Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

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sacramoso
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Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von sacramoso »

Grüß euch,

nach einer Tagebuchlektüre mußte ich bischen nachdenken und jetzt würden mich eure Erfahrungen und Vorstellungen zum Thema reiten lernen interessieren:
Wie war das bei euch als ihr angefangen habt? - Wie habt ihr "reiten gelernt"?
Wie sollte aus eurer heutigen Sicht/ Erfahrung ein idealer Reitunterricht für Anfänger aussehen?

Bin gespannt auf eure Beiträge.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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anouk
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von anouk »

Guten Morgen :winky:

ha, das ist mein thema ... bin nämlich ehrenamtlich ül im reitverein... ;)

zuerst mal fänd ich gut ausgebildete lehrpferde extrem wichtig, die auch immer wieder gut gymnastiziert werden (erfahrene reiter/rl)
daran scheiterts bei uns schonmal kläglich :heul:
dann für anfänger unbedingt einzelunterricht, am besten longe zum sitzen lernen u da spielerisch immer auch mal frei reiten probieren lassen
turnübungen find ich auch super, arbeite selber allerdings viel mit kindern die das auch einfordern, bei erwachsenen eher schwierig

didaktisch viel mit bildern arbeiten u auch mal den schüler "anfassen" & zeigen wo was wie gut sein könnte (schenkellage, fußsohle etc.)
ohne starre anweisungen, meines erachtens führen die eher zum verkrampfen, zb das beliebte "ferse tief!"

u was ich auch wichtig finde u was aus zeitgründen oft wegfällt ist das erlernen des umganges mit dem pferd ....
führen, putzen, satteln etc
ich weiß es von den höfen in der umgebung (kommst zum unterricht hin u steigst aufs fertige pferd) u merk es auch bei mir selber, wenn es zeitlich eng ausschaut putz u sattel ich schonmal. ist aber eig nicht sinn der sache dem schüler ein aufsteigfertiges pferd hinzustellen!

wie ich es gelernt habe :-)
kannst heute so nimmer bringen
mit 6 zu ferien auf den reiterhof geschickt, naja u dann am strick mit ins gelände (alle gangarten)...
u dort dann auch jedes we gewesen
ich könnt da stories erzählen .... sowas kannste aber im kinderbereich heute nimmer bringen

ganz krass find ich allerdings das ich bis zum studium nie mit hilfszügeln, außer martingal, in berührung gekommen bin. dann will ich im studienort reitstunden nehmen u bekomm zum satteln so ein geschnür dazu, da standen 1000 fragezeichen über meinem kopf!

das ist auch bis heute mein ansinnen, ich verwende aus prinzip in meinem unterricht keine hz!

hm ich hoffe das ist nicht zu chaotisch? ansonsten nachfragen ;)

:wave:
grüßele anouk :schaf:
Lisa-Marie

Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von Lisa-Marie »

Huch - willst Du nun unter die Reitlehrer gehen :breitgrins2: ?
Meine Erfahrung waren (vor 30 Jahren): 2 Longenstunden und dann ab in die Halle zum frei reiten auf den unterschiedlichsten (mehr oder weniger ausgebildeten) Schulpferden. Wirkliche Fortschritte hab ich erst gemacht, als ich EIN Schulpferd dauerhaft über mehrere Monate "hatte" und wir einen RL hatten, der sich gut auf den Einzelnen konzentrieren konnte (und die RS nicht so voll waren).
Noch besser wurde es, als ich auf Privatpferde umgestiegen bin, die schon was konnten (ach was....)

Meine Idealvorstellungen wären: Sitzlongen Sitzlongen Sitzlongen und ein RL, der nicht nur erklärt, wie was aussehen soll, sondern vor allem WIE MAN DA HIN KOMMT und WIE SICH DAS ANFÜHLT!
Dann fein gerittene und gut ausgebildete Schulpferde in KLEINEN Gruppen.

