Hach ja, dieses liebe Thema. Wie oft mag es nur noch kommen?
Nein, keine Angst Piebald, ich werfe dir da nichts vor. Aber natürlich bist du nicht der Einzige, der das zur Sprache bringt. Und natürlich ist da deine RL, die bei euch war, nicht die Einzige, die das als Kritik an den LK vorbringt. Und leider auch zu oft, ohne den LK wirklich zu kennen, sodass ich der Meinung bin, dass man gar keine Kritik anbringen dürfte, wenn man sich nicht mit der Materie auseinander gesetzt hat und so gar nicht über die Ansätze bescheid weiß und so nur nach gesehenen Schülern urteilt.
Und da sind wir bei einem wichtigem Punkt. Das Verhältnis von dem, was ein Ausbilder als Konzept hat inkl. der Ansätze, Begründungen und Vorgehensweisen und dem, was ein Schüler daraus macht und zeigt und was dann evtl. Dritte sehen und schlimmer noch, was die Dritten sehen, ohne das Konzept zu kennen.
Aber genau diese Diskussion hatte ich z.B. am WE mit einer PK-Schülerin. Und davor mit einer Branderuplerin.
Es ist überall dasselbe.
Viele beschäftigen sich nicht mit der Materie und denken, der Schüler ist nun ein Abbild der Ausbildungsweise. Aber oft hat er nicht einmal mit dem Ausbilder zusammen gearbeitet usw., sodass das, was er zeigt, meilenweit von dem entfernt ist, was der Ausbilder sich eigentlich dachte.
Das ist natürlich problematisch. Aber es kann immer passieren, wenn ich meine Arbeitsweise "veröffentlich" vor allem in so einem Selbstlernkurs wie dem LK. DIeses Risiko muss ich eingehen, wenn ich möglichst viele erreichen möchte.
Wenn ich mein Wissen bei mir behalte und nichts preisgebe, wie z.B. ein anderer Longierer (HErr S.), dann kann mir das eher weniger passieren.
Aber wir haben uns bewusst dazu entschieden, es zugänglich zu machen. Möglichst vielen Menschen einen Weg zu zeigen, wie man gymnastizierend longieren kann usw.
Und ja, da gibt es dann viele Beispiele, die nicht gerade das beste sind.
ABER: Und das finde ich auch sehr wichtig, selbst dieses untertourige Longieren (wo leider zu viele stehen bleiben) ist oft noch besser als das, was ich viel zu oft unter klassischem longieren mit Schwung sehe. Von daher nehme ich selbst das dann lieber in Kauf.
Und jetzt kann ich mich nur noch meinen VOrrednern anschließen:
Die Vorübungen sind Vermittlungsübungen und dann nachher Aufwärmübungen. Wobei ich jetzt hier nicht verstehe, warum FiS und Übertreten untertourig sind? Da liegt es doch an mir, wie schnell ich Schritt mitlaufe und mein Pferd kann theoretisch doch im ganz normalem Takt laufen? Er hat nur keinen Schwung. Aber das hat kein Schritt, den ich am Anfang mit meinem Pferd zum Aufwärmen gehen/reiten/longieren muss.
Für mich ist da dann eher das Anschraten berechtigt als untertourig zu bezeichnen.
Das ist aber wieder nur einen Übung zur Vermittlung. Und kann man Pferd den Übergang vom Schritt in den Trab ind er von mir gewünschten Haltung (in der Regel nach drei Einheiten schon), dann ist das keine zwingende Übung mehr.
Dann kann ich eher in den kurzen Trab übergehen, der dann natürlich nicht sehr schwungvoll ist. Wie aber jeder Trab an der Hand, weil durch meinen Raumgriff beschränkt.
Und dann gehe ich auf Distanz. Und hier bin ich auch meist in der zweiten Einheit in einem annähernd normalen Tempo unterwegs. Das geht meist sehr schnell. Viele halten sich hier aber zu lange auf. Da gebe ich dir unumwunden recht!
Nur ist das nicht Sache des LK, sondern ich kann von mir selbst und vom Feedback anderer sagen, dass das aus Unsicherheit der Anwender passiert. Sie sind allein auf sich gestellt im Regelfall und meist sehr froh überhaupt ein so locker laufendes Pferd zu haben, dass sie Bedenken haben nun noch etwas weiter zu gehen. Denn meist verschlechtern sich die Pferde kurzzeitig, wenn sie mehr Schwung entwickeln sollen. Und dann gehen viele wieder einen Schritt zurück, weil sie Angst haben, es wird wieder schlechter, das, was sie sich so mühsam erarbeitet haben und womit sie doch so glücklich sind.
Da sind dann Live-Kurse meist wirklich sehr erhellend. Weil sie sich mit der Unterstützung eines Trainers sicherer fühlen und sich mehr trauen.
Und neben all diesem ist natürlich auch ein Fakt sehr bestimmen: Die meisten LK-Pferde sind leider nicht die "normalen Pferde". Es sind meist welche mit Vorgeschichte, Problemen usw. Das heißt, meist dauert alles etwas länger, was überhaupt nicht schlimm ist, aber das Bild wieder etwas verändert.
Wenn man dann ein schönes Jungpferd im Kurs hat oder im Beritt, dann ist es so schön zu sehen, wie man in nur drei Einheiten schon "ganz normal" longieren kann. Ohne irgendeinen Schwung wegzunehmen. Sondern nur ihn besser zu kanalisieren.
Tja und Schwung ist für mich auch das, was Ramona beschrieb. Etwas, dass sich letztlich aus einer gebeugten Hanke ergibt, also etwas, das aus Versammlungsfähigkeit resultiert. Nicht umsonst sagen zum Beispiel Branderupler, dass Schwung nach Versammlung kommt.
Alles andere ist leider viel zu oft einfach nur Tempo, oft sogar mit Taktverlust usw. Aber das kann jeder selber beobachten.
Wo wir nach dem kurzzeitigem untertourigem Arbeiten auf Distanz arbeiten ist für mich eher ein Zulegen, Rahmen erweitern.... Schwung wäre mir noch zu viel von der Bezeichnung her.
Und erreichen kann man das natürlich nicht mit einem Tipp. Aber Lektionen, viele Variationen, Übergänge und Linienwechsel sind quasi die Schlagwörter dazu.
Und hier ruhig probieren

(musste ich auch erst lernen

)
So, sorry für den Roman, aber es kommt eben immer wieder zur Sprache, sodass ich mir schon viele Gedanken darüber gemacht habe....