Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe
Verfasst: Fr 9. Nov 2012, 09:28
Och, ich kann dich soooo gut verstehen. 
Ich hab auch so ein eher langsames
Clickerpferd.
Ich weiß nicht sonderlich viele Details von Sanchos Vergangenheit, aber er wurde wohl mit ganz viel Druck von absoluten Laien ausgebildet. Als er zu mir kam war er ganz, ganz extrem druckempfindlich.
Der kleinste Fehler oder etwas Druck meinerseits führte sofort zu drohen und lästig sein und prinzipiell war er mal
. Sich selbstständig in die Arbeit einzubringen und seine eigenen Ideen vorzuschlagen kam für ihn gar nicht in Frage. 
Was es nicht leichter machte war, dass ich absoluter Clicker-Neuling war und im Endeffekt gar nicht wirklich wusste was ich da machte und wieso.
Es hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann wurde Sancho immer neugieriger und begeisterter und begann sich zu freuen wenn ich im Stall aufkreuzte.
Er hat auch begriffen, dass Eigeninitiative sehrwohl erwünscht ist und er hat auch jetzt einfach die größte Freude daran, wenn er etwas vorschlägt und merkt, dass es mir gefällt.
Trotzdem ist er noch lange kein Muster-Clickerpferd. Das mit der Eigeninitiative hat er zwar inzwischen schon recht gut begriffen, allerdings fehlt ihm oft einfach die Kreativität. Ich hab oft das Gefühl, dass er gar nichts damit anzufangen weiß.
Er kommt mir vor wie ein Kind, dass jahrelang nur vor dem Fernseher gesessen ist und dann mitten in einem tollen Wald steht und gar nichts mit sich anzufangen weiß, während die anderen Kinder stundenlang dort spielen. Ich hab oft eifnach das Gefühl, er hat nie gelernt mitzudenken und er kommt auch einfach nicht auf neue Sachen, die er ausprobieren könnte.
Während er sowieso immer schon alles mögliche ins Maul genommen hat, war er mit den Beinen zum Beispiel nie sonderlich aktiv. Ich weiß noch wie ich vor ihm stand und immer und immer wieder ein auf den Boden treten vorgemacht hat, während er mich verwundert anstarrte und doch wieder nur in die Sachen reingebissen hat, die vor ihm lagen.
Es hat lange gedauert, aber er hat gelernt, dass er auch mit den Beinen was machen darf und er hat sich meine Begeisterung gemerkt, die ich hatte, als er auch mal die Beine benutzte. Wenn wir jetzt neues Spielzeug haben wird automatisch mal dran rumgescharrt und geguck was Frauli dazu sagt.
Ähnlich mit den Targets: Das Nasentarget hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann hatte ers raus.
Das Wangentarget hat auch noch mal länger gedauert und ist auch noch in Übung. Das Kinntarget war dann plöztlich viel einfacher, weil er das Prinzip schon verstanden hat.
Dann funktionieren ähnliche Übungen plötzlich auch.
Beim Weichen wars auch recht ähnlich. Bis ich das erste weichen mit der Schulter bei ihm raus hatte, hab ich echt Wochen und ganz viel Geduld gebraucht und bin Ewigkeiten nur neben meinem Pferd gestanden und hatte meine Hand an seiner Schulter.
Dabei war es egal, ob ich ihn nur berührte, oder mich mit aller Kraft dagegen stemmte, Sancho hat sich keinen Millimeter bewegt.
Inzwischen weicht er locker fluffig auf Fingerzeig und das ganze lässt sich seitdem auch auf die HH übertragen, ohne dass wir das explizit geübt haben.
Soll jetzt im Gesamten heißen:
Wenn man etwas völlig neues aus Sancho rausholen will ist es immer noch schwierig.
