Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

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BiJu
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Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von BiJu »

Hallo zusammen!

Ich war lange nicht wirklich hier aber hoffe, dass ihr mir weiter helfen könnt.

Mich hat letztens jemand gefragt, in welcher Reitweise mein Justin geritten wird und, mal davon abgesehen, dass er jetzt schon über ein Jahr überhaupt nicht mehr geritten wird, konnte ich das so klar nicht beantworten. Er wurde zunächst western-mäßig eingeritten, später hatten wir jedoch Reitunterricht bei einer RL die klassisch-barock nach Branderup gearbeitet hat, danach folgte eine RL die eher klassisch-englisch unterrichtet hat und zum Schluss wieder eine Western-Trainerin. Und so ist meine Reitweise wohl ein ziemlich bunter Freizeitreiter-Mix. Und ich frage mich, ob es nicht vielleicht doch Sinn macht, da mal wieder eine etwas klarere Linie reinzubringen. Im großen und ganzen hatte ich aber eigentlich nie das Gefühl, dass die Hilfengebung so unterschiedlich ist, der Unterricht hat sich eher darin unterschieden, dass andere Lektionen im Vordergrund standen oder eben nicht.

Und dadurch, dass Justin jetzt so eine lange Pause hatte denke ich, wenn dann jetzt damit anzufangen, es alles etwas klarer zu strukturieren.

Aber mich würde interessieren, wie ihr das macht. Habt ihr eine "Reitweise" und bleibt dieser treu oder vermischt ihr mehrere und zieht euch quasi aus jeder das für euch passende? Und wie groß sind die Unterschiede überhaupt?


Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen, bzw. einfach ein paar Denkanstöße und Anregungen geben.

LG Bianca
BiJu = Bianca und Justin (das Pferd von der Käsetheke) :bounce:

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ehem User

Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von ehem User »

Der Reitweisenmix kommt mir bekannt vor. Meine Maus wurde klassisch englisch angeritten. Dann hab ich mich mit einer Westerntrainerin versucht. Als dort die Probleme (über die Vorhand laufen etc.) blieben, bin ich schlussendlich bei einer RL der akademischen Reitkunst nach Branderup gelandet und dort geblieben.

Meine Beobachtung war anfangs auch, dass sich die Hilfengebung nicht wirklich unterscheidet. Erst nach Jahren habe ich festgestellt, dass sie doch unterschiedlich ist, aber erst, wenn man die Grundlagen hinter sich gelassen hat. Wesentlicher Unterschied ist - so mein Eindruck - die übergeordnete Herangehensweise an das Training. So sagt Branderup, dass das Pferd nichts unterm Sattel zeigen wird, was es nicht vom Boden aus verstanden hat. Außerdem stehen bei ihm die Seitengänge ganz vorn, die Kontrolle der einzelnen Beine. Das habe ich unter den Englisch-RL nicht so erlebt.

Beim englischen Reiten stand meiner Erfahrung nach immer der Reiter im Mittelpunkt, gib die Hilfen so oder so, setz dich so hin, mach mit der Hand dies und mit dem Schenkel jenes. Außerdem war ich an RL geraten, die das Pferd permanent mit Hilfen "zugetextet" haben und von Signalreitweise sehr weit entfernt waren. (Dass das auch hier nicht wirklich Kern ist, hab ich erst später begriffen, weil leider die meisten so unterrichten wie beschrieben.) Das war beim Westernreiten komplett anders. Lass das Pferd in Ruhe, sobald es tut, was es soll, war dort der Kern. Die akademische Reitkunst verbindet für mich die Vorteile des englischen Reitens wie Anlehnung und feiner Kontakt zum Pferdemaul mit den Vorteilen des Westernreitens nämlich Signale und das Pferd machen lassen, wenn es richtig ist. Hier steht nun auch mein Pferd im Mittelpunkt. Es geht darum, das Pferd zu gymnastizieren. Das Ziel ist nicht wie bei meinen Englisch-RL ein "jetzt sitzt du gut", sondern "jetzt geht das Pony so wie es richtig ist".

Mein Fazit ist, da hinter der jeweiligen Reitweise ein bestimmtes Trainingskonzept liegt, bleibe ich der Reitweise, die ich als ideal für uns erkannt habe, treu - ohne allerdings dabei den Blick über den Tellerrand zu verlieren. Denn manchmal bietet eine andere Reitweise einen Ansatz, der hilft, wenn das Pferd - oder der Reiter - nicht versteht, was es gerade tun soll.
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BiJu
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Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von BiJu »

Hallo Jarit!

Lieben Dank für deine Antwort. Ich werd mir mal Gedanken machen, in welche Richtung es gehen soll. Hab mir erstmal zwei Bücher zum Western reiten bestellt. Da tendiere ich momentan am meisten hin. Mal sehen, ob das für uns passt und ob ich einen passenden RL finde.