So etwa?
Gentiana
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von Gentiana »

Ich hab ziemlich spät mit dem Reiten angefangen, erst mit 14 J.
Einmal war ich an der Longe und beim nächsten mal bin ich am "Bändel" bei einer Schrittrunde mit in´s Gelände geritten. Das war toll damals, da es auch meiner Vorstellung von Reiten entsprach... Auf dem Platz herumkringeln oder nur Springen wollte ich nämlich nicht.
Es folgten dann Einzel-Longenstunden, freies Reiten auf dem Reitplatz (z. T. aber auch in der Abteilung) und Gruppen-Geländeritte (angepaßt an das Können der Reiter). Parallel dazu haben wir im Stall geholfen und den Umgang mit den Pferden erlernt. Dazu gehörte neben den Stallarbeiten auch das Putzen vom Lederzeug, wobei wir gleich die verschiedenen Ausrüstungsgegenstände kennenlernten.
Schön war, dass wir erst mal ein "festes" Pferd reiten und pflegen durften. Beim Aussuchen hatten wir auch Mitspracherecht :mrgreen:
Ich muss sagen, dass das gut war, um Vertrauen zum Pferd aufzubauen und die frühen Geländeritte haben mir schnell einen sicheren Sitz beschert.

Wie anouk schon schrieb, finde ich es auch sehr wichtig, dass Reitschüler neben den Bedürfnissen eines Pferdes auch den alltäglichen Umgang erlernen sollten. Longe, Einzelstunden und Gruppenstunden im Wechsel finde ich sinnvoll. Die Schüler sollten auch das "Sehen" lernen, also auch mal gezielt zugucken, wie sich so ein Pferd unter dem Reiter bewegt und was es für Auswirkungen hat, wenn der Reiter da oben "etwas macht".
Das die Pferde geeignet sind und der RL dem Schüler auch etwas vermitteln kann, setze ich mal voraus....
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Cate
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von Cate »

Meine Erfahrungen - gut 40 Jahre alt :ohhh: - im Kindergartenalter auf einem bissigen Ex-Zirkuspony, einem kleinen Welsh-Mountain :herzi: , mit Voltigieren angefangen, das durften wir nie selber putzen & fertigmachen, weil er so bissig war, aber im Kreis galoppieren konnte er gut. Und buckeln - trotzdem schon ziemlich fortschrittlich für die 70er Jahre :mrgreen: Danach das übliche Abteilungsreiten mit oft 10 Reitern in der Stunde, wir Kids auf bockigen, durchgehenden Haflingern - seitdem hab ich eine Haflinger-Allergie, wunderts wen? :whistle: - am gefürchtetsten war das "einzeln angaloppieren", da sind uns die Beasties immer abgeschossen - und haben uns abgeschossen :kicher:
Trotzdem bin ich dabei geblieben, durfte irgendwann die etwas besser ausgebildeten großen Schulpferde und dann Privatpferde reiten, war in den Ferien auf Reiterhöfen :galopp: oder bei meiner Großtante, die mich gnadenlos gezwiebelt hat :anbet:
Irgendwann wechselte ich im Anhang von ein paar Privatpferdbesitzern in einen großen, privaten Turnierstall, in dem nicht nur namhafte Trainer ein- und ausgingen, sondern auch immer mehr Pferde als Reiter da waren, da war ich dann sozusagen "Arbeitsreiter" und ich dann wirklich viel gelernt. :-)


