Haben Pferde Humor?

[Nucades]

Jochen
Wie schön dich mal wieder zu lesen!
Inhaltlich melde ich mich ein anderes Mal, aber meine Freude wollte jetzt schon raus

[Romy]

Zur eigentlichen Frage fällt mir also, wie so oft, eigentlich nichts Genaues ein.

Es war trotzdem eine große Freude, deinen Beitrag zu lesen und ich hoffe, in Zukunft mehr von dir und deinen Pferden zu lesen.

[Romy]

Nun, eine der möglichen Definitionen lautet wohl: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht."

Im erweiterten und alltäglicheren Sinne bedeutet das unter anderem, daß jemand, der den Schaden hat, zwar für den Spott nicht zu sorgen braucht, wohl aber mitlachen kann — wenn er denn Humor hat.

Etwas, das so aussehen könnte, beobachte ich bei Pia. Zum Beispiel ist sie mal mit den Vorderbeinen auf eine mit Mist gefüllte Schubkarre geklettert, samt dieser umgefallen und lag dann im Dreck, rappelte sich ins Knien auf und bleib so, schaute mich mit großen Augen an und schien zu sagen "Das ist doch jetzt aber einen Applaus wert, oder?" Natürlich braucht es da als Erklärung keinen Humor, sondern einfach eine gut kalibrierte Erwartungshaltung darüber, was Menschen zum Lachen und Belohnen bringt.

Aber das finde ich generell schwierig, Humor von solchen sozialen Erwartungen zu trennen. Ich weiß gar nicht, ob das prinzipiell möglich ist. Es gibt zum Beispiel Studien, die zeigen, dass ein starker Emotionsausdruck (z.B. Lachen) beim Anschauen lustiger Filme nur dann zu beobachten ist, wenn andere Menschen dabei sind. Sind Personen alleine, scheinen sie plötzlich viel weniger Humor zu haben, wenn man denn Humor aus beobachtbarem Verhalten ableiten wöllte.

[Jochen]

rappelte sich ins Knien auf und bleib so

Hat Pia Erfahrungen mit Zirkuslektionen oder ähnlichem?
Dein Avatar-Photo könnte in diese Richtung weisen, und es würde ihr Verhalten in Deinem Sinne erklären.

Bei meinen Pferde hingegen würde ich zunächst nach Verletzungen suchen, da sie keine derartigen Erfahrungen haben. Thalie mit Sicherheit nicht: mit 9,5 Monaten gekauft und reines Geländepferd — Charm höchstwahrscheinlich nicht: zwar erst vor Kurzem gekauft, aber seit sechs Jahren Geländepferd und zuvor Rennpferd (Traber).

Zum Vergleich mit Pias Reaktion:
Wenn Charm (wie unten auf Seite 2 dieses Threads erwähnt) nach meinem "So, Freundchen, jetzt aber mal Schluß mit diesem Grenzensuchen!" in Richtung Feldmitte abdüst, dann springt er öfters in für mich sicherer Entfernung mit allen Vieren senkrecht in die Luft (was bei jungen Katzen immer so ulkig aussieht). Dabei keilt er dann mit voller Kraft nach hinten aus, peitscht den Schweif hoch und furzt laut knallend (Thalie kann das alles auch sehr gut).
Wenn er mich danach über die Schulter ansieht, bleibt er um 180° von mir abgewandt stehen — in allen anderen Situationen stellt er sich deutlich zur einen oder zur anderen Seite.

Mir fallen dazu keine eventuell antrainierten Verhaltensformen ein, und für das Gesamtbild sehe ich nur die Lesart, daß er dabei den Schalk im Nacken hat — nicht aber, daß er irgendeine Belohnung von mir erwartet (was ja auch vergeblich wäre, ich grinse ja nur).

Aber natürlich fördern alle derartigen Interaktionen den Gruppenzusammenhalt. Bei Menschen nimmt das — ansteckende — Lachen eine herausragende Stellung ein (verfeindete Menschen lachen eher selten miteinander).

Es gibt zum Beispiel Studien, die zeigen, dass ein starker Emotionsausdruck (z.B. Lachen) beim Anschauen lustiger Filme nur dann zu beobachten ist, wenn andere Menschen dabei sind. Sind Personen alleine, scheinen sie plötzlich viel weniger Humor zu haben, wenn man denn Humor aus beobachtbarem Verhalten ableiten wöllte.

Handelt es sich um Studien mit versteckter Kamera? Oder nur einfach um eine Annahme, wie in diesem Passus
https://de.wikipedia.org/wiki/Lachkonserve

Erstmals wurde eine Lachkonserve in der Hank McCune Show im September 1950 verwendet.[1][2] Der Einsatz erfolgte aus der Annahme, dass Menschen, die allein fernsehen, nicht lachen würden und durch eine Lacheinspielung dazu animiert werden müssten.

Und vielleicht erinnert sich ja noch jemand an den Lachsack:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lachsack

Bei Pferden vermute ich an Stelle des Lachens eher das "Alles-Ok"-Prusten — bei Pferden mit den Nüstern, bei Menschen mit den Lippen.
Zwischen Thalie und mir geht das oft abwechselnd bis zu vier-fünf Mal pro Nase/Mund hin und her, ebenfalls mit scherzhafter Grundeinstellung.
Außerdem hat sie mir als Jungpferd, also vor vielleicht 17 Jahren, den Reflex antrainiert, systematisch auf solches Prusten zu antworten, nämlich durch positive Verstärkung: Wenn sie sich in einer schrägen Situation befand und ich prustete, dann reagierte sie dadurch, daß sie Vertrauen faßte, was meine Antwort dann als korrekte Reaktion bekräftigte.

Solches Prusten samt Antwortreflex hat sich seither bei allen Pferden immer wieder als sehr hilfreich erwiesen, sowohl zur Herstellung einer allgemeinen Verständnisbasis als auch in spezifischen Situationen...