To Helm or not to Helm?

Moderator: Stjern

ehem User

Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von ehem User »

Ich reite seit letztem jahr wieder mit Helm, weil ich durch eine zufällige Fotoaufnahme gesehen habe, wie schnell sich ein sicherer Sitz ändern kann, wenn das Pferd stolpert und in ein Loch tritt... das war wirklich haarscharf...

Ich habe danach viel Zeit in die Suche nach dem perfekten Helm aufgebracht, mit Kopfgröße 63 ist das gar nicht so einfach, vorallem wenn man noch lange Haare hat.
Aber auch ich habe was passendes gefunden und kann nciht mehr ohne Helm aufs Pferd. Ich bin jetzt in einem Stall, wo ausnahmslos alle von jung bis alt mit Helm reiten, finde ich toll, das macht es umso einfacher, in großen Ställen ist man ja meist der Ängstliche...

Wobei ich anfangs witzigerweise mit Helm das "Unsterblich" Gefühl hatte, ich war die ersten Wochen vollkommen wahnsinnig und bin im gelände Sachen geritten, die echt gefährlich waren oder habe auf dem Platz unnötige sachen ausdikutiert. Hat sich jetzt gsd geändert. Sicherheitsweste habe ich auch mal probiert, aber da war meine *hust* Oberweite mehr als im Weg, das ging überhaupt nicht. maximal ein wibelsäulenprotektor, aber da weiß ich nicht, was die wirklich bringen.

Ich lasse anderen Reitern aber ihre Freiheit, wenn sie ohne Kappe reiten wollen. Letztendlich muss am Schluss jeder selbst mit der Verantwortung für sich und seine Angehörigen klarkommen.
bine_mn
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Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von bine_mn »

Hi.
Entgegen meiner ganzen Vorschreiber muss ich mich als Ohne-Helm-Reiter outen. Ich hab meine Ponys seit gut und knapp 18 Jahren und ich würde sie als Lebensversicherung bezeichnen bzw. als sowas in der Art (wenn man bei einem Tier von sowas sprechen kann). Ich bin schon immer auf ihnen ohne Helm geritten, aus Bequemlichkeit. Ich hab aktuell gar keinen Helm mehr.

Ich hab die Ponys (bzw eins und eins innen drin) bekommen, als ich 16 war. Spontan-Kauf nach einem Ponyhof-Urlaub. Da ich nie eine Reitschule besucht habe, wo Helme ja meistens Pflicht sind, ist mir das nicht so in Fleisch und Blut übergegangen wie vielleicht bei anderen. Ich hab über 10 Jahre voltigiert vor dem Pferdekauf und das ist ja auch ohne Helm. Dann war ich Pferdebesitzerin und Vorschriften gab es nie.

Ich war vor vielen Jahren sogar einmal dabei, als eine Frau ohne Helm vom Pferd stürzte und an den Kopf-Verletzungen starb. Nachher stellte man fest, dass sie während dem Ritt einen Schlaganfall (die Frau war schon Rentnerin) gehabt hatte und das Pferd mit der bewusstlosen Frau aus dem Gelände nach hause gelaufen ist. In der Kurve der Hofeinfahrt stürzte sie dann runter, wg. der Bewusslosigkeit ohne jegliches Abstützen. Knallte voll auf den Kopf und der war auch ziemlich Matsche. Ich stand nur wenige Meter entfernt. Nach diesem Unfall sind viele Reiter in dem Stall (erstmal) sehr konsequent mit Kappe geritten, ich aber trotzdem nicht. Obwohl mich der Tod der Frau natürlich erschüttert hat.

Ich bin mit den Ponys früher auch gesprungen, wir reiten Freizeit-Western-mäßig, sehr viel Gelände. Inzwischen sind die Ponys beide Fast-Rentner und das Reitpensum dementsprechend auch ruhiger. Fremde Pferde reite ich aktuell gar nicht mehr. Wenn ich Kinder hätte, müssten die mit Helm reiten :) Ich hatte vor 3 Jahren eine junge RB (ca. 10) auf meiner Stute, die ritt mit Helm und sogar mit Schutzweste. Fand ich absolut richtig.

Gruß Sabine
Ramona
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Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von Ramona »

@Krähe
Verquer meinte ich insofern, als für dich das Tragen eines Helms bedeutet, dass damit Gefahr verbunden ist, der Verzicht dir dagegen Sicherheit gibt. Du musst doch zugeben, dass dies paradox ist. Der Helm macht das doch nicht gefährlicher oder ungefährlicher, ebenso wenig wie der Verzicht auf den Helm.

Was das Anschnallen betrifft, hoffe ich, dass dir auf einsamen Waldstraßen nicht mal ein größeres Tier vors Auto springt. Anschnallen schützt übrigens in den hohen Geschwindigkeiten kaum noch. Da hilft nur noch ein Airbag, wenn überhaupt. Anschnallen ist gerade für die langsameren Geschwindigkeiten "erfunden" worden.

