Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Moderator: Keshia

Wallinka
Zentaur
Beiträge: 19851
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:45

Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Wallinka »

Weil ich das Thema interessant finde und kein TB zuspammen will ;)
Ganz oft lese ich, wenn irgendwer irgendwo schreibt, dass Pferd wolle irgendetwas nicht, fast wie eine automatische Antwort von irgendwem anders: das ist nicht " der will nicht, der kann (grade) nicht".
Klar ist das ein Gedanke, dem man sich stellen sollte, wenn ein nein vom Pferd kommt. Übersehe ich was, gibt es körperliche oder psychische Gründe, warum mein Pferd nicht will, was ich von ihm möchte.
Auf der anderen Seite ist ein Pferd ein eigenständiges Lebewesen. Kann ein Pferd nicht auch einfach mal (grundlos) etwas einfach " grad nicht wollen" ?
So wie wir Menschen doch auch? Ja, wenn ich lange genug drüber nachdenke, kann ich bei mir bestimmt, wenn ich zu irgendwas keine Lust habe, einen Grund finden, warum das so ist. Aber muss das sein?
Kann ich/ das Pferd nicht einfach mal lustlos sein, ohne gross drüber nachzudenken?
Und wenn ja, kann ich das ev auch einfach akzeptieren, falls es nicht etwas ist, was aus gesundheitlichen Gründen nötig ist?
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
Nucades
Einhorn
Beiträge: 7530
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 21:33

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Nucades »

Spannendes Thema :-)
Da habe ich sooo viel von meinem Bub (und meiner N.) gelernt :herzi:
Der Bub hat manchmal wirklich keine Lust auf dies oder das und ganz selten auch keine Lust auf meine Gegenwart :nix:
Was habe ich mir auf der Suche nach Erklärungen das Hirn zermartert...
Eine kinesiologisch arbeitende Tierärztin hatte mir nach einem Gespräch mit meiner vermeintlich extrem wankelmütigen Hündin gesagt: Jeden Tag geht ein neues Fenster auf.
Und so ist es auch bei meinem Bub :nix:
Allerdings kenne ich ihn mittlerweile auch schon so gut und lange, dass ich das Eine vom Anderen recht zuverlässig unterscheiden kann ;-)
Benutzeravatar
A.Z.
Zentaur
Beiträge: 38301
Registriert: Di 15. Mai 2012, 10:43

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von A.Z. »

Ich hatte noch nicht ganz zuende gelesen, da dachte ich "Also wenn ich etwas keine Lust habe, antriebslos bin ..., dann hat das auch immer irgend einen Grund." Ob ich mir über den Grund immer gleich bewusst bin oder mir überhaupt darüber Gedanken machen möchte, ist mal eine ganz andere Sache.
Wenn mir die Sache wichtig ist, macht es sicher Sinn, das zu reflektieren. Letztlich ist es ja auch nicht spaßig, andauernd antriebslos zu sein, oder?

Also ja - auch das Pferd hat sehr wahrscheinlich immer irgend einen Grund. Ob ich den jetzt tiefschürfend untersuchen möchte oder nicht, entscheide ich persönlich situativ. Ich hatte das Thema ja sehr heftig seit dem Herbst, dass mein Bub sich nur schwer entscheiden konnte, mit mir zu gehen, obwohl ich den Eindruck hatte, dass er unsere Unternehmungen - wenn denn ein Mal gestartet - durchaus mochte und sie ihm gut taten. Ich habe das zunächst abgewartet, am Ende hat mir das aber doch zu lange angedauert - letztlich hat er sich so auch nicht wohl gefühlt in seinem Fell - und ich habe etwas unternommen.

Eine andere Sache ist, denke ich, wieso oft auf diese Aussage "Der will nicht." so heftig angesprungen wird.
Hier unter uns ist das meiner Meinung nach tatsächlich so in der Form garnicht nötig. Wir sind uns hier sicher alle einig, dass ein Pferd nicht grundsätzlich unkooperativ ist und grundsätzlich mit jedweden Mitteln zur Mitarbeit gezwungen werden muss.
Aber in der großen weiten Pferdwelt ist es halt tatsächlich noch nicht Gang und Gebe. Da kriegt man schon oft genug zu hören "Der verarscht dich. Setzt dich einfach mal durch. ..." und es wird so gemeint. Und dort ist eben auch ein "Der will das bloß nicht." quasi gleichbedeutend mit "Setz dich einfach mal durch.", wobei die Wahl der vorgeschlagenen Mittel dann auch gern gleich mal Schläge und Tritte sind.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
Traber(bilder)geschichten
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30584
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Sheitana »

