Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

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jella
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von jella »

...habe diese Seite gefunden und fand das sehr interessant!!!

http://herzenspferd.de/pferd-exterieur/ ... ign=buffer
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kolyma
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von kolyma »

Ein sehr interessanter Artikel - wobei ich mit machen Aussagen vorsichtig wäre...
Idealerweise hat der Hals eine schön geschwungene Oberlinie mit dem Genick als höchsten Punkt. Es sollte kein stark ausgeprägter Unterhals vorhanden sein – der kann oft durch falsches Training mit zu viel starkem Zügeleinsatz entstehen.
Der Unterhals kann durchaus eine Veranlagung sein. Man kann oft bereits bei manchen Fohlen einen sehr ausgeprägten Unterhals sehen. Auch macht starker Zügeleinsatz per se keinen Unterhals. Ein Unterhals entsteht vor allem, wenn das Pferd mit Nase deutlich vor der Senkrechten und hoch gerektem Kopf seine Runden dreht. Da ist der Zügel meistens gar nicht ausschlaggebend. Ich sehe im Gegenteil viel, viel schlimmere Unterhälse wenn die Pferde nicht in Anlehnung geritten werden und am losen Zügel durch die Gegend gezuckelt werden.
Gerade diese Aussage ist in meinen Augen einfach nur zu kurz gedacht.

Bei dem Paso-Fino steht noch folgendes:
Es zeigt sich ein leichter Unterhals, die Ganaschenfreiheit scheint nicht sehr hoch zu sein. Das kann es dem Pferd erschweren durchs Genick zu gehen.
Das ist auch etwas irritierend. Das Pferd scheint enge Ganaschen zu haben, weil bereits bei entspannter Haltung die Ohrspeicheldrüse zu sehen ist. Das hat mit dem Unterhals überhaupt gar nichts zu tun.

Lustiger Weise stellt sie dem Paso Fino (weil er so süß ausschaut???) ein überraschend gutes Zeugnis aus. Ich hätte auf alle Fälle auf den sehr hoch angesetzen Hals hingewiesen, sowie die offenbar anfällige Rückenlinie. Dass dieses Pferd sich evt. leicht versammeln lässt sehe ich auch nicht so. Aufgrund der Halsung ist das Pferd schwer in die Tiefe zu reiten und dürfte dazu neigen hinten raus zu treten. Er hat fast ein Friesengebäude und da wissen wir ja, dass Versammlung (reelle) ein schwerer Weg ist, denn primär muss man diese Pferde auch erst mal in die Tiefe arbeiten. Das Pferd hat auch so gut wie keinen Widerrist, der - was das Aufwölben des Rückens angeht, eine sehr große Rolle spielt. Also sooooo harmonisch ist dieses Pferd definitiv nicht gebaut.

Aber im Großen und Ganzen finde ich den Artikel sehr lesenswert.
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jella
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von jella »

kolyma hat geschrieben:Lustiger Weise stellt sie dem Paso Fino (weil er so süß ausschaut???) ein überraschend gutes Zeugnis aus.
Jo, das ist mir auch aufgefallen!!!
Aber ich habe mich gar nicht an ihrer Aussage orientiert, sondern an den Zeichnungen u. die daraus resultierenden Aussagen.
Das machte mir viele Baustellen, die wir immer wieder haben, sehr viel klarer! Der Rücken u. die Rückständigkeit ihrer Hinterbeine. Steile Schulter u. Raumgriff, etc. Das fand ich gut erklärt! Ich habs nicht so mit dem "Sehen", kann sagen, gefällt mir oder gefällt mir nicht. Mir fällt aber oft nicht auf, warum das so ist.
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von ehem User »

Hier mal noch ein Artikel der Autorin des Buches, was Cate am Anfang empfohlen hatte:

http://www.equimondi.de/magazin/176-pfe ... s-training
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Okapi
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von Okapi »

Schade, dass das Thema etwas eingeschlafen ist, ich finde das sehr spannend :) Mag vllt noch jemand was genaueres zu dem Buch sagen? Ich schleiche da schon eine weile drum herum, aber wenn da nur so Allgemeinplätze drin sind wie vermehrt Seitengänge oder so, wäre es nicht so sinnvoll :lol: .

Ich habe außerdem ein Foto von meinem Spanier mitgebracht und würde mich über Einschätzungen freuen :)
Bild