@Mosheline
Das mit deinem Vater ist schrecklich. Tut mir sehr Leid, dass du und deine Familie das erleben musstet.

Ich möchte aber noch mal sagen, nicht das Reiten, Rad fahren, Auto fahren oder was auch immer an sich ist gefährlich. Unfälle sind gefährlich! Und die können leider überall passieren. Wo es geht, finde ich es daher gut, wenn man sich vor den Folgen eines Unfalls schützen kann. Das darf aber nicht dazu führen, dass man dann vor allem Angst bekommt, weil ja immer was passieren kann und sich letztlich gar nichts mehr zu machen traut. Dann versäumt man nämlich sein Leben. Also wo möglich Risikofaktoren mindern, ja, auf jeden Fall! Aber nicht mehr Angst entwickeln, gerade weil man sie mindert.
ehem User

Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von ehem User »

Ich finde ja, dass Sicherheitsempfinden hochindividuell und sehr sehr persönlich ist. Ich finde, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg finden muss mit den Risiken des Lebens umzugehen (natürlich im gesetzlichen Rahmen).

Das fängt beim Thema Impfungen an, geht über das Anleinen von Hunden, den Umgang mit Seuchen (Antibiotika im Fleisch, Pestizide auf Gemüse) und das Tragen von Helmen und Gurten. Das Thema ist hochemotional, sehr sensibel und empfindlich und es gibt mit Sicherheit für jeden schrecklichen Einzelfall irgendwo ein ebenso schreckliches Gegenbeispiel.

Ich finde daher nicht, dass man das Recht hat andere Menschen für deren persönliche Entscheidungen auf der Straße zusammenzufalten. Denn jeder Mensch zieht seine persönliche Grenze. Ich hab auch schon Leute gehört die es absolut "UNVERZEIHLICH" fanden, dass Eltern überhaupt reiten - oder ihr Kind auf ein Pferd setzen - oder einen Hund im Haushalt haben - oder mit dem Kind auf dem Rad Fahrrad fahren... oder ihr Kind Fahrrad fahren lassen.

...wo zieht man da die Grenze? Ist das denn wirklich immer alles so ganz eindeutig?

Ich wäre da mit Verurteilungen oder Anprangerung deutlich zurückhaltender und beschränke mich lieber darauf mir nur über meine persönlichen Entscheidungen Gedanken zu machen. Ich kenne die Hintergründe der Menschen auf der Straße nicht.

Beispiel aus dem Leben: In Hamburg bin ich
a) einmal von einem Rentner zusammengeschlagen worden, weil ich meinen Hund frei laufen lassen hatte (Rettungshundeausbildung im Freilaufgebiet)
b) einmal von einer Frau an der Bushaltestelle attackiert worden, weil mein Hund "immer angeleint" sein muss und mich das als Tierquälerin ausweist
ehem User

Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von ehem User »

Ramona hat geschrieben:Der Helm macht das doch nicht gefährlicher oder ungefährlicher, ebenso wenig wie der Verzicht auf den Helm.
Und eben da bin ich mir nicht so sicher, dass der Helm auf die Sicherheit beim Reiten wirklich gar keinen Einfluss hat. Ich denke, dass ganz besonders das Reiten unheimlich viel mit dem Gefühl zu tun hat, viel mehr als Auto fahren - wo die Sicherheit doch mehr von der Technik abhängt.

Das hat natürlich mit dem Individuum zu tun. Aber da ich ein "verqueres" Individuum bin, ist es dann nicht sicherer angstfrei ohne Helm zu reiten als mit ungutem Gefühl, dafür aber mit Helm?

Ich finde die Frage nicht ganz so eindeutig und einfach.
Anschnallen schützt übrigens in den hohen Geschwindigkeiten kaum noch.
Schnallst du dich dann trotzdem an? Also obwohl du glaubst, dass es gar nichts nützt?
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Sky4ever
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Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von Sky4ever »

Um auf die ursprüngliche Fragestellung zurückzukommen:

ich denke, es muss wirklich jeder selbst entscheiden, ob er einen Helm trägt oder nicht.

Ich möchte nur auf einen Satz hinweisen, der in diesem Zusammenhang häufiger fällt: "Bei meinem braven Pferd benötige ich keinen Helm, wir vertrauen uns".

Dies kann ich nicht nachvollziehen, denn ganz davon abgesehen, dass auch das bravste Pferd der Welt mal scheuen kann, reicht es ja auch aus, dass es in Stolpern gerät und stürzt, und das kann jedem Pferd überall (auch in der Halle / Auf dem Platz) passieren.

LG Rabea
ehem User

Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von ehem User »

Sky4ever hat geschrieben:Um auf die ursprüngliche Fragestellung zurückzukommen:

ich denke, es muss wirklich jeder selbst entscheiden, ob er einen Helm trägt oder nicht.

Ich möchte nur auf einen Satz hinweisen, der in diesem Zusammenhang häufiger fällt: "Bei meinem braven Pferd benötige ich keinen Helm, wir vertrauen uns".