Nucades hat geschrieben: Do 5. Jan 2023, 16:15 Was habe ich mir auf der Suche nach Erklärungen das Hirn zermartert...
Sind wir mal ganz ehrlich... haben wir jeden Tag Bock zum Pferd zu fahren? Also ich nicht.. Ich freue mich, dass ich heute nicht hin muss, sondern direkt nach Hause aufs Sofa kann.... :mrgreen: Deswegen hab ich meine Ponies ja nicht weniger lieb...Nur halt manchmal bin ich auch froh, wenn ich nichts mit ihnen machen brauch und einfach mal Zeit für mich habe. Also warum sollten die Ponies das nicht auch mal haben.
Finlay noch weniger, er findet einfach jeden Tag alles spannend, Hauptsache ich mache was mit ihm.
Abby ist da deutlicher. Manchmal dreht sie sich schon um, wenn ich nur hallo sage. Dann weiß ich schon "okay, heute nur einen Keks und dann verschwinde ich wieder". Manchmal hat sie auch keinen Bock auf die Aufgabe, die ich mir für den Tag überlegt habe. Ich entscheide dann, ob ich es trotzdem durchziehe oder aber was Anderes mache oder sie halt in Ruhe lasse. Wir kennen uns schon lange, ich glaube, ich kann ganz gut entscheiden, ob ich sie überredet kriege und es ihr dann unterm Strich doch Spaß macht oder wann es ein Tag ist wo wir es einfach lassen.
Benutzeravatar
Equester
Pegasus
Beiträge: 17309
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:52

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Equester »

Ich glaube, ich habe das hier aufgebracht, oder? :mrgreen: Eins meiner Lieblingsthemen, so vielschichtig und genauso unendlich, weil es zig-tausend Seiten gibt, die man betrachten kann.

Ich reflektiere mal, was ich zu meiner Zeit als Therpeutin wahr genommen habe:

Der Satz "Er will nicht" ist mega negativ belegt, weil irgendwie damit schon ein wenig unterstellt wird, dass der Mensch es einfach nicht kann. Ein Mensch und speziell ein Pferdemensch will aber immer können, von daher hat so ein Satz den Wert von Salzsäure. Das andere Extrem ist: "er/sie kann nicht" aus welchen Gründen auch immer. Da neigen dann manche Zeitgenossen dazu, es gar nicht mehr vom Pferd zu verlangen und zack sind sie - ohne es zu wissen oder auch zu wollen - um ein Ding ärmer.
Ich habe sicher nicht jeden Fall bis zum Urschleim ausloten können, aber so im Schnitt zeigte sich bei Pferden, die nicht wollen, unterschiedliche Gründe: manche wußten einfach nicht, was sie eigentlich machen sollten. Der dazugehörige Mensch gab seltsame oder völlig verwaschene Anweisungen, gerne auch jeden Tag eine andere für die gleiche Übung und Freund Pferd hat dann irgendwann beschlossen, lieber gar nix zu machen, wie ständig raten zu müssen. Oder es gab überhaupt keine Informationen für das Pferd (der Gaul muss doch wissen, wann ich anhalte, warum hält er nicht an? WEIL PFERDE KEINE GEDANKEN LESEN KÖNNEN!) Liegt ja auch im Typ des Pferdes drin, wie die reagieren. Ängstliche starten durch, Sture bleiben stehen, Interessenlose machen ihr Ding, egal was gerade gewünscht wird, Ahnungslose bieten irgend etwas an und sind dann frustriert, wenn es immer und immer falsch ist. Der Mensch nimmt in der Regel nur wahr: es will einfach nicht.

In meiner Wahrnehmung trennt der Mensch nicht zwingend zwischen es kann nicht und es will nicht. Wenn es auf 3 Beinen steht, weiß der Dümmste, dass Galopp gerade keine gute Idee ist. Man versteht auch, dass ein Warmblöd nicht tölten kann, wenn ein Warmblöd aber nicht galoppiert obwohl alle Beine funktionieren, ist die Grenze zwischen will nicht und kann nicht sehr verschwommen in der Wahrnehmung. Der eine sagt: setzt Dich durch, der testet dich, der andere sagt es ist krank und kann nicht, der dritte sagt, einfach drüber reiten, dann klappt das irgendwann.

Ich wurde auch von Leuten kontaktiert, wo das Pferd seinen Besitzer bereits aufgegeben hatte, nicht nur wir Menschen können innere Kündigungen aussprechen, Pferde können das auch. Je nach Temperament beginnt dann ein ungesundes Kräftemessen, was der Mensch in der Regel verliert oder ein völlig in sich verschlossenes Pferd, was sich durch nichts mehr wecken läßt. Da kommt man als Mensch, der eine wie auch immer geartete Beziehung zu dem Pferd hat, alleine nicht mehr raus.

