Ich musste feststellen, dass er sich von der blinden Seite auch nur ungern fotografieren lässt. Ich wollte vor einigen Tagen mal die Fellverfärbung (dunkler, großflächig um die Augen herum) am Kopf dokumentieren und fotografierte mit Blitz im Stall. Das hat ihn doch sehr erschreckt und seither darf ich mit der Kamera kaum auf der blinden Seite sein - auch nicht aus 5 m Entfernung.
Mein kleines Sensibelchen.
Mal sehen, ob es bei Euch schneller so "gut" aussieht.
Bei uns war die OP ja im Dezember und die wegrasierten Haare wollten und wollten nicht nachwachsen. Kahl sieht das natürlich noch etwas unschöner aus und wenn ich direkt ins "Loch" fotografiere, schaut es auch noch mal blöder aus.
Da muss ich ihn auch immer mal jucken, weil er logischerweise keine Möglichkeit hat dies selbst zu tun. Allgemein war er die ersten Wochen sehr dankbar, wenn ich ihm meine Hand hin hielt, zum Scheuern.
Also, ich finde auch, dass das jetzt gar nicht so schlimm aussieht. Und auch nicht so auffällig ist, wie ich dachte. Skyggnir hätte ja auch noch einen langen Schopf zum Verdecken der Augen...
Ansonsten bin ich mit meinen Überlegungen auch noch nicht weiter.
eventuell kann ich Dir weiterhelfen.
Bei meinem Hafi wurde im letzten Jahr auch PA diagnostiziert. Er hatte genau das gleiche Krankheitsbild wie Deiner, allerdings hat man ihm auch angesehen, dass er starke Schmerzen hat. Er kniff das fies angeschwollene Auge zu und ließ sich da nicht anfassen. Man musste ihm Schmerzmittel spritzen, zwei Stunden später durfte man dann mal in die Nähe des Auges. Er war zu der Zeit 17 Jahre alt.
Ich war auch bei "einer renommierten Tierärztin in Norddeutschland" (komme aus Schleswig-Holstein). Frage: War das zufällig Frau Dr. B. in der Tierklinik So. in der Nähe von Bremen? Bei meinem Hafi wurde eine Vitrektomie dort in der Klinik durchgeführt, da die Krankheit bei ihm noch nicht so weit fortgeschritten war. Die OP verlief sehr gut. Ich hatte auch Angst vor der Narkose, da er auch ein wenig Übergewicht hat und es sehr warm war an dem OP-Tag. Er hat aber alles gut gemeistert.
Leider hat die Vitrektomie keine Besserung gebracht. Kaum hatte ich die Augensalbe (er bekam immer Antibiotikum + Cortison) mal drei Tage abgesetzt, hatte er den nächsten Schub. Es war grausam. 1.500,- Euro bezahlt, der ganze Stress mit Transport, OP etc - für nix und wieder nix. Dabei war Frau Dr. B. zu fast 100% sicher gewesen, dass die OP Erfolg bringt.
Da sein Auge nicht zur Ruhe kam und man ja auch nicht den Rest des Lebens Cortisonsalbe schmieren kann, rieten mir sowohl meine Haustierärztin als auch Frau Dr. B. dazu, das Auge zu entfernen. Da mein Hafi aber ein absolutes "Augentier" ist, der immer alles im Blick haben muss, war ich mir sicher, dass das für ihn ein extrem einschneidendes Erlebnis sein würde. Ich erkundigte mich bei allen Leuten, die ich kenne, die ihrem Pferd ein Auge haben entfernen lassen müssen und hörte die unterschiedlichsten Geschichten. Manche Pferde kamen gut damit klar, andere gar nicht - das ganze Wesen veränderte sich. Schreckhaftigkeit, Angst, Unberechenbarkeit ...
Die schlimmste Geschichte hörte ich von einer guten Freundin. Die Stute hatte sich gerade daran gewöhnt (nach einem Jahr!), dass sie dann doch mit einem Auge ganz gut klar kommt (geritten werden konnte sie in der Zeit allerdings nicht), da hat sie sich - wie auch immer sie das angestellt hat - das andere Auge schwer verletzt. Es war nicht mehr zu retten. Komplett blind gab sie sich schließlich auf, stand nur noch an einem Fleck und rührte sich keinen Zentimeter mehr. Meine Freundin versuchte alles, ob sie ihr noch irgendwie helfen konnte, ließ sie dann aber schließlich einschläfern.