Meine Vorstellungen? :sigh:
Für Kinder eher in Kursform, und erst einen Basic-Kurs der nur aus Kennenlernen, Umgang, Führen & Bodenarbeit besteht, dann geführtes Reiten mit Turnübungen, Longenstunden, geführtes Reiten im Gelände, freies Reiten mit Geschicklichkeitsübungen, alles in kleinen Gruppen. Und dann erst über traditionellen RU nachdenken.
Für Erwachsene ebenfalls erst Bodenunterricht, Kennenlernen, Umgang, Bodenarbeit in Kleinstgruppen mit 2-3 Schülern, dann Longenunterricht (einzeln), sobald sie halbwegs sattelfest sind auf einem zuverlässigen Pferd als Handpferd mit ins Gelände .... sie süchtig machen, damit sie die "Schinderei", die irgendwann halt doch kommt, auf sich nehmen :engel: Später dann ein abwechslungsreiches Programm aus Sitzunterricht, Geschicklichkeitsübungen, auch immer wieder Bodenarbeit, Ausritten auf einem Handpferd, als Einzelunterricht, oder höchstens zu zweit. Alternativ auch immer wieder mal Intensivwochenenden in Kursform für besonders Wissendurstige.
Prinzipiell würde ich die Reitzeit für Anfänger auf ca. die Hälfte der Unterrichtszeit beschränken, und so jedes Mal Zeit für Theorie, Basics etc. einplanen.

Tja, so meine Idealvorstellungen :mrgreen:
In der Praxis handhabe ich das so, das ich prinzipiell nur Einzelunterricht gebe und meine Unterrichtszeit immer gleich viel kostet, egal ob es nun Bodenarbeit, Longieren, Reitunterricht oder sonstiges ist. Ein paar Minuten Theorie gibts meist noch obendrauf, und ganz oft auch Hausaufgaben für meine Reiter - allerdings unterrichte ich derzeit nur zum Spaß, ich muß (will) damit nicht ernsthaft Geld verdienen. :-)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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anouk
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von anouk »

idealvorstellungen sind was schönes :-n
habe ich auch

aber u das ist grad auch find ich im osten ... die krux
das will keiner bezahlen
ich bekomme nun bspw gar kein geld, es ist meine freizeit u ich habe schon verhältnismäßig hohe ansprüche wie ich etwas vermitteln will
und dann hast da ein kind mit eltern die 30 min bezahlen fürs reiten!, die wenigsten tolerieren es wenn man da noch theorie o gar bodenarbeit einfügen will, fürs geld soll bitte auf dem pferd gesessen werden.
die zeit drumherum die ich dem schüler beibringe ist eh unbezahlt, gehört doch dazu.

wenn ich mir nun überlege das das ganze 10€ veranschlagt fürchte ich wir sind gnadenlos zu billig. die krux daraus wieder ....
wir können uns keine gut ausgebildeten schulis leisten

wie machst du das cate? hast du schulpferde o haben deine schüler pferde?

ansich macht unterrichten großen spass, aber wenns passende material so ein bissl fehlt wirds schon schwierig
grüßele anouk :schaf:
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Cate
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von Cate »

:five:
und sie muss es auch geben, sonst ändert sich ja nie etwas :shifty:


Ich habe den großen Luxus, nur Leute auf ihren eigenen Pferden zu unterrichten - und ja, das ist ein großer Luxus und das weiß ich auch. :-)
Ich glaube auch nicht, dass es hier in den Reitschulen anders zugeht als bei euch Thema hier sehr spannend. Ob ich wirklich jemals selber Schulpferde haben werde, um darauf zu unterrichten, keine Ahnung :nix: Im Moment arbeite ich ja noch außer Haus, und das ist gut so! ;) , immerhin, den eigenen Stall haben wir schon, was die Zukunft bringt lass ich mal auf mich zukommen. :ohm:
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kolyma
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von kolyma »

