WaldSuse hat geschrieben: ↑Mo 25. Nov 2024, 11:39Auf die Gefahr hin, daß ich auf geftigen Widerstand stoße... Ne kleine Wasserspritzpistole?
Wenn jemand Ideen und Lösungsvorschläge anbietet, ist das für mich ganz sicher kein Grund für heftigen Widerstand - für genau das ist der Thread doch da. Ich möchte aber dennoch erklären, warum ich das in Situationen wie der mit Aahnuus Angriffen lieber nicht machen möchte. Auf abstrakter Ebene könnte man argumentieren, dass die Goats-Leckerlis und die Wasserspritzpistole das gleiche Prinzip seien. Schließlich hat das Verhalten des Pferdes in beiden Fällen nicht die erwünschte Konsequenz, sondern es erfolgt etwas eher unangenehmes. Für mich gibt es da aber trotzdem einen Unterschied.
Weil ja gerade Weihnachten vor der Tür steht, kann ich das vielleicht mit folgender Analogie erklären: die Goats sind für mich so, wie wenn die Oma einfach bescheuerte Geschenke macht, die Wasserspritzpistole ist der Weihnachtsmann mit der Rute. Während Ersteres bei mir als Kind eher Augenrollen hervorrief, hatte ich beim Gedanken an Letzteres Angst. Und Angst ist für mich keine Emotion, die ich bei einem jungen, sensiblen Araber erzeugen möchte, wenn er mit sich und der Welt überfordert ist und das in aggressivem Verhalten zum Ausdruck bringt. Erst recht möchte ich keine Angst vor MIR erzeugen, sondern lieber ein Fels in der Brandung sein, wenn Aahnuu das gerade selbst nicht sein kann (Aahnuu Inyan heißt übersetzt "lachender Fels" - die Züchterin hat ihn so genannt, weil er schon als Fohlen so stark und gleichzeitig so fröhlich war). Ich kann gut damit leben, wenn er mich manchmal ziemlich dumm findet, weil ich einfach keine Ahnung habe, was schmeckt. Ich könnte nicht gut damit leben, wenn er mich anstatt als Fels in der Brandung als eine drohende Steinlawine wahrnehmen würde, vor der man sich in Acht nehmen und in Sicherheit bringen muss. Zu kostbar ist es mir, dass Aahnuu IMMER zu mir hin will - auch wenn die ganze Herde aufgeregt weggaloppiert, bleibt er völlig frei bei mir. Das erlebe ich so mit keinem anderen Pferd und es ist meine oberste Priorität, das nicht kaputtzumachen.
Allerdings hab ich oben geschrieben, dass ich wasserspritzpistolenartige Dinge
in dieser Situation nicht machen wöllte. In einer anderen Situation verwende ich eine ganz ähnliche Maßnahme. Meine Pferde dürfen ja auf Spaziergängen grasen wann sie wollen - unter der Bedingung, dass sie sich abrufen lassen. Wenn dieser Abruf nach wiederholten Versuchen nicht klappt, kommt (nach mehrschrittiger Ankündigung) ein Klümpchen Dreck geflogen. Der Unterschied ist für mich, dass das keine Angst- oder Überforderungssituation ist. Hier ist das Pferd nicht in Not und ich verstärke die Not nicht durch mein Verhalten. Dennoch ist das natürlich eine Form von positiver Strafe (positiv heißt in dem Fall nicht "gut", sondern "hinzufügen") und damit passt es nicht wirklich zum Thema des Threads. Ich wollte damit nur sagen, dass für mich nicht die Frage ist "ist diese oder jene Reaktion von mir erlaubt?", sondern ich möchte mir darüber bewusst sein, was der Kontext ist und dass ein und dasselbe Verhalten von mir je nach Kontext komplett unterschiedliche Wirkungen haben kann.