Für mich hieß das ganz einfach: Solange das Auge zu retten ist, wird es gerettet! Ich hatte a) Angst, dass mein Pferd sich komplett verändern würde und b) dachte ich, er könnte ja das Auge evtl. noch gebrauchen ...
Ich muss dazu sagen: ich bin selbst Tierärztin. Habe somit evtl. Zugang zu Fachartikeln und Studien, die andere evtl. nicht haben. Aber informieren kann man sich prinzipiell auch gut über´s Internet.
Ich fand schließlich eine Klinik (meines Wissens neben München so ziemlich die einzige in Deutschland ...), in der man in der Lage ist, ein sogenanntes Ciclosporin-Implantat ins Auge einzusetzen. Ciclosporin ist ein Medikament, das das Immunsystem unterdrückt. Ist auch in der Augensalbe "Optimmune" drin. Allerdings nicht so hoch dosiert und es gelangt per Salbe nicht in den Augapfel hinein, sondern wirkt nur außen. Und somit quasi gar nicht bei PA.
An dieses Ciclosporin als Implantat ist wohl ziemlich schwer ranzukommen - meinte jedenfalls auch Frau Dr. B., mit der ich dann auch noch einmal telefonierte, um ihre Meinung zu hören. Siehe da: Sie riet mir zu der OP! Sie meinte, es wäre tatsächlich die letzte Chance, das Auge zu retten.
Ich telefonierte also mit der Klinik in der Nähe von Münster (Hochm...), und der TA da riet mir, möglichst schnell zu kommen, da mein Hafi mittlerweile eine chronsche Hornhauttrübung hatte. Da immer noch Cortison draufschmieren - nicht gut ...
Wir fuhren also gut 5 Stunden dort hin. Und was ergab letztendlich die Untersuchung (halt Dich fest): Mein Pferd hatte Herpes im Auge!!! Der TA da hat zwei einfache Tests gemacht, Gewebe wurde eingeschickt - Bingo. Herpes.
Er meinte, dass Herpes oft mit PA verwechselt würde, da die Herpesviren Schmerzen im Auge verursachen, was dann zu einer Pupillenverengung führt. Und diese Verengung wird dann oft mit einer Uveitis verwechselt, wie sie eben bei PA vorkommt. Ist aber keine PA! Die Behandlung bei Herpes ist eine völlig andere als bei PA!
Und auch unsere OP wurde letztendlich eine andere als ein Ciclosporin-Implantat. Es wurde eine sogenannte Keratektomie durchgeführt, d.h. das am stärksten mit Herpes befallene Hornhautareal wurde entfernt, die Hornhaut musste nachher langwierig wieder nachwachsen. Langwierig deswegen, weil Hornhaut nicht durchblutet ist. Es können also keine Nährstoffe zu den Zellen transporiert werden, um die Heilung zu fördern.
Wir mussten somit statt 5 Tage gut 14 Tage in der Klinik bleiben. Das haben wir aber auch gut überstanden, die Betreuung war exzellent, und mein Hafi hat wieder ein gesundes Auge. Ohne Schübe. Nachdem er vorher fast ein Jahr lang ohne Cortison nicht leben konnte ...
Warum das kein Tierarzt vorher auch nur in Erwägung gezogen hat, obwohl wir sogar darüber gesprochen hatten, weiß ich nicht. Eigentlich ist mein Pferd kein "typischer" PA-Patient. Falsche Rasse, viel zu alt. Trotzdem wurde nicht darüber nachgedacht, dass es evtl. auch etwas anderes sein könnte. Somit hätte ich fast wegen einer Virus-Keratitis ein Auge entfernen lassen!!! Das ist ungefähr so, als würdest Du Dir einen Finger amputieren, weil ein Nagel abgebrochen ist ...