Reiten lernen ^^

Als ich sieben Jahre alt war, hatte meine Nachbarin eine kleine Shetty-Zucht. Und zwar die Reitshettys, die etwas Größeren. Ich verbrachte jede freie Minute bei den Shettys. Außerdem bekam ich mal ne Zehnerkarte für die Reitschule in der nächsten Stadt. Dort saß ich vielleicht einmal in einer Longenstunde, danach gings sofort ans Abteilungsreiten. Ich ritt entweder den "großen Charlie" oder den "kleinen Charlie" oder ein großes Shire-Horse namens Pasquale der in der kleinen Halle qasi nicht anzugaloppieren war.
Am Wochenende bin ich öfters zu nem Reiterhof gefahren worden und dort konnte man sich Pferde zum Ausreiten ausleihen. Bin dort auch mal einen Hengst geritten, der sich - mit mir oben drauf - über eine kleine Ponystute hermachte, auf der gerade ein kleines Kind saß, die vom Vater des Kindes geführt wurde und der sein Kind noch schnell von dem Stütchen runter reißen konnte, da ich ja keine Kontrolle über den Hengst hatte.
Später ritt ich dort auch mal eine Stute mit Fohlen bei Fuß. Als das Fohlen trinken wollte - mitten auf einer Straße - produzierten wir auch mal einen Blechschaden an einem Auto, weil die Stute mit den Hinterbeinen auf die Motorhaube des heranfahrenden Hofbesitzers stieg...

Wenn ich heute daran zurück denke, weiß ich nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Mit Reiten hatte das wirklich rein gar nichts zu tun. Aber ich war der Ansicht, dass ich mit meinen popeligen 10 Jahren die absolut größte Reiterin auf den Planeten sei ^^


Etwa fünf Jahre später bekam ich - zufällig und unter absolut glücklichen Umständen - die Reitbeteiligung auf einem damals 23jährigen belgischen WB-Wallach mit S-Dressur-Vergangenheit und schwerer Arthrose. Ich ritt mit dem alten Herren viel im Gelände und ab und an kam der RL der Besitzerin und unterrichtete mich. Da durfte ich das erste Mal auf einem piaffierenden Pferd sitzen. Sitzen ist gut, denn ich habe bis heute keine Ahnung wie das gehen soll - mein RL ließ das Pferd an der Hand piaffieren und ich - Teenygöre - saß glückseelig grinsend auf meiner RB, die kurze Zeit später mein Pferd wurde. Ich stand also da - 15 Jahre alt - ein eigenes Pferd, kaum noch reitbar und ich hatte null Ahnung und plötzlich viele Tierarztkosten. Das Ganze Trauerspiel dauerte zwei Jahre, bis es finanziell nicht mehr ging und ich das Pferd schweren Herzens abgeben musste. Trotzdem war ich sehr glücklich mit meinem feuerroten Siox - immerhin lernte ich auf ihm ein bisschen reiten. Ich lernte sogar wie man fliegende Galoppwechsel reitet und das war schon echt viel! Dennoch hatte ich natürlich null Ahnung von Gymnastizierung und warum man das überhaupt alles macht. Dennoch glaube ich, dass der alte Mann, der immer sehr nachsichtig mit mir war und meinen Diletantismus geduldig ertragen hat, ganz froh war, noch so viel kindliche Aufmerksamkeit zu bekommen...

Nachdem ich Siox als Beisteller abgegeben habe, war das Thema Pferd und reiten für mich erledigt. Zwischendurch hatte ich einen ernsten Reitunfall als ich mal wieder auf ein Leihpferd stieg und einmal war ich noch mit einer Arbeitskollegin, deren Eltern einen Pferdehof hatten im Schritt ausreiten.

Erst etwa 12 Jahre später saß ich wieder ernsthaft in einem Urlaub in Schottland auf Pferden.

Danach wollte mein Mann unbedingt reiten lernen. Also klapperten wir verschiedene Reitschulen ab. Wir gerieten natürlich erst mal an so eine ganz "klassische" Reitschule - vorne ziehen, hinten draufhauen. Gelernt haben wir wenn, dann nur das Falsche.
Ich weiß nicht wie es kam, aber eines Tages sah ich eine Anzeige vom Neindorff-Institut in Karlsruhe und wir meldeten uns für eine Sitzschulung an. Immerhin habe ich mich zwischenzeitlich belesen...
Und dort eröffnete sich für mich wahrhaftig eine neue Welt. Parallel legten wir uns beide Reitbeteiligungen zu. Mein Mann auf einer älteren, sehr tempermanetvollen Württemberger-Stute und ich auf einen Tinker, der mich vor meine größte Herausforderung bis dahin stellte. Balu war wirklich mein Schicksalspferd und ich bin ihm heute noch unendlich dankbar für alles was er mich gelehrt hat.