Manchmal schaltet er einfach auf stur, manchmal hat er einfach keine Idee davon was ich jetzt eigentlich will. 
Ich versuche trotzdem ihn selbst drauf kommen zu lassen (also beim Nasentarget hab ich nicht die Hand auf seine Nase gelegt, sondern sie immer einige mm davon entfernt gehalten und so dafür echt ewig gewartet, bis er sie selbstständig berührt). Dass kann zwar echt Geduld kosten (und immer schaff ichs auch nicht
), dafür ist der Erfolg dafür umso größer. Sancho freut sich immer riesig, wenn er selbst auf etwas richtiges drauf gekommen ist
und ich sehe jeden Erfolg in die Richtung als kleinen Schritt in Richtung mehr Eigeninitiative und Kreativität. 
Wenn Sancho allerdings etwas lernen soll, das er in ähnlicher Form schon mal gelernt hat (also Nasentarget - Kinntarget, Schulter weichen - HH weichen, auf Luftballons treten - auf der Plane rumtreten etc.) kann es auch ganz schnell gehen.
Ich versuche einfach Sancho für jede gezeigt Eigeninitiative zu loben (außer natürlich er zeigt etwas, dass ich so gar nicht bestärken will) und vor allem immer mehr seinen Horizont zu erweitern.
Ich zeig ihm ein Spielzeug und zeig ihm was ich damit mache, ich mache ihm viel vor und ich versuche Übungen, Spiele... einzubauen, die in die verschiedensten Richtungen gehen und die verschiedensten Sachen von Sancho verlangen. Und jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Spielzeug aufkreuze, macht er mehr, neue Sachen damit und weiß sich besser zu beschäftigen.
Wir clickern jetzt seit etwas mehr als einem Jahr und wenn ich ehrlich bin stehen wir eigentlich immer noch ganz am Anfang.
Wir haben zwar schon so manche Sachen eintrainier und der Clicker hat uns bei vielen Sachen geholfen
aber von einem richtigen Clickerpferd ist Sancho noch weit, weit entfernt.
Unsere wichtigste Errungenschaft mit dem Clicker ist einfach die Motivation und der Spaß an der Arbeit. Sanchos Frustgrenze steckt sich immer weiter aus.
Er wird immer neugieriger (was er ja auch schon war, als er zu mir kam) aber vor allem immer offener und freundlicher Neuem gegenüber. Er ist nicht mehr prinzipiell
, sondern lässt sich inzwischen immer mehr auf Neues ein und versucht immer wieder sich einzuringen und mich zu beigeistern.
Wir sind noch lange nicht da wo wir hinwollen und Neues lernen dauert immer noch oft sehr lange
aber es wird und wird schön langsam immer besser und ich hatte noch nie so ein gutes Geduldstraining. 
Ich würd also versuchen wirklich geduldig zu sein
dir wirklich Zeit zu nehmen. Zeige extreme Begeisterung, wenn dein Pferd auch nur das leiseste Anzeichen von Eigeninitiative zeigt und feiere ihn wie einen Held
. Versuche selbst mit ganz viel Freude dabei zu sein, lächle und vermittle deinem Pferd, dass ihr nur Spaß habt und dass das gar nicht in Arbeit ausarten wird. Clickere vlt. anfangs vor allem Sachen, die dein Pferd gerne und mit Begeisterung macht und vor allem:
Wecke die Begeisterung und den Spaß am Clickern in euch Beiden.
Man lernt besser und leichter wenn es einem Spaß macht und eine positive Grundstimmung lässt dein Pferd die Angst vor Fehlern vlt. vergessen.
So, das ist jetzt ein ziemlicher Roman geworden.
Ich hoffe du kannst dir etwas nützliches heraus ziehen.
Es kann zwar oft echt Geduld und Nerven kosten, aber versuche trotzdem durchzuhalten und weiter
und freundlich zu bleiben. Dein Pferd wird es dir 1000-fach zurückgeben. 

Ich hab auch so ein eher langsames

Ich weiß nicht sonderlich viele Details von Sanchos Vergangenheit, aber er wurde wohl mit ganz viel Druck von absoluten Laien ausgebildet. Als er zu mir kam war er ganz, ganz extrem druckempfindlich.
Der kleinste Fehler oder etwas Druck meinerseits führte sofort zu drohen und lästig sein und prinzipiell war er mal


Was es nicht leichter machte war, dass ich absoluter Clicker-Neuling war und im Endeffekt gar nicht wirklich wusste was ich da machte und wieso.

Es hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann wurde Sancho immer neugieriger und begeisterter und begann sich zu freuen wenn ich im Stall aufkreuzte.

Er hat auch begriffen, dass Eigeninitiative sehrwohl erwünscht ist und er hat auch jetzt einfach die größte Freude daran, wenn er etwas vorschlägt und merkt, dass es mir gefällt.

Trotzdem ist er noch lange kein Muster-Clickerpferd. Das mit der Eigeninitiative hat er zwar inzwischen schon recht gut begriffen, allerdings fehlt ihm oft einfach die Kreativität. Ich hab oft das Gefühl, dass er gar nichts damit anzufangen weiß.

Er kommt mir vor wie ein Kind, dass jahrelang nur vor dem Fernseher gesessen ist und dann mitten in einem tollen Wald steht und gar nichts mit sich anzufangen weiß, während die anderen Kinder stundenlang dort spielen. Ich hab oft eifnach das Gefühl, er hat nie gelernt mitzudenken und er kommt auch einfach nicht auf neue Sachen, die er ausprobieren könnte.

Während er sowieso immer schon alles mögliche ins Maul genommen hat, war er mit den Beinen zum Beispiel nie sonderlich aktiv. Ich weiß noch wie ich vor ihm stand und immer und immer wieder ein auf den Boden treten vorgemacht hat, während er mich verwundert anstarrte und doch wieder nur in die Sachen reingebissen hat, die vor ihm lagen.

Es hat lange gedauert, aber er hat gelernt, dass er auch mit den Beinen was machen darf und er hat sich meine Begeisterung gemerkt, die ich hatte, als er auch mal die Beine benutzte. Wenn wir jetzt neues Spielzeug haben wird automatisch mal dran rumgescharrt und geguck was Frauli dazu sagt.

Ähnlich mit den Targets: Das Nasentarget hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann hatte ers raus.


Beim Weichen wars auch recht ähnlich. Bis ich das erste weichen mit der Schulter bei ihm raus hatte, hab ich echt Wochen und ganz viel Geduld gebraucht und bin Ewigkeiten nur neben meinem Pferd gestanden und hatte meine Hand an seiner Schulter.


Soll jetzt im Gesamten heißen:
Wenn man etwas völlig neues aus Sancho rausholen will ist es immer noch schwierig.


Ich versuche trotzdem ihn selbst drauf kommen zu lassen (also beim Nasentarget hab ich nicht die Hand auf seine Nase gelegt, sondern sie immer einige mm davon entfernt gehalten und so dafür echt ewig gewartet, bis er sie selbstständig berührt). Dass kann zwar echt Geduld kosten (und immer schaff ichs auch nicht



Wenn Sancho allerdings etwas lernen soll, das er in ähnlicher Form schon mal gelernt hat (also Nasentarget - Kinntarget, Schulter weichen - HH weichen, auf Luftballons treten - auf der Plane rumtreten etc.) kann es auch ganz schnell gehen.
Ich versuche einfach Sancho für jede gezeigt Eigeninitiative zu loben (außer natürlich er zeigt etwas, dass ich so gar nicht bestärken will) und vor allem immer mehr seinen Horizont zu erweitern.

Ich zeig ihm ein Spielzeug und zeig ihm was ich damit mache, ich mache ihm viel vor und ich versuche Übungen, Spiele... einzubauen, die in die verschiedensten Richtungen gehen und die verschiedensten Sachen von Sancho verlangen. Und jedes Mal, wenn ich mit einem neuen Spielzeug aufkreuze, macht er mehr, neue Sachen damit und weiß sich besser zu beschäftigen.

Wir clickern jetzt seit etwas mehr als einem Jahr und wenn ich ehrlich bin stehen wir eigentlich immer noch ganz am Anfang.
Wir haben zwar schon so manche Sachen eintrainier und der Clicker hat uns bei vielen Sachen geholfen

Unsere wichtigste Errungenschaft mit dem Clicker ist einfach die Motivation und der Spaß an der Arbeit. Sanchos Frustgrenze steckt sich immer weiter aus.
Er wird immer neugieriger (was er ja auch schon war, als er zu mir kam) aber vor allem immer offener und freundlicher Neuem gegenüber. Er ist nicht mehr prinzipiell


Wir sind noch lange nicht da wo wir hinwollen und Neues lernen dauert immer noch oft sehr lange


Ich würd also versuchen wirklich geduldig zu sein


Wecke die Begeisterung und den Spaß am Clickern in euch Beiden.

So, das ist jetzt ein ziemlicher Roman geworden.

Es kann zwar oft echt Geduld und Nerven kosten, aber versuche trotzdem durchzuhalten und weiter