Nur um das klarzustellen: Herpes an sich kann man nicht heilen. Das ist wie beim Menschen auch. Die Viren "schlafen" in den Zellen und werden bei Stress "geweckt", da das Immunsystem sie nicht in Schach halten kann. Schneidet man aber das Hornhautareal raus, in dem die Viren gar nicht mehr zu Ruhe kommen, so hat man nachher diesen ständigen Entzündungsherd abgestellt. Das Auge bleibt dann normalerweise Schub-frei. Über Jahre. So jedenfalls die Aussage des operierenden TA, der damit immense Erfahrung hat.
Und wenn dann doch mal wieder ein Schub kommt, oder das andere Auge plötzlich anfängt sich zu entzünden (was durchaus passieren kann bei Stress ...), dann wird eben nicht mit Antibiotika und Cortison, sondern mit Virustatika behandelt. Dann kommt es erst gar nicht zu so schweren Schüben, die die Hornhaut schädigen.
Ich kann nur allen raten, die ein Pferd mit PA haben, das von Rasse / Alter etc. nicht wirklich ins "PA-Schema" passt, eine Untersuchung auf Herpes durchführen zu lassen und sich dafür an einen erfahrenen (!!!) Tierarzt zu wenden! Oft ist das Ergebnis des Augenabstrichs negativ (also kein Herpes), gerade wenn das Auge lange mit Cortison behandelt wurde. Da braucht man dann eben einen kompetenten Fachmann, der sich nicht nur auf das Laborergebnis, sondern seinen Instinkt und seine Erfahrung verlassen kann und weiß was zu tun ist. Ich möchte nicht wissen, wie viele Augen entfernt wurden, weil die Grunderkrankung falsch diagnostiziert wurde!
Und wenn es doch PA ist und eine Vitrektomie nicht hilft oder nicht indiziert ist, dann hilft immer noch das Ciclosporin-Implantat! In der Schweiz ist man mittlerweile so weit in der PA-Diagnostik, dass man eine Probe der Glaskörperflüssigkeit nimmt. Ist die Leptospiren-positiv, wird eine Vitrektomie gemacht (= die Bakterien müssen aus dem Auge raus ...), ist sie negativ (=keine Bakterien im Augapfel), wird Ciclosporin implantiert, weil dann mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Autoimmun-Reaktion vorliegt. Bei meinem Pferd war der Glaskörper-Befund Leptospiren-negativ und es wurde trotzdem eine Vitrektomie gemacht. Weil mir eben gesagt wurde, das wäre das einzige was hilft. Half ja dann aber nicht. Aber man vertraut ja auf die Fachkompetenz der Kollegen ...
Leider wusste ich es zu der Zeit nicht besser, sonst wäre ich direkt in die andere Klinik gefahren. Daher rate ich jetzt jedem mit ähnlichen Problemen genau dazu, denn es war einfach das Beste was ich machen konnte. Die haben da so eine geballte Fachkompetenz was Augen angeht, das habe ich so noch nicht erlebt. Nicht einmal an der Uni, an der ich studiert habe.
Jep, lange Geschichte, die aber letztendlich gut ausging. Was Du nun letztendlich daraus machst, kannst nur Du selbst entscheiden. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht aufgegeben habe ...
Ach so - ganz vergessen vor lauter Schreiberei ...
Was das Narkoserisiko angeht: Natürlich ist das bei Pferden sehr viel höher als bei Hund oder Katze. Aber auch alte Pferde können heutzutage gut in Narkose gelegt werden, wenn sie a) relativ fit sind und keinen Herzfehler, Stoffwechselkrankheiten, extremes Über- oder Untergewicht etc. haben und wenn man b) die OP in einer Klinik durchführen lässt, wo solche Eingriffe zur Routine gehören. Sprich: Die Narkose muss nicht so lange sein, weil der TA schnell arbeitet. Eine Stallkollegin hat kürzlich ihren 28-jährigen Araber-Berber-Mix an einem Zahnfach (inkl. Trepanation etc.) operieren lassen - das hat er super geschafft.
Und die Narkose z.B. für das Ciclosporin-Implantat muss nicht so tief sein wie für eine Vitrektomie, da nur ein kleiner Schnitt in die das Auge umgebende Bindehaut gemacht wird. Das dauert maximal 20min.