Richtig reiten gelernt habe ich aber tatsächlich auf Nero. Wir waren vielleicht gerade einmal dem absoluten Anfängertum entwachsen als wir uns ein rohes Pferd kauften. Natürlich kamen wir dazu wie die Jungfrau zum Kind, denn nach Aussage der Besitzer war Nero ein gut gerittenes Pferd... Aha...
Eine erste RL schmiss angesichts unseres Sturbocks erst mal die Flinte ins Korn.
Schlussendlich haben wir jetzt eine sehr strenge FN-Trainerin, die nach klassischen Grundsätzen arbeitet und für die die sinnvolle Gymnastizierung des Pferdes im Vordergrund steht. Und seit etwa drei Jahren kann ich sagen - ja, ich lerne tatsächlich reiten!!!!


Es gibt ja viele Wege nach Rom, für mich hat sich aber das ganz klassische System von Einzelunterricht mit konsequentem Arbeiten nach Ausbildungsskala das Meiste gebracht. Das deutsche, klassische Dressursystem ist für mich das Beste. Es ist ein System mit einem klaren Aufbau und klaren Lösungen für viele Probleme. Die Übungen bauen aufeinander auf und machen Sinn. Ich bin ja sowieso ein eher stukturiert lernender Mensch und brauche auch einen Trainer der mir motiviert und auch ehrlich kritisiert.

Geholfen dabei hat mir auch meine frühere Tanzausbildung. Ich hatte da auch schon einen Tanzlehrer, der sehr ehrgeizig und akurat war. Ich kann absolut nichts mit gebauchpinsel anfangen. Wir haben auch so eine RL am Hof, die permanent sagt: "das sieht schon echt toll aus!!!" obwohl es Kraut und Rüben ist. Ich mag mich nicht anlügen lassen, nur damit ich mich gut fühle. Eine Übung macht - wie beim Sport - für mich nur Sinn wenn sie richtig ausgeführt wird. Ich glaube aber, da bin ich ne große Ausnahme ^^. Ich glaube der Typ RL, den ich habe, ist heute nicht mehr gefragt.
Bild Geduld ist die hohe Kunst sehr langsam wütend zu werden...:ohm2: :sofort:


"Besser wenig und das Wenige gut."Egon v. Neindorff

leidenschaftliche Pferdefotografie: https://www.facebook.com/melanie.viereckel.photography
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Nelchen
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von Nelchen »

Uiiii, wenn ich meinen Reitkids erzähle, wie ich reiten gelernt habe, können sie nicht genug bekommen von den Gruselgeschichten! :lol: Irgendwann vor Jahren grundausgebildete Zuchtstuten wurden an die Longe genommen und man wurde draufgesetzt. Anfangs auf die etwas ruhigeren, die aus dem Renntrab nicht in den Galopp fielen und später dann, musste man ja auch galoppieren können! War diese Hürde gemeistert, man war oben geblieben und hatte das reiten noch nicht aufgegeben, wurde man einem Turnierreiter als "Jugendreiter" zur Seite gestellt. Irgendwann kam die Longe ab und man saß völlig verloren auf einem 165cm Ross auf einem 150 x 100m großen Reitplatz, der zudem noch mit Hindernissen vollgestellt war.Ich kann mich noch gut an meinen ersten Alleinritt erinnern. Die Bremsen versagten, servo auch und er endete für mich im und für das Pferd vor dem Trakehner Graben! :whistle: Immer Sonntags war nach dem Galopp in der Abteilung (ca. 6-8 Pferde), wenn man denn als Anfänger überlebt hatte(das hat niemanden interessiert, ritt man frei, konnte man auch galoppieren, fertig!) , mussten dann noch Hindernisse übersprungen werden. Die Fortgeschrittenen mehrere, die Anfänger mindestens eins. Ich gehörte zu der Kategorie "ängstlich", die nicht weiter gefördert wurde im Springen, weil es eben auch vor kam, dass man runterfiel. :| Immerhin wurde ich heim gebracht, weil ich nach einem Sturz nicht mehr wusste, wer ich war und wo ich wohnte! Als mein Gedächtnis wieder funktionierte, fand ich auch den Weg in den Reitstall wieder! :mrgreen: Das war vor 30 Jahren.

