Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Moderator: Keshia

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Sheitana
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von Sheitana »

Nucades hat geschrieben: Mo 25. Mär 2024, 17:08 Ich habe ein anderes Verständnis von Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnissen und praktiziere es in beide Richtungen auch anderes.
Habe ich für eine Aufgabe keine personelle Kapazität, Zeit, noch nicht genug Wissen/Erfahrung, o. ä., melde ich das zurück und lehne die Aufgabe ab, bzw bitte ich darum, dass mir, wenn möglich, die notwendigen Ressourcen zugänglich gemacht werden. Ist das nicht möglich, lehne ich die Aufgabe komplett ab.
Umgekehrt gehe ich als Vorgesetzte auf eben solche Rückmeldungen ein.
Manchmal muss man trotz allem "durch", aber letztendlich sind Mitarbeiter, die Mitsprachemöglichkeiten haben, zufriedener und auch produktiver.
Edit: Freundschaften bleiben von all dem unberührt :-)
Bin da bei dir, so sehe ich das auch :gut:

Und: Nicht jedes Pferd kommt mit zuviel Freiheiten klar. Ihnen die Sicherheit von (ggf. eng) gesteckten Grenzen geben ist je nachdem unerlässlich.
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anouk
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von anouk »

Spannend in welche Richtung sich das hier entwickelt
Ich pick mal nur etwas raus,
zB
Sheitana hat geschrieben: Di 26. Mär 2024, 07:37 Und: Nicht jedes Pferd kommt mit zuviel Freiheiten klar. Ihnen die Sicherheit von (ggf. eng) gesteckten Grenzen geben ist je nachdem unerlässlich.
oder das
Nucades hat geschrieben: Do 21. Mär 2024, 17:11
Wallinka hat geschrieben: Do 21. Mär 2024, 09:48 , ich könnte mir vorstellen, dass da auch die unterschiedlichen Ponytypen eine Rolle spielen. Wenn ich ein leichtfuttriges, lungenkrankes Pferd habe, dass bei zu wenig Bewegung gesundheitlich leidet, finde ich persönlich den Gedanken eines freundlich motivierenden Chefs nicht schlecht
Wichtiger Punkt :-d
In so einem Fall geht's nicht nur um den "Spaß an der Freude", sondern um gelebte Verantwortung gegenüber der Gesundheit des Pferdes.
Ja :nix: ich habe ja auch nie die Intention gehabt, dass ich meinem Pferd Freiheit zugestehe, um es selbst oder andere in Gefahr zu bringen.

Meine Intention war lediglich zu benennen bzw zu hinterfragen, wie frei arbeiten ohne Ausrüstung am Pferd ist, wenn ich dem Tier dabei aber klar mache "Ich Chef, du hörst" und das eben mit Druck :nix:

Geht es mir um Gesund erhalten und Bewegung muss jetzt, weil, dann Strick ran und Pony weiß bestenfalls durch Training, was Phase ist.

Verhalten wie "ich werde nicht übern Haufen gerannt" oder "du bleibst jetzt stehen, weil LKW" sind doch Erziehungsfragen. Die kann ich auf ganz unterschiedlichen Wegen erarbeitet haben. In der aktiven Lernsituation befinden wir uns zu 99% innerhalb der operanten Konditionierung, dort stehen uns laut aktuellem Forschungsstand 4 Lernquadranten zur Verfügung. In welchem ich mich bewege und welche das Tier lieber mag/bevorzugt :nix: Und das ist halt keine Methode etc, sondern Lerntheorie, wie funktioniert was. Damit ist dann darlegbar, warum positiv Verstärken wirkt und das nicht ohne negative Strafe auskommen wird. Und andersrum.

Aber, und darauf wollte ich den Finger legen, warum biete ich meinem Pferd an, wir arbeiten frei ohne Hilfsmittel am Pferd, wenn ich doch nur wieder meinen Willen durchsetze. Mit Druck :nix:
grüßele anouk :schaf:
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Schattenstern
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von Schattenstern »

Ganz kurz zwischen Tür und Angel: Weil ich möchte, dass meine Kommunikation auch ohne physische Hilfsmittel funktioniert. Ich will auch abrufen können, wenn ich den Strick nicht in der Hand habe. Entweder weil ich nicht über die Koppel rennen will, oder weil sich das Pferdc aus welchem Grund auch immer losgerissen hat oder ich runter geflogen bin.
Warum reite ich nicht einfach immer mit Kandare und Sporen? Weil ich in meiner Kommunikation feiner sein möchte. Trotzdem muss die Bremse funktionieren und die Lenkung.
Und weil ich auch mehr Feedback vom Pferd haben möchte. Ich will wissen, dass er das nicht aus Spaß mit mir macht sondern weil das gerade Job ist. Zumindest für mich ist das schon ein relevanter Punkt in der Abwägung, wie oft und was genau ich fordere.
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von crinblanc »

"du bleibst jetzt stehen, weil LKW"
ist hier an der Hauptstrasse tatsächlich der einzige Punkt, wo Hund oder Pferd (notfalls) auch mal eher unfreundlich zurechtgewiesen werden.
Auf der Strasse wird nicht diskutiert, basta. Ganz autoritär, hat der Bunte gestern erst erfahren müssen :whistle:

Fällt für mich aber unter "überlebenswichtig" und sicher nicht unter Freiarbeit.

