Was ich damit eigentlich sagen wollte - vom Finden meines Herzpferdes abgesehen - ist, das ich damals weder gewusst habe, dass es die klassische Reitweise überhaupt gibt und dass das der Weg ist, den ich gehen möchte. Ich hätte mir damals mehr verbaut, als dass ich gewonnen hätte. Es ist meine subjektive Meinung, aber in meinem Umkreis haben etliche (sehr junge) Personen ein Pferd - und bei allen davon ziehts mir das Herz zusammen. Bei den einen mehr, bei den anderen weniger. Im Ende ist es aber immer das Pferd, dass alles ausbaden darf.
Von daher interessieren mich in dieser Situation gar nicht die Fragen, welchen Reitstil ich reiten soll oder mit welchem Sattel ich besser zurecht komme. Ich finde es gut, dass überhaupt Fragen gestellt werden - kein Thema! - aber mir wirft sich da Folgendes in den Weg:
- mit 10 Jahren weiß man nicht, wie der schulische Weg weiter aussieht und wo es einen beruflich hinzieht. Wie richtig bemerkt wurde, ein Pferd ist teuer. Der Anschaffungspreis ist ein Witz im Vergleich zu den monatlichen Kosten. Die können einem den Hals brechen, nicht die 5-10 000 € Anschaffungspreis, wo die liebe Verwandtschaft mitsponsert.
- das Glück mit der Arbeit vor der Haustür haben nur sehr wenige - viele müssen Pendeln, andere gleich zum Arbeitsort ziehen, der weiß Gott wo ist. Was tu ich mit dem Pferd? Was wenn ich dann genau einen anlache, der so furchtbar fremdelt, dass er gleich die neue Box zerlegt, wenn er 5min allein ist?
- neuer Trend: Auslandssemester. Mit 10 wusste ich damals auch noch nicht, dass mich das mal reizen würde. Ich habe im Kolleg echt bereut, dass ich mich in der Oberstufe nicht über ein Auslandssemester getraut habe, da ich erst mit der Zeit meine Freude am Englischen und am Spanischen entdeckt habe. Mit 10 hab ich mich da furchtbar schwer getan und ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich diese Sprache mal freiwillig lernen möchte. Nach dem Kolleg, pferdelos wie ich war, stand mir die Welt offen. Ich hatte eine Sprachreise in Malta und bin dann noch spontan für ein paar Wochen nach Chile zu meiner Verwandtschaft geflogen. Sensationell tolle Entscheidung. Jetzt, wo ich arbeite, ist das sowieso schwieriger. Mit Pferd gleich doppelt so kompliziert.
Mein gutgemeinter Ratschlag wäre KEIN eigenes Pferd.
Meine elementaren Ideen hierzu wäre diese:
- ERFAHRUNGEN SAMMELN
- durch ausprobieren entscheiden, WELCHE REITWEISE PASST ZU MIR (und die sollte wirklich ausprobiert werden, mit einem guten (!!!) Trainer, der gut mit Pferden kann und auf den ich mich verlassen kann, dass er mir auch hilft, wenn ich mit 12 noch nicht weiß, was ich tun soll, wenn er plötzlich so hektisch wird, über die Schulter ausbricht und weiß Gott was noch alles.
- nette Leute kennen lernen, guten Unterricht nehmen
- sich selber in der Welt finden, ehe man nach einem Partner sucht.
Wie siehts eigentlich mit den Eltern aus? Haben die Pferdeverstand? Können sie reiten? Wissen sie, wie man ein Pferd versorgt? Das absolut schlimmste, was nämlich passieren kann und wofür ich absolut kein Verständnis habe, ist, wenn die Eltern ihrem Kind ein Pferd kaufen, weil dieses halt so sehr damit nervt, sie selber aber null Ahnung davon haben und dann ein Pferd anschaffen, dass im Leben vllt. noch nie geritten wurde und danach Zeit seines Lebens in einer finsteren Box steht, als Nachbarn ein paar Ziegen hat und das man nur auf die Koppel kriegt, wenn man vorher den Weg absteckt und hinter der Boxentür in Deckung geht, ehe man diese aufmacht, um nicht Gefahr zu laufen, niedergerannt, gebissen oder getreten zu werden, weil es dermaßen sozial gestört ist.
Und das liebe Mädel, dem das Pony gehört? Begeisterung des 1. eigenes Pferdes innerhalb einer Woche gestorben. Pony hat sie nach dieser Woche eigentlich nie mehr gesehen, obwohl sie nur 15m davon entfernt wohnt.
Wenn deine Eltern nicht in diese Kategorie gehören und wirklich was von Pferden verstehen, weil sie selber reiten, selber ein Pferd hatten/haben oder sonst irgendwie das Verständnis da ist - dann sieht das alles gleich anders aus

Dann kann es wunderschön sein, als Kind ein eigenes Pferd zu haben und gemeinsam zu lernen.
Diese Erfahrung konnte ich bisher nur ein einziges Mal finden - und der Rest ... siehe oben. Daher meine direkten Worte. Ich meine es nicht böse, und im Endeffekt kann es mir egal, ob du nun ein Pferd kriegst oder nicht, aber wenn du dir schon so viele Gedanken über dein Pferd und den Umgang damit machst ... überlege dir vielleicht auch, was
DU NEBEN diesem Pferd noch willst. Ich war früher ein ziemlich bockiges Kind, das unbedingt ein Pferd/Pony wollte. Heute bin ich so unsagbar froh, dass mir meine Eltern keins gekauft haben.
Dazu stehe ich. Sehr direkt, wie du oben lesen konntest.
