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Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 12:42
von Hina_DK
Ja, es ist schon erschreckend, wie früh so viele Pferde, und ganz besonders viele, die im Turniersport eigesetzt werden, einfach nicht mehr reitbar sind. Das hat auch Opa Moritz nicht rausgerissen. Das Pony wurde sage und schreibe etwas über 50 Jahre alt und trug bis wenige Jahre vor seinem Tode noch vollkommen unproblematisch Kinder und dieses Pony hatte oft unter extrem schlechten Haltungsbedingungen gelebt. Mit über 40 Jahren lebte er z.B. in einem winzig kleinen Bretterverschlag, dann wurde er mit seinem Kumpel auf einer abgenagten Weide vergessen - ja, sowas gibt es auch -, bis sich eine gute Sele ihm annahm.

Das Hauptproblem ist ja, dass im Grunde ausdauernde Arbeitspferde, die fast täglich sehr viele Kilometer im Schritt untwegs waren, zu leistungsorientierten Sportreitpferden umgezüchtet wurden, aber ihre Haltungsbedingungen letztenldich nicht entsprechend angepasst wurden, auch wenn sich da schon ein bißchen was bewegt hat aber eben längst nicht ausreichend. Die meisten Pferde fallen wegen Atemwegsproblemen und Problemen am Bewegungsapparat aus.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 13:01
von Schattenstern
Ich hatte nicht gemeint, dass ein Pferd mit 20 in Rente kommt, sondern dass 99% aller Pferde, die gut angeritten wurden mit 20 noch voll belastbar sind. Dass es viele robuste alte Damen und Herren gibt, die noch bis ins hohe Alter gefordert und gefördert werden wollen, weiß ich nicht zuletzt durch Heidemis Mausi und Novembers Domino. Ich kenne nur leider auch Pferde, die mit 15 schon in rente gehen, weil sie angeblich nichtmehr fit sind. Unter "nicht mehr fit" wird dann verstanden, dass das Tierchen sich einfach langsam mäßigt charakterlich und nichtmehr bei jedem Lufthauch mit allen vier Hufen in der Luft steht...

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 14:25
von Sheitana
Es ist doch auch immer noch die Frage des wie.
Ich saß'mit drei auch shon auf unserer Charmer. Manchmal einmal die Woche, manchmal zweimal, manchmal zwei Wochen gar nicht. Ich wiege 50kg und es sah so aus, dass ich fünf min. Drauf saß im Gelände, dann gefüht habe und am Ende nochmal 5 Min. drauf saß. Auch mit 4 hat sie noch nicht viel mehr getan, außer mich ab und an ins Gelände zu tragen. Seit Winter wird sie jetzt auf dem Platz gearbeitet. Mit Abby will ich es ähnlich halten, Jamie wrd kopfmäßig mehr Zeit brauchen.

Problematisch ist es doch vor Allem dann wenn zu früh zuviel verlangt wird.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 14:26
von Sheitana
Es ist doch auch immer noch die Frage des wie.
Ich saß'mit drei auch shon auf unserer Charmer. Manchmal einmal die Woche, manchmal zweimal, manchmal zwei Wochen gar nicht. Ich wiege 50kg und es sah so aus, dass ich fünf min. Drauf saß im Gelände, dann gefüht habe und am Ende nochmal 5 Min. drauf saß. Auch mit 4 hat sie noch nicht viel mehr getan, außer mich ab und an ins Gelände zu tragen. Seit Winter wird sie jetzt auf dem Platz gearbeitet. Mit Abby will ich es ähnlich halten, Jamie wrd kopfmäßig mehr Zeit brauchen.

Problematisch ist es doch vor Allem dann wenn zu früh zuviel verlangt wird.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 15:02
von Hina_DK
Das geht ja schon damit los, dass es gar keine Definition für "angeritten" gibt. Darunter versteht so ziemlich jeder etwas anderes. Unter angeritten findet man Pferde, die gerade mal mit dem Reitergewicht vertraut gemacht wurden und ein paar Schrittrunden zockelten, aber auch Pferde, die durchaus schon ein durchschnittliches Reitpferdeniveau haben, an allen Hilfen stehen, die Hufschlagfiguren in allen Gangarten kennen, auch schon einige Dressurlektionen bereits unter dem Reiter beherrschen.

Hier in Dänemark gibt es den Begriff "anreiten" gar nicht. Hier ist ein Pferd entweder in der Grundausbildung mit dem Ziel "ryttervant", was nur bedeutet, dass es im Idelafall am Boden gearbeitet wurde, mit der Reitausrüstung und Reitergewicht bekannt gemacht wurde und ein paar Runden mit Reitergewicht gedreht hat, ohne irgenwelche ernsthaften Übungen dabei zu machen. Ansonsten ist das Pferd in Ausbildung oder es ist ausgebildet, wobei sich letzteres natürlich erheblich in Art und Level unterscheidet und dann auch so beschrieben wird. Darunter kann sich aber eigentlich so ziemlich jeder dann etwas vorstellen. Unter "angeritten" ist aber so ziemlich alles zu verstehen. Wir haben unseren Tigull auch "ryttervant" gekauft, d.h. da saß 5-6 mal jemand für ein paar Minuten drauf und das Pferd machte ein paar Schrittrunden. Da war er knapp 4,5 Jahre alt. Das wars dann aber auch und so kam er erstmal wieder für ein halbes Jahr zurück auf die Koppel und entwickelte sich in der Zeit wirklich noch ganz deutlich. Aber auch danach haben wir nicht "volle Pulle" losgelegt. Der ist jetzt auf einem Level, dass wir mit ihm gemütlich im Gelände rumzockeln und das auch nicht öfter als ein-zweimal die Woche, daneben Bodenarbeit, im Moment aber Winterpause. Aber erst jetzt hat er auch zumindest augenscheinlich die richtige körperliche und geistige Reife. Der war auch mit knapp 5 noch so ein richtiges "Spielkind".

