene Pferd kennen, abschätzen können, wie "wild" es ist. Meine Pferdebesis sind da teilweise gaaaanz anders ....
Wo ich nicht abwarte sind so Sachen wie Kolik, Rehe, tiefe/stark blutende Wunden etc., zum Glück hab ich mittlerweile einen TA, der das auch so sieht wie ich, das ist viel Wert

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 12:42
von ehem User
Ich bin von Haus aus mit dem Spruch aufgewachsen "Was von alleine kommt geht auch von alleine"...
Ganz so knallhart würde ich es beim pferd nicht auslegen, aber ich habe den Hufrolleschub letztes Jahr auch alleine "behandelt", sprich Pony auf der Weide und in in Ruhe gelassen.
Ich versuche auch immer mehr, von Zusatzmitteln und allem wegzukommen. Nur noch Grundfutter und MF, fertig. Maximal eine Kräuterkur wie jetzt zum bsp, weil ich einfach gemerkt habe, dass er bei dem Wetter zu Verdauungsproblemen neigt.
Den Husten (COB) behandele ich auch selbst und zwar mit soviel Bewegung und Galopp wie möglich. Seitdem ich das mache und keine Pülverchen mehr zugfüttere, geht es ihm damit gut. 4x im jahr lasse ich den TA abhören, er ist immer sehr zufrieden.
Wenn mein Dicker lahmt, warte ich eigentlich immer drei Tage (außer er ist halt HG-lahm, das würde ich nicht verantworten können).
Koliksymptome sollten 1 Stunde nach der gabe von Colosan deutlich besser sein, sonst auch TA.
Aber so kommen wir eigentlich auch ganz gut längs, als ich zu Anfang meiner PB-SZeit häufig den TA da hatte, habe ich viel geld gezahlt und irgendwie trotzdem kein gesundes Pferd gehabt... ist bei mir selbst auch nciht anders...
Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 13:13
von Blondi
Ich vertrete absolut die Meinung von Maxima

Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 13:22
von Hina_DK
Ich glaube, diese Übervorsicht kommt auch daher, dass es bei einem Pferd noch viel schwerer abzuschätzen ist, wie ernst die Situation wirklich ist und ob und wieviel Hilfe tatsächlich notwendig ist. Es kann ja nicht reden und viele Pferde zeigen auch Schmerz nicht sonderlich deutlich, vor allem wir Isländerbesis können ja ein Lied davon singen. Bis die z.B. offensichtlich zeigen, dass sie eine heftige Kolik haben, sind sie selbst schon halb tot. Trotzdem sehe ich zu, außer natürlich in solchen wirklich sehr bedrohlichen Situationen wie Kolik, die Kirche im Dorf zu lassen und nicht bei jeder Kleinigkeit beim Pferd eine große Maschinerie in Gang zu setzen, sondern erstmal mit ruhig Blut nachzudenken, ob wirklich Hilfe notwendig ist, ob und wieviel man selbst tun kann oder erstmal Beobachten eine Alternative ist. Wenn man mehrere Pferde hat, wird man da glaub ich von Natur aus auch schon etwas gelassener, als wenn man alles auf ein Pferd konzentriert. Zudem investiere ich auch sehr viel Zeit darin, mich rund ums Pferd weiterzubilden. Das gibt einem selbst auch noch etwas mehr Sicherheit, nicht so oft Panik zu bekommen