Und zu guter Letzt sind wir selber das Zünglein an der Waage :nix: . Es liegt immer im Auge des Betrachters, was er als richtig oder falsch empfindet. Ich mag es, wenn Pferde sich deutlich äußérn, andere sind schockiert. Ein Pferd, was während der Longenarbeit bockt und mal los brettert, macht mir Freude, zeigt es doch, es lebt. Andere finden das unmöglich, Arbeit ist Arbeit, da hat der Gaul das nicht zu machen, das kann er auf der Weide machen. Oder ein Pferd führen. Manche begleiten das Pferd extrem eng. Möglichst nah am Maul, das Pferd darf weder rechts noch links gucken, Kopf runter geht gleich gar nicht und am liebsten mit Trense führen, dann kann man wenigstens gut einwirken. Ich mag es lieber sehr locker. Loser Strick und wenn ich ein Pferd führe, darf es auch mal vorlaufen und/oder rechts und links gucken oder am Boden schnüffeln. Dafür bin ich schon mehr als einmal gerügt worden. DAS MACHT MAN NICHT! Gut, dass ich eine Frau bin :mrgreen: .
Und meine eigene Erwartungshaltung ist von entscheidender Bedeutung, mein gerne wiederkehrendes Elend, aber ich habe mich da schon verbessert. Dieses Willmännchen ist extrem gefährlich und kann an manchen Tagen die Form von purem Gift annehmen. Aber je besser ich das unter Kontrolle bringe, umso weniger klopft es an meine Tür. Würde man das Pferd an solchen Tagen befragen, käme sicherlich: sie will heute einfach nicht nett sein, dabei kann sie das doch :augenroll:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
Wallinka
Zentaur
Beiträge: 19851
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:45

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Wallinka »

Angela, wenn das ein Dauerzustand ist, dann würde ich mir auch wieder Gedanken machen. Aber wenn so was manchmal auftritt?
Blödes Beispiel: Shettyfreundin mag Leckerchen. Sie sind jetzt nicht ganz oben auf ihrer find ich toll Liste, aber grundsätzlich frisst sie sie gerne. Trotzdem kann es vorkommen, dass sie sie manchmal nicht nimmt. Fragt man eine Stunde später nochmal nach, kann die Antwort wieder positiv ausfallen.
Ich esse gerne Kuchen, trotzdem ist mir nicht immer danach.
Muss es für so ein Verhalten immer einen erklärenden Grund geben?
Was anderes wäre es, wenn ein total und immer gieriges Pferd plötzlich keine Leckerchen will- da würde ich mir dann wieder Gedanken machen.

Equester: ja, in deinem TB ist mir das als letztes begegnet, aber aufgefallen ist es mir schon oft.
Und ich glaube, ich kann auch gar nicht richtig erklären, was mich daran stört. Irgendwie habe ich das Gefühl, dem Pferd wird "mal nicht wollen dürfen" abgesprochen. Als würde ein Pferd grundsätzlich immer wollen wollen (müssen) und wenn dem mal nicht so ist, muss es immer einen (abzustellenden) Grund dafür geben.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
Benutzeravatar
A.Z.
Zentaur
Beiträge: 38301
Registriert: Di 15. Mai 2012, 10:43

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von A.Z. »

Es gibt für jedes Verhalten ein Grund. Aber man muss nicht jedem Grund wortwörtlich auf den Grund gehen.

Ich bin mir sicher, niemand hier möchte dem Pferd absprechen, dass es auch einfach mal nicht wollen darf ohne das der Grund einer tieferen Untersuchung benötigt. :-)
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
Traber(bilder)geschichten
Labeo
Einhorn
Beiträge: 8609
Registriert: Mo 24. Feb 2014, 17:54
Wohnort: Mittelrheintal

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Labeo »

Ich find auch, es gibt „Ich kann nicht (mehr)“.

Grad letzteres wird oft unterschätzt, find ich. Und wenn man in solchen Situationen nicht gut hinhört, fangen die Rösser an, „zu sparen“. Also ich find, wenn man das Pferd bzgl ihrer Leistungsfähigkeit oft genug enttäuscht/überfordert hat, dann geben sie sich nicht mehr so hin - und das ist total schade. Ich hab etliche Probleme mühsam wieder korrigiert, die mir andere Leute, gern Leute, die für Ausbildung bezahlt werden, im Sinne von „ich sage, und du machst das jetzt“ eingebrockt haben.