Wir kämpfen etwas mit dem Speck, wie man sieht...er hat leider im Winter durch Haltungsumstellung und längerer Krankheit meinerseits zugenommen und nun haben wir den Salat...glücklicherweise sind seit dem Frühjahr doch trotz Weide schon einige Pfunde gepurzelt, der nächste Wiegetermin ist dann im September.
Ich finde in inzwischen gar nicht so unharmonisch. Den Hals ist zwar kurz, aber im Vergleich zum Rest kommt er mir schmal vor, dazu eher tief angesetzt, wenig Ganaschenfreiheit, aber leichtes Genick. Der Kopf ist etwas groß geraten (für einen Spanier hat er echt nen Quadratschädel). Der Axthieb hatte er schon immer, der hat sich gerade im letzten Jahr aber deutlich reduziert (auf dem Foto hat er übrigens eine Schwellung durch einen Stich in der Region, daher sieht das da grad bisschen komisch aus). Er hat außerdem ein sehr geraden Rücken mit strammer Lende, fast ein bisschen karpfig. In der Bewegung wird sein Rücken manchmal ein einziger Strich - das sieht echt unheimlich aus. Den Widerrist anzuheben, fällt ihm dafür unheimlich schwer. Die HH könnte vllt auch besser gewinkelt sein, das zu beurteilen, fällt mir echt schwer. Dazu kommt, dass er wahninnig instabil und beweglich ist und Ausweichmanöver ohne Ende auf dem Kasten hat. :roll:
Spaniertypisch fällt er gern in den Bollerwagenmodus: oben fest, unten rollen =P . Raumgriff ist nicht so seins. Entweder geht gutes Tempo mit möglichst laaangem Hals (gern auch möglichst tief) oder Kopf hinstellen und trippeln. Ich muss ihn quasi beim jedem Ritt neu dazwischen einpendeln. Er rollt sich dafür sehr schnell auf und/oder wird klemmig. Das hängt u.a. auch mit seinen Problemen in der BWS zusammen, da hat eine tolle Physio uns schon gut geholfen. Großbaustelle ist der Galopp. Da merkt man richtig, wie er den hinteren Rücken aufwölbt, die Bewegung vorne stecken bleibt und er nicht schafft, sich vorne anzuheben, da kommt dann eher ein bergab-Galopp raus. Er ist auch mit Sätteln sehr empfindlich, wenn er denkt, er kann so nicht laufen, bleibt er im Zweifel halt stehen :roll: .
Würde mich freuen, wenn jemand seinen Senf dazugeben möchte :-D .
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von ehem User »

Um Gemeinplätze brauchst du dir in dem Buch keine Sorgen machen.
Du kannst ja mal in den Artikel schauen, den ich oben verlinkt habe - wenn dir das nicht gefällt, brauchst du das Buch vielleicht nicht kaufen. ;)

Sie geht genau darauf ein, was man bei welchem Pferd vielleicht besser lassen oder nur vorsichtig bearbeiten sollte; auch auf zusammenhängende Exterieurgeschichten (zB kurzer Rücken und stramme Lende oder auch tief angesetzter Hals und langer Rücken) geht sie ein.
Grundlagen der Einzelteile des Pferdekörpers (Anatomie/Biomechanik) sind anfangs nochmal erklärt.

In meinen Augen schildert sie da recht detailliert Trainingspläne und betont immer wieder, dass meist das Pferdeverhalten Ursache in den körperlichen GEgebenheiten hat.
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von kolyma »

Ich finde den Hals nicht zu kurz und die Ganaschenfreiheit absolut ausreichend. Da liegt in meinen Augen überhaupt kein Ganaschenzwang vor.
Lende und Rücken finde ich aber so problematisch, wie von dir geschildert.

Ich kann das Buch "steile Schulter - kurzer Rücken" von Christine Hlauscheck empfehlen. Mittlerweile hat dieses Buch auch meine RL gekauft. Ich fand zwar beim Lesen des Buches bereits, dass die Ansätze die selben sind wie die meiner RL, aber scheinbar konnte sie da auch noch einiges mitnehmen.
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von Okapi »

Na dann werde ich das Buch doch mal näher in Betracht ziehen :D

Da bin ich ja froh, dass ich ihn doch nicht so falsch eingschätzt habe. Vllt ist meine Wahrnehmung durch die langhälsigen WB verschoben :D Ganaschenzwang hätte ich jetzt auch nicht gesagt, aber auf mich wirkt der Bereich schon etwas eng. Oder es liegt daran, dass das alles bei ihm immer so schwammig ist. Er hatte auch häufig Probleme mit geschwollenen Ohrspeicheldrüsen, was dieses Jahre erstaunlicherweise zum ersten Mal nicht aufgetreten ist.

Hat vllt noch jemand sonst einen guten Tip bzgl. der Galopparbeit? Ich mache viel Stangenarbeit an der Longe und lasse ihn kleine Reihen springen, an das Springen unter dem Reiter traue ich mich irgendwie nicht, solang er mit dem Galopp so hadert. Vor allem, da er lieber drumherum geht, wenn er die Wahl hat ;) . Freispringen will kaum jemand außer mir, da ist mir der Aufwand zu hoch. Zudem kommt kaum Bewegung im Rücken an, da ruhig mitzugehen, fällt mir schwer, obwohl ich andere Pferde durchaus gut galoppieren kann. Man merkt halt irgendwie so gar nichts. An der Longe nimmt er die Stange gut, unterm Sattel fühlt er sich da schwerfälliger an. Korrekte Seitengänge reiten, ist auch schwer durch seine Beweglichkeit, er mogelt, wenn möglich, mit jedem Schritt.
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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von kolyma »

Was für Tipps möchtest du?

Wir galoppieren sehr viel. Natürlich im Gelände aber auch auf dem Platz. Der Galopp lässt sich wirklich wunderbar durch Galopp verbessern. Ich tippe auch immer wieder mal - wenn ich auf dem Zirkel galoppiere - das innere Hinterbein im Takt mit der Gerte an um ihn zum vermehrten Untertreten und durchspringen zu animieren, was er auch sehr gut annimmt.

Sehr gerne üben wir uns auch am Zügel aus der Hand kauen im Galopp - das rundet wunderbar die Oberlinie. Wir machen das vor allem gegen Ende der Einheit.

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Re: Exterieurmängel = Rittigkeitsproblem - Lösungen?

Beitrag von Okapi »

Von wegen kein kurzer Hals :lol:

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