In einer anderen Wohnsituation würd ich die Füchsin auch wohl "ableinen" können und wollen :seufz:
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A.Z.
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von A.Z. »

Wobei für mich "unfreundlich zurechtweisen" absolut unter Managment fällt und mich bei Eintreten auffordert, besser in sicherer Umgebung vorzubereiten, bevor ich z.B. an die Straße gehe.

Und ich bleibe dabei - in meiner idealen Welt ist mein Pferd nicht mein Angestellter und ich bin nicht sein Chef. Denn genau dieser (unterschwellige) Gedanke, dass mein Pferd mir eine irgendwie geartete Leistung schuldet (seinen Job macht), bringt mich immer wieder in die Falle, wo ich einfach nur mit grobem Druck verlange, statt zu schauen ob ich mich wirklich klar ausdrücke, ob es überhaupt körperlich und mental in der Lage ist, die Anforderung zu erfüllen ...
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
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anouk
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von anouk »

Schattenstern hat geschrieben: Mi 27. Mär 2024, 07:32 Entweder weil ich nicht über die Koppel rennen will,
Weil ich das gefühlt von dir mehrfach gelesen habe als relevanten Punkt. Hast/hattest du das Problem selber oder kennst du abschreckende Beispiele, dass du dir sagst, dass will ich im Leben nicht?
grüßele anouk :schaf:
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Schattenstern
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von Schattenstern »

Also bei Bilbo habe ich das Luxusproblem, dass er sich brav abholen lässt, ab und an auch mal einen Schritt auf mich zu kommt, aber ich schon zum einsammeln immer über die komplette Koppel laufen muss. Klar, für unser aller Lieblingshobbit ist fressen netter als Arbeiten. Ein Abruf wäre trotzdem netter.

Als abschreckendes Beispiel habe ich unseren Schecken. Keiner weiß warum, aber der lässt sich eben nicht einfangen. Der kam zweijährig aus Spanien schon mit "fassmichnichtan" und stand dann bei den Vorbesitzern mit Halfter und Strick auf der Koppel, weil man ihm sonst teilweise seeehr lange hinterher laufen kann. Und auf der Koppel bleiben ist keine Option. Und als hochgradig EMS gefährdetes Pferd können wir den leider auch nicht nur zum lieb haben rein holen.
Ja, das Pferd tut mir leid, sobald man mit etwas kommt, das er nicht einschätzen kann, steht er zitternd im Auslauf und erwartet auf jeden Fall, dass man ihm jetzt was richtig böses will. Hilft aber nix, halftern muss einfach klappen. Ist ja aber auch nicht Fokus dieses Threads.
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von crinblanc »

besser in sicherer Umgebung vorzubereiten, bevor ich z.B. an die Straße gehe.
das haben wir... beide sind absolut verkehrssicher (siehe unsere Baustellen-Challenge letztes Jahr). Gerade weil das an sich klar ist, werd ich ja stinkig, wenn man dann ein "ich mag jetzt aber lieber zur Wiese" seitwärts über die Strasse steppend verkündet. Das hat nix mit Angst oder Unsicherheit zu tun, sondern mit Pony-Laune.

Würden sie das abseits auf nem Feldweg so kommunizieren, würd ich die "Widersetzlichkeit" wahrscheinlich kreativ für was tolles nutzen, geht da dann nicht :nix: wenn sich so langsam Autos und Landmaschinen stauen.

Übrigens hab ich mich nie als Chef betrachtet und meine Pferde noch viel weniger als meine Angestellten- das seh ich eher umgekehrt.
Immerhin bin ich Room-Service, quäle mich zu für mich fiesen Zeiten aus dem Bett und kastriere meine Freizeitgestaltung oder schlepp mit Fieber Mistwannen- weil ich selten eine Pony-Vertretung hab.... :nix:
ist aber nix, wo ich ein "diese leistung gegen Reiten/Gehorsam etc.." dran festmache...
Nucades
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von Nucades »

Am "verkehrten" Chef-Mitarbeiter-Verhältnis ist was dran :kicher:

Straßensicherheit: Mein Bub ist "schusssicher",
wir müssen im Straßenverkehr nix üben :nix:

Und so dackele ich kürzlich mit ihm und seiner Freundin über eine wenig befahrene Straße Richtung einer mehr befahrenen Straße, da sieht er auf einer fast parallel verlaufenden Straße eine Stute, die er länger nicht getroffen hat :love:
Die Familienplanung lief in seinem Kopf innerhalb kürzester Zeit ab, es gab nur noch einen störenden Faktor: mich...

Da greife ich massiv durch! Geht nicht nur um mich, mein Pferd, anderer Leute Pferde, sondern um die Sicherheit aller im Umkreis.

Aber back to topic:

@ anouk: Was ist für dich psychischer Druck und Zwang in der Freiarbeit? Ich fürchte, ich habe das noch nicht verstanden :-)
crinblanc
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Re: Freiarbeit, Liberty - wie frei ist das wirklich oder wir frei kann/sollte das sein?

Beitrag von crinblanc »

Nucades- genau so ne Situation mein ich, nur daß es bei uns nicht die Familien- sondern die Menuplanung war, der ich im Weg stand :mrgreen: .
statt zu schauen ob ich mich wirklich klar ausdrücke, ob es überhaupt körperlich und mental in der Lage ist, die Anforderung zu erfüllen ...
hier im Forum geh ich absolut davon aus, daß die Mehrheit genau danach schaut, bevor irgendwas mit (Nach-)Druck verlangt/gefordert wird...:nix:
ganz egal, wie sie ihr Verhältnis zum Pferd definieren..
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