Losreißen an der Longe - der Gedanke kam ihm bei mir gar nicht. Wohl aber beim „Hochdruck-Angaloppieren“ oder Stangentraining mit müden Beinen.

Damit hab ich immer noch zu tun, dass so eine Resignation entstand im Sinne von „ich kann hier nicht gewinnen“.

Der andere Fall, das herausholen aus der Komfortzone ist ganz besonders spannend. Hier dem Pferd mehr zuzutrauen als es sich selbst traut („doch, probier mal, nicht schlimm, wenn’s nicht hinhaut“).

Dafür braucht man Vertrauen, was man sich verdient haben muss. Und ein Auge, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Zuletzt geändert von Labeo am Do 5. Jan 2023, 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Scheckenfan
Pegasus
Beiträge: 10051
Registriert: Do 4. Okt 2012, 12:39

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Scheckenfan »

Mein Pony findet apportieren unnötig. Den "Befehl" hat er verstanden, wenn ich bitte und Bettler macht er es auch. Einmal. Vielleicht zweimal. Aber dann ins Schluss.
Mag sein, dass ich nie das rechte Apportel gefunden habe, oder ein schlechtes Timing habe. Aber da Pony ansonsten ein extremer Ja-Sager ist, wäre das für mich ein Punkt, wo ich einfach sage - mag er nicht, will er nicht.
Früher mochte er auch keine Freiarbeit, das hat sich geändert. Vielleicht sind meine Hilfen besser geworden, vielleicht seine Gymnastizierung, vielleicht hat er auch einfach irgendwann Spaß dran gefunden.

Aber im Großen und Ganzen stimme ich da AZ zu - sie werden schon immer nen Grund haben, aber manchmal ist es vereinfachend auch OK einfach zu sagen, er will nicht (... und das ist ok). Er kann nicht wäre für mich dann eher der Punkt, wo man das Problem sucht und behandelt oder eben feststellt, das wird mit diesem Pferd in diesem Leben nichts mehr weil es wirklich nicht geht (Farbdiskriminierung mit blonden Pferd oder so :teehee: )
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
Benutzeravatar
Equester
Pegasus
Beiträge: 17309
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:52

Re: Pferd will nicht/Pferd kann nicht

Beitrag von Equester »

Wallinka hat geschrieben: Do 5. Jan 2023, 17:18 Angela, wenn das ein Dauerzustand ist, dann würde ich mir auch wieder Gedanken machen. Aber wenn so was manchmal auftritt?
Ich glaube, genau diese Frage spiegelt ein wenig unsere Zeit. Wir haben den Ehrgeiz und den Anspruch, dass unsere Fellnasen bis zu ihrem seligen Ende absolut schmerz- und beschwerdefrei laufen. Sobald wir etwas sehen oder bemerken oder glauben etwas zu sehen, werden wir aktiv. Überlegen, was wo nicht stimmen könnte, welcher Therapieansatz jetzt der richtige wäre, wo wir es über- oder auch unterfordert haben und das Problem deshalb aufgetreten ist. Wenn ein Pferd die Mitarbeit verweigert oder nur nach langen Überredungsaktionen (oder auch mal deutlichem Druck) ausführt, MUSS einfach immer ein Grund vorliegen und den müssen wir finden, sonst geht es uns nicht gut (ich verallgemeinere hier mal sehr platt ;) )
Also ich weiß ja nicht, wie ihr aufgestellt seid, aber es gibt Tage, da stehe ich mit einer Laune auf, die sucht seinesgleichen. Es gibt dafür keinen Grund, mir hat niemand etwas getan, ich habe gut geschlafen und trotzdem stehe ich morgens auf und mupfel vor mich hin und kann mich für nichts begeistern. Genauso oft stehe ich früh auf und habe eine super gute Laune, auch dafür gibt es keinen erkennbaren Grund. Was mache ich dann? Nix! Ich nehme mich einfach so wie ich bin (meine Familie zum Glück auch :-D ) und irgendwann habe ich mich wieder auf dem normalen Level eingependelt. Ich bin mir sehr sicher, dass das bei Pferden auch so ist. Manchmal hatte der Schinken eine Laune, da habe ich mich dann freundlich empfohlen, mit dem wäre an solchen Tagen nichts anzufangen gewesen aber mind. an genauso vielen Tagen kam er im Galopp nach vorne und wollte etwas tun. Egal was, aber bitte sofort *hibbel* . Der Traber war da deutlich gemäßigter, aber der war auch vom Typ her völlig anders mit einer nicht so schönen Kindheit, das hat ihn geprägt.