Heute unterrichte ich Kinder u. Erwachsene, wie ich mir das früher gewünscht hätte. Im Grunde so, wie sich Cate das wünscht.
Ich habe immer im Hinterkopf, dass die Kids evtl. später Pferdebesitzer sein könnten und ich möchte, dass diese Pferde verstanden werden und es ihnen gut geht. So lernen die Kids viel über Kommunikation und Zeichensprache, Körperbeherrschung, Ausdruck, Pferdeverhalten usw. Anfangs sind Einzelstunden Pflicht, danach, wenn führen und selbstständiges "kümmern" funktioniert, haben 2 Kinder zusammen "ihr" Pferd, welches zu ihnen passt. Das ergibt sich witziger Weise ganz von selbst. Ich lasse vieles "geschehen"und die Kids arrangieren sich ganz von selbst. Ich habe auch festgestellt, je fitter sie werden in der Kommunikation und Interaktion mit dem Pferd, um so besser wird ihr Sitz, ohne dass da groß herumerzogen wird. Das ist spannend! Es macht jedenfalls Freude, die Kinder und auch Erwachsenen zu sehen, wie sie das Zusammensein mit dem Pferd genießen, sie daraus Kraft schöpfen, wenn sie Tränen in den Augen haben vor Glück, wenn sie Einheit erfahren dürfen.
Der Nachteil: Reich wird man nicht damit! Auch wenn die Nachfrage groß ist und ich sie nicht immer befriedigen kann. 3 Reitstunden hintereinander mit wechselnden Reitern gibts bei mir nicht. Eine Einheit dauert 2 Stunden, die Gruppenstärke ist max 6 Kinder/ 3 Pferde, oder 4 Reiter/4 Pferde. Lässt man 6 Pferde, ein Ar*****dem anderen nachlaufen, aller 45min neue Reiter und das 3 Stunden lang, ist der Profit höher! :?
LG Katrin

Ein Tänzer scheint nur denen verrückt, die die Musik nicht hören.
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Lottehüh
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Re: Reiten lernen für Anfänger - Erfahrungen, Idealvorstellungen

Beitrag von Lottehüh »

Freizeitpferd, erstmal 2-3 Stunden Longe, dann auf abgegraster Wiese frei im Schritt und dann auch Trab. Dann viele Ausritte in allen Gangarten, Galopp die ersten 2 mal am Strick.

Später wieder mehr auf der abgegrasten Koppel "Dressur".

Toll fand ich, dass ich immer Stall (Offenstall) mit machen musste, das heißt, ich habe auch gelernt, was es bedeutet, ein Pferd zu versorgen. Die Pferde sind immer im Sommer komplett draußen auf unterschiedlichen Weiden. Wir sind immer zusammen hingefahren und jeder hat sein Pferd fertig gemacht. Also komplett das drumrum auch gelernt. Und vor allem waren das - ich sag mal - bitte nicht falsch verstehen - "richtige" Pferde. Eine Herde, ohne groß Wechsel, die immer frei zusammen lebt. Keine gebrochenen, zusammengebundenen Pferde, die halt ihre Runde trotteten. Sie waren sicher nicht perfekt ausgebildet, und ich bin es auch nicht. Aber es war so real - wenn ihr versteht, was ich meine. Ich habe so viel gelernt. Ich war der erste Reitschüler, eine Freundin von mir kam dann noch dazu.
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
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