LG Bianca
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ehem User

Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von ehem User »

Mhhhh, das ist gar nicht so einfach zu beantworten finde ich.
Wenn mich das jemand fragt, sage ich, dass ich keiner Reitweise so wirklich angehöre. Es gibt eigentlich nur zwei: Gut oder Schlecht bzw. Pferdegerecht oder ebend nicht Pferdegerecht!

Meine Reitweise ist aus vielen verschiedenen denke ich. Ich habe mir was von I. Klimke "abgeschaut", und P.Karl ist auch nicht zu verachten.
Auch Pete Kreinberg und Tochter sind super.
Versuche mir das Beste rauszuziehen und war bei einigen von oben genannten schon zum Unterricht.
Dann das ganze ans Pferd anpassen und immer wieder variieren.


Tja, wenn ich mir das so selber durchlese bin ich wohl eher eine REITWAISE..... ;)
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wiassi
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Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von wiassi »

Was die Reitweisen m.E. am ehesten unterscheidet, ist die Frage, ob man Impulsreitweise bevorzugt oder eher "mit den Hilfen dranbleibt" (hier mal egal ob federleicht oder deutlich).
Wenn man das einmal grundsätzlich für sich entschieden hat, gibt es viele Möglichkeiten, die nicht unbedingt an einem Namen oder Satteltyp hängen. Ich kann auch im Englischsattel von Westernlektionen profitieren und umgekehrt. Nur eben in sich stimmig sollte es sein.
Ich bevorzuge die Impulsreitweise, obwohl sich das "dranbleiben" von früher durchaus immer mal wieder einmogelt. Ausgebildet habe ich Shaman mit einer klassisch orientierten Reitlehrerin aus der Richtung Richard Hinrichs immer mit Hinblick auf feine Hilfen und reite inzwischen PK-orientiert, weil mich da eben vieles überzeugt. Aber ich nehme auch einzelne Lektionen aus dem natural horsemanship dazu, auch wenn ich dort generell die Bodenarbeit besser finde als die Reittechnik.
Unvereinbar sind für mich aber Reitlektionen, die mit ständigem "Treiben,Treiben, Treiben" untermalt werden, das Pferd nicht aktiv teilhaben lassen. Daher habe ich zB auch mal meinen Anfänger-Springunterricht abgesagt, obwohl ich Stangentreten und Cavalettiarbeit mag.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
ehem User

Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von ehem User »

Ja, dann sollte man klären, was Impulsreiterei ist? Bleiben wir mal beim "Treiben". Ich bleibe die ganze Zeit mit der Wade weich am Pferdeleib ohne zu "drücken", strecke den Unterschenkel aber nicht weg. Treiben tu ich aber nur dann "impulsartig", wenn es notwendig ist. (ich reite nach dem, was in den Richtlinien steht, oder bemühe mich zumindest ;) )
Auch beim Springen tu ich nicht Treiben, Treiben, Treiben... Quetschen, Ziehen... ;)
ehem User

Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von ehem User »

Huhu,
das Problem kenn ich, ich reit in der Halle Englisch und in Gelände Western. Ich hab das Gefühl, dem Pferd ist das egal, es ist nur anders angezogen und im Gelände hab ich die Hilfen ja eh nie dran.
Aber ich finde - oder geht das hier nur mir so? - dass man sich selber verorten mag. Auch wenn ich die anderen Reitweisen schätze, mag ich doch wissen, was ich reite, was ich anziehe und welche Reitlehre ich lese... .
Ich hab mich dann drauf verlegt, einfach nicht zu sehr zu grübeln. Ich hab halt die Reitweisentrennung, weil ich meine, dass ich mit nem Mischmasch zwar durchaus pferdefreundlich reiten kann, keine Frage, aber wenns um Lektionen geht, tu ich mir leichter, eine Linie zu fahren. Man hat dann ein bestimmtes Bld im Kopf und erahnt, wie man da hinkommt. Und das ist halt das Bild einer bestimmten Reitweise
ehem User

Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von ehem User »

Für mich würde eher ein Misch-Masch funktionieren, als ein Gelände und Platz-Trennen. Denn einen Westernsattel drauf schmeißen und den Zügel länger lassen, hat meiner Meinung nach nichts mit Westernreiten zu tun.

Ich nehme mir viel von den Klassisch-Reitern mit und auh das eine oder andere von den Englischreitern, versuche aber immer auf einer Linie zu fahren. Aber ich weiß z.B. durchaus mit welcher Ausrüstung und Kleidung ich reiten möchte, ich nehme mir eben nur Sachen hinzu. Der berühmte Blick über den Tellerrand.
ehem User

Re: Reitweisen-Wirr-Warr - Klare Linie reinbringen?

Beitrag von ehem User »

@prinzesser
Es ist nur mein Verfahren und keine Diskussionsgrundlage. Bitte erspare es mir und dem Forum über das Reiten anderer zu urteilen. Ich bin durchaus über beide Reitweisen im Bilde und blicke auch über den Tellerrand. Ich schmeiße nicht "nur den Westernsattel drauf!"
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