Dies kann ich nicht nachvollziehen, denn ganz davon abgesehen, dass auch das bravste Pferd der Welt mal scheuen kann, reicht es ja auch aus, dass es in Stolpern gerät und stürzt, und das kann jedem Pferd überall (auch in der Halle / Auf dem Platz) passieren.

LG Rabea
genau das war es bei mir auch. Bocksprünge konnte ich (toitoitoi) bisher gut aussitzen, aber ein stolperer im vollen galopp...da kann man auch schnell mit dem bravsten Pferd der Welt zusammen auf dem boden liegen...
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Krümelchen
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Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von Krümelchen »

Ich reite mit Helm.

Immer. Auch bzw. gerade zum Trockenreiten oder so.

Allerdings habe ich sogar schon zwei Unfälle hinter mir die trotz Helm mit schwerer Gehirnerschütterung und Filmriss einhergegangen sind - wer weiß, ob ich ohne Helm überhaupt noch da wäre...
Mittlerweile habe ich mich so dran gewöhnt dass ich mich ohne irgendwie "nackt" fühle, genauso wie an den Gurt beim Autofahren.

Erwachsene können das selber entscheiden, bei Kindern und Jugendlichen mache ich bei uns am Hof auf die Helmpflicht aufmerksam wenn ich sie ohne "erwische".
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november
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Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von november »

genau das war es bei mir auch. Bocksprünge konnte ich (toitoitoi) bisher gut aussitzen, aber ein stolperer im vollen galopp...da kann man auch schnell mit dem bravsten Pferd der Welt zusammen auf dem boden liegen..
Das ist mir passiert. Mit meinem bravsten Pferd der Welt bin ich im Galopp gestürzt. Der Boden war überfroren, das hatte ich nicht gesehen und in einer kurve, schlug es ihm die Beine weg und ich knallte mit der Schläfe auf den Boden. Filmriss von ca. 30 min, wenn nicht länger, Gehirnerschütterung. Hatte keinen Helm auf, hatte ich nie (außer es war irgendwo Pflicht) auch später nicht. Damals gab es allerdings auch nur diese fiesen, schweren und unbequemen Dinger.

Nun habe ich ein neues Pferd und werde mir wieder einen Helm zulegen, da es einfach sicherer ist. Inzwischen macht mir der Gedanke an einen Sturz auch mehr aus, als in jüngeren Jahren, da war ich viel draufgängerischer. Ein Sturz ist nun mal ein Risiko, was ich nicht komplett ausschließen kann, aber minimieren kann man es. Heute sind die Helme, denke ich, auch so gut entwickelt, dass sie ein maximum an Schutz und dabei Komfort bieten.

Dass ein Helm den kopf im Falle eines Sturzes schützen kann, ist nun mal eine Tatsache, dass man auch mit einem braven Pferd auf den kopf fallen kann auch. Deshalb werde ich mich da über mein gefühl hinwegsetzen (Helm=bäh) und hoffen, dass ich dran gewöhne.
Little by little, one travels far.
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Ramona
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Re: To Helm or not to Helm?

Beitrag von Ramona »

Krähe hat geschrieben:Ich denke, dass ganz besonders das Reiten unheimlich viel mit dem Gefühl zu tun hat, viel mehr als Auto fahren - wo die Sicherheit doch mehr von der Technik abhängt.
Der größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch! Und die ganze Sicherheitstechnik nützt gar nichts, wenn der Mensch die Technik nicht richtig bedient. Erst in den letzten Tagen kamen bei uns in den Nachrichten vermehrt Meldungen über tödliche Unfälle, die durch Falschfahrer verursacht worden sind. :(
Krähe hat geschrieben:Aber da ich ein "verqueres" Individuum bin,
Das habe ich so nirgendwo geschrieben :? , ich fand lediglich den Gedanken widersprüchlich.
Krähe hat geschrieben:ist es dann nicht sicherer angstfrei ohne Helm zu reiten als mit ungutem Gefühl, dafür aber mit Helm?
Wenn du dich mit Helm so sehr verspannst, dass du damit dein Pferd nervös machst und das wiederum dafür sorgt, dass es dir eher durchgeht, steigt oder bockt, ein Sturz also wahrscheinlicher ist, während ihr beide völlig entspannt und gelassen bleibt, wenn du keinen Helm trägst und damit das Risiko überhaupt zu stürzen sehr gering ist, ist es ohne Helm u. U. sicherer. Einschätzen und entscheiden, musst du das aber ganz allein.
Krähe hat geschrieben:Schnallst du dich dann trotzdem an? Also obwohl du glaubst, dass es gar nichts nützt?
Selbstverständlich bleibe ich angeschnallt. Da mein Auto nicht von Null auf Hundert beschleunigt oder bremst, bin ich gezwungen, bei jeder Fahrt auch langsam zu fahren. Ebenso, weil ich nicht nur auf der Autobahn fahre, sondern auch innerorts, also nicht so schnell. Und ich schnall mich doch während der Fahrt nicht ständig an und ab. ;)
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