Hei Sue Anna, hm Steffi,
Gerade bei einem so jumgen Pferd finde ich drei Runden am Stueck schon eine bombige Leistung.

fuer Dein Pferd.
Ansonsten wuerde ich die Arbeitszeit an einer bestimmten Uebung im ganz wenige Sekunden bis deutlich unter einer Minute halten (vor allem, wenn das Pferd dabei in einer bestimmten Koerperhaltung verbleibt). Ich wuerde eher zwischendrin Zeit nehmen in Form von Stehen, Loben, Ausruhen, Kuscheln (je nachdem was Dein Pferd als positiv ansieht). Und ruhiges Abwarten ist fuer manche Pferde eine enorme Herausforderung, die ebenso geuebt und belobigt werden will! Auch die Gesamtarbeitszeit beim jungen Pferd im wenigen Minutenbereich ansiedeln - und immer die Koerperform aendern, Seiten wechseln etc.
Wenn eine Uebung an einem Tag nicht klappt, wuerde ich dennoch aufhoeren. Man kann da eh nichts erzwingen und riskiert sonst, dass man sich ein leistungsbereites Pferd sauer macht. Auch ein Kind (oder Erwachsener) hat nicht immer gleich gute Lern- und Arbeitstage. Manchmal funktioniert es halt einfach nicht. Oder ich musste bei meinem Hotti herausfinden, dass Lernen auch mal im Verlernen besteht. Manches musste wieder neu gelernt werden - und das war umso besser. Wenn meiner gewachsen ist, dann waren Dinge, die vorher gut gingen unmoeglich. Oder er war nicht aufnahmebereit. Er war sowieso schon mit sich und seinem Koerper beschaeftigt und schon von sich aus wuetend genug, dass es nicht klappte. Da konnte ich mit ruhiger Arbeit direkt einpacken.
Den gewollten positiven Abschluss habe ich bei unseren Jungpferden (und Altpferden) folgendermassen geregelt: Ich bringe irgend etwas einfaches bei. Dabei kristallisiert sich schnell die Lieblingsuebung heraus. Die Uebung nehme ich als Abschlussuebung. Die klappt (nahezu) immer.
Solange das Pferd noch kein weiteres Uebungsrepertoire hat, kann man selbst, wenn die Situation sich aufheizen sollte (je nach Pferdetyp) damit abbrechen und die Arbeit fuer den Tag beenden. Spaeter, wenn das Pferd auch mehrere Sachen kann, gehe ich, wenn etwas nicht klappt, lieber eine Zeit auf Quatschkram und kehre wenn das Pferd entspannt ist zur eigentlichen Uebungsbaustelle zurueck.
Und zur Uerbforderung kann ich ein Erlebnis weitergeben (und fuer so viel Dummheit verdienen mein Mann und ich heute noch Schande uebers Haupt): wir hatten eine junge, selbst gezogene, sehr mitarbeitswillige Stute: Sie war die ersten Male unter dem Sattel. Ich sass auf dem Fuerpferd und die Stute (unter meinem Mann) sollte nur hinterherlaufen. Das hat sie sooooo toll gemacht und weil es ja sooo gut ging, bin ich viele grosse Bogen gegangen und das Pferd hat es immer noch sooooooo lieb gemacht. Als wir fertig waren und immer noch total stolz darauf wie toll unser Pferd das gemacht hatte, bemerkten wir, dass das Pferd aber total muede und irgendwie langsam (im Kopf) war. Da merkten wir erst, dass wir sie total platt gemacht hatten. Und zwar nicht kraftmaessig, sondern mental. Boah, wenn ich das schreibe, koennte ich mich glatt nochmal ohrfeigen.
Ich will damit sagen, dass die Anzeichen fuer Ueberforderung seeeehr unterschiedlich sind und manchmal eben sehr diskret.
Meiner Meinung nach sollte das taegliche Programm nicht zu stark an Arbeit an einer bestimmten Sache (z.B. Longenkurs) festhalten, sondern verschiedene Element haben (z.B. bei einem jungen Pferd freies Fuehren ueben, gerne einfach mal auch ueber Stangen, damit die Beine sortiert werden muessen, gemeinsam spannende Dinge beglotzen gehen (die Schafe von nebenan, den Nachbarshund, der sich totklæfft, ankommende Autos mit ihren schlagenden Autotueren) Alltagsnotwendigkeiten ueben, wie Hufe geben, gerne auch mal alle vier Hufe nur von einer Seite aus geben lassen, Gegenstaende mit Pferd von A nach B schleppen, Springstangen scheppernd neben dem Pferd auf den Boden krachen lassen (natuerlich gaanz vorsichtig anfangen und die Gruseligkeit ganz vorsichtig steigern - niemals wirklich Angst ausloesen!!! etc....Die Aufbau- und Abbauarbeit mache ich also immer mit Pferd im Schlepptau, die eigentliche Arbeitszeit fuer das Pferd ist dann so gesehen recht kurz.
Dann hast Du auch gleich bessere Rueckkopplung. Meiner z.B. bietet,wenn ihm eine Sache zu viel oder zu anstrengend wird eine andere leichte Uebung an. Das wuerde die oben beschriebene Stute aber nicht machen. Da ist es mehr als schlau von selber die Uebungen zu wechseln.
Und damit zurueck zu Deiner Ausgangsfrage. Mit Abwechslung und zwischendrin Zeit fuer Stehen, Loben, Kuscheln kannst Du die Gesamtarbeitszeit laenger halten und brauchst nicht nach ein paar Minuten aufhoeren mit Deinem Pferd gemeinsam etwas zu machen. Und Du lernst Dein Pferd besser zu deuten. Damit kommst Du dazu, dass Du vielleicht mal einen Tag mit 20 Minuten hast und vielleicht mal einen Tag mit 3 Minuten und an so einem Tag lieber spazieren gehst (damit hast Du schnell wieder Deine 20 Minuten

) Und wenn Dir schon bei den Vorbereitungen auffaellt, dass Dein Pferd irgendwie vielleicht heute den Kopf nicht dafuer hat, dann halt eben an diesem Tag nicht. Oder du kommst dazu, dass Du heute auf einmal fast eine Stunde beschaeftigt warst, weil auch Dein Pferd gar nicht aufhoeren wollte. Meiner ist z.B. mal einfach mal auf dem Platz stehen geblieben und wollte nich zurueck zum Stall.
Insofern gebe ich Dir mehr als Recht, dass strikte Zeit- und Arbeitsplanvorgaben nicht so gut sind. Aber lieber weniger machen, als man als Mensch so moechte. Das Empfinden fuer Zeit und Anstrengung ist sehr unterschiedlich bei Mensch und Pferd.