Sicher ist es auch immer eine Frage des Wie aber eine Gewichtsbelastung auf sich entwickelnde Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder ist immer eine Belastung, auch wenn sie u.U. nicht erheblich ist. Dessen sollte man sich aber trotzdem bewusst sein und durchaus auch mal abwägen, welchen Vorteil es bringt, das verhältnismäßig früh zu machen. Es spricht ja nicht immer etwas dagegen aber drüber nachdenken, das sollte man durchaus. Bei Züchtern kommt dann eben nicht selten dabei raus, dass Zeit Geld kostet und bei Reitern ist es nicht selten eher eine Frage der fehlenden Geduld. Das wirklich vom körperlichen und geistigen Niveau realistisch einschätzen, das können doch in Wirklichkeit die wenigsten Laien.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Sa 16. Feb 2013, 16:21
von Lewitzer Flummi
Tja, ich habe meinen "Kleinen" leider mit knapp 3 Jahren "anreiten" lassen. :tuete:
Würde ich heute so nie wieder machen, aber damals wusste ich es nicht besser.
So sah er 2 Monate vor dem Anreiten aus: viewtopic.php?f=14&t=4526&start=70#p125997
Und hier sieht man ihn auf dem zweiten Bild mit jetzt knapp 5 Jahren: viewtopic.php?f=14&t=4526&start=70#p125920

Das "Anreiten" sah so aus, dass sich ca. 15 x jemand innerhalb eines Monats teilweise 1 h drauf gesetzt hat oder er als Handpferd mit ins Gelände musste. Die restliche Zeit des Tages stand er in einer eher kleinen Box. Raus kam er nur 2 oder 3 x weil ich mich dafür mächtig ins Zeug gelegt hatte. So etwas war einfach nicht geplant für die "Berittpferde".
Am Ende saß ich zwei Mal selbst drauf und ich freue mich darauf, dass irgendwann wieder zu machen.
Aber wie gesagt: Nie wieder, so früh und auch nicht dort!

Da sich der Kleine dann gleich am zweiten Tag zu Hause schwer verletzt hatte, kam eine ungewollt lange Pause rein und als ich wieder longieren wollte, ging er ab wie ein Flummi. ;)
Seither fummeln wir uns vom Boden aus langsam zusammen, aber Vertrauen ist etwas anderes. :(
Momentan habe ich das Gefühl, dass er vom Kopf her auch einfach noch nicht so weit ist. Jetzt soll er im Frühjahr erst noch gelegt werden, damit insgesamt vielleicht doch etwas mehr Ruhe rein kommt. Ich hoffe, dass ihn öfters die Hormone jucken und dies dann nach lässt. :shifty:

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: So 17. Feb 2013, 20:55
von HP-Manu
Tja, ich habe meinen "Kleinen" leider mit knapp 3 Jahren "anreiten" lassen.
als wir unsere Bella, Kaltblutmix, mit 3,5 Jahren gekauft haben, kannte sie auch schon Reitergwicht im Schritt und Trab und auch wir würden heute anders handeln wie damals. wir haben sie dann einfach weiter ausgebildet und uns eine reitlehrein gesuchz...heute weiss ich, dass es die falsche war, denn sie schaffte viel mit Zügel ran und Ausbinder und gib ihr mal die Sporen und so. Heute würde ich bei Bella in dem Alter ganz ganz viel erst mit Bodenarbeit machen bevor ich vom rücken aus weiter machen würde. ...und Kaltblüter gehören ja auch zu den sogenannten "Spätentwicklern"

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: So 17. Feb 2013, 21:17
von Hina_DK
Was ich auch ganz pervers finde sind schon mehrere Anzeigen für 1,5 - 2jährige Shetties, die bereits eingefahren sind :( , so nach dem Motto, vor dem Wagen tragen die ja kein Reitergewicht.

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: So 17. Feb 2013, 21:25
von HP-Manu
ja, ganz furchtbar!!!! Es wird eh immer früher eingefahren wie eingeritten...was ich auch nicht verstehe :roll:

Re: "Spätentwickler"?

Verfasst: Mo 18. Feb 2013, 08:37
von Sheitana
Aber es wird auch immer noch gekauft :nix: Solange der Kunde sowas nimmt :nix:

Ich bin ja hier und da immer mal auf Hengstsuche. Damit ich weiß, was am Markt ist, wenn ich ein Fohlen ziehen möchte. Neben den üblichen Kriterien wie passendes Ex- und Interieur achte ich genauso da drauf, wie die Pferde gehalten und gearbeitet werden. So sind schon mehrere sicherlich gute Hengste rausgefallen. Meist, weil die Leute ihre Pferde mit 1,5 oder 2 Jahren anreiten oder gar mit Fohlen schon was in Richtung Bodenarbeit etc. machen.
Der Käufer bestimmt doch den Markt.
Man wird es sicherlich nicht ganz verhindern können, aber je mehr man selbst tut, desto mehr hilft man.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich an solchen Diskussionen nur äußerst ungern beteilige. Sehr oft gerät es doch in Richtung schwarz/weiß. Ich meine, wir sind uns sicherlich einig, dass ein Pferd mit 1,5 oder 2 Jahren noch nicht untern den Sattel gehört, aber nicht jeder, der mit 3 anfängt ist gleich ein Pferdequäler.