Letztendlich kann Dir das aber nur der operierende Tierarzt sagen, dem Du dann vertraust. 100%-ige Sicherheit gibt es nie! Aber ich habe in den letzten Monaten vor der OP zwei Mal täglich Augensalbe gegeben. Und ich habe mein Pferd nicht am Haus stehen, sondern muss da 20 min hinfahren! Und da mein Hafi-Schnucki leider nicht der aller-kooperativste ist was andere Menschen angeht, war es mir auch leider nicht möglich, diese Aufgabe an jemand anders zu delegieren. Das geht auf Dauer extrem an die Substanz - man kann keinen Abend mehr einfach mal zu Hause bleiben ...
Wenn die Keratektomie nicht geholfen hätte, hätte ich mich definitiv dazu entschlossen, das Auge zu entfernen. Man weiß nie, wie lange das Pferd lebt - willst Du evtl. die nächsten 10 Jahre Augensalbe geben? Außerdem geht davon eben auch auf Dauer das Auge kaputt und dann muss man sich auch entscheiden wie es weitergeht. Dann lieber jetzt handeln, als wenn er dann irgendwann wirklich "zu alt" ist ... Wenn es ein Notfall wäre, würde man auch nicht zwei Mal überlegen.
@ Equester: Wenn Dein Pferdi sowieso schon blind ist, das Auge aber weiterhin nicht zur Ruhe kommt, würde ich Dir zu einer Entfernung des Auges raten. Man hört immer diese Horror-Stories wegen der Narkose, aber ich kann dazu nur sagen, dass ich jetzt schon in so vielen Klinken war und selbst lange Tiermedizin studiert habe und einfach sagen kann: WENN ein Pferd in der Narkose stirbt, dann eigentlich nur, weil es a) eine schwere Grunderkrankung hat, die die Narkose zu einem Risiko werden lässt, oder b) in der Narkose irgend etwas schief läuft, sprich: menschliches Versagen. Ja, das gibt´s eben leider auch, machen wir uns nichts vor. Aber a) kommt wesentlich häufiger vor als b) Und die Überwachung in der Tiermedizin ist heutzutage auch schon so weit technisiert, dass schon der kleinste Sauerstoff-Abfall bemerkt wird und man sofort handeln kann. Eigentlich sollte man sich deswegen nicht so viele Gedanken machen ...
Aber an sky4ever´s Stelle würde ich mir grundsätzlich nochmal darüber Gedanken machen, was für Deinen Süßen denn jetzt nun richtig und das Beste ist. Man kann z.B. auch seinen Tierarzt bitten, mal in dieser Klinnik anzurufen und sich einen fachmännischen Rat einzuholen. Da bricht er sich keinen Zacken aus der Krone. Hab´ ich auch gemacht ...
Ich hab´ kurz die Krankengeschichte meines Pferdes aufgeschrieben und gefaxt, noch am gleichen Tag habe ich einen Rückruf bekommen. Wie gesagt - das Beste was ich machen konnte. Und: Wenn ICH was am Auge habe, gehe ich schließlich auch nicht zum Allgemenmediziner, sondern zum Augenarzt, oder?! Der Haustierarzt KANN gar nicht alles wissen! Aber er muss wissen, wo er einen hinschicken bzw. wen er fragen kann, um den Patientenbesitzer umfassend zu beraten. Das halte ich für seine Pflicht. Die endgültige Entscheidung muss man letztendlich selbst treffen, aber wie kann man das wenn man gar nicht alle Fakten kennt?!
Denkt mal drüber nach ...
Ich kann nur allen raten, die ein Pferd mit PA haben, das von Rasse / Alter etc. nicht wirklich ins "PA-Schema" passt, eine Untersuchung auf Herpes durchführen zu lassen und sich dafür an einen erfahrenen (!!!)
Bei welchen Rassen und in welchem Alter triitt die PA denn am häufigsten auf ?
Ich mag nur mal einwerfen, dass ich von einem ehemaligen Tierarzt weiß, dass sehr viele Pferde (80%?) Träger eines Herpesvirus sind - wir hatten auch den Positivbefund bei einem Test. Der Erreger war aber nicht die Ursache für unser Augenleiden.
"Lebenskunst ist nicht zuletzt, auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten." (Vittorio de Sica)