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Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 13:38
von Sky4ever
Im Prinzip stimme ich euch zu, dass man die Kirche im Dorf lassen sollte. Aber mir fällt es ziemlich schwer. Ich würde mich jetzt nicht als überängstlich betiteln, aber lange warte ich nicht, bis ich den Tierarzt hole.
Zumal ich im Frühling dieses Jahres etwas erlebt habe, was mir doch viel Stoff zum Nachdenken gegeben hat. Eines Tages kam ich zum Stall und wurde von einer Miteinstellerin gefragt, ob ich mir mal ihr Pony ansehen könne, es hätte eine kleine Wunde am Fesselgelenk. Es war ein winziger Riss, vielleicht so einen halben Zentimeter lang. Was ich von außen durchs Winterfell sehen konnte, war er auch nicht sehr tief. Lahmen tat er nicht. Dann die Frage der Besitzerin "Würdest du einen TA rufen?" Meine Meinung war nein, auch der SB sagte nein. Sie rief keinen TA. Am nächsten Tag lag der Wallach auf der Weide und konnte nicht mehr aufstehen. Dazu kam hohes Fieber. Er wurde sofort in eine Klinik gebracht und notoperiert. Es handelte sich um eine Art Sehnenschaden, der ihn mehrere Monate außer Gefecht gesetzt hat. Und laut TA hätte es auch tödlich ausgehen können, wenn er dort noch länger gelegen hätte.
Es ist ein schmaler Grat zwischen Überängstlichkeit und der Gefahr, doch mal was zu übersehen oder falsch einzuschätzen. Und ich neige doch eher zu der einen Richtung, besonders nach diesem Schock.
LG Rabea
Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 14:22
von ehem User
"Pferde sind der Spiegel Deines selbst", so oder ähnlich geht doch der Spruch, und ich denke, das gilt auch für Krankheiten. Wer sucht, der findet. Beispiel: Serafin hat letztens beim ersten Reitversuch die Reiterin runtergebuckelt. Natürlich könnte ich jetzt "genau hingucken", eine Osteo holen, mit Sicherheit würde sie bei Serafin was finden, was man lösen oder entkrampfen kann, denn dafür wird sie schließlich bezahlt. Dann hole ich noch den Sattler, weil jede Sattellage kann man noch verbessern, und das wird er auch gerne tun, denn er wird nicht dafür bezahlt, dass er sagt "der Sattel liegt gut, da brauche ich nichzs dran machen". Beim nächsten Versuch bin ich dann überzeugt davon, dass das Problem ja jetzt dank Osteo und Sattler gelöst ist, dementsprechend gelöst gehe ich die Sache an und dann klappt´s auch. Wenn ich aber mit derselben gelösten Einstellung ohne Osteo-Behandlung und Sattler beim zweiten mal an den Reitversuch rangehe, dann klappt´s mit 90%iger Wahrscheinlichkeit auch. Fazit: die Osteo-Behandlung und Satteländerung waren unnötig, aber effektiv. Was lernen wir aus diesem Mist? Lass Pferd und Sattel wie es ist. Ändere Deine Einstellung dazu. Klappt und reicht in 90% der Fälle. Für die restlichen 10% gibt´s TÄ, Osteos, Sattler und Wenweißichnoch und dann hole ich sie auch mit voller Überzeugung und gebe das Geld dafür gerne aus. Von den 90% gesparten Kosten kaufe ich Möhren für meine Pferde und Schoki für mich.
Re: Sind wir zu extrem was die Pferde angeht?
Verfasst: Fr 22. Nov 2013, 15:27
von wiassi
Ich gehe auch einen Mittelweg. Durch jahrelanges Einstellerdasein in einem großen Stall bekommt man so einiges mit, zumal ich zb immer nachfrage und lerne, ob beim Sattler oder beim TA. Durch das jahrelange Kennen des eigenen Pferdes lernt man es ja auch einzuschätzen.
Einiges traue ich mir daher selbst zu beurteilen zu, anderes setzt mich in Alarmbereitschaft und das heißt immer und gleich TA -ohne Kompromisse. Bei zB Kolik, Einschuß, Schlundverstopfung etc immer TA, bei Husten, leichtem Kürzertreten mal kurzes Abwarten, je nach Pferd.
Ich kontrolliere nebenbei immer mal mit ob alles ok ist ohne groß drüber nachzudenken. Aber ich "suche" nicht nach Krankheiten. Es ergibt sich einfach im täglichen Umgang. Ich weiß genau, wie sich die Sehne bei hochgenommenem Huf meines Pferdes anfühlt, da ich das beim Hufekratzen gelegendlich abfühle, genau so wie ich den Huf mal auf Wärme abfühle. Ich merke auch, wenn sich das Verhalten ändert, so was alarmiert mich. Wenn mein großer VA beim Auftrensen den Kopf abwendet oder weggehen will heißt das was ganz anderes als wenn das der lütte Arabi macht. Letzterer hat die Arbeit nicht erfunden und muss immer überzeugt werden, ersterer will immer. Ist das nicht der Fall ist was im Argen. Das meine ich mit "kennen".
Ich gucke jeden Morgen die Pferde nicht nur als "mag dich" an, sondern automatisch mit Blick ob alles normal ist, schließlich sind sie dann eine weile sich selbt überlassen.
Wenn mein isi mal hustet horche ich auf und überprüfe das Heu. Das geben wir grad da 1+*-Qualität gerade trocken, aber nach nur einem Isi-Huster wäre das aber garaniert wieder nass weil er mal ein Emfindlichkeit gezeigt hatte.
Dann würde ich ein paar Tage abwarten. Bei den Arabies würde ich auch aufhorchen aber spätestens nach dem dritten Huster = nicht verschluckt oder sowas den TA rufen, da keinerlei Emfindlichkeiten vorliegen also alles damit auf Infekt hindeutet. Keines meiner Pferde buckelt "einfach so", da würde ich imner als erstes Sattelzeug und Trense/Reithalfter überprüfen, ob was drückt/piekt etc. Nicht unbedingt gleich mit Sattler aber mit carolapad. Außerdem hat jedes einen zweiten Sattel mit dem man testen könnte. Außerdem würde ich mir das Pferd in freier Bewegung gut ansehen. Das mache ich sowieso regelmäßig: mir das gesunde Pferd ansehen, sonst weiß ich ja nicht ob was nicht stimmt, wenn ich den Normalzustand nicht kenne.