Es gibt nicht wenige, die wollen nicht merken, wenn das Pferd überfordert ist oder vielleicht mal nicht gut drauf. Das Teil hat zu funktionieren, Ende. Dann gibt es Leute, die auf jede noch so kleine Bewegung achten und sofort alles stoppen, wenn eine davon nicht ganz sauber ist. Beide Varianten halte ich für falsch :nix: .
Noch mal die Nummer mit meiner RB, der es jetzt nicht so super angenehm fand, dass ich auf seine Simulation bzgl. freies Genick nicht eingegangen bin. Na klar hat der sich dazu geäußert, indem er versucht hat, dem zu entkommen. Aber nicht, weil ich ihm weh getan habe, sondern weil es einfach mal unbequem war. Musste er so noch nie, bisher hat immer das Schauspiel gereicht, warum sollte er für eine Fremde das jetzt ändern? Die Kunst ist, dass man sie immer ein wenig aus ihrer Wohlfühlzone herausholt und manchmal muss man auch einfach ein wenig dran bleiben, um eine Verbesserung zu erreichen. Wichtig für mich ist, dass ich merke, ob die Übung nun Schmerz hervorruft (der aber manchmal auch tatsächlich sein muss, um einen normalen Bewegungsablauf wieder herzustellen) oder ob er von der Psyche mit der Übung ein Problem hat oder ob er sich einfach nur den bequemen Weg sichern will. In diesem Fall war er sofort von allem befreit, wenn ich das "Schnackeln" des freien Genicks gefühlt habe.

Ich habe ganz oft bei Therapien von den Kunden gesagt bekommen, dass sie die eine oder andere Sache jetzt auch nicht so toll fanden, aber der Trainer wollte das eben. Mein Rat an dieser Stelle ist immer: meldet Dein Bauch irgend etwas, auch wenn Du es nicht konkret greifen kannst, dann ist das, was da gerade läuft, nicht richtig und gehört beendet. Aber wir müssen auch lernen, dass wir einfach mal großzügig sind. Großzügig in Form von Akzeptanz. Heute ist das eben so (ich gehe jetzt davon aus, das Pferd steht korrekt auf allen vier Beinen und kein Blut rauscht zu Boden...) und ich nehme es einfach mal an. Morgen wird es besser, oder wir machen einfach mal etwas anderes.

Für sehr schädlich halte ich allerdings, wenn man z.B. eine Angstsituation hat (das Pferd will da absolut nicht dran vorbei) und dem einfach so nachgibt. Das führt einzig nur dazu, dass der Aktionsradius Stück für Stück eingeengt wird, bis man irgendwann nicht mehr vom Auslauf kommt. Da hilft aber auch nicht die Methode, Augen zu und durch, sondern da öffnet man die Welt der kleinen Schritte und hört sofort auf, wenn man einen Zentimeter der Wohlfühlzone überschritten hat. Beim nächsten mal geht vielleicht ein weiterer Zentimeter usw. . Dazu gehört Geduld, die hat leider nicht jeder und wenn dann noch der Gruppenzwang dazu kommt, macht man schnell Dinge, die man so vielleicht nicht machen würde. Als ich mit dem Zwerg angefangen habe zu arbeiten, wollte der alles, aber nicht auf den Weg Richtung Hof. Der hatte Angst, echte schreckliche Angst, weil jedes mal wenn er zuvor den Weg lang gelaufen ist, am Ende keine tollen Sachen auf ihn gewartet haben. Den Tag, wo ich diese "Trainerin" beobachten konnte (da hat die schon 2Monate an Ernie ihr Unwesen getrieben), zog sie vorne am Strick und ein Mädel lief mit einer Pitsch hinterher und gab ihm saures, damit er vorwärts lief. Im Roundpen hat man ihn dann zu zweit in Bewegung gehalten, Lob gab es gar nicht. Danach habe ich mich mit dieser Person unterhalten und Ernie hat ca. 20 mal eine übergezogen bekommen, weil er nicht still stehen wollte. Ich hätte die Alte würgen können und habe dann auch dafür gesorgt, dass das ihr letzter Auftritt in unserem Stall war. Die war ein Paradebeispiel dafür, wie es ist, wenn man sämtliche Signale vom Pferd nicht sehen will :-z .
Genauso habe ich auf dem Hof aber beobachten können, wie zu sehr darauf geachtet wurde, was das Pferd gerade zeigt, die kam max. bis auf den Reitplatz, an Arbeit brauchte die nicht zu denken. Sobald die auch nur ansatzweise etwas wollte, hat Frau Pferd mit einem eleganten Kopfschlenkern alles beendet. Keine Ahnung, ob die aus der Nummer rausgekommen sind, ich sehe die ja nicht mehr.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
Antworten