Bineline hat geschrieben:Jetzt würde mich mal interessieren, wie ihr euer Pferd - wenn's denn mal rappelt - zur Ordnung ruft.

Ich gebe ganz ehrlich zu, ich bin da nicht zimperlich
Es kommt aber auch immer auf die Situation an.
Was ich ausnahmslos immer mache (außer in No-Go-Situationen) ist die Tendenz steigern. Das halte ich für ganz ganz wichtig. Nicht einfach direkt drauf los poltern.
Das heißt in der Praxis:
- Ansprechen
- Ermahnen
- lauter Ermahnung
- Motzen
Unsere Pferde sind so lange bei uns, dass sie - wenn es zu solchen Situationen kommt - ganz genau wissen, dass spätestens, wenn ich wie ein Rohrspatz am Motzen bin die Grenze dessen erreicht ist, was ich toleriere.
Jetzt scheint z.B. Charmer nun wirklich in einer Pubertätsphase zu sein und die Grenzen neu ausloten zu wollen. Das ist auch völlig natürlich und normal. Es würde mich komisch vorkommen, wenn sie in ihrem Alter nicht das versuchen würde.
Umgekehrt weiß sie aber auch ganz genau, dass sie eine passende Antwort bekommt, wenn sie die Grenzen übertritt.
Gestern Abend beim Füttern z.B.
Wir füttern die Pferde frei auf der Wiese. Sie wissen, sie dürfen nicht an die Eimer der Anderen.
Ich habe oft eine Gerte dabei, weil ich mit dem "längeren Arm" einfach viel besser 6 Pferde dirigieren und schicken kann. Im Normalfall reicht ein kurzes Zeigen mit der Gerte auf die Brust und sie treten zurück.
Gestern wollte Charmer an Georgias Eimer.
Es gab ein ermahnendes "Charmer" - keine Reaktion
Daraufhin der Gertenzeig auf die Brust - keine Reaktion, weiteres Nase vorstrecken
Noch ein wedelnder Gertenzeig auf die Brust - keine Reaktion, Nase blieb vor
Als Nächstes gab es zwei deutliche Klapse auf die Brust mit der Gerte, Charmer sprang zickend und motzend ein paar Meter weg. Danach lies sie sich wieder ohne mit der Wimper zu zucken dirigieren.
Nun, nennt mich fies, aber ich stehe dazu

Denn es macht mich für die Pferde berechenbar. Sie wissen ziemlich genau, dass ich die Intensität steiger, wenn sie meine Grenzen überschreiten. Probieren tun sies natürlich trotzdem...

Dafür sind es Jungspunge (und manchmal auch die Alten).
Wichtig ist meiner Meinung nach dabei, dass man sich bewusst macht, was man selbst denn für Grenzen aufstellen möchte.
Bei mir gibt es Grenzen, die ganz klare Grenzen sind und die auch nicht übertreten werden dürfen. Grenzen, die da sind, aber variabel und Dinge, die ich nicht so ernst sehe.
Ganz klare Grenzen, die sogenannten NoGo´s sind für mich Beißen, Treten und Steigen, mich über den Haufen rennen. Da denke ich auch in dem Moment nicht nach warum sie das tun, das wird sofort beantwortet. Nicht mit Schlagen, häufig reicht es schon, wenn ich losbrülle (ich kann das sehr laut...

) oder mal Motze. Aber ja, wenn ich einen Strick oder eine Gerte in der Hand hab fliegt das auch schon mal

(ganz davon ab mach ich mir danach natürlich Gedanken, warum es dazu kam, nicht jedoch in dem Moment).
Auch das Füttern gehört in gewisser Weise dazu. Wenn ich nämlich zulasse, dass gezickt und gedrängelt wird, dann bin ich ganz schnell außer Acht und auch mal dazwischen. Das möchte ich vermeiden...
Variable Grenzen gibt es hingegen viele. Nur mal ein Beispiel: Ich möchte nicht, dass sich der Kopf an mir geschubbert wird. Wenn aber vorher angefragt wird, dass ich mich richtig hinstellen kann ist auch das mal erlaubt. Wieviele dieser variablen Grenzen es gibt entscheidet letztlich das Pferd. Georgia z.B. hat sehr viele, weil ich weiß, sie nutzt sie nicht aus. Charmer hat derzeit eher weniger, weil sie eben in einer Phase des Grenzen findens ist.
Viele Dinge sind mir auch einfach egal. So gibt es Menschen, die gerne jeden Schritt von ihrem Pferd kontrollieren, ich bin da weniger genau.
Es läuft bei uns aber lange nicht so *hart* ab, wie es vielleicht klingen mag. Grundfesten der Beziehung zu meinen Pferden sind Vertrauen, viel Lob, viel Kuscheln und auch viel Gefühl.
Aber das schließt ja nun mal Grenzen - die ich als sehr sehr positiv erachte - nicht aus und da bin ich eben ein Vertreter des "kurz, knackig, fair", als da ewig rumzudiskutieren

Allerdings kommen solche Situation wirklich höchst selten vor und solche Dinge wie Charmers Pubertätsphase, die kommen eben nun mal vor. Gefolgt von viel Lob, wenn es wieder in den richtigen Bahnen läuft.