Wie lange?

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SueAnna
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Wie lange?

Beitrag von SueAnna »

Hallo Leute,

ich hab eine 3jährige Quarter-Araber-Stute mit der ich auch mit dem LK arbeite. Wir haben aber erst angefangen ;) Jetzt zu meiner Frage. Wie lange sollte ich am Anfang machen? Meine Stute versteht das mit dem FiS schon sehr gut, aber ich will sie natürlich nicht überfordern. Also was würdet ihr vorschlagen? Am Anfang vielleicht nach drei erfolgreichen Runden aufhören und das langsam von Tag zu Tag steigern? Eine Zeitvorgabe von 10 Minuten oder so finde ich immer nicht so gut, da man ja nicht aufhören kann, wenn es gerade gar nicht klappt. Man sollte ja mit einem positiven Ergebnis aufhören oder was denkt ihr?

Über Antworten würde ich mich sehr freuen :)

lg Steffi
Stjern
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Re: Wie lange?

Beitrag von Stjern »

Hei Sue Anna, hm Steffi,

Gerade bei einem so jumgen Pferd finde ich drei Runden am Stueck schon eine bombige Leistung.
:klatschen: fuer Dein Pferd.

Ansonsten wuerde ich die Arbeitszeit an einer bestimmten Uebung im ganz wenige Sekunden bis deutlich unter einer Minute halten (vor allem, wenn das Pferd dabei in einer bestimmten Koerperhaltung verbleibt). Ich wuerde eher zwischendrin Zeit nehmen in Form von Stehen, Loben, Ausruhen, Kuscheln (je nachdem was Dein Pferd als positiv ansieht). Und ruhiges Abwarten ist fuer manche Pferde eine enorme Herausforderung, die ebenso geuebt und belobigt werden will! Auch die Gesamtarbeitszeit beim jungen Pferd im wenigen Minutenbereich ansiedeln - und immer die Koerperform aendern, Seiten wechseln etc.

Wenn eine Uebung an einem Tag nicht klappt, wuerde ich dennoch aufhoeren. Man kann da eh nichts erzwingen und riskiert sonst, dass man sich ein leistungsbereites Pferd sauer macht. Auch ein Kind (oder Erwachsener) hat nicht immer gleich gute Lern- und Arbeitstage. Manchmal funktioniert es halt einfach nicht. Oder ich musste bei meinem Hotti herausfinden, dass Lernen auch mal im Verlernen besteht. Manches musste wieder neu gelernt werden - und das war umso besser. Wenn meiner gewachsen ist, dann waren Dinge, die vorher gut gingen unmoeglich. Oder er war nicht aufnahmebereit. Er war sowieso schon mit sich und seinem Koerper beschaeftigt und schon von sich aus wuetend genug, dass es nicht klappte. Da konnte ich mit ruhiger Arbeit direkt einpacken.

Den gewollten positiven Abschluss habe ich bei unseren Jungpferden (und Altpferden) folgendermassen geregelt: Ich bringe irgend etwas einfaches bei. Dabei kristallisiert sich schnell die Lieblingsuebung heraus. Die Uebung nehme ich als Abschlussuebung. Die klappt (nahezu) immer.
Solange das Pferd noch kein weiteres Uebungsrepertoire hat, kann man selbst, wenn die Situation sich aufheizen sollte (je nach Pferdetyp) damit abbrechen und die Arbeit fuer den Tag beenden. Spaeter, wenn das Pferd auch mehrere Sachen kann, gehe ich, wenn etwas nicht klappt, lieber eine Zeit auf Quatschkram und kehre wenn das Pferd entspannt ist zur eigentlichen Uebungsbaustelle zurueck.

Und zur Uerbforderung kann ich ein Erlebnis weitergeben (und fuer so viel Dummheit verdienen mein Mann und ich heute noch Schande uebers Haupt): wir hatten eine junge, selbst gezogene, sehr mitarbeitswillige Stute: Sie war die ersten Male unter dem Sattel. Ich sass auf dem Fuerpferd und die Stute (unter meinem Mann) sollte nur hinterherlaufen. Das hat sie sooooo toll gemacht und weil es ja sooo gut ging, bin ich viele grosse Bogen gegangen und das Pferd hat es immer noch sooooooo lieb gemacht. Als wir fertig waren und immer noch total stolz darauf wie toll unser Pferd das gemacht hatte, bemerkten wir, dass das Pferd aber total muede und irgendwie langsam (im Kopf) war. Da merkten wir erst, dass wir sie total platt gemacht hatten. Und zwar nicht kraftmaessig, sondern mental. Boah, wenn ich das schreibe, koennte ich mich glatt nochmal ohrfeigen.

Ich will damit sagen, dass die Anzeichen fuer Ueberforderung seeeehr unterschiedlich sind und manchmal eben sehr diskret.
Meiner Meinung nach sollte das taegliche Programm nicht zu stark an Arbeit an einer bestimmten Sache (z.B. Longenkurs) festhalten, sondern verschiedene Element haben (z.B. bei einem jungen Pferd freies Fuehren ueben, gerne einfach mal auch ueber Stangen, damit die Beine sortiert werden muessen, gemeinsam spannende Dinge beglotzen gehen (die Schafe von nebenan, den Nachbarshund, der sich totklæfft, ankommende Autos mit ihren schlagenden Autotueren) Alltagsnotwendigkeiten ueben, wie Hufe geben, gerne auch mal alle vier Hufe nur von einer Seite aus geben lassen, Gegenstaende mit Pferd von A nach B schleppen, Springstangen scheppernd neben dem Pferd auf den Boden krachen lassen (natuerlich gaanz vorsichtig anfangen und die Gruseligkeit ganz vorsichtig steigern - niemals wirklich Angst ausloesen!!! etc....Die Aufbau- und Abbauarbeit mache ich also immer mit Pferd im Schlepptau, die eigentliche Arbeitszeit fuer das Pferd ist dann so gesehen recht kurz.

Dann hast Du auch gleich bessere Rueckkopplung. Meiner z.B. bietet,wenn ihm eine Sache zu viel oder zu anstrengend wird eine andere leichte Uebung an. Das wuerde die oben beschriebene Stute aber nicht machen. Da ist es mehr als schlau von selber die Uebungen zu wechseln.

Und damit zurueck zu Deiner Ausgangsfrage. Mit Abwechslung und zwischendrin Zeit fuer Stehen, Loben, Kuscheln kannst Du die Gesamtarbeitszeit laenger halten und brauchst nicht nach ein paar Minuten aufhoeren mit Deinem Pferd gemeinsam etwas zu machen. Und Du lernst Dein Pferd besser zu deuten. Damit kommst Du dazu, dass Du vielleicht mal einen Tag mit 20 Minuten hast und vielleicht mal einen Tag mit 3 Minuten und an so einem Tag lieber spazieren gehst (damit hast Du schnell wieder Deine 20 Minuten ;) ) Und wenn Dir schon bei den Vorbereitungen auffaellt, dass Dein Pferd irgendwie vielleicht heute den Kopf nicht dafuer hat, dann halt eben an diesem Tag nicht. Oder du kommst dazu, dass Du heute auf einmal fast eine Stunde beschaeftigt warst, weil auch Dein Pferd gar nicht aufhoeren wollte. Meiner ist z.B. mal einfach mal auf dem Platz stehen geblieben und wollte nich zurueck zum Stall.

Insofern gebe ich Dir mehr als Recht, dass strikte Zeit- und Arbeitsplanvorgaben nicht so gut sind. Aber lieber weniger machen, als man als Mensch so moechte. Das Empfinden fuer Zeit und Anstrengung ist sehr unterschiedlich bei Mensch und Pferd.
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SueAnna
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Re: Wie lange?

Beitrag von SueAnna »

Hallo Stjern,

erstmal danke für deine Antwort. Das mit den drei Runden war nur so in den Raum geworfen, so weit sind wir noch nicht ;) Ich habe bisher immer nach einer guten Runde aufgehört und hab dann lieber noch ein wenig Spiele geclickert, da ich merke, dass meine Stute dann beim nächsten Mal einfach motivierter ist. Gut, dann werde ich auch weiterhin so verfahren :)

lg Steffi
Stjern
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Re: Wie lange?

Beitrag von Stjern »

Hallo Steffi,

dann bist Du ja auf einem guten Weg. Schade, ich hætte mich gefreut, wenn noch andere etwas geschrieben haetten. Wir haben ja einige mit Jungpferden hier im Forum. Und viele Meinungen sind immer lehrreich.
Es gibt uebrigens auch eine Jungpferdebox hier im Forum. Da kommen doch gerne die alltaeglichen Dinge mit den Babies hoch ;)
Viel Spass beim Ueben.

Wie ist denn so ein Quarter-Araber-Mix? Hast Du selbst gezogen, oder wie kamst Du zu dieser Kombination?
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SueAnna
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Re: Wie lange?

Beitrag von SueAnna »

Ne, eigentlich hatten wir nur unseren Wallach. Der stand bei unserer Nachbarin ein. Leider hat er da ständig Husten gehabt und allgemein lief es dort nicht mehr so rund, also haben wir beschlossen ihn nach Hause zu stellen und haben einen kleinen Offenstall gebaut :) Dann war da natürlich die Frage eines Beistellers. Zuerst haben wir eigentlich nach einem Rentner geschaut, dem wir noch einen schönen Lebensabend ermöglichen können. Beim Durchsuchen der Anzeigen im Internet hab ich aber die Anzeige mit meiner Süßen entdeckt und ja, es war sozusagen Liebe auf den ersten Klick :lol: Bin dann an dem Tag gleich zum Anschauen gefahren und die Exbesi und ich waren begeistert ;) Leider weiß ich nicht, ob sie ein gewollter Quarter-Araber-Mix ist oder ein Koppelunfall :)
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Cashew
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Re: Wie lange?

Beitrag von Cashew »

Hallo Steffi!

Ich lese deinen Bericht auch mit Interesse. Beisteuern kann ich leider nichts, denn mein Jungspund und ich sind noch nicht beim LK gelandet. Meine ersten Versuche, ihm FiS bei zu bringen, sind gescheitert, einfach weil ich fühle, dass er noch nicht so weit ist.

Ich bin mir recht sicher, dass du einfach merken wirst, wie lange gut ist. Meine eigene Faustregel mit meinem älteren Wallach ist immer: lieber ein bisschen kürzer als zu lang!
Viele Grüße,
Sarah und Co


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SueAnna
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Re: Wie lange?

Beitrag von SueAnna »

Ja, ich denke auch, dass ich den Zeitpunkt bisher eigentlich immer ganz gut erwische ;) Man lernt ja nie aus und "erfühlt" das